Tag 3136 – Wenn alles falsch ist.

Also erstmal ein kleiner Nachtrag zum Tabletten kauen: aufgrund eines technischen Problems konnte Kommentatorin Anja ihren Kommentar nicht veröffentlichen. Ich finde aber dass das ein guter Tipp ist:

„Was tatsächlich zu einer schnelleren Wirkung beiträgt, ist sich auf die rechte Seite zu legen. Dann rutscht die Tablette schneller in den Darm. Ist nur leider nicht immer und überall möglich…“

Klar geht das nicht immer. Aber ich liege sonst automatisch auf der linken Seite, wenn ich mich hinlege, vielleicht sollte ich die rechte mal ausprobieren.

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Bei der Arbeit waren heute die zwischenmenschlichen Dinge eher schwierig. Zu Hause auch. Michel wollte in einem Computerprogramm („Blender“) etwas machen, aber OHNE sich irgendwelche Anleitungen oder Tutorials anzugucken und das funktionierte nicht. Die Frustration führte zur unweigerlichen Explosion und dann ist erst mal alles komplett falsch. Helfen ist falsch, nicht helfen ist falsch, nicht helfen können ist total falsch und nach Lösungen googeln ist ebenfalls total falsch. Egal was man macht, die Explosion geht immer weiter, wie eine unerschöpfliche Feuerwerksbatterie, aber ohne bunt und Glitzer, nur mit Chinaböllern aus Tschechien. Das ist wirklich gar nicht mal so schön. Irgendwann, als der Zorn an einer Box Taschentücher ausgelassen und verraucht und die Tränen getrocknet waren, hat er sich entschuldigt, aber in der Situation kommt er selbst überhaupt nicht da raus, wie eine hängen gebliebene Schallplatte, nur in wütend. Ich hab da keine gute Lösung, er auch nicht. Aushalten I guess it is. Ich habe diese Sorte Ausraster ja auch nur noch sehr selten, also so innerhalb der nächsten 25 Jahre wird er das wohl lernen. Galgenhumor hilft.

(Bevor wieder Kommentare kommen: er tut mir in erster Linie total leid, so große und schwierige Emotionen haben und nicht hantieren können ist ja vor allem für ihn schlimm. Aber ich kann leider auch nicht so viel machen. Das war einfacher, als „auf den Arm“ noch gegen alles half.

Und um anderen Kommentaren vorzugreifen: das Wort weirdo benutze ich nicht als Beleidigung, im Gegenteil. Ich möchte das Reclaimen, als Umschreibung für neurodiverse Menschen. Ich bin meistens sehr zufrieden damit, ein weirdo zu sein. Natürlich ist nicht alles daran rosig, so wie Situationen wie die oben beschriebene. Aber so im Großen und Ganzen ist es halt einfach nur anders.)

Tag 3135 – Nope.

Hier ist heute nicht viel passiert. Michel und ich haben die Schlangenanschaffung besprochen und Produkte rausgesucht und geschaut, was das alles kostet. Erstmal gar nicht so viel, das teuerste ist ein Thermostat. Schlangi wird erst mal in einer Plastikbox wohnen, solange Schlangi noch klein ist. Das reicht, und ist für Schlangi sogar besser als ein (zu großes) Terrarium. Jetzt sind wir vorbereitet und kaufen NICHT sofort alles, sondern fahren am Wochenende erst mal zu dem netten Züchter und lassen uns alles zeigen und empfehlen.

