Tag 2846 – Kultur und andere Qualitätszeit.

Pippi hat sich schon länger einen „Vater-Tochter-Abend“ gewünscht. Das beinhaltet in ihrer Vorstellung, dass Michel und ich uns irgendwie verflüchtigen. Letzte Woche hatte ich dann den nahezu spontanen* Einfall, das Konzert des Korpes der Janitsjar des Lieblingskollegen anzuschauen, weil ich eh Geigenunterricht in Oslo hatte und da könnte man ja danach da vorbei. So dachte ich. Herr Rabe schlug vor, dann doch Michel mitzunehmen, dann könne er mit Pippi Vater-Tochter-Dinge tun. Michel war erst so semibegeistert, fand die Idee nach einiger Bedenkzeit dann aber doch gut und so traf ich heute die ganze Familie nach dem Geigenunterricht** in Oslo. Wir kauften Michel ein neues weißes Hemd (17. Mai is coming und die Kinder wachsen ja wie Unkraut, sein altes Hemd kann Pippi nahtlos erben…) und Pippi für ihre Tanzshow am Montag eine neue schwarze Leggins ohne Löcher und Hochwasser. Danach war ich eigentlich gar, weil ein Einkaufzentrum in Oslo an einem Samstag die totale Hölle ist, aber ich hatte diesen Konzertbesuch angekündigt und brauchte außerdem für morgen noch eine richtige (schweinchenrosa) Ballettstrumpfhose. Der Weg zum Ballettladen war dann ganz gut zum Runterkommen, ich wählte auch den wenig besuchten Weg, statt mitten durch die Innenstadt zu stiefeln. Die Strumpfhose war schnell gekauft und dann fuhren Herr Rabe und Pippi nach Hause, während Michel und ich in den Stadtteil fuhren, wo der Lieblingskollege wohnt. Schon auf dem Weg taute Michel auf und fing an, einen Vortrag über Schlangen zu halten, weil er immer noch gern eine Schlange hätte und sich da mit den verschiedenen Arten, die man so halten könnte, wirklich viel auseinandergesetzt hat. Wenn Michel Vorträge hält, ist er einigermaßen ausgeglichen, das ist schön und ich höre die Vorträge gerne, einfach weil ich ihn gerne über irgendwas abnerden höre.

Das Konzert war in einer Kirche, einer dieser architektonisch ungewöhnlichen, modernen Kirchen, mit sehr viel Holz innen und sehr viel Licht und Raum, so vom Gebäude her wirklich schön. Ansonsten bin ich ja keine Kirchgängerin, das ist nicht meine Welt und ich bin froh, keinem der verfügbaren Vereine je angehört zu haben. Komm ich halt in die Hölle, ist ja gut, das vorher zu wissen, ich bin gern vorbereitet. Michel stellte jedenfalls zu der Kirche (an der außen deutlich Kirche dransteht) fest: es ist eine Kirche, aber es sieht nicht aus wie eine Kirche.

