Da sind immer noch alle irre. Wer hätte es gedacht. Ich mag hin und her nicht und da ist grad so viel hin und her, ich möchte schreien.
Vielleicht bin ich auch einfach schon wieder Urlaubsreif. Gut, dass bald Ostern ist.
Gestern war hier nicht so viel los. Da Michel Samstag die zweite Dosis der HPV-Impfung bekommen hatte, hing der ein bisschen durch und beschwerte sich zwischendurch immer mal wieder ausdauernd über seinen schrecklich schmerzenden Arm. Wir Erwachsenen machten so sexy Sachen wie Herr Rabes Steuererklärung. Pippi und ihre Freundin wanderten im Regen einmal zur Tankstelle und mit Eis wieder zurück.
Über Regen bin ich ganz froh, denn erstens ist Regen kein Schnee und zweitens ist es hier zur Zeit so furchtbar staubig, dass es eine Wohltat ist, das mal der ganze Staub gebunden wird, wenigstens für kurz.
Pippi, die kleine Zwergmaus, braucht für die Ballettaufführung ein weißes Spaghettiträgertop. Ein solches zu bekommen ist zur Zeit ein ziemliches Projekt. Denn Mädchen mit Größe (so grob) 140 tragen keine normalen, engen, weißen Spaghettiträgertops. Sie können ganz einfach nicht. Was sie tragen können, laut Läden, sind alle möglichen mehr oder noch mehr gruseligen Varianten von bauchfrei und gleichzeitig extrabreit. Für Mädchen in dem Alter einkaufen ist eh schwer, weil ich nicht finde, dass die rumlaufen müssen wie zu klein geratene 15-Jährige, aber die Läden finden das schon. Wenn man dann noch etwas ganz spezifisches braucht, das zwar simpel aber grad nicht in Mode ist… ja, viel Spaß.
Ich war wirklich drauf und dran, was zu nähen, aber scheue vor den Trägern zurück, die werden bei mir höchstwahrscheinlich ömmelig (sowohl aufgrund von Können als auch aufgrund von technischer Ausstattung, die ich hier habe). Lieber 15 T-Shirts als ein Spaghettiträgertop.
Aber dann fanden wir in exakt einem Laden ein einsames, weißes Spaghettiträgertop in XS für Damen. Das ist ein bisschen lang, weil vor allem die Träger zu lang sind, aber die kann man ja kürzen. Halleluja, Operation weißes Top abgeschlossen.
Pippi freut sich übrigens am meisten darauf, dass sie dann einen Ballettdutt kriegt. Denn dann müssen wir ihr Gel oder Ähnliches kaufen, um die fusseligen Härchen anzukleben. Bei der Ballettaufführung ist Haarspray verboten (ganz einfach weil man sonst in der Umkleide erstickt, wenn da 100 Mädels gleichzeitig ihre Haare mit Haarspray fixieren). Und ich sage es mal so: so lange die Diskussion ist, dass sie unbedingt Haargel haben will, und nicht, dass sie unbedingt rumlaufen will wie Christina Aguilera anno 1999, bin ich zufrieden. Weil letzteres kommt auch noch, ganz bestimmt.
(Ja, ich höre mich an wie meine eigene Mutter und beide Omas. Merke ich selber und finde ich in dem Fall auch gar nicht schlimm.)
Aber gute Nachricht: Pippi geht es viel besser. Sie quatscht einem wieder drei Schnitzel an die Backe und singt wieder den ganzen Tag. Sie verstreut zwar nach wie vor überall gebrauchte Taschentücher, aber auch das bedeutet immerhin, dass sie Taschentücher benutzt und nicht Ärmel und Ähnliches. Think pink.
Apropos Pippi singt: zur Zeit mag sie sehr gerne das Lied „Willst du“ von Alligatoah. Ich kann das verstehen, ich mag das auch. Allerdings hoffentlich aus ganz anderen Gründen. Weil ich hoffe, dass sie den Text nicht versteht. Ähäm. Generell ist Alligatoah jetzt vielleicht nicht die optimale Musik für eine Neunjährige. Dann doch lieber Nina Chuba.
Eigentlich wäre ja heute Sport gewesen, aber seit gestern ist leider Pippi krank und dann hatte ich eben Homeoffice. Pippi hat irgendeine sehr fette Erkältung mit Fieber, Kopfschmerzen und schier unendlichen Mengen Rotz, also nichts, wo man jetzt in Panik geraten muss, aber auch nichts, mit dem sie fröhlich herumspringt oder zur Schule kann.