Ansonsten habe ich heute auf eine Ibuprofentablette gebissen, mit Absicht, weil meine eine Kollegin (Pharmazeutin) mir erzählt hat, dass sie das macht, wenn sie schneller mehr Wirkung haben will. Ich kann jetzt sagen: machen Sie das nicht. Das ist widerlich, das Tablettengranulat klebt sich ewig in die Kaugruben der Backenzähne, es schmeckt bitter-scharf und ist glaube ich auch sehr stark sauer, jedenfalls war hinterher die Seite meines Mundes auf der ich gekaut hatte wie leicht betäubt und dann gereizt, wie wenn man ein bisschen zu heißes Zeug gegessen hat. Die Wirkung war tatsächlich etwas schneller da aber gefühlt auch schneller wieder weg. Vielleicht lag die schnellere Wirkung aber auch daran, dass ich mit ungefähr einem halben Liter Wasser nachspülen musste, um das zerkaute Zeug runter zu kriegen. Viel trinken hilft ja gegen so ungefähr alles (außer Harndrang). Ich weiß jetzt also: meine Kollegin ist sehr viel härter als ich und Ibuprofentabletten kauen ist es nicht wert. (Kauen Sie außerdem NIE Paracetamol, sagt die Kollegin. Extrem bitter und eklig. Und wenn die Kollegin das schon sagt…)

Tag 3134 – Bett.

Heute ist es es etwas besser, die Medikamente wirken, danke Pharmaindustrie. Jeden Monat halt, und wenn ich nicht rechtzeitig dran denke… tja.

Außerdem heute einen harten Fall von „Medizinisch geschulte Personen machen per Definition nie etwas falsch“ gehabt, hart mit den Augen gerollt und den Vertrag mit der Privatklinik gekündigt. So oft gehe ich da eh nicht hin, dass es sich lohnen würde, und maßlose Arroganz kann ich auch billiger haben.

Jetzt müde. Eigentlich schon den ganzen Tag, weil schlecht geschlafen.

Tag 3133 – Schlecht.

Ich bin heute der allerschlechteste Mensch der Welt. Ich könnte Ihnen jetzt auch noch mal alles aufzählen, was ich alles nicht kann, was an mir scheiße ist und was heute darüber hinaus noch kacke gelaufen ist, aber das habe ich bereits beim Mann getan und den hat es auch schon eher so mäßig interessiert bzw. hat er sich drüber lustig gemacht bzw. weiß er wahrscheinlich auch nicht, was er machen soll außer doofe Witze (nachdem ich das Coachinggesicht schon outgecallt hatte).

Aber hey, immerhin kann ich Noten lesen (nicht mal gut) und vom Blatt spielen (gut). Das ist mehr als manche Leute, die mit Musikunterricht Geld verdienen! Ich kann sogar ein Instrument stimmen ohne professionelles Tuning-Gerät, zur Not sogar ohne irgendein fucking Gerät und nur mit einer Stimmgabel oder einem Referenzton. Eigentlich bin ich kurz vor musikalisches Wunderkind, denn all das habe ich gelernt, bevor ich 12 war. Noten lesen noch wesentlich früher. Es ist quasi nicht zu glauben.

Oh toll, grad höre ich, dass auch Michel nicht schläft. Dann kommt der ja morgen sicher spitzenmäßig aus dem Bett. Was auch wieder meine Schuld ist, weil ich um 22:30 dann doch mal Feierabend haben wollte und sein Zimmer verlassen habe, bevor er schlief. Kann man halt nicht machen. Volle Aufopferung oder man ist halt nicht gut genug, weil man nicht dafür sorgt, dass das Kind genug Schlaf bekommt. Das habe ich mir ja so ausgesucht. Wahrscheinlich hatte ich einfach noch ein unerfülltes Bedürfnis danach, mal so richtig zu verkacken, das kann man mit kleinen Menschen sehr gut und vor allem nachhaltig, wenn man das richtig anstellt, haben gleich mehrere Generationen was davon!

Ich mache jetzt hier aus, das ist ja nicht auszuhalten.

Tag 3132 – Warm!

