Tag 2803 und 2804 – Auf ein Neues.

Gestern fehlte mir für alles der Antrieb und ich wollte am liebsten unter irgend einem Stein sterben. Heute ist endlich dieser Zyklus vorbei, das war dieses Mal eine schwere Geburt (haha). Ich schiebe das auf Corona.

Morgen habe ich wieder Geigenunterricht. Ich habe die zwei (unterkomplexen) Etüden in der 1. Lage brav geübt und mir für vor der Stunde im Übungshotel (wo ja auch die Stunde sein wird) ein Räumchen gemietet, damit ich mich warm spielen kann. Ich bin da ja leicht zwanghaft (das überrascht niemanden mehr, hoffe ich) und mache immer das selbe* „Warm-Up“, und dass ich das das letzte mal nicht machen konnte hat mich zusätzlich zu allem noch nervöser gemacht. Das lässt sich immerhin für 85 Kronen ziemlich einfach beheben und ich bin dann hoffentlich auch nicht mehr so verschwitzt wie letztes Mal. Generell wäre weniger nervliches Wrack sein schön.

Was anderes: nur Duolingo ist nicht wirklich sinnvoll für wen, die sich Sprachen gern über die Regeln erschließt. Ich habe jetzt aber eine Seite gefunden, die ganz gut erklärt, wie die Sprache aufgebaut ist. Mein Verdacht ist nämlich, dass Koreanisch gar nicht besonders schwer ist, weil es eine sehr regelbehaftete Sprache zu sein scheint. Es scheint auch wenige Ausnahmen zu geben, so wie im Norwegischen auch. Aber Duolingo ballert eine halt schnell mit ganzen Sätzen zu, in denen dann natürlich Verben konjugiert sind und seltsam anmutende Endungen an Wörtern hängen. Wenn man verstanden hat, was die Endungen bedeuten, macht das auch plötzlich alles Sinn, ohne diese Zusatzinfo macht aber selbst mein (ich behaupte** mal, überdurchschnittlich Mustererkennungs-begabtes) Gehirn irgendwann nur noch Hä. Hä-si-mi-da. Und weil ich aber nun mal gut Muster erkennen kann, suche ich dann nach den Mustern und bescheiße Duolingo und in erster Linie mich selbst. Auf der anderen Seite werde ich wohl niemals auf Koreanisch „Philadelphia“ oder „Princeton“ sagen müssen, insofern ist vermutlich verschmerzbar, wenn ich da nach dem Wort, das mit Phi anfängt und mit I-A aufhört, suche.

Noch was ganz anderes: ich hab die Murmelfrau aufgegeben, mir Murmeln im Laden gekauft und meine Murmel-Glitzerflasche gebaut, sie ist sehr schön und klackert dezent, und mit den Murmeln ergeben sich im Glitzer auch noch mal hübsche optische Effekte. Außerdem ist sie in der richtigen Größe zum Mitnehmen und liegt gut in der Hand. Ich hab sogar noch Murmeln übrig, falls mir mal der Sinn nach einer anderen Farbe oder so steht.

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*Natürlich nicht exakt das selbe. Es sind die selben drei Übungen, aber ich wechsele bei der ersten Übung die Griffarten durch und spiele bei der 2. Übung immer andere Dur-Tonleitern. Bei der dritten (auch Tonleitern, aber moll) wechsele ich Stricharten, wobei ich da seit langer Zeit am Ziel „Bogenwechsel weitgehend unhörbar machen“ festhänge. Vielleicht sollte ich mal was anderes üben, aber ich kann ja nicht mit was unperfektem aufgeben!

**Genau genommen habe ich einen Zettel, auf dem das bestätigt ist, dass ich „recht weit vom Durchschnitt entfernt gut“ Muster erkennen kann.

Tag 2786 – Planeten.

Heute habe ich tatsächlich Jupiter und Venus gesehen, im Südwesten, genau wie es geschrieben stand. Hurra!

Ansonsten viel. Arbeit, Essen, Tanzen, Politik. Pendeln nicht zu vergessen. Jetzt ganz schön platt.

Leute bei der Arbeit sind echt nach vier Jahren noch überrascht/beeindruckt, dass ich Ohrringe und Lippenstift in zueinander passender Farbe (kirschrot, nichts ausgefallenes) habe und trage. Ich bin darüber höchstens verwundert, dass die das noch wundert und habe auch nur mit „selbstverständlich!“ geantwortet.

Tag 2785 – Der große Hund.

Michel fragte mich neulich, was das für ein Stern sei, den er von seinem Bett aus zur Bettgehzeit immer sehen kann. Ich sagte voller Überzeugung, das sei kein Stern, sondern ein Satellit oder so, für einen Stern sei der viel zu hell. Der „Satellit“ ist aber wirklich beharrlich jeden Abend da zu sehen und bewegt sich auch echt langsam, mich beschlichen also irgendwann doch gewisse Zweifel an meiner Aussage.

Dann schrieb heute Abend jemand in einer Facebook-Gruppe (von Menschen, die gut drin sind, das nächste Bild in der Reihe zu erkennen) sinngemäß „Ich musste googeln, ob es nicht Ufos sind, aber das hier [Bild von zwei absurd hellen Sternen Himmelskörpern] sind Jupiter und Venus!“.

Moment, dachte ich, Sterne Himmelskörper können so mega hell sein? (Stadtkind hier, don‘