Homeoffice war auch echt besser so, denn ich habe nach langer Zeit mal wieder IT-Projekt-Dinge getan und bin da schon wieder kurz davor, alles anzuzünden. Neuester Clou, den sich irgendwer ausgedacht hat: nach dem neuen, großen Release, der im Sommer kommt und wegen dem wir, die das System schon seit bald drei Jahren benutzen, seit letztem Sommer nur noch ganz kritische Bugfixes bekommen, sollen wir weiter in unserer kleinen Ömmelecke arbeiten, während der neue Release ein shiny Facelift bekommt, aber halt getrennt von uns. Bei uns ist es ja unaufgeräumt und chaotisch, das will ja niemand. Dass wir User dafür nichts können ist denen, die das ausgedacht haben, egal. Dass es komplett bescheuerte Ressourcenverschwendung ist, zwei verschiedene User Interfaces für das gleiche System zu maintainen, ist auch egal. Hauptsache, wir werden noch mal dafür abgestraft, dass wir die Versuchskaninchen waren.
Immerhin bin ich da inzwischen eiskalt und stelle Inspektorinnenfragen an egal wen, sollen sie mich halt für respektlos halten. Inspektorinnenfragen sind solche, bei denen man nicht locker lässt, bis man eine Erklärung bekommen hat, die man begreift, oder bis das Gegenüber aufgibt und sagt „stimmt, war doof von uns“. „Warum?“ ist ein guter Einstieg für solche Fragen.
Im Homeoffice kann ich auch getrost ungeschminkt rumsitzen. Das ist zur Zeit ein Vorteil, denn meine Haut mag, wie jedes Jahr, den Frühling eher nicht so und blüht Pickelmäßig so richtig schon auf. Das nervt mich sehr, dann friemele ich an den Pickeln rum, weil die mich so nerven und dann wird es natürlich alles noch viel schlimmer. Ein frühlingshafter Teufelskreis.
Vor ein paar Wochen fragte Herr Rabe mich was, was er nicht böse meinte. Das muss ich voraus schicken. Die Frage war, ob ich nicht mal langsam ein neues Stück üben könnte. Der Hintergrund war, dass er das Stück, das ich seit vor Weihnachten übe, nun wirklich nicht mehr hören kann. Ich kann das verstehen, also rational jedenfalls, weil ich halt nahezu täglich übe und grade, wenn ich wenig Zeit habe (also unter einer Stunde), übe ich auch wirklich nur dieses eine Stück. Es hat drei Seiten, davon habe ich die letzten 2 Monate (oder mehr, ähäm) eigentlich nur auf die letzten zwei fokussiert und die erste nur noch poliert. Macht… ziemlich viele Stunden, wo Herr Rabe diese zwei Seiten hören musste, immer und immer wieder. In zweifelhafter Qualität. Und immer wieder die selben Takte, weil das halt schon echt hart ist und ich ein paar Stellen wirklich bis zum Erbrechen geübt habe, weil ich’s musste. Also rational verstehe ich das. Für mich ist das nur gar nicht so. Ich merke das selber nicht, dass das nervig ist. Ich merke nur, dass es ätzend ist, wenn es nach 50 mal üben bei mal 51 bis 69 super klappt und beim 70. Mal dann plötzlich nicht mehr. Das ist frustrierend. (Wir reden von 1-2 Takten maximal, nicht dem ganzen Stück. Das wäre „over-practice“.) Ich mag eigentlich ganz gerne diese Pisselarbeit an Kleinigkeiten. Herr Rabe mag dabei nur nicht zuhören.
Egal, ob Herr Rabe das nun so meinte oder nicht, machte die Frage, dass ich erst mal total gehemmt war und mich wieder daran störte, wenn mich irgendwer beim Üben potentiell hören konnte. Ich übte effektiv nur noch, wenn ich alleine war und wenn nicht, machte ich entweder nichts oder kramte alte Stücke raus, um sie aufzuwärmen. Letzteres ist eine ganz gute Taktik für mich, auch wenn ich selbst die Lust an einem Stück verliere oder merke, dass ich Gefahr laufe, zu viel zu üben. Dann mache ich was anderes, etwas, das mir Spaß macht und das mir einen Selbstwertgefühl-Boost gibt.