… im Bad. In beiden Badezimmern ist es warm. Nicht Sauna-warm, sondern halt so gemütliche Badezimmerwärme. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn die letzen ca. 3 Wochen war das obere Bad kalt. Das Thermostat der Fußbodenheizung hatte schon öfter mal rumgesponnen und war dabei erstaunlich vielseitig. Zum Beispiel hat es mal eine Phase gehabt, wo es im 10-Sekunden-Takt an und aus ging, jedes Mal mit einem lauten Klacken, direkt vor unserer Schlafzimmertür. In einer anderen Phase hat es immer volle Pulle gemacht, egal welche Temperatur am Thermostat eingestellt war (und dann hatten wir tatsächlich Saunawärme im Bad, zu Zeiten wo die Kilowattstunde Strom etwa eine halbe Niere kostete). Vor ca. drei Wochen eben hat es dann einfach ganz den Geist aufgegeben und dann wurde es gar nicht mehr warm im Bad. Das ist bei grad so um die null Grad draußen noch tolerierbar, bei -18 aber wirklich gar nicht mehr. Da sind dann nämlich auch ganz schnell die Wände kalt und die Kälte kriecht immer weiter ins Haus. Herr Rabe rief den Elektriker an, die Firma sagte, sie melden sich und dann passierte knappe zwei Wochen lang nichts. Als ich irgendwann einigermaßen Wutschnaubend und trotzdem frierend mit meinem Hautpflege-Kram ins untere Bad umzog, rief Herr Rabe die Elektrikerfirma noch mal an. Oh hupsi, Bad, ja, das hatten sie nicht richtig notiert und dann war es als nicht dringlich eingestuft worden. Sobald sie die Thermostate haben (Plural, weil die ja alle gleich alt sind und dann alle auf einen Schlag getauscht werden konnten), kommt jemand. Kaltes Bad ist inakzeptabel, keine Frage. Und dann ging es ganz fix und heute war direkt jemand da. Jetzt ist es im oberen Bad wieder warm und wir können die Fußbodenheizungen jetzt – genau wie die anderen Heizkörper, deren Thermostate/Steuerelemente Herr Rabe neulich gegen modernere ausgetauscht hat – per App steuern und so fancy Kram machen wie Nachtabsenkung. Jaha! Fühle mich direkt wie eine Technologie-Vorreiterin.

(Ja, das ist ein bisschen traurig, dass ich mich darüber begeistere, dass unsere Heizung im Schlafzimmer jetzt nachts nicht mehr 20 Grad macht, selbst wenn ich nicht manuell daran ein Rädchen drehe, bevor ich ins Bett gehe.)

Tag 3131 – Sonntag.

Muttertag! Jedenfalls in Norwegen. Ist mir größtenteils egal, ich gehöre nicht zu denen, die da jetzt nen Aufstand in der Schule machen, wenn die Kinder was gebastelt haben, weil schlimme Rollenbilder und blablabla, aber ich erwarte auch keine Pralinen und Blumen, bloß weil ein random Tag ist. Ich erwarte Diamanten! Mindestens. Spaß beiseite: ich freue mich deutlich mehr über alltägliche Zusammenarbeit als Blumen ein Mal im Jahr.

Aber immerhin habe ich eine extra lange Übe-Session machen können, nahezu ungestört. Herr Rabe hat Essen gemacht und sogar „Fastelavnsboller“, quasi Hefeboller mit Vanillekrem, was man halt zu Karneval isst. Herr Rabe ist die viel bessere Mutti als ich, jedenfalls was sowas angeht. Jetzt versuche ich, früh ins Bett zu kommen, damit die nächste Woche hoffentlich nicht schon unausgeruht und doof anfängt.

Tag 3130 – Chaosdining.

Heute war ich mal wieder mutig. Der eine Verein, in dem ich bin, macht alle paar Monate ein „Fine Dining“-Arrangement, wo die besseren Restaurants Oslos besucht werden. Meistens sind es so maximal 6 Plätze, die immer schon voll sind, wenn ich davon erfahre. Dieses Mal waren es aber mehr und der Preis auch erschwinglicher. Es ging zu einem Chinesischen Restaurant namens Dinner. Ich hatte keine Ahnung, wie schick man sich für sowas anziehen muss und war underdressed. Das war schon mal unangenehm. Allerdings war ich auch nur in Angesicht des Ambientes underdressed, denn das war schon sehr schick alles und irre viele Kellner*innen in Anzügen und adretten Kleidchen (alle gleich, also offenbar Uniformen). Man bekam am Eingang den Mantel und in meinem Fall den Rucksack abgenommen. So schick halt. Stoffservietten. (Ja, so banausig bin ich, man kann mich mit Stoffservietten beeindrucken.) W

ir standen erst eine Weile an der Bar herum, während unser Tisch fertig gemacht wurde. Ich kannte keinen so richtig und stand deshalb etwas verloren rum und las die Weinflaschenetiketten durch. Manche bestellten sich einen Aperitiv. Es war so voll, dass wir ständig Kellner*innen aus dem Weg springen mussten, die sich durch die Wege an der Bar quetschen mussten. Das hinterließ jetzt schon mal keinen suuuuper herausragenden ersten Eindruck.

