Tag 2617 – 2/3.

Ganztagsseminar mit der Arbeit überstanden. War zum Teil sogar recht interessant, es gab einen unterhaltsamen und interessanten Vortrag über Digitalisierung und „künstliche Intelligenz“. Die Anführungszeichen sind da, weil das eigentlich ein nichtssagender Sammelbegriff für alles mögliche von Regressionsanalyse bis VR ist. Der Vortragende konzentrierte sich im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz auf machine learning und deep learning und was man da seiner Meinung nach (die Meinung ist schon recht fundiert, der ist Professor für Soziologie und forscht seit vielen Jahren an Digitalisierung) innerhalb von Medizin und Pharmazie schon recht bald sehen wird – unter anderem, weil es andernorts schon gemacht wird. Sehr interessant und ein bisschen gruselig.

Abends war ich in der ersten Ausschusssitzung meines Lebens. Ich bin aus Gründen jetzt im kommunalen Ausschuss für Gesundheit, Pflege und Prävention. War ja noch nicht genug zu tun, ne? Jedenfalls wundert mich jetzt gar nicht mehr, warum die heutige Politik für alte Leute gemacht zu sein scheint, denn sie ist VON alten Leuten gemacht. Ich war die jüngste, zumindest nehme ich das an, eine andere, die aber nur Stellvertreterin ist, hatte auch grad vorher ihr Kind zum Korps gebracht, dürfte also grob in meinem Alter sein. Zwei weitere Mitglieder in dem Ausschuss sind so Anfang bis Mitte 50 und der Rest (so 10 Menschen) sind Rentner*Innen. Ich war wirklich geschockt. Dabei ist es ja klar, denn wann im Leben hat man schon Zeit für sowas? Sitzung mitten in der Woche von 18:00 bis 21:30, also nach einem kompletten Arbeitstag und zu der Zeit, in der Menschen in meinem Alter Kinder herumfahren, abfüttern, Hausaufgaben machen und ins Bett bringen. Natürlich sollte man vorher noch die Dokumente gelesen haben, haha. Immerhin kann ich dank meines Jobs sehr schnell lesen und on the fly Inhalte erfassen und mitdiskutieren, sowie kompetent auftreten ohne dafür eine Basis zu haben. Jedenfalls haben normale Leute in meinem Alter unter diesen Bedingungen keine Möglichkeit, sich in derlei Aktivitäten einzubringen. Eigentlich hab ich die ja auch nicht. Also erst das System ändern – Sitzungen zu normalen Tageszeiten und man wird von der Arbeit dafür freigestellt und von der Kommune für den Verdienstausfall entschädigt wäre ein Vorschlag von mir – dann eine U40-Quote einführen. Wir haben eine Frauenquote, warum also nicht begrenzen, wieviele Rentner*Innen man problemlos in Ausschüssen und Räten platzieren kann.

6 Gedanken zu “Tag 2617 – 2/3.

  1. Sunni schreibt:

    Ich wäre generell für eine dem prozentualen Bevölkerungsdurchschnitt entsprechende Quotierung. Jede Gruppe kennt ihre Probleme am besten. Doof ist, dass man früher auch immer über die Dinge, die ältere Menschen betreffen, zumindest geschmunzelt hat. Dazu kommt, dass eben diese Menschen ja heute sehr viel länger arbeiten als früher und dazu doch großteils recht fit in PCdingen und Ähnlichem sind. Natürlich nicht alle. Aber Leute, die nicht fit sind…Haben die Zeit oder Interesse für und an solchen Aktivitäten? Schwieriges Problem, zieht sich ja durch alle Bereiche des Lebens. Ich finde es gut, dass Sie das machen: WEIL auch in Ihrer Altersgruppe gibt es eben wenige, die tun, aber viele, die genau wissen, was gut und nicht gut ist…GlG

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  2. simonsfossy schreibt:

    Jo, das sind bei uns auch so die Zeiten für Ausschussitzungen. Allerdings kannst du dich hier von der Arbeit freistellen lassen und bekommst dann dein Geld trotzdem.
    Letztwähler scheinen bei uns ein paar weniger zu sein. Der Großteil ist allerdings schon so zwischen knapp 50 und 60, denke ich.
    Immerhin haben wir eine sehr junge Bürgermeisterin. Ob das gut ist, wird sich rausstellen…..Oft haben wir den Eindruck, dass sie doch eher Spielball ihrer Partei ist.

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  3. Sarah schreibt:

    Ein großes Problem in der Kommunalpolitik! Hier in Hamburg wurde seit Corona viel auf online-Ausschüsse umgestellt. Und zumindest „meine“ Bezirksversammlung ist links der CDU sehr jung und macht Anträge zu „oben ohne im Freibad auch für Frauen“ etc. Aber es ist immer noch ein Popo voll Arbeit für eine sehr kleine Aufwandsentschädigung.

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  4. Kerstin schreibt:

    Ach wie schön, willkommen kommunale Ausschusskollegin. Ich leite sogar einen, und das ist als so mittelalte Frau mit Grundschulkindern unter Rentnern (nein, ein Berufstätiger ist dabei), eine nicht gerade öde Kombination. High five dafür, dass du die Dokumente liest (wenn das nur jeder machen würde) und auch den Mund aufmachst (man sollte nicht ahnen, wie viele das schweigend absitzen) (vielleicht weil sie die Dokumente nicht gelesen haben?).
    Und ich freu mich auch über die kommentierenden Frauen hier. Aber insgesamt ist das nervenzehrenste, familienunfreundlichste Ehrenamt das ich je inne hatte, und ich würde es keiner empfehlen, obwohl ich es selbst mache, und so gern viel mehr Fraueninput sehen würde.

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