Tag 1366 – Klettermaus.

Huiuiuiuiui. Der Hersteller, den wir diese Woche inspizieren ist sehr groß, sowohl marktmäßig als auch platzmäßig. Es ist ein Wirkstoffhersteller, das heißt: Industrie. Keine schnieken Abfüllanlagen, in denen klare Flüssigkeit in tausende kleine Ampüllchen gefüllt wird, nee, hier wird Puder in 1000-kg-Säcke gefüllt. Hier gibt’s keine Reinräume, hier gibt es mehrere Etagen hohe Reaktoren und allerlei lustige Lösemittel, weshalb alles als explosionsgefährdeter Bereich eingestuft ist und das heißt, mein FitBit (Elektronik!) hat gar nicht mitgekriegt, wie ich mir heute die Füße plattgelaufen hab. Treppe hoch, Treppe runter, wieder hoch, nächster Produktionsraum, Treppe hoch, runter, weiter runter, drei Räume weiter, vier Räume wieder zurück. Mit Schutzhelm auf und Sicherheitsschuhen an in irgendwelche Räume mit riesigen Destillationssäulen (macht ca. 45 Grad Raumtemperatur) gehen und da rausfinden, weshalb Wasser auf dem Boden ist, dann wieder raus, 20 Grad, was ist das hier, warum steht das da, was wird hier gemacht, Treppe rauf, Treppe runter. Ich habe durch Bullaugen Zeug gesehen, das aussah wie Milch, wie Öl, wie Baisermasse. Wenn die da Backpulver herstellen würden würde es mich nicht im geringsten überraschen, außer dass ich seit heute halt weiß, was alles in diese Prozesse reinwandert und das ist eben ein biiiisschen mehr und ein biiiiisschen außergewöhnlicher als Pottasche und Hirschhornsalz.

Macht immernoch sehr viel Spaß das Ganze, aber nach einem ganzen Arbeitstag Begehung brauche ich etwa drei Liter Wasser und eine Stulle, damit ich bis zum Abendessen nicht meine Kollegen angenagt hab.

Abendessen auch so ne Sache. Heute aßen wir im Hotel und ich hab kein Trinkgeld gegeben, das mache ich nur sehr selten, aber der Service war… bemüht, äh, hat’s probiert, aber nein. Bei drei Leuten von denen zwei identische Rechnungen haben, vier Fehler machen geht nicht. Außerdem hatte ich den „Fisch des Tages“, „Lyr“, ein Weißfisch. Ich weiß ja nicht wie das bei anderen so ist, aber ich werde von einem Stück Fisch, drei Minikartoffeln und 4 Stangen grünem Spargel nicht satt. Insofern liest sich der heute Beitrag vielleicht etwas hangry. Ich bitte, dies zu entschuldigen.

Tag 1226 – Noch mehr Besuch!

Heute Vormittag, der Besuch und ich saßen im Zug Richtung Hauptstadt, schrieb meine Trondheimer Freundin L. (die, mit der ich auch mal Ski fahren war), ob wir zu Hause seien, sie und ihre Familie seien nämlich auf der Durchreise etwa um 18 Uhr bei (grob) uns. Ich schrieb, wir seien da, wir würden sie auch gern treffen und wenn sie bei uns essen wollen würden, würde ich (so überlegte ich sehr fix) eine große Schüssel Lasagne machen. Nach dem üblichen „aber nur wenn’s keine Umstände macht!“ – „nein, wir freuen uns wirklich!“*-Geplänkel war das also entschieden und Die Beste und ich kauften nach unserer 24.000-Schritte-Tour durch Oslo** noch Gehacktes und Gemüse in der Großstadt.

Zu Hause machte ich dann Lasagne, und weil sich L. und Familie wegen Vollsperrung und Tralala verspäteten, verhungerte auch niemand bis das Essen endlich fertig war. Und wir hatten alle einen richtig schönen Abend, sehr lustig, sehr spontan, die Kinder spielten trotz Altersunterschied von jeweils etwa 3 Jahren total super – Michel mit A., Pippi mit H. Am Ende mussten wir Erwachsenen alle etwas im aufgebauten Laden kaufen, ich bin jetzt also stolze Besitzerin einer Kuh samt Kalb aus dem Ikea-Plüsch-Bauernhof. Dafür habe ich immerhin meine Clas-Ohlson-Geschenkkarte*** in den Bücherregal-Deko-Rabrn gesteckt und „püp-püp-püp-püp“-sagend meine PIN eingegeben.

Nach einer Runde Drücker für alle, sogar Die Beste, sind nun L. und Familie sicher schon im Hotel im Bett, um morgen bis nach Stavanger weiter zu fahren. Wir haben die Menüs der nächsten Tage fertig geplant und werden den Weltersten Krustenbraten aus dem Nacken mit Knochen noch drin machen, das kann gut gehen und wenn nicht ist Herr Rabe schuld.

So sind spontane Besuche doch sehr nett.

Da ist auch nicht so schlimm, dass meine Mutter ihren „wir sprachen das letzte Mal im Oktober darüber“ geplanten Besuch für ab dem 26. heute absagte. Ein wenig hatte ich damit schon gerechnet, aber ich hätte ihr auch zugetraut, dass sie am 22. abends anruft um zu fragen, was sich die Kinder denn zu Weihnachten wünschen und ob wir sie denn vom Flughafen abholen****.

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*wir freuten und freuen uns ja auch wirklich. Wenn mehr Leute direkter kommunizieren würden, bräuchte es solcherlei Geplänkel gar nicht, just sayin‘.

**Das war super und fühlte sich auch gar nicht so an. Neue Entdeckung: wenn man komplett um die (leider völlig vereiste) Oper rumgeht, kann man in die Maskenbildnerei und Perückenwerkstadt schauen, in die Kostümbildnerrei und die Färberei, einfach überall rein und den Leuten bei der Arbeit zusehen, es sind Perücken aus verschiedenen Werken ausgestellt und man erhascht Blicke auf halbfertige Kostüme, das ist sehr spannend sicherlich auch für nicht so Näh-affine Menschen.

***Die einzige Möglichkeit, sich den Gutschein, den man für das Abgeben alter Druckerpatronen bekommt, aushändigen zu lassen.

****Nein, aber nur weil das echt null Sinn für uns alle macht. Der Zug fährt sehr regelmäßig von Flughafen nach Eidsvoll und braucht dann nur 10 Minuten. Mit dem Auto sind es eher 30. Vom Zug abholen kein Problem, vom Flughafen nur, wenn man eh in der Nähe ist.