Innen musste Michel erst mal die Räumlichkeiten erkunden (auch das Kind ist gern vorbereitet) und dann begrüßte uns schon der Lieblingskollege, ungewohnt ganz in schwarz, leicht nervös, aber sichtlich erfreut, uns zu sehen. Michel war nicht gesprächig, was sich vielleicht auch dadurch erklären lässt, dass ihm das mit dem Lieblingskollegen irgendwie entgangen war. Die haben sich ja schon oft im Teams gesehen, insofern kennt er ihn so ein bisschen. Heute war Michel aber erschrocken, ihn plötzlich in 3D zu sehen (und den ganzen Körper, in Teams sieht man ja meist nur bis zur Brust). Ehrlich gesagt war es auch für mich ein bisschen seltsam, den Lieblingskollegen komplett außerhalb jeglicher Arbeit am Wochenende zu treffen. Der Lieblingskollege setzte sich dann auch zu Anfang des Konzerts zu uns, denn zuerst sang ein Chor einige Stücke und die Janitsjar hatte „frei“. Der Chor sang sehr schön aus einem vielfältigen Repertoire***. Dann war Zeit für die Janitsjar (zu diesem Zeitpunkt war Michels Fähigkeit, auf dem Po zu sitzen bereits aufgebraucht und ich gab ihm meine Glitzerflasche zum Spielen) und auch die Stücke waren wirklich richtig gut. Kein Vergleich zum (sorry) popeligen Schulkorps. Auch die Janitsjar spielte sehr diverse Stücke, von Marsch bis Bossa Nova. Ein Stück war ein Solostück für 2 Marimbas, das hätte bestimmt auch Pippi gefallen. Ich hoffe, es ist für sie bald Zeit für melodisches Schlagwerk. Jedenfalls war das ein sehr schönes Gesamterlebnis und Michel gefiel die Musik der Janitsjar auch. Wir verabschiedeten uns vom Lieblingskollegen**** und Michel plapperte mich sofort weiter voll mit allem möglichen, wanderte an der Haltestelle hin und her und wünschte sich dann Sushi, Running Sushi genau genommen, das gibt es in Oslo am Bahnhof. Das sollte mir recht sein, Sushi ist immer gut, und so konnten Michel und ich noch ein bisschen Zeit miteinander verbringen. Auch das Sushi essen war dann echt schön, Michel wartet da geduldig auf Lachs-Nigiris, während ich mich durch alles mögliche andere schlemme. Ich hatte sogar, weil ich so gute Laune hatte und überaus entspannt war, Lust auf ein kleines Bier. Das erste seit… wir in England waren und die Alkoholeinheiten der letzten 6 Monate kann ich immer noch an 1 Hand abzählen. Das war eine gute Entscheidung, übrigens, mir geht es sehr viel besser, seit ich kaum noch Alkohol trinke*****.

Gut vollgefuttert fuhren wir mit dem Zug nach Hause, während wir Unterhaltungen über Phasenunterschiede verschiedener, nicht ineinander löslicher Flüssigkeiten diskutierten, ein bisschen Strömungsdynamik war auch dabei, Dichte von Kleber, Wasser und Glitzer und so weiter. Sag noch jemand, Glitzerflaschen seien reine Beschäftigungstherapie für schnell überreizte Gehirne!

Ein paar Seiten in Eragon und dann schnorchelte Michel auch ziemlich schnell ein, angekuschelt an mich, wie immer (wenn ich ihn ins Bett bringe). Hach. So entspannt könnte es von mir aus immer sein.

Herr Rabe hat übrigens mit Pippi Frozen 2 geguckt und die beiden hatten ebenfalls einen schönen Nachmittag und Abend.

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* der Einfall an sich war, wie jeder Einfall, tatsächlich spontan, aber es kostete mich albern viel Überwindung und Überlegung, den Lieblingskollegen um entsprechende Veranstaltungsdetails zu bitten, damit ich das auch in die Tat umsetzen konnte.

**Geigenunterricht war diesmal richtig gut. Ich soll mehr Raum nehmen und präsenter sein, die Technik ist eigentlich (bis auf Kleinigkeiten) recht gut, ich zeige es nur nicht. Wir haben über recht fortgeschrittene Konzepte gesprochen wie Grounding und Phrasierung, und ich wurde entlassen mit der Aufgabe, selbst mit ein paar Techniken zur Ausmerzung der Kleinigkeiten zu spielen, mir den 2. Satz vom Vivaldi-Concerto zu erarbeiten und mich zu melden, wenn ich eine Stunde haben möchte – ich sei fortgeschritten und selbständig genug um das selbst gut einschätzen zu können. Außerdem sehe er, dass ich sehr gut umsetze, was er mir sagt, und mit den Stücken tatsächlich arbeite. Yeah.

*** ich hab mit Kirche nichts am Hut, aber Kirchenmusik finde ich mit zunehmendem Alter immer besser.

**** das klingt jetzt als hätten wir einfach Tschüss gesagt, haha. Wir standen noch bestimmt 20 Minuten im Foyer rum, bis Michel ungeduldig neben mir herumtrippelte und „Hunger!!!“ sagte.

***** das wiederum klingt, als hätte ich vorher krass viel getrunken, so war es nun auch nicht. Aber jedes Mal, wenn ich was getrunken hab, selbst wenn es nur 1 kleines Bier war, war ich danach krank und da beschloss ich, das mal ne Weile sehr stark zu reduzieren. Das war, wie gesagt, bisher eine sehr gute Idee.

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