Tag 637 – Bekymringswoche Tag 2.

Totaler Durchhänger, nachdem ich die 25 größten Biotech-Unternehmen auf Sitze in Norwegen überprüft hatte. Also, fast jedes Unternehmen hat hier natürlich ein Office, aber die allermeisten machen halt nur Sales und Marketing und Customer Relations und so hier. Das ist alles nicht mein Fall. Es blieben, wenn ich mich recht erinnere, 2-3 Unternehmen, die hier ernsthaft Dinge tun, davon macht eins aber Zeug mit radioaktiven Isotopen gegen Krebs, das ist jetzt auch nicht grad meine Kernkompetenz. Bleiben 1-2. Das ist keine Perspektive, sondern ein Witz.

Dann Suche ausgedehnt auf ganz Skandinavien. Wenig überraschend: Kopenhagen is the place to be. Aber alle ausgeschriebenen Stellen* klangen in etwa so „Du musst mindestens einen Professortitel haben und 15 Jahre Berufserfahrung mit top Referenzen von noch größeren Global Playern, als wir es sind, in GENAU DEM futzikleinen Spezialgebiet, was du hier machen sollst“ oder eben „Ach, Hauptschulabschluss reicht eigentlich und wir gucken mal, was du dann machen kannst, aber mach dir keine große Hoffnung darauf, dass das irgendwas interessantes sein könnte“. Frustrierend, sowas.

Zu Hause heulte ich deswegen ein bisschen den Mann voll, fasste dann den Beschluss, am Donnerstag endlich ein LinkedIn-Profil zu erstellen und mich außerdem bei all den Unternehmen in die „Wir melden uns, wenn wir ne Stelle haben, die du vielleicht eventuell möglicherweise haben wollen würdest“-Liste einzutragen, die sowas haben. Kann ja nicht schaden. Und morgen werde ich noch ein bisschen über den Sinn und Unsinn von Trainee-Programmen meditieren.

Und zum Abschluss des Tages Skypte ich länglich (nicht so sehr wie gestern, das eskalierte etwas…) mit einem Ex-KollegenSlashKommilitonen, der lange in Dänemark gearbeitet hat, jetzt aber da weggezogen ist, aber nicht wegen Dänemark sondern aus Gründen halt. Dänemark klingt (Shitstorm in drei, zwei, eins) wie der kleine, unsportliche und bebrillte Bruder von Norwegen, mit längerem Sommer und undeutlicher Aussprache. Also, da das gestern nicht so ironisch rüberkam, wie es sich in meinem Kopf anhörte: Ich finde weder die Schweiz noch Dänemark wirklich furchtbar. Ich habe diffuse Bauchgefühle und weiß abseits von Käse, Schokolade, Schweinen und Strand quasi nichts über diese Länder. Weshalb ich mich, manche vermuteten es schon, mit Frau Brüllen über die Schweiz unterhielt und jetzt eben mit dem Ex-KollegenSlashKommilitonen über Dänemark. Weil Erfahrung aus erster Hand dann doch Bauchgefühle schlägt. Hätte ich mich mal mit jemandem unterhalten, der in Trondheim lebt, bevor ich herzog, wäre ich vielleicht besser vorbereitet gewesen. 

Hoffen Wir mal auf einen klärenden Schlaf. (Der auch gerne länger als 4 Stunden am Stück sein darf, liebe Pippi und lieber Michel ;) )

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*Nein, ich will mich nicht jetzt schon bewerben. Macht ja null Sinn. Aber mal die Fühler ausstrecken, was gesucht wird. Noch habe ich ein bisschen Zeit, um mich eventuell gezielter vorzubereiten. Wenn ich denn erstmal weiß, was ich machen will (Kollege heute meinte auf die Bemerkung „Ich krieg zu viel in Uni-Laboren, ich brauche mehr Regeln, sonst will ich schnell alle erwürgen.“ von mir hin : eher D als R. Immerhin schon mal was.)

Tag 636 – Bekymringswoche Tag 1

Erinnerungen Sie sich noch an das Gespräch mit Cecilie? Da hatte ich ja festgelegt, dass ich mir in KW 19 ordentlich Sorgen um meine berufliche Zukunft machen würde und vorher aber nicht (mehr). Das mit dem ‚vorher nicht mehr‘ hat tatsächlich relativ gut geklappt, wobei sich mehr und mehr ein grober Plan herauskristallisiert hat, der im Wesentlichen aus einer örtlichen Wunschliste bestand, nämlich (in der Reihenfolge)

  1. Norwegen, speziell Oslo
  2. Schweden (Göteborg, Stockholm, Malmö)
  3. Dänemark (Kopenhagen)
  4. Schweiz (Basel)

Das schöne an dem Plan war, dass er sich grob genug anfühlte um nicht zu viel Druck auszuüben, aber auch konkret genug war um meine innere Unruhe im Zaum zu halten.

Und dann wurde mir letzte Woche irgendwann – während ich so mit ca. 20 Zellkulturflaschen jonglierte – klar, dass KW 19 ja am 8. Mai anfängt. Wie soll ich sagen, der Rest der Woche war dann relativ vollgepfropft, um diese Woche halbwegs frei zu haben, aber es hat funktioniert. 

Und seit heute früh mache ich mir eben aktiv und bewusst Sorgen. Mein bisheriger größter Meilenstein ist das hier*:


Joa. Ich werde mich noch eingehender mit dem Thema „Wissenschaftliches Schreiben als Broterwerb, eventuell sogar in einem Unternehmen angestellt“ beschäftigen, weil ich viel zu wenig darüber weiß, um es als Vergiss-den-Quatsch abzutun. 

An der Stelle hätte ich vermutlich abbrechen und nach Hause gehen und Kleider nähen sollen, stattdessen machte ich den Fehler und googelte Unternehmen, die Menschen wie mich möglicherweise anstellen wollen könnten. In Norwegen. Das Ergebnis war mehr als ernüchternd: es gibt hier (also, in Oslo) kaum entsprechende Unternehmen. Wirklich nur ganz ganz wenige und die sind zum allergrößten Teil sehr kleine Buden. Und als ich meine Suche ausdehnte, kam einiges weniges in Schweden dazu, etwas mehr in Dänemark und sehr, sehr viel in der Schweiz und in Deutschland. An der Stelle machte ich das einzig Sinnvolle und ging mit meiner Kollegin draußen in der „Sonne“ (lies: Nieselregen) einen Kaffee trinken. Danach war ich wenigstens wieder so gut drauf um die Google-Ergebnisse Google-Ergebnisse sein zu lassen und statt mich zu grämen, weil wir eventuell in ein so grauenvolles Land wie Dänemark oder gar die Schweiz zu ziehen, Gespräche mit Menschen anzuleiern, die eben da wohnen. Und obendrein noch eins zum Thema Schreiben. Alleine komme ich da auf keinen grünen Zweig und „Wie ist das Leben in der Schweiz“ zu Googlen macht vermutlich in etwa so viel Sinn, wie eine Suchmaschine nach „was ist das für ein komischer Knubbel an meinem Finger“ zu befragen.

Außerdem ist das DIE Gelegenheit, mal mit Leuten in echt zu reden. 

Wird schon. Morgen gehts weiter.

*Ach, schade, ich dachte, ich hätte den ganzen Zettel fotografiert. Naja, dann zeige ich Ihnen den morgen.