Tag 1840 – Arme Maus.

Pippi hat heute ihre Brille bekommen. Die Brille schläft jetzt mit im Bett (in der Box). Pippi ist total stolz und Michel ist total neidisch. Den Vorteil, keine Brille zu brauchen sieht er nicht so wirklich. (Ich finde ja auch echt zwei Fehlsichtige in der Familie reichen, so finanziell. Für Pippis Brille bekommen wir zwar etwas erstattet, aber das deckt ungefähr 1/4 der Gesamtkosten. Hurra.)

Nach dem Brille abholen war außerdem Pippis erste Tanzstunde (Mini-Jazz 5-7 Jahre). Wegen Corona durfte ich nicht mit rein, maximal bis zur Rezeption hätte ich mit gedurft, aber die Horde rosa Tütü-bekleideter Mädchen (null Jungs und ich lasse mich jetzt nicht über den Sinn und Unsinn von Tütüs zum Tanzen aus, nein, nein, niemals) wurde an der Tür von der Lehrerin abgeholt. Also ich nehme mal an, dass das die Lehrerin war, sich vorgestellt hat sie sich nämlich nicht (möööp, sorry). Pippi und ich hatten vorher schon über das „Erwachsene dürfen nicht rein“-Thema gesprochen und ich hatte ihr gesagt, dass ich in der Nähe bleibe und die von der Tanzschule mich anrufen können. Sie war dann kurz besorgt, weil sie ja kein Telefon hat, aber glaubte mir, dass da drin alle diverse Telefone haben. Pippi ging dann auch freudig-aufgeregt mit rein und ich ging, weil ich echt keine Lust hatte, auf der nackten Steintreppe eines Einkaufszentrums rumzusitzen, einkaufen.

Eine Dreiviertelstunde später stand ich wieder wartend vor der Tanzschule, viel zu früh, aber egal, ich dachte derweil darüber nach, ob ich Pippi nicht doch Ballettschuhe kaufen sollte, weil sie ja bestimmt jetzt da überglücklich rauskäme und mir augenblicklich in den Ohren läge, dass sie auch ein rosa Tütü und Schuhe haben will.

Pippi kam pünktlich raus und ich sah schon, dass irgendwas nicht gut war. Bei mir angekommen fing sie an zu weinen und als ich fragte, warum, sagte sie „die haben dich nicht angerufen! Ich gehe da nie wieder hin!“. Bumm.

Ich gebe zu, da gehen selbst bei mir so Scheuklappen runter und die Löwenmutter kommt raus. Pippi sagte, sie habe die ganze Zeit geweint und gar nicht mitgemacht und auch überhaupt keinen Spaß gehabt, also glaubte ich ihr das und schrieb eine ziemlich entsetzte und angepisste Mail, als wir wieder zu Hause waren. Warum man mich nicht angerufen hätte.

Die Reaktion der Tanzschule kam fix und war freundlich und ebenso entsetzt, sowas soll natürlich nicht passieren. Sie würden mit der Lehrerin reden, die sei nur grad in einem anderen Kurs. Eine andere Angestellte sei in dem Kurs gewesen und hätte da mit einem anderen Kind gesprochen, der sei aber nichts weiter aufgefallen (also kein heulendes Kind in der Ecke oder so).

Ich sprach noch mal in Ruhe mit Pippi, da hörte sich schon alles viel weniger schlimm an. Sie habe in der Stunde nicht geweint, nur sehr sehr traurig ausgesehen. Sie musste ihre Brille absetzten. Und sie hat der Lehrerin gesagt, dass sie mich vermisst, aber nur leise und die Lehrerin hat das nicht gehört.

Dann hat Pippi etwa fünfhundert mal „Kopf und Schultern, Knie und Fuß“ vorgetanzt und gesungen, das haben sie nämlich heute gemacht und das war auch eigentlich lustig. Und ich fühlte mich ein bisschen dumm. Auf meine Rückmeldung „war wohl doch alles nicht so dramatisch und das Kind hat sich wohl nichts anmerken lassen“ bekam ich wenigstens die sehr nette Antwort, dass das kein Problem sei, ich* das nächste mal gerne mit rein dürfe, das hätten sie jetzt so besprochen, dass ganz neue bei den Kleinen das bei den ersten Malen eventuell einfach noch brauchen und dass auch die Lehrerin noch mal mit Pippi spricht, damit die weiß, dass sie auch laut mit ihr reden kann. Außerdem hat nun die Tanzschule meine und Herrn Rabes Nummer und Pippi sagt, sie will es nächste Woche noch mal probieren.

Puh. Das war wohl alles zu viel für einen Tag für die kleine Maus. Das tut mir echt leid, sie wirkt immer so groß, aber sie ist eben grad mal fünf.

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*das wird dann wohl Herr Rabe sein, ich bin nämlich, falls nicht noch irgendwer Covid19 bekommt, nächste Woche auf einer Inspektion. Einer richtigen echten, on-Site. Whoopwhoop!

Tag 1832 – Back to sowas wie Alltag.

Heute war der erste Schultag für den frisch gebackenen Drittklässler. Whoop, whoop. Wir haben am Wochenende schon seine Stifte durchsortiert und den Rucksack gepackt, gestern den Stundenplan und den Hort-Plan ausgedruckt und heute früh einen sehr aufgeregten Michel zur Schule gebracht.

Da war es dann: „Gut.“

(Morgen ist Schulsport draußen, was bin ich froh, dass ihm mit der Schiene kein Schuh außer Crocs passt, er ist so schon kaum zu bremsen, seit der Fuß nicht mehr weh tut. Ab übernächstem Montag hat er dann endlich auch Schwimmunterricht – das hätte eigentlich im März, in der ersten Woche, in der die Schule dann geschlossen hatte, starten sollen.)

Für Pippi und mich habe ich Tanzkurse gebucht und auch gleich bezahlt. Vielleicht stecke ich mir grade die Finger in die Ohren und mache Lalala, was die Pandemie angeht. Ich mag nicht mehr. Ich mag wenigstens die Illusion haben, dass Dinge wieder in halbwegs geordneten Bahnen laufen.

Wenig alltäglich: wir haben heute für Pippi eine Brille ausgesucht. Gestern war Herr Rabe mit ihr beim Augenarzt, der Termin hätte ebenfalls irgendwann während der Alles-Schließungen stattfinden sollen und wurde dann jetzt nachgeholt. Und ja, Pippi sieht schlecht. Nicht mega schlecht, aber korrekturbedürftig. Pippi findet das alles noch total cool und aufregend und kennt ja auch ihre Mutter nur mit Brille, ich denke, das wird sie schon ok finden. Zur Erhöhung der Compliance durfte sie ohne Schielen auf Preisschilder und nur minimalem Eingreifen unsererseits, was Farbe und Form anbelangt, das Gestell selbst aussuchen. Es wird eine lila-rosa Hello-Kitty-Brille. Jetzt freut sie sich riesig auf die Brille und war sehr enttäuscht, dass es knapp zwei Wochen dauern wird, bis sie fertig ist.

Ganze 28% der Brille bekommen wir erstattet. Uns tut sowas nicht schlimm weh, aber ich kann mir vorstellen, dass eine Brille bei Familien, die nicht mal eben ein paar Hunderter locker machen können, übel reinhaut. Ach, ach.