Dann war unser Tisch fertig, der in einem kleinen Separee war. Nur leider einem so kleinen, dass es, wenn man erst mal saß, praktisch unmöglich war, wieder aufzustehen, ohne sich mit wirklich viel Körperkontakt zu den anderen aus dem Raum wieder raus zu pressen. Gegen den Gesprächslärm aus dem Rest des Restaurants half es auch nicht wirklich, in dem Separee zu sitzen.

Nachdem eine Kellnerin unsere Getränkebestellungen aufgenommen hatte, kamen zwei junge Mädchen in der Garderobenuniform und versuchten, unsere eben abgegebenen Jacken wieder uns zuzuordnen. Das Separee hatte nämlich eine eigene Garderobe. Leider war einiges durcheinander gegangen und das mit den Jacken wurde langwierig und umständlich und ständig wurde „gehört diese Jacke irgendwem?“ gerufen. Ich war erst beruhigt, als sowohl mein Mantel als auch mein Rucksack sicher im Schrank verstaut waren, aber das Jackenchaos zog sich danach noch eine gefühlte Ewigkeit hin.

Dann kam der erste Gang, nämlich Dumplings.

Typisch zum Teilen für jeweils vier Personen. Ich saß ganz außen und war… irgendwie keiner dieser drei mal vier Teilgruppen zugeordnet worden. Etwas ratlos guckte ich meinen leeren Teller und das inzwischen leere Dumplingkörbchen an, der Kellner war ganz deutlich gewesen, dass die vier neben mir teilen sollten, ich bekäme „etwas eigenes“ (warum auch immer, ich hatte, ausnahmsweise, kein vegetarisches Sonderessen bestellt). Als ich irgendwann nachfragte, sagte eine andere Kellnerin, ich solle aus der Mitte nehmen, also der Mitte des Tisches. In einem Raum, in dem man sich wie gesagt kaum bewegen, geschweige denn aufstehen und von wo anders Essen holen konnte. Naja, per „kann mir wer was auffüllen bitte???“ ordnete sich auch das und ich bekam meine Vorspeise. Die war auch wirklich lecker, nur die grünen Dumplings waren nicht so meins, die hatten eine schwierige Konsistenz.

Als zweiten Gang gab es Crispy Duck, wie so eine Art Taco selbst in einem Reisteigfladen zusammengebastelt. Dieses Mal war die Vierergruppenaufteilung besser, sodass ich nicht ausgeschlossen war. Aus Gründen der Überforderung und übertriebenen Höflichkeit bekam ich aber wirklich nur ein Minimum an Essen. Das wiederum war sehr gut, eine sehr crispy duck war das, mit sehr guten Sößchen. Fauxpas, dass ich mir irgendwas (ich weiß nicht mehr was) mit den Stäbchen nahm, weil ich den Löffel nicht dem Nehmen von Essen zugeordnet hatte, sondern dem Essen selbst. Hoppla. Es macht auch irgendwie keinen Sinn, warum hat denn jede Person einen Löffel und nicht jedes Gericht? Am Ende ist der Löffel ja in x unterschiedlichen Gerichten und Beilagen gewesen. Aber egal.

Als dritten Gang gab es ein Meeresfrüchtestew mit Jakobsmuscheln, irgendwelche undefinierbaren Bällchen (die aber sehr, sehr lecker waren) und Hirsch. Und endlich Reis, ich hatte schon an meiner Auffassung von chinesischem Essen gezweifelt. Zwischendurch kamen immer wieder die Kellnerinnen, schenkten Wasser nach und schienen vom Wein, den meine Sitznachbarin trank, nicht viel Ahnung zu haben. Aber das Essen war gut. Nicht BOAHHH GESCHMACKSEXPLOSION MEGA GUT!!!, aber schon gut.

Zuguterletzt gab es Nachtisch, Yasmintee (bei dem ich erst, als ich schon eine Tasse in der Hand hatte, schnallte, dass die anderen den, im Gegensatz zu mir, bestellt hatten und ich grad jemandem den Tee wegtrank) und eine Mandarinencreme mit Mangosorbet und Kiwi-jus. Das war mein Highlight des Essens.

Das Finale Chaos kam natürlich beim Bezahlen, wo auch klar wurde, dass ein Glas (!) Wasser da mehr als das Äquivalent von 1/6 des Menüs kostete. Rechnen Sie das gerne mal aus. Das Essen war jetzt nicht Mega teuer, aber auch wirklich nicht billig. Wie gesagt – die Kellnerinnen haben ungefragt Wasser nachgeschenkt. Normalerweise kostet in Norwegen zumindest Kranwasser exakt gar nichts, und beim „Bestellen“ des Wassers waren wir nur gefragt worden, ob wir mit oder ohne Blubber wollen. Ich glaube, man muss, wenn man etwas so hochpreisiges wie Wasser verkauft, sicherstellen, dass di*er Kunde*in weiß, dass sie*er ein hochpreisiges Produkt käuflich erwirbt. Aber es hatte auch keine*r den Nerv, im allgemeinen Bezahlchaos nachzufragen. Ich denke, der Preis sollte pro Flasche sein, das wäre immer noch viel Geld, aber wenigstens nicht in der selben Preisklasse wie der Mocktail, den ich als Aperitiv getrunken habe.

Also insgesamt, abschließend und so weiter: es war ein netter Abend, ich war sehr mutig, aber genau da muss ich jetzt nicht noch mal hin. Das war mir zu gewollt Schickimicki und dabei aber viel zu chaotisch und schlecht organisiert. Das könnte ich alles gut akzeptieren – für weniger Geld und in einem „normalen“ Ambiente, wo ich mich für ein Shirt mit einer (besseren) Sweatjacke drüber (beides sauber und ordentlich, selbstverständlich, und auch der Rest von mir normal zurecht gemacht) fühle, als wäre ich grad völlig unvorbereitet von der Straße reingestolpert. Und der Sache mit dem Wasser muss ich noch mal nachgehen.

Tag 3128 und 3129 – Musik.

Gestern waren Herr Rabe und ich in der Philharmonie, weil ich Herr Rabe da hingeschleppt habe. Die Kinder haben sich alleine ins Bett gebracht und das hat zu 50% geklappt, die anderen 50% haben wenig überzeugend bei voller Beleuchtung so getan als schliefen sie, als wir zurück kamen. Was, das muss man dazu sagen, um kurz nach zehn war und da schlafen diese 50% normalerweise auch nur manchmal schon.

Jedenfalls wollte ich gerne in die Philharmonie, um Sheku Kanneh-Mason zu sehen, einen Cellisten, den ich auf Aufnahmen sehr mag. Jetzt mag ich ihn auch live, das war sehr gefühlvoll und schön (Elgar Cellokonzert). Das beste war allerdings die Zugabe, ein Solostück mit gepfiffener Melodie. Ich finde das nicht auf YouTube, Sie müssen wohl selbst hingehen.

Nach dem Cellokonzert wurde noch die 3. Symphonie von Brahms gespielt, die auch einfach toll ist. Wir gingen ganz beschwingt und gut gelaunt nach Hause.

Gestern war dann spät und müde und überhaupt. Heute habe ich aber sehr viel Geige gespielt, aus mir wird zwar kein Wunderkind mehr, aber vielleicht eine passable Hobbyspielerin. Ich möchte Vivaldi jetzt langsam mal abschließen, mit was neuem habe ich schon angefangen, nämlich dem 2. und 3. Teil hiervon: https://youtu.be/BTghQEzMEqw?si=FfoFKxLqU59ivC9f (wo man von Brahms sprach, ne, juicy Geschichten da im 19. Jahrhundert). Der Kontrast zu Vivaldi ist hart.

Tag 3127 – Nachwirkungen.

Gestern war so anstrengend, dass ich heute wirklich große Probleme hatte, überhaupt irgendwas sinnvolles zu tun. Ich glaube, das hatte mehrere Gründe, die aber alle miteinander zusammenhingen. Bei der Arbeit hatte ich ein anstrengendes Meeting. Das hatte ich selbst so organisiert, was nicht schlau von mir war, aber im Nachhinein auch nicht zu ändern. Montag Abend hatte ich bereits festgestellt, dass wir in dem Meeting vielleicht eine ungeahnt beschissene Nachricht überbringen müssen. Ich fand das nicht fair und fachlich falsch und überhaupt. Das stresste mich. Gestern Morgen musste ich dann mich und die Kinder pünktlich fertig bekommen, was grad so geklappt hat, aber unter Stress. Ich holte mir am Bahnhof einen Kaffee und setzte mich in den Zug, 7 Minuten vor Abfahrt, ein Hoch aufs Wohnen an der Endhaltestelle. Meine Kollegin hatte mir einen Chat geschrieben, den ich öffnete – wir müssten über das Meeting reden. Sie könne noch eine Stunde. Im Zug arbeiten am Computer geht, aber telefonieren geht eher so mittel. In solchen Momenten macht mein Kopf blitzartig drei bis sieben Paralleluniversen auf und spielt alle Möglichkeiten durch. Das ist sehr praktisch. Der Kopf vergisst dabei aber, dass bestimmte Optionen viel Energie von mir fressen, vor allem wenn sie eine spontane Planänderung beinhalten. Aber egal, es war am wenigsten scheiße, wieder aus dem Zug zu springen und mich in das Café am Bahnhof zu setzen. Da telefonierte ich dann mit der Kollegin und danach noch mit einer Juristin. Hurra. Dann fuhr ich eine Stunde später doch mit dem Zug ins Büro und schrieb im Zug in einem rasenden Tempo das Problem und eine fachliche und juristische Bewertung dessen runter. 2 Seiten in 30 Minuten. Kann ich, aber auch nicht mühelos. Also noch mehr das Energiekonto belastet. Das Meeting war dann eben auch an sich schon anstrengend und überzog auch noch. Damit fiel das Kartenhaus zusammen, das mein Plan für den Nachmittag gewesen war, Pippi pünktlich zur Schlagzeugstunde zu bekommen, löste sich in Rauch (oder eher Paragrafen) auf. Ich kann echt nicht gut mit Planänderungen. Mein Energiekonto begab sich ins Minus. Pippi war ganz happy und malte ihr ganzes Gesicht mit Tattoostiften an. Ich kam gestresst und fahrig um halb vier nach Hause, arbeitete noch ein bisschen weiter, machte Essen für Pippi und fuhr sie zum Korps. Zog mich um fürs Ballett. Machte Essen für Michel und fuhr den auch zum Korps, holte Pippi ab und setzte sie zu Hause ab. Fuhr weiter zum Ballett. Routinen sind wichtig. Routinen sind Schall und Rauch: ich ging 15 Minuten vor Ende der Stunde, um Michel pünktlich vom Korps wieder abholen zu können. Mir war bis gestern auch noch nie aufgefallen, wie grell das Licht da ist.

Dann brachte ich beide Kinder ins Bett, bereitete den heutigen Tag vor, und bekam viel zu spät die Augen zu, weil ich weiterhin diffus unter Strom stand.

Heute dann eben die Nachwirkungen. Furchtbar müde (trotz knapp sieben Stunden Schlaf), Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme und keine nutzbaren Exekutivfunktionen. Einfach wäh, wie Kater. Und das alles wegen zwei Tagesablauf durcheinander bringenden Planänderungen, einer schwierigen sozialen Situation und einer Änderung von Routine, am selben Tag.

Das ist alles irgendwie meh. Ich bin froh, dass Herr Rabe schon fast wieder da ist. Keine Ahnung, wie er das immer alles schafft, wenn ich nicht da bin.