Tag 3252 – Krampf.

Heute ist Pippi beim Sport-Hort sozusagen ausgezogen. Morgen geht sie zwar noch mal hin, aber da machen sie direkt nach der Schule (es ist letzter Schultag) einen Ausflug. Heute hat sie deshalb schon mal alles mitgenommen, nur war da gar nichts mehr. Und nach den Ferien geht sie nicht mehr hin. Dann haben wir gar kein Kind mehr in irgendeiner Betreuung, wie konnte das denn so schnell passieren? Die waren neulich doch noch so klein.

Unter dem nächsten Bild ist ein Bild von Monty. Ich habe heute in den Terrarien Blumen gegossen und dabei auch allerlei Reste gefunden, verdaute Reste von Wasser, verdaute Reste von Ratte und eine Haut. Kein Wunder, dass sich Monty tagelang nicht aus der Höhle rausbewegt hat. Ich finde auch, Monty ist ganz schön groß geworden. Muss die zwei mal wieder wiegen.

Diese (im Bild folgende) Etüde macht, dass meine Hand verkrampft. Meine Güte, ich dachte, 17 sei schlimm, aber das hier nimmt den Kuchen, wie man auf Englisch so schön sagt. Da hilft auch das langsame Tempo nicht. (Das ist aus „Melodious Double Stops“ von Josephine Trott. Ich mag das Buch an sich sehr, das ist sehr pädagogisch aufgebaut und ich kann das Üben von Doppelgriffen echt nur empfehlen, das verbessert links die Technik auch in anderen Bereichen erheblich. Wahrscheinlich weil man für Doppelgriffe Koordination üben muss, die kommt einem dann anderswo auch zugute.) Aber auch bei diesem Stück gilt: üben hilft. Inzwischen, nach einer Woche dran rum üben und viel fluchen und Hand ausschütteln ist es nur noch schlimm, nicht mehr unmöglich. Ich schaffe sogar mitunter, mich in jedem zweiten Takt ein klein bisschen zu erholen und die Hand wieder zu entspannen. So bis zur Hälfte. Da muss ich wieder fluchen.

Wie gesagt, wer kein Bild von Wechselwarmen sehen will, scrollt nach den Noten nicht weiter.

Liegt da rum und guckt.

Tag 3250 und 3251 – Platzwechsel.

Gestern war Nix.

Heute war erst eine Schulung in KI in GxP, die so naja war. Meiner Einschätzung nach waren die meisten Zuhörenden nach 20 Minuten abgehängt. Es war sehr technisch und sehr sehr wenig (eigentlich gar nicht) Inspektions-relatiert. Wie meine Chefin nach der Schulung zum Schluss kommt, dass jetzt demnächst überall KI aufploppt und wir dem gegenüber hilflos mit den Armen rudern, erschließt sich mir auch nicht. Die Vortragenden hatten mehrmals gesagt, dass ihnen nur eine einzige konkrete Anwendung bekannt ist, die in Betrieb ist, und dass die Vorgaben in Pharma es auch nicht einfach machen, mal eben irgendwas einzuführen und es deshalb kaum was gibt, was über Entwicklungsstadien hinausgeht.

Danach waren wir mit den Inspekteur*innen sozial aus, das war meine Idee gewesen und auf meine Initiative hin passiert* und dann hat meine Chefin das gekapert und zu ihrem Ding gemacht, ich bin deshalb etwas pissig, muss ich sagen. Also, kann sie ja machen, aber das ändert in meinem Kopf den Rahmen komplett. Anyway, weil ich ja aus Schaden doch manchmal klüger werde, fuhr ich nicht zusammen mit den anderen zu der Location, sondern ging zu Fuß. Das war eine knappe Stunde und sehr schön, ich allein mit Musik auf den Ohren, flott gehend durch ein endlich wieder sommerliches Oslo.

Die Location war so ein „Food hub“, wie man das jetzt so hat, in einer früheren Lagerhalle am Kai sind da einige verschiedene Essensbuden und es gibt eine Bar. Man bestellt per App und holt sein Essen und Getränke selbst ab, wenn es fertig ist. Man kann da auch draußen sitzen und das machten wir. Es war SEHR WARM in der Sonne und manchen konnte man dabei zusehen, wie sie leicht rötlich wurden. Überraschender Weise ich nicht. Ich hab jetzt nur mehr Sommersprossen. Ich bestellte mir indisches Essen, ein ordentlich scharfes Kichererbsengericht, das war schon echt lecker. Das Essen war auch schnell fertig und es gab allerlei fancy Getränke, wenn man bereit war, für irgendeine Fruchtsaftschorle 6-8 Euro zu bezahlen. Für alle anderen gab es kostenlos Wasser. Ich gönnte mir trotzdem eine Rhabarberschorle, aus Rhabarberliebe.

Wir unterhielten uns ein bisschen, aßen, es war warm und dann fing es leider an zu regnen. Also gingen wir nach drinnen. Da war es SEHR LAUT. Ich wollte schreiend weglaufen. Im Endeffekt saßen wir da dann aber auch nicht lange, weil der einzige freie Tisch ab 19 Uhr reserviert war. Es regnete auch nur noch ein ganz bisschen, also gingen wir wieder raus, aber auf die nicht so sonnige Seite. Da saßen wir noch eine Weile, immer mal wieder die Regenschirme auspackend, weil wieder ein paar Tropfen kamen. Aber wir hatten Spaß. Die ersten gingen nach Hause und es wurde im Schatten dann doch etwas kalt, also wechselten wir Verbliebenen zum dritten Mal am Abend den Platz, zurück auf die Sonnenseite. Mehr Rhabarberschorle wurde getrunken und etwas weniger oberflächliche Gespräche geführt, was ja auch einfacher ist, wenn nicht mehr 15 Leute da sind, sondern nur noch 6. Um halb neun löste sich aber auch der Rest der Gesellschaft auf. Leider verpasste ich um eine Minute den Zug. Tjanun, da musste ich noch ein Eis kaufen gehen. Es ist ja Sommer. Da ist das quasi eine Pflicht.

Es war ein schöner Nachmittag und Abend, jedenfalls für mich. Ich mag die seltsame Inspektionsgang. Trotzdem bin ich jetzt echt platt und habe Kopfschmerzen, es war ein langer Tag und viele Leute und viel Sonne direkt ins Gesicht. Gehe jetzt ins Bett, morgen ist ja auch schon wieder ein normaler Wochentag.

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*Ich bin nämlich eigentlich nicht antisozial. Ich möchte so gerne, es strengt mich nur an.

Tag 3249 – Schildkröte.

Zu viel gearbeitet, ansonsten nichts zu erzählen. Von Michel gedrückt worden, als ich endlich nach Hause kam, einfach so, ohne dass er was wollte. Das war schön, er ist ja immer noch ein bisschen mein Baby.

Ich habe den Beweis, dass Greg eigentlich eine Schildkröte ist. (Monty liegt in einem Versteck auf der warmen Seite und verdaut, ich glaube hen hat sich seit Samstag höchstens mal auf die andere Seite gedreht. Wenn man ganz leise ist, hört man es aus dem Terrarium vielleicht ab und an mal rülpsen oder schnarchen.)

Bild von Greg weiter unten.

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Tag 3248 – Schön, schön.

Es gibt nicht viel zu erzählen heute. Die Kinder hatten ihren letzten Auftritt in diesem Schuljahr mit dem Korps. Sie hatten Glück und erwischten eine trockene Lücke im Regenwetter. Ich habe Gregs Terrarium endlich fertig gemacht und die Pflanzen in die jetzt aufgehängten Blumentöpfe gepflanzt. Nachdem die Einrichtung wieder drin war, habe ich dann aber doch lieber noch mehr Zeug bestellt, damit auch dieses Terrarium ordentlich voll ist und Greg sich wohl fühlt. Heute Abend ist Greg dann umgezogen, mit vollem Bauch, weil hen gestern endlich eine Ratte gefressen hat. Ich habe nichts anders gemacht als sonst, habe Greg in eine Plastikbox gesetzt, eine Ratte aus der Schüssel geholt (da wurde Greg schon ganz aufgeregt dieses Mal) und mit der Pinzette vor Gregs Nase gehalten und schneller als ich gucken konnte hatte Greg zugeschnappt. Hunger treibt‘s rein, oder vielleicht war es auch weil es eine ganz weiße Ratte war, wer weiß, mir egal, Hauptsache gefressen. Monty hat auch brav eine Ratte gefressen. Jetzt wo sie getrennt leben kann ich auch das Gehampel mit der Plastikbox sein lassen, das spart dann auch noch mal Stress.

Ansonsten war Nix.

Aber ich wurde zu meiner Hautpflege und meinen Ohrstöpseln gefragt. Letzteres ist ganz schnell erklärt: ich habe von der Marke Flare sowohl Calmer als auch Calmer Pro. Das sind Ohrstöpsel, die keine Okklusion erzeugen und die Lautstärke auch nicht dämpfen, sondern „einfach“ physikalisch (durch ihre Geometrie) die schrillen Frequenzen ablenken. Die Anführungszeichen sind, weil ich überhaupt nicht erklären kann, wie das funktioniert, aber ein guter Freund, der genau sowas studiert hat, hat mir glaubhaft versichert, dass das nicht nur esoterischer Schmu und Placeboeffekt ist. Der Unterschied zwischen Calmer und Calmer Pro ist, dass letztere einen Metallkern haben. Die sind das Geld meiner Meinung nach zwar schon echt wert, aber ich hatte zuerst die Calmer (aus Silikon) um zu gucken, ob die Größe passt oder ich das unangenehm finde, oder es einfach gar nichts bringt. Allein schon wegen der Größe würde ich diese Herangehensweise auch empfehlen. Ich hab normale Standardgröße, es gibt aber auch kleinere. Man muss die über einen gewissen Zeitraum tragen, um sagen zu können, ob die einem was bringen. Ich merke, dass ich abends weniger gestresst (überreizt) bin, wenn ich die tagsüber getragen habe, zum Beispiel unter Leuten oder beim Einkaufen.

Hautpflege ist mit minimalen Änderungen gleich wie… schon lange. Das sieht so aus:

  • Morgens waschen mit Reinigungsöl (dm Balea) oder Take the day off von Clinique.
  • Dann, in dieser Reihenfolge, und alles von the Ordinary:
  • HA + B5 Serum für Feuchtigkeit (und leicht polsternd wirkt es auch)
  • Niacinamid + Zink gegen Pickel
  • Natural Moisturizing Factors Creme für noch mehr Feuchtigkeit
  • Darauf kommt dann die Paulas Choice Resist Super Light Daily Wrinkle Defense getönte Tagescreme SPF 30 und meine üblichen Schminkprodukte, aber im Alltag keine Foundation oder so.
  • Neu ist, dass ich auch das Wimpernserum von The Ordinary benutze. Ich hatte mal so nen Tester von Revitalash, der war wirklich richtig krass, aber das Zeug ist auch wirklich absurd teuer. The Ordinary kostet vielleicht ein Zehntel davon und ist dafür echt ok. Und eigentlich habe ich definitiv ausreichend lange und dichte Wimpern, das Serum ist nur Bonus.
  • Abends habe ich das Retinol aufgegeben, ich kann nicht regelmäßig was benutzen, das im Kühlschrank aufbewahrt wird, das vergesse ich dann. Und ich mag ja Fältchen, auch an mir.
  • Abends wird ansonsten gewaschen (wieder mit Reinigungsöl) und dann das Paulas Choice 8% AHA Gel aufgetragen. Im Moment 8% AHA Lotion, weil Mausrutscher beim Bestellen, aber die Produkte tun sich auch nichts. Bei der Lotion ist praktisch, dass ich nicht unbedingt danach noch eine Feuchtigkeitspflege (Natural Moisturizing Factors von The Ordinary) brauche.

Das war’s. Würde sagen, morgens brauche ich so 5 Minuten für alles, 10 wenn ich alles lange einziehen lasse, bevor der nächste Schritt kommt. Man kann ja auch zwischendurch schon mal Haare föhnen, Zähne putzen und so weiter, die Zeit ist ja nicht verschenkt. Abends braucht das keine zwei Minuten. Mit der Routine fahre ich so ganz gut. Zyklusbedingt habe ich trotzdem immer mal wieder Pickel, aber damit habe ich mich inzwischen abgefunden, es sind wenige und sie entzünden sich nicht mehr so oft. Es hilft auch, dass ich mir so ein Metalldings mit so einer Öse gekauft habe, wenn dann doch mal ein Pickel zu sehr nervt. Möglichst wenig mit den Händen an Pickeln rumfriemeln ist nämlich immer noch das beste gegen Entzündungen. Das, und Vorbeugen.

Tag 3247 – Fortsetzung und echt tighter Rock.

Hab den Titel gestern nicht erklärt, es war ja auch schon spät. Ich habe das Gefühl, ich habe nicht nur kein sonderlich dickes Fell, sondern ich habe einfach gar kein Fell, wie so ein Nacktmull, was bestimmte Dinge angeht. Zum Beispiel die Kommunikation mit anderen Menschen und, speziell, missverstanden zu werden. Da gehen alle Rollos runter. An schlechteren Tagen hab ich nicht mal Haut (also wie so eine gepellte Weißwurst, oder ein Nacktmull ohne Mütze, äh…) und Mittwoch und Donnerstag waren echt schlechte Tage.

Was hatte ich erwartet? Naja, ich hatte zumindest NICHT erwartet, dass Leute in eine simple Bitte ganz offenbar lauter Zeug reininterpretieren, was da nicht steht und ich auch nicht denke. Aber vielleicht ist das halt auch so ein Ding, was eventuell damit zusammenhängt, dass mich missverstanden zu werden so ungemein frustriert. Ich kommuniziere direkt und brauche und erwarte auch dass mit mir direkt kommuniziert wird. Untertöne nehme ich (sogar sehr gut) wahr, die verwirren mich aber meistens und es braucht lange (meistens auch Rückversicherung bei anderen), bis ich die entwirrt habe und eine ungefähre Idee habe, was man mir nonverbal zu vermitteln versuchte. Ich schreibe deshalb selbst auch nichts zwischen die Linien. Viele andere Leute schreiben aber ganz viel zwischen Linien und nehmen daher auch an, dass alle anderen das tun. Und dann passiert halt sowas.

Auch in diesem Fall brauchte es übrigens einen Übersetzer für die Untertöne. Herr Rabe sagte nach einem Blick auf die Replys: Die fühlen sich ertappt, weil die wissen, dass das eigentlich nicht so geil ist, aber sie es trotzdem erlauben, und jetzt hast du ausgesprochen, dass das nicht so geil ist und sie haben ein schlechtes Gewissen.

Das war nicht meine Absicht gewesen, aber ändern kann ich’s jetzt auch nicht mehr. Nächstes mal (hahahahaha als würde ich noch mal irgendwas substantielleres als „Schönes Wetter heute“ da äußern) kommt dann halt noch der Disclaimer dazu, dass ich keinem irgendwas vorwerfe und niemanden shamen möchte.

Auf Twitter hätte ich so eine Reaktion im Übrigen erwartet, auch deshalb bin ich da auch nicht mehr. Und generell habe ich gestern festgestellt, dass ich einfach lieber mit Leuten rede, die im Zweifel nachfragen, wie etwas gemeint ist, bevor sie verbal zuschlagen.

Besonders enttäuschend, dass ich sogar gemacht habe, was ich im Kommunikationsseminar gelernt habe, also das Rezept peinlich genau befolgt, und der Kuchen ist trotzdem leider im Ofen explodiert. Fast so als wären Rezepte nicht auf Menschen anwendbar. Meh. Aber jetzt ist das Krönchen wieder drauf. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert, nicht wahr.

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Gestern Abend, ja, das war wirklich feuchtfröhlich. Mit dem kompletten pädagogisch-psychologischen Dienst des Dorfes. Die sind jetzt alle inhabil (ich glaube es heißt auf deutsch befangen?) uns gegenüber. Die Dame, die Michels Vordiagnostik gemacht hat, war auch da. Auch der Kommunenpsychologe war da. Wir hatten echt viel Spaß, die Babysittermama ist eine totale Partyqueen und reißt auch ruhigere Gemüter gnadenlos mit. Bis ich merkte, dass der Fruchtpunsch Alkohol enthielt (man schmeckte das wirklich überhaupt nicht), war es auch schon zu spät und ich hatte zu viel davon intus, als dass ich noch hätte Auto fahren können. Also nicht hackenstramm, andere waren hackenstramm, dagegen war ich richtig zahm angetütert, aber halt jenseits von Fahrtüchtigkeit. Herr Rabe auch, aber dem hatte ich auch nicht ansonsten nur alkoholfreies Radler gekauft. Naja und dann konnte ich auch noch ein drittes Glas davon trinken und weigerte mich auch nicht gegen Mojito. Einen. (Ich mag Mojito echt gerne.) Und irgendwie waren wir dann plötzlich in der einzigen Kneipe des Dorfes (so plötzlich nicht, der Sohn der Chefin der Babysittermama hat uns gefahren, die Chefin ließ sich aber lieber nach Hause statt in die Kneipe bringen, kluge Frau). Da liefen aber nur die selben 5 Lieder in Dauerschleife und der Abstand der Alkoholpegel zwischen mir, Herrn Rabe und dem Kommunenpsychologen nebst Freundin und… dem ganzen Rest war auch auffallend hoch, weshalb wir uns nach einem alkoholfreien Bier verabschiedeten und nach Hause gingen.

___

Heute morgen war trotzdem hart, ich hatte versprochen, um 11 bei der Pride Parade im Dorf aufzulaufen, deshalb klingelte um neun der Wecker. Mein Kopf erinnerte mich daran, dass ich Alkohol oft echt nicht so gut vertrage, auch in moderaten Mengen nicht. Bis ich meinen (muskelkaterigen) Hintern aus dem Bett gehievt hatte, war es aber auch irgendwie schon nach zehn. Ich warf Brötchen in den Ofen, Herr Rabe machte mir Kaffee, ich wusch meine Haare und schminkte meine Augen ratzfatz in Blau-Lila-Pink mit ordentlich Glitzer (und schminkte den Rest von meinem Gesicht einfach gar nicht, weil keine Zeit) und dann war ich auch nur ein ganz bisschen nach elf bei der Pride. Die war sehr niedlich, wir gingen mit etwa 100 Leuten ein Mal um den Block. Es ist trotzdem wichtig, finde ich, zu zeigen, dass jede*r willkommen ist, solange es nette, weltoffene und tolerante Menschen sind. Von der Party-Truppe von gestern war übrigens nur eine da, mit dickem Kopf aber ansonsten fit. Der Rest wollte kommen, war aber durch verschiedene Umstände verhindert.

Wieder zu Hause aß ich endlich mein Brötchen. Wir schnackten ein bisschen, Herr Rabe und ich, und dann trennten sich unsere Wege, Herr Rabe zum Aufbau mit seiner Band, ich die Kinder von der Korpstour wieder abholen. Die Kinder wollten, zu meiner großen Überraschung, beide nicht mit nach Hause. Michel sagte, es sei SEHR gut gewesen, die Tour. Hach. Das freut mich immer sehr, die haben da einen tollen Zusammenhalt, wo auch Kinder wie Michel, der sonst sozial eher etwas zurückhaltend ist, voll aufgenommen werden. Hach, Hach.

Abends schnappte ich mir dann die Kinder, Papas Auftritt angucken. Und was soll ich sagen, die Band ist einfach richtig gut. Der Sound war gut (ich habe zwei Lautstärkewarnungen von meiner Uhr bekommen), und die drei produzieren ein fettes Brett aus Rock, Punk, (Mainstream) Metal und Indie. Sehr tight, 10 von 10 Punkten von einer sehr kritischen Zuhörerin. Bisher spielen sie nur Coversongs, aber ab dem Sommer möchten sie selbst Lieder schreiben. Das wichtigste aber ist, dass man denen anmerkt, dass sie da echt Spaß dran haben. Eine Stunde lang haben die drei abgeliefert, im Regen und vor einem kleinen Publikum, aber, ich habe das mitverfolgt: das Publikum sind alle bis zum Schluss da geblieben und es kam echt viel Applaus und Jubel. Dafür dass das nicht so viele Leute und Norweger waren, war das Publikum ziemlich laut in seiner positiven Rückmeldung. Pippi fand es auch super, Michel hielt sich am Rand und wollte, glaube ich, hauptsächlich nicht mit den Stufenkameraden sprechen. Die haben inzwischen sehr unterschiedliche Interessen. Tja.

Mit albernen Hüten. Von den coolen Kids geliehen und daher auch zu klein für drei erwachsene Schädel.

Das war schön. Herr Rabe sieht auch einfach sehr gut aus, muss ich sagen, ich stehe inzwischen auf Ü-40-Jährige Bassisten mit grauen Strähnen in langen Haaren. So gesehen sollte ich der Band vielleicht keinen weiteren Erfolg wünschen (hinterher kommt Herr Rabe noch rum und wird von Groupies belagert), aber ich glaube, da habe ich ganz schlechte Karten, das war sehr solide abgeliefert heute.

Bämm!

Tag 3247 – Fortsetzung und echt tighter Rock.

Hab den Titel gestern nicht erklärt, es war ja auch schon spät. Ich habe das Gefühl, ich habe nicht nur kein sonderlich dickes Fell, sondern ich habe einfach gar kein Fell, wie so ein Nacktmull, was bestimmte Dinge angeht. Zum Beispiel die Kommunikation mit anderen Menschen und, speziell, missverstanden zu werden. Da gehen alle Rollos runter. An schlechteren Tagen hab ich nicht mal Haut (also wie so eine gepellte Weißwurst, oder ein Nacktmull ohne Mütze, äh…) und Mittwoch und Donnerstag waren echt schlechte Tage.

Was hatte ich erwartet? Naja, ich hatte zumindest NICHT erwartet, dass Leute in eine simple Bitte ganz offenbar lauter Zeug reininterpretieren, was da nicht steht und ich auch nicht denke. Aber vielleicht ist das halt auch so ein Ding, was eventuell damit zusammenhängt, dass mich missverstanden zu werden so ungemein frustriert. Ich kommuniziere direkt und brauche und erwarte auch dass mit mir direkt kommuniziert wird. Untertöne nehme ich (sogar sehr gut) wahr, die verwirren mich aber meistens und es braucht lange (meistens auch Rückversicherung bei anderen), bis ich die entwirrt habe und eine ungefähre Idee habe, was man mir nonverbal zu vermitteln versuchte. Ich schreibe deshalb selbst auch nichts zwischen die Linien. Viele andere Leute schreiben aber ganz viel zwischen Linien und nehmen daher auch an, dass alle anderen das tun. Und dann passiert halt sowas.

Auch in diesem Fall brauchte es übrigens einen Übersetzer für die Untertöne. Herr Rabe sagte nach einem Blick auf die Replys: Die fühlen sich ertappt, weil die wissen, dass das eigentlich nicht so geil ist, aber sie es trotzdem erlauben, und jetzt hast du ausgesprochen, dass das nicht so geil ist und sie haben ein schlechtes Gewissen.

Das war nicht meine Absicht gewesen, aber ändern kann ich’s jetzt auch nicht mehr. Nächstes mal (hahahahaha als würde ich noch mal irgendwas substantielleres als „Schönes Wetter heute“ da äußern) kommt dann halt noch der Disclaimer dazu, dass ich keinem irgendwas vorwerfe und niemanden shamen möchte.

Auf Twitter hätte ich so eine Reaktion im Übrigen erwartet, auch deshalb bin ich da auch nicht mehr. Und generell habe ich gestern festgestellt, dass ich einfach lieber mit Leuten rede, die im Zweifel nachfragen, wie etwas gemeint ist, bevor sie verbal zuschlagen.

Besonders enttäuschend, dass ich sogar gemacht habe, was ich im Kommunikationsseminar gelernt habe, also das Rezept peinlich genau befolgt, und der Kuchen ist trotzdem leider im Ofen explodiert. Fast so als wären Rezepte nicht auf Menschen anwendbar. Meh. Aber jetzt ist das Krönchen wieder drauf. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert, nicht wahr.

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Gestern Abend, ja, das war wirklich feuchtfröhlich. Mit dem kompletten pädagogisch-psychologischen Dienst des Dorfes. Die sind jetzt alle inhabil (ich glaube es heißt auf deutsch befangen?) uns gegenüber. Die Dame, die Michels Vordiagnostik gemacht hat, war auch da. Auch der Kommunenpsychologe war da. Wir hatten echt viel Spaß, die Babysittermama ist eine totale Partyqueen und reißt auch ruhigere Gemüter gnadenlos mit. Bis ich merkte, dass der Fruchtpunsch Alkohol enthielt (man schmeckte das wirklich überhaupt nicht), war es auch schon zu spät und ich hatte zu viel davon intus, als dass ich noch hätte Auto fahren können. Also nicht hackenstramm, andere waren hackenstramm, dagegen war ich richtig zahm angetütert, aber halt jenseits von Fahrtüchtigkeit. Herr Rabe auch, aber dem hatte ich auch nicht ansonsten nur alkoholfreies Radler gekauft. Naja und dann konnte ich auch noch ein drittes Glas davon trinken und weigerte mich auch nicht gegen Mojito. Einen. (Ich mag Mojito echt gerne.) Und irgendwie waren wir dann plötzlich in der einzigen Kneipe des Dorfes (so plötzlich nicht, der Sohn der Chefin der Babysittermama hat uns gefahren, die Chefin ließ sich aber lieber nach Hause statt in die Kneipe bringen, kluge Frau). Da liefen aber nur die selben 5 Lieder in Dauerschleife und der Abstand der Alkoholpegel zwischen mir, Herrn Rabe und dem Kommunenpsychologen nebst Freundin und… dem ganzen Rest war auch auffallend hoch, weshalb wir uns nach einem alkoholfreien Bier verabschiedeten und nach Hause gingen.

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Heute morgen war trotzdem hart, ich hatte versprochen, um 11 bei der Pride Parade im Dorf aufzulaufen, deshalb klingelte um neun der Wecker. Mein Kopf erinnerte mich daran, dass ich Alkohol oft echt nicht so gut vertrage, auch in moderaten Mengen nicht. Bis ich meinen (muskelkaterigen) Hintern aus dem Bett gehievt hatte, war es aber auch irgendwie schon nach zehn. Ich warf Brötchen in den Ofen, Herr Rabe machte mir Kaffee, ich wusch meine Haare und schminkte meine Augen ratzfatz in Blau-Lila-Pink mit ordentlich Glitzer (und schminkte den Rest von meinem Gesicht einfach gar nicht, weil keine Zeit) und dann war ich auch nur ein ganz bisschen nach elf bei der Pride. Die war sehr niedlich, wir gingen mit etwa 100 Leuten ein Mal um den Block. Es ist trotzdem wichtig, finde ich, zu zeigen, dass jede*r willkommen ist, solange es nette, weltoffene und tolerante Menschen sind. Von der Party-Truppe von gestern war übrigens nur eine da, mit dickem Kopf aber ansonsten fit. Der Rest wollte kommen, war aber durch verschiedene Umstände verhindert.

Wieder zu Hause aß ich endlich mein Brötchen. Wir schnackten ein bisschen, Herr Rabe und ich, und dann trennten sich unsere Wege, Herr Rabe zum Aufbau mit seiner Band, ich die Kinder von der Korpstour wieder abholen. Die Kinder wollten, zu meiner großen Überraschung, beide nicht mit nach Hause. Michel sagte, es sei SEHR gut gewesen, die Tour. Hach. Das freut mich immer sehr, die haben da einen tollen Zusammenhalt, wo auch Kinder wie Michel, der sonst sozial eher etwas zurückhaltend ist, voll aufgenommen werden. Hach, Hach.

Abends schnappte ich mir dann die Kinder, Papas Auftritt angucken. Und was soll ich sagen, die Band ist einfach richtig gut. Der Sound war gut (ich habe zwei Lautstärkewarnungen von meiner Uhr bekommen), und die drei produzieren ein fettes Brett aus Rock, Punk, (Mainstream) Metal und Indie. Sehr tight, 10 von 10 Punkten von einer sehr kritischen Zuhörerin. Bisher spielen sie nur Coversongs, aber ab dem Sommer möchten sie selbst Lieder schreiben. Das wichtigste aber ist, dass man denen anmerkt, dass sie da echt Spaß dran haben. Eine Stunde lang haben die drei abgeliefert, im Regen und vor einem kleinen Publikum, aber, ich habe das mitverfolgt: das Publikum sind alle bis zum Schluss da geblieben und es kam echt viel Applaus und Jubel. Dafür dass das nicht so viele Leute und Norweger waren, war das Publikum ziemlich laut in seiner positiven Rückmeldung. Pippi fand es auch super, Michel hielt sich am Rand und wollte, glaube ich, hauptsächlich nicht mit den Stufenkameraden sprechen. Die haben inzwischen sehr unterschiedliche Interessen. Tja.

Mit albernen Hüten. Von den coolen Kids geliehen und daher auch zu klein für drei erwachsene Schädel.

Das war schön. Herr Rabe sieht auch einfach sehr gut aus, muss ich sagen, ich stehe inzwischen auf Ü-40-Jährige Bassisten mit grauen Strähnen in langen Haaren. So gesehen sollte ich der Band vielleicht keinen weiteren Erfolg wünschen (hinterher kommt Herr Rabe noch rum und wird von Groupies belagert), aber ich glaube, da habe ich ganz schlechte Karten, das war sehr solide abgeliefert heute.

Bämm!

Tag 3245 und 3246 – Nacktmull.

Es ist halb zwei, dazu später, aber deshalb muss ein Abriss der letzten zwei Tage reichen.

Ich habe das mit der Cola angesprochen, und zwar freundlich, dem Schulelternrat für seinen Einsatz dankend, als Bitte formuliert nächstes mal was anderes zu wählen, und das mit Quellen zur Ernährung von Kindern sachlich untermauert. Dachte ich. Ich machte das auf Facebook in der geschlossenen Gruppe der Schule, weil ich auch deutlich machen wollte, dass es angesprochen wird, schon allein, damit der Schulelternrat nicht 20 eventuell weniger freundliche Nachrichten auf allen möglichen Kanälen kriegt.

Dann fuhr ich zur Arbeit und tat Arbeitsdinge, dann klappte wie immer die Rückfahrt nicht so ganz, weil die kack Züge seit Januar irgendwie immer irgendwas haben, Signalstörubg, Weichenstörung, Stellwerksstörung, Erdungsfehler, Stromausfall, es ist literally immer irgendwas. Ich geriet ein bisschen in Stress, beeilte mich vom Bahnhof nach Hause, sammelte meine Ballettsachen und Pippi in Windeseile ein und fuhr zum Tanzen. Dann war ein Unfall und Baustelle mit Ampel auf dem Weg und Pippi kam 3 Minuten zu spät, was aber nichts machte, sie waren nur 2 Kinder. In der Stunde, in der Pippi tanzte, arbeitete ich noch ein wenig Zeug weg. Dann tanzte ich selbst, erst Ballett, dann Kraft- und Dehnungstraining, insgesamt 2,5 Stunden, das war zu viel, das rächte sich bereits gestern Abend und heute dann sehr.

Zu Hause steckte ich Pippi ins Bett und ließ mir eine Badewanne ein, um meine völlig fertigen Muskeln zu entspannen. Kurz vor der Badewanne stellte ich fest, dass mein Facebookpost von mehreren Muttis (alles Muttis, kein einziger Vater) komplett missverstanden worden war, als Beschwerde gegenüber dem Schulelternrat, dass ich meine, die seien dafür zuständig, es absolut allen 100%ig recht zu machen, dass ich meine, Eltern, die ihren Kindern Cola erlauben, sind schlechte Eltern und dass ich den Kindern nichts gönne an einem so besonderen Tag. Garniert mit schlauen Ratschlägen wie „da muss man als Eltern eben nein sagen“. Das Fass füllte sich binnen Sekunden und lief sofort über. Nichts davon hatte ich geschrieben, das meiste davon nicht mal gedacht, und jetzt war ich plötzlich der Arsch, der immer nur meckern will, bloß weil meine Kinder Koffein „nicht vertragen“ (sic!). Als Nächstes verlange ich Hirsesnacks. Es war wirklich absurd, aber es ändert nichts an dem Meltdown, den ich deshalb hatte. Ich darf solche extremen Gefühlsausbrüche jetzt offiziell Meltdown nennen. Yay. Es kam einfach alles zusammen, Hormone, Stress, wenig Schlaf über eine Woche hinweg, die körperliche totale Erschöpfung vom übertriebenen Sport und die Ungerechtigkeit, dass in einen sehr sorgfältig durchdachten Post Dinge hereingelesen werden, die meiner Intention nicht im entferntesten entsprachen und ich für diese angenommenen Absichten dann angegangen wurde.

Wenig rühmlich habe ich das nahezu komplett am Mann ausgelassen. Nahezu, weil ich auch echt viel an mir ausgelassen hab. Trotzdem nicht gut. Aber auch nicht kontrollierbar.

Heute morgen wachte ich folgerichtig mit Migräne auf. Auf Facebook ging es munter weiter, mein Meltdown ging auch munter weiter, ich fand jedes Licht inzwischen unerträglich. Ich schrieb meiner Chefin, dass ich krank sei. Irgendwie überlebte ich ein Telefongespräch, das vorerst letzte, mit BUP, das Herr Rabe aber auch zu 95% führte. Danach schlief ich noch mal ein und wachte erst um kurz vor 12 wieder auf.

Der Rest des Tages ging für Erholung und Migränekater drauf. So schön.

Nachmittags fuhr Herr Rabe die Kinder zur Korpstour und danach waren wir bei der Babysittermama zum Grillen eingeladen. Das war ein feuchtfröhlicher Haufen mit viel Spaß. Aber jetzt kann ich die Augen echt nicht mehr offen halten.

Tag 3243 und 3244 – Sommerfest.

Alle Jahre wieder sind Schuljahresabschlussfeiern. Seit letztem Jahr irgendwie für die ganze Schule zusammen, als wäre eine Klasse oder eine Schule noch nicht genug Halligalli. Letztes Jahr war ich glaube ich in Korea, als das war? Oder, nee, ich war stattdessen beim Ballett, weil ich solche Veranstaltungen ja hasse, richtig. Heute war es jedenfalls wieder soweit. Es war Gewitter angekündigt und kam dann auch, aber das Programm wurde durchgezogen. Viele Eltern drängten sich unter das Vordach, während die Kinder stufenweise im Regen standen und sangen und tanzten, übertönt vom Donner und dem Gelaber der Eltern. Weder die Eltern noch die grad nicht beschäftigten Kinder waren leise, unter dem Vordach konnte man die singenden Kinder kaum hören, weil sich alle unterhielten. Ich habe zusätzlich zu meinen normalen Empfindlichkeiten grad mal wieder zyklusbedingt Laune und wollte in schneller, zyklischer Abfolge schreiend wegrennen, mir schreiend die Ohren zuhalten, alle Anschreien dass sie gefälligst die Fresse halten sollen und die Person hinter mir, die extrem laut klatschen konnte, erwürgen. Ja toll, du kannst super laut klatschen, bisste bestimmt voll stolz drauf HÖR AUF DAMIT JETZT SOFORT SONST KLATSCHT GLEICH WAS ANDERES. Ich habe nichts davon gemacht, nur immer mal wieder wegen der klatschenden Person gezuckt und versucht, das ganze irgendwie auszuhalten. Ich kann es nicht erklären, aber das Gelaber löste bei mir extremen Stress und körperliches Unbehagen aus, wie ekligen Stoff anfassen, und das Klatschen tut mir weh als würde ich geschlagen.

Beide Kinder haben ihre Performances gut gemacht und waren danach froh, in die Klassenräume zu gehen, raus aus dem Regen. Ich… nicht so. Weil da waren auch wieder viele Leute, diesmal im Raum, manche kenne ich, aber reden war da schon eher nur noch rudimentär bei mir. Ich war etwa 2 Minuten in Michels Klassenraum, wo alle durcheinander liefen, dann ging ich raus und atmete ein bisschen in der Garderobe herum. In den folgenden 10 Minuten guckte ich erst aus dem Fenster, fand dann einen Handschuh von Michel, und dann hatte ich zu tun, weil unter den Garderobenschränken noch weitere Dinge hervorblitzten. Ich zog zwei weitere Handschuhe von Michel, einen Handschuh von einem anderen Kind, einen Buff von Michel und ein Reflexarmband unter den Schränken hervor. Das Verlieren von Dingen, wie zum Beispiel Handschuhen, ist bei ADHS übrigens ein reelles, belastendes und teures Problem. Jetzt haben wir… drei Handschuhe. Vielleicht können wir die hier zu Hause mit anderen Handschuhen verheiraten, der nächste Winter kommt sicher.

Nachdem ich auf dem Boden rumgekrochen war, war der Klassenraum etwas leerer und ich machte eine kurze Tour, gucken, was die Kinder dieses Jahr so gemacht haben. Sehr sehr viele Ausflüge haben sie gemacht. Michel kam mir plötzlich mit einer Cola entgegen, die hatte der Schulelternrat ausgeteilt und er war natürlich begeistert und hatte die halbe Flasche auch schon intus. Jedes Kind hat einen halben Liter Cola bekommen. Abends um halb sieben. Ich wurde Zeugin, wie einem kleinen Geschwister, vielleicht so 4 oder 5 Jahre alt, geholfen wurde, aus der Colaflasche zu trinken. Mir fiel alles aus dem Gesicht, und so ganz kann ich das auch immer noch nicht fassen. Ich werde das morgen mal ansprechen, öffentlich, das geht so nicht, saufen die Lack oder was? Aber ich muss erst runter kommen, sonst werde ich unnötig bissig in meiner Kritik.

Ich wollte da schon echt gerne nach Hause, aber ging noch in Pippis Klasse vorbei, in der Hoffnung, da Pippi und Herrn Rabe abholen zu können. Auch da: Chaos, alle laut, und alle Kinder, 8-9-Jährige, mit einem halben Liter Cola. Herr Rabe hatte Pippi untersagt, mehr als einen Schluck davon zu trinken, und Pippi war deshalb natürlich sauer, weil alle anderen dürfen ja. Ja, alle anderen werden auch von allen anderen Eltern ins Bett gebracht, die sind das Problem von deren eigenen Eltern, liebes Kind.

Ich schleifte dann mehr oder weniger eine moppernde Pippi zum Auto, die, als Michel überglücklich mit seiner leeren Flasche herumwinkte, völlig eskalierte und gemeine Sachen sagte. Während ich mich ja eh eigentlich nur noch irgendwo in Embryonalstellung zusammenrollen wollte. Das tat ich zu Hause dann auch mehr oder weniger, eine Stunde Sommerfest zieht eine Stunde wortlos im Bett nach sich.

War Kacke, nächstes Jahr ist hoffentlich wieder Ballett an dem Tag.

Tag 3242 – Fertig.

Ich jetlagge immer noch ein bisschen herum und wollte heute genauso wenig aufstehen, wie die liebreizenden Kinder. Aber ich wollte/musste ja ins Büro, und nach dem Büro wollte ich in Oslo noch drülf Dinge tun. Dann war das Büro doof zu mir, da waren zu viele Meetings und zu hell und überhaupt und danach die drülf Dinge liefen auch nicht wie geplant und das war alles doof und ich danach total platt. Nun ist es so, dass ich tatsächlich seit Donnerstag einen Zettel habe, der bestätigt, dass ich mir nicht einbilde, dass manche Dinge, die für andere kein Problem sind, mich völlig auspumpen, aber da muss ich erst mal selbst irgendwie Worte für finden. Bald, sicher.

Nach dem Arbeitstag war ich jedenfalls erst mal zwei Stunden im Bett und ausgeknockt von allem, dann migränig und Kinder ins Bett steckend und müde und jetzt bin ich trotzdem wieder wach, ächz. Pippi hat übrigens, das ist mir beim ins Bett komplimentieren wieder aufgefallen, beeindruckend dreckige Füße in beeindruckend kurzer Zeit, auch diesen Sommer wieder. Riesengroße, dreckige Füße. Da Pippi ja auch schnell braun wird, weiß man an anderen Stellen ihres Körpers im Sommer oft nicht, ob das alles vielleicht nach einem Bad ganz anders aussieht, aber bei den Füßen kann man da ja schon recht sicher sein. Und irgendwie finde ich gut, dass sie so ein Dreckfußkind ist, vorm Fernseher bleiben die Füße nämlich gemeinhin sauber.

Abends habe ich ein bisschen die Danger Noodles hantiert, damit die daran halbwegs gewöhnt bleiben. Monty zieht sich eigentlich zuverlässig jetzt jede Woche eine Ratte rein, die Greg aber standhaft verschmäht. Deshalb ist Monty jetzt auch deutlich größer als Greg. Das wird sich schon irgendwann geben, der Hunger wird’s schon irgendwann auch bei Greg reintreiben. Vielleicht taue ich noch mal ne Maus im selben Wasser auf und versuche Greg eine mausduftende Ratte unterzujubeln, aber erst mal bleibe ich recht entspannt. Dünn ist Greg noch nicht, und Monty hat ja irgendwann den Hungerstreik auch beendet und seither läuft es eigentlich gut. Das Terrarium ist offenbar auch angenommen, beide liegen an den unterschiedlichsten Stellen immer mal wieder rum und so soll es ja auch sein, dafür gibt es ja verschiedene Zonen da. Etwas wärmer, etwas kühler, etwas feuchter, etwas trockener. Bester Platz tagsüber scheint hinterm Farn zu sein, alternativ liegt Monty auch gerne in der Höhle auf der warmen Seite. Greg hat heute noch mal versucht, sich unter die Kokosnuss zu quetschen, aber das passt inzwischen dann doch nicht mehr und es sieht eher aus, als würde Greg die Kokosnuss auf dem Rücken herumtragen, wie so ein Einsiedlerkrebs seine Muschel.

Tag 3241 – Fortsetzung New York Spam.

Am Sonntag holten wir das mit dem Käsekuchen nach. Und zwar um sieben Uhr morgens. Da machen die auf, und Jetlag macht’s möglich. Im Hotel am Times Square hatte ich eh eher mäßig geschlafen, neben mir war eine Partycrew, die ich durch die Papierwände sehr gut hören konnte, „Open the door, bitch!“ um halb fünf morgens, na danke, dachte ich. Der Käsekuchen war dann aber eine gute Entschädigung und hatte auch ca. so viele Kalorien wie ein Abendessen. Ich war dann erstmal satt für eine ganze Weile.

Um neun hatten wir einen Slot im 9/11 Memorial Museum gebucht. Das liegt am Ground Zero und ist unter die Erde gebaut. Am Eingang wird übrigens alles was man dabei hat gescannt und dann nimmt einer ein augenrollender Sicherheitsheini (augenrollend, weil er das ganz offensichtlich selbst albern fand) das Reisebesteck ab. Man könnte ja mit dem Messer, mit dem man mit Müh und Not Käsekuchen schneiden kann, wen umbringen. Ehrlich gesagt ist die Gabel reell bedrohlicher, aber es wurde mir einfach das ganze Set abgenommen, selbst die Strohhalme, was mir für den Rest des Tages einbrachte, bei Gelegenheit immer wieder scherzhaft gefragt zu werden, ob ich irgendwen mit meinem Löffel killen will. Ich bekam für das Besteck einen Pfandzettel ausgehändigt und da drin ist jetzt eh keine Stimmung um gemütlich Kuchen zu essen. Alles gut.

Das Museum macht sehr Eindruck. Ich war damals 16 und grad nach Hause gekommen, als das zweite Flugzeug in den South Tower flog, was auf allen (wenigen) Sendern unseres Fernsehers zu Hause das normale Programm ersetzt hatte. Das Museum stellt nicht nur das dar, sondern auch wie die Towers damals gebaut wurden, das ganze drumrum, vorher, nachher, die Aufräumarbeiten, der Bau des One World Trade Center und des Memorials (der „Pools“). Sie haben wirklich viele bedeutende und nicht so bedeutende Ausstellungsstücke zusammengesammelt, da ist von verformten Säulen, auf wenige Kubikmeter zusammengebackenen Materialien, die mehreren Etagen entsprechen, bis zur Uhr, die einer schwer verbrannten Überlebenden abgenommen wurde alles mögliche dabei. Die Stimmung ist durchgehend respektvoll und leicht gedrückt und bei Teilen der Ausstellung, zum Beispiel da wo man Tonaufnahmen hört, wie Passagiere aus einem Flugzeug zu Hause anrufen um sich zu verabschieden, bevor sie das Cockpit mit den Terroristen stürmen, stehen diskret Taschentuchboxen bereit. Selbst die „Geschichte“ der Terroristen wird nüchtern und unaufgeregt erzählt. Es ist angenehm wenig patriotisch und lässt auch (vermeidbare) unangenehme Teile der Geschichte nicht aus, zum Beispiel die Kritik an der Entsorgung der Trümmer, die 1. jede Menge Giftstoffe und 2. möglicherweise noch menschliche Überreste enthielten. Also natürlich ist nichts an der Geschichte schön, das kommt jetzt vielleicht sehr falsch rüber. Überraschend eben auch Selbstkritik, ich habe nicht den Eindruck, dass die USA da besonders gut drin sind.

Jedenfalls ist das ein wirklich beeindruckendes Museum und auch erschwinglich. Nicht unbedingt geeignet für kleinere Kinder. Es ist wirklich ein sehr stiller Ort.

Nach diesem erquicklichen Start in den Tag fuhren wir hoch aufs One World Trade Center. Das kann man durchaus auch mal machen. Über 400 Meter Fahrstuhl in 45 Sekunden, während an den Fahrstuhlwänden ein Film läuft, ist aber für Leute mit Neigung zu Motion Sickness (mich) eher schwierig. Außerdem hatte ich die wilde Katastrophen-Vorstellung, dass der Fahrstuhl so schnell ist, dass er uns oben einfach raus schießt. Absurd, ich weiß, aber so ist mein Gehirn manchmal. Oben angekommen muss man dann zwangsweise einen Film angucken und dann… Ich will nicht spoilern, aber es ging ein „whoaaa“ durch den Raum. Es war ein bisschen cheesy, aber noch ok. Und dann hat man von der Aussichtsebene auf 391 Metern Höhe einen super Blick über ganz New York. Selbst für höhenängstliche Menschen (wie mich) war das sicher genug und sehr cool.

Beweis, ich war oben.
Diese Stadt ist so unvorstellbar groß.

Nach diesem Teil des Sightseeing fuhren wir mit einem Uber zur High Line, weil ich den Deutschen gesagt hatte, das das cool sei. Und sie waren richtig begeistert, Hach.

So viel grün, mitten in der Stadt!

Der eine deutsche Inspektor wollte dann gerne noch Grand Central sehen, also liefen wir da hin. Und kauften die teuerste Flasche Wasser, die ich je gekauft habe, aber ich war so durstig, mir war fast alles egal. Aber 6 $ für einen Liter stinknormales Wasser? Die saufen doch Lack!

Grand Central, schon beeindruckend. Sehr groß, wie alles. Normale Größen von irgendwas kann New York scheinbar nicht.

Danach wussten wir irgendwie nicht so ganz, was tun, es war ein bisschen die Luft raus. New York Public Library war zu (sonntags geschlossen), wir entschieden, dass wir zu Fuß langsam Richtung Penn Station gehen und dann wieder nach New Jersey fahren würden. Mit Zwischenstopps bei Mitbringselläden und irgendwas zu Essen. Irgendwas zu Essen wurde dann Pizza aus einem sehr kleinen, sehr lauten Laden an der 6th Avenue, bei dem ich mich wunderte, warum alle Pizzen vegetarisch waren. Es kam dann eine Gruppe jüdischer Menschen (erkennbar an T-Shirts einer jüdischen (Sonntags-?)Schule) und kaufte sehr viel Pizza und da fiel auch mein Blick auf das kosher-Zertifikat an der Wand. Die Pizza war aber offen gestanden das Chaos in diesem kleinen Laden echt wert, die war mega gut, selbst im Gehen gegessen. Eine Mischung aus italienischer und amerikanischer Pizza, würde ich sagen, sehr große Räder mit mitteldickem Teig, aber belegt wie von einer italienischen Mamma, mit getrockneten (nicht öligen) Tomaten, Mozzarella, gegrillter Aubergine und frischem Basilikum. Und reichlich Knoblauch, ähäm.

Und das war’s. Drei ziemlich platt gelatschte, durchgeschwitzte und Pizzaverschmierte Inspekteure fuhren, voller Eindrücke, wieder in das wesentlich beschaulichere Örtchen in New Jersey zurück und kämpften im Zug dagegen, einzuschlafen.

Fazit New York: zwei Tage reichen immer noch nicht mal annähernd nur für Manhattan. Diese Stadt ist einfach viel zu groß dafür und hat viel zu viel zu bieten. Schön ist sie aber, jedenfalls abseits vom Time Square.