Tag 3697 und 3698 – In der Hauptstadt.

Die Kinder haben Ferien. Das heißt, es ist auch kein Korps, kein Musikunterricht, kein Ballett. Das entzerrt hier zu Hause so einiges. Das ist schön.

Pippi hatte sich gestern gewünscht, mit zu meiner Arbeit kommen zu können. In den Sommerferien war sie ja mal bei Herr Rabes Arbeit, gestern also bei mir. Ich hatte sie gewarnt, dass das furchtbar langweilig sein würde, aber sie fand es ganz gut. Ein bisschen Langeweile ist ja auch mal ganz gesund. Und ich hab jetzt einen viel schöneren Büroplatz.

Unsere Kantine konnte mal so gar nicht punkten (das ist wirklich nicht überraschend), aber unsere Kaffeemaschine, in der man Kakao holen kann, dafür umso mehr.

Nach der Arbeit machte ich Pippi noch glücklicher, indem wir Schuhe kaufen gingen. Ihre herbsttauglichen Schuhe befanden sich in einem unverantwortbaren Zustand der Auflösung. Es sind günstige Wanderschuhe aus der Damenabteilung geworden und Pippi ist überaus zufrieden. So Kindersachen sind nicht mehr ganz so populär. Hach ja.

Michel fuhr heute nicht mit mir zur Arbeit, sondern nachmittags ganz allein nach Oslo. Dort traf ich ihn am Bahnhof. Es hat wirklich gut geklappt, wir haben zwischendurch ein paar mal telefoniert, weil er aufgeregt war, aber er war rechtzeitig (zwanzig Minuten zu früh) am Bahnhof, hat sein Fahrrad ordentlich angeschlossen, saß im richtigen Zug und ist an der richtigen Haltestelle ausgestiegen. Meine Kinder sind jetzt beide so groß, dass man die alleine (mit Hilfestellung per Telefonsupport) auf den ÖPNV loslassen kann! Pippi ist jetzt nämlich auch schon ein paar mal alleine zum Tanzen gefahren – mit dem ÖPNV dauert das, weil wir in einem Kaff wohnen, eine Stunde. Sie hat das super gemacht und ist sicher einen Meter dabei gewachsen. Und heute eben Michel, der ganz allein mit dem großen Zug fährt. Meine Babies…

In Oslo trafen wir uns, weil Michel zum Friseur gehen wollte, die Frisur nachschneiden. Jetzt sieht er wieder sehr fresh aus. Und weil auch dieses Kind Bedarf an Kleidung hatte, waren wir ebenfalls in dem selben Laden wie gestern und kauften eine Jacke für den Herbst und je nachdem wie der so wird vielleicht noch einen guten Teil Winter. Ich möchte es nicht Übergangsjacke nennen, das klingt so nach rausgeschmissenem Geld. Ich suchte Michel zwei wasserfeste, gefütterte, schwarze Jacken raus, er suchte eine aus. Ich fragte, ob er zufrieden sei, oder ob er lieber was anderes hätte, nicht schwarz zum Beispiel, er sagte, „Ja, orange!“, dann lachten wir beide und bezahlten die schwarze Jacke. Michel hat den Tag auch sehr gut gemeistert. Aber es ist schon auch interessant, an welchen Punkten meine Kinder Hilfe brauchen und wo nicht, und wie unterschiedlich das zwischen den beiden ist.

Insgesamt zwei schöne Tage mit den beiden wertvollsten Schätzen.

Tag 1032 – Hilfsbereit.

„Michel? Magst du mit zum Einkaufen kommen und mir helfen?“

„Nein, ich bleibe hier. Papa und ich müssen Aufräumen und Putzen!“

Echt so passiert. Es gab auch einen großen Geschwisterstreit um den Swiffer, weil beide unbedingt putzen wollten. Ich löste das dann, indem ich Pippi davon überzeugte, dass sie mir beim Einkaufen helfen muss, weil ich sonst ganz sicher die Erdbeeren vergesse.

Ich könnte jetzt natürlich so tun, als wären wir die ultimativ tollsten Supereltern der ganzen Welt, die das mit der intrinsischen Motivation fördern einfach voll raus haben, oder aber dass unsere Kinder einfach die hilfsbereitesten und empathischsten überhaupt sind, aber die Wahrheit ist ganz einfach:

Wir haben Michel versprochen, dass er, wenn die Bude sauber ist, Ninjago gucken darf. Und wenn Michel putzt, will Pippi das auch.

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Auto-Lobhudelei: Ich kämpfe weiterhin gegen das Loch, bisher einigermaßen erfolgreich, aber das ist echt ein Langstreckenlauf, sowas liegt mir ja gar nicht. Ich halte den Kopf oben, mit Mühe zwar, aber eben. Vielleicht ruft ja doch noch wer an.