Ich machte auch eine Geigenstunde aus, und schrieb dem Lehrer auch gleich, dass Herr Rabe lieb darum bittet, dass er nicht mehr dieses Stück hören muss. Die Geigenstunde war heute. Und naja. Das Stück ist auch mit dem ganzen Üben nicht perfekt geworden, aber es ist ok. Das ist, für ein Stück, das ich und der Lehrer anfangs für viel zu schwer für mich hielten, ganz ordentlich, finde ich. Ich bin mit „ganz ok“ und den üblichen Detailkommentaren des Lehrers wirklich ganz zufrieden. Vielleicht poliere ich an den Detailkommentaren noch rum, wenn Herr Rabe nicht da ist. Vielleicht auch nicht.
Was mich sehr gefreut hat, ist, dass der Lehrer Noten mitgebracht hatte, die, jeweils auf ihre Art, schon recht anspruchsvoll sind. Das Bach Doppelkonzert für zwei Geigen und das 3. Violinkonzert von Mozart. Meine Wahl fiel tatsächlich sofort auf Bach, weil das so ein tolles Stück ist. Ich liebe ja Bach eh sehr. Ich durfte sogar die Partitur vom Lehrer leihen. Hach.
Nichts gegen Mozart, das ist auch toll, aber das läuft ja auch nicht weg.
(Ich hoffe nur, es läuft nicht wie das Presto, das ich irgendwann am liebsten in die Ecke gepfeffert und angezündet hätte. Das könnte ich allerdings mal wieder probieren. So aus Spaß. Ist auch schon wieder fast zwei Jahre her, da könnte sich ja vielleicht was getan haben.)
Ich hatte Laune. Mal wieder schlimm. Hormone, so ein Spaß. Nicht mal Schokolade ist im Haus. Was soll denn das? An dem einen Tag im Jahr Monat, wo ich Schokolade will.
Mein hormonumnebeltes Gehirn wertet den akuten Schokolademangel selbstverständlich als Zeichen, dass niemand mich versteht und/oder liebt.
Ehrlich, ich schreibe das, als wäre es lustig, aber das ist es eigentlich überhaupt nicht. Ich finde heute alles an mir scheiße. Ich finde sogar (und zwar ganz besonders) scheiße, dass ich so gemein zu mir bin und so ätzende Laune habe und gar nicht achtsam und versöhnlich und verständnisvoll mit mir bin. Bin ich doch sonst immer für alle. Aber heute bin ich ein bockiges Kind, das einfach alles verweigert. Lediglich der Gedanke, dass es bald vorbei sein müsste, ist tröstlich.
(Ich habe außerdem eine Sucht nach Biscoff-Aufstrich entwickelt. Und er ist alle. Es ist schrecklich. Was soll ich morgen denn dann aufs Brötchen essen? Es gibt ja quasi gar keine Alternative.)
Gestern habe ich es vermutlich beim Sport übertrieben. Ich merkte zwar, dass ich nicht so mega leistungsfähig war, aber zog trotzdem durch (weil ich zwanghaft Dinge durchziehe, die ich mir vorgenommen habe) und zu Hause bekam ich dann die Quittung in Form von bleierner Müdigkeit. Nachdem ich Michel um halb neun von seinem Kumpel abgeholt hatte, brachte ich Pippi ins Bett, döste da ein, und kroch von da mehr oder weniger in mein eigenes Bett. Heute wachte ich mit mörderischen Kopfschmerzen auf, die sich bis Mittags zu einer Migräne verschoben. Könnte auch Zyklusendemigräne gewesen sein. Ist auch egal, jedenfalls war mit mir nicht so richtig viel los heute und da der Arbeitstag trotz Homeoffice auch in höchstem Maße chaotisch lief, bekam ich gefühlt nichts produktives gebacken.
Immerhin habe ich abends heute Geige gespielt und noch eine halbe Stunde leichtes Yoga-Stretching für meine sehr müden Muskeln gemacht. Und immerhin war das Geige spielen nicht so grausig wie Mittwoch.
Was Mittwoch los war, weiß ich auch nicht. Der Arbeitstag war eigentlich ganz gut gewesen, ich habe viel weg geschafft. Mittags hatte ich ein „Kaffee-Date“ mit unserem neuen Direktor, das konnte man vor ein paar Wochen mal buchen. Ich weiß jetzt, dass ihn tatsächlich außer Krisenbereitschaft nichts interessiert. Ein bisschen schade ist das. Und ein bisschen lächerlich auch, wie jetzt alle versuchen, ihr kleines Nischenthema als irgendwie bereitschaftsrelevant zu verkaufen, egal wie viel Phantasie das erfordert. Aber Nachmittags beim Geige spielen habe ich mich echt angestellt, als hätte ich grad erst nach 15 Jahren Pause wieder angefangen. Etwas bedröppelt zockelte ich danach zum Burlesque-Kurs, aber da kann ich immerhin Sachen. Ich merkte, dass ich ausgesprochen gut gehen kann, also laufen, von einem Ende des Raums zum anderen, im Takt, elegant, langsam, schnell, mit und ohne Arme, mit und ohne über Kreuz und Step touch und wasweißich. Sag mir, wie ich laufen soll, ich laufe. Ich präsentiere meine Ferse und mein Dekolleté und hebe die Arme aus dem Rücken und dabei habe ich auch noch Spaß. Viele andere schauen verzweifelt auf ihre Füße bei allem, was nicht stumpf geradeaus laufen ist, und verlieren auch dabei nach drei Schritten den Takt. Ich denke, ich sollte mehr laufen. Gehen. Schreiten. Ein bisschen ausdrucksvoll rumstehen vielleicht.
Was ich auch Mittwoch gelernt habe: ich kann ganz passabel elegant ein Korsett ausziehen. Aber mich selber da einschnüren ist gar nicht so einfach. Und hinter dem Rücken eine Schleife binden auch nicht.
Dienstag waren wir beim Elternabend der Jugendschule für Michel. Das sind die Jahrgangsstufen 8-10. Jetzt müssen sie schon mal wählen, welche Wahlfächer sie haben wollen (da gibt es so Sachen wie „Kulturerbe“, „Outdoorleben“ und „Einsatz für Andere“) und vor allem, ob sie eine zweite Fremdsprache anfangen wollen oder nicht. Wenn sie das nicht jetzt machen, müssen sie in der Oberstufe drei Jahre lang eine zweite Fremdsprache habe. Michel wollte gerne Deutsch als „Fremd-“Sprache machen, das wollten wir aber nicht und dann waren wir in einem sehr unlustigen Kreis aus Spanisch-Deutsch-Keins von beidem gefangen, den wir mit Michel 3849 mal durchexerzierten. Am Ende wählte er dann doch Spanisch, aber der Weg dahin war schwierig. Er kann dann in der Oberstufe in Deutsch ein „Muttersprache-Examen“ ablegen und bekommt die Note angerechnet, als wäre er sechs Jahre lang fleißig zum Deutschunterricht gegangen. Da muss er ein bisschen Grammatik und Rechtschreibung für lernen, aber da ist ja auch noch Zeit. Besser, als sich in der kompletten Jugendschule im Deutschunterricht mit allen anderen, die blutige Anfänger*innen sind, zu Tode zu langweilen. Auf jeden Fall für ein Kind mit ADHS.
Das Muttersprache-Examen kann man übrigens in ganz vielen verschiedenen Sprachen machen. Auch in Sprachen, die nicht in der Schule unterrichtet werden, wie Arabisch oder Finnisch. Das finde ich sehr gut. Es ist nicht alles schlecht oder seltsam hier.
Jedenfalls hat Michel mit seiner Wahl Frieden gemacht und jetzt will er Spanisch „dann auch gut machen“ und schon mal mit Duolingo üben. Wir sind alle froh, dass das Thema erstmal erledigt ist.
Gestern und heute war viel los. Aber gestern habe ich abends vergessen, die Tablette zum Schleimhäute abschwellen zu nehmen, und habe seit einer Woche zum ersten Mal wie ein Stein geschlafen. Heute Abend habe ich die Tablette bewusst nicht genommen, und ich hoffe einfach mal, dass ich wieder so tief und fest schlafe. Kann sein, dass ich deshalb jetzt so müde bin, das war ich die letzten Tage auch nicht.
Nicht, dass das Medikament einen großen Effekt auf mein Ohrproblem hat, aber Nebenwirkungen hat es auf jeden Fall.
Die Ballettlehrerin (immer noch Babyvertretung für unsere eigentliche Lehrerin) ist leider in bisschen verrückt. Sie findet, ein Haufen Muttis könnte doch prima Can Can tanzen, dabei knapp drei Minuten eigentlich nur hopsen und am Ende Rad schlagen. Das wird so super. Entweder das, oder wir husten alle unsere Lungen aus. Ich sagte am Ende nur zu einer: und auf der großen Bühne ist das alles noch mal doppelt so anstrengend und sie nickte wissend.
Vielleicht kriegen wir die erste Reihe dazu, Astmaspray auf die Bühne zu werfen. Dann kommen wir von selbiger eventuell auch wieder runter.