Michel hat sich neulich im Stoffladen in den Kopf gesetzt, ein Kuschelkissen aus extrem flauschigem Kunstleder in hellblau haben zu wollen. Dass es Kunstleder ist, war Herrn Rabe gar nicht klar, und der war mit Michel im Stoffladen und ließ sich breitschlagen. Zum Glück habe ich allerdings Ledernadeln geerbt, weshalb das kein Drama war. Was niemandem klar war, war dass das Zeug an den Schnittkanten höllisch fusselt. Aber Michel ist ein guter Staubsaugerhalter. Trotz sofortigen Versäuberns musste er den Staubsaugerrüssel quasi vor meine Nase halten, damit ich nicht jede Menge winziger Plastikfussel einatmete. Einige kamen aber doch in Hals und Nase an und kratzen seitdem da rum. Das ganze Gefussel stresste mich so sehr, dass ich mir in die linke Zeigefingerkuppe nähte und nur dank der dicken Hornhaut vom Geige spielen an der Fingerspitze kein Blutbad veranstaltete. Jetzt ist da eine Kerbe in der Hornhaut, aber sonst nichts. Es hat nicht mal geblutet, gerade so. Gelernt habe ich: die Ledernadeln sind scharf. Kunstleder mit Flausch fusselt absurd. Weil Flausch auf Flausch auch rutscht, kann Michel das nicht selbst. Michel sollte nicht in Stoffläden gelassen werden. Und wenn ich Lungenkrebs kriege, weiß ich wenigstens, warum.
Der Stoffrest wohnt jedenfalls erst mal in einer zugeknoteten Plastiktüte.
Michel ist sehr happy mit seinem Kissen. immerhin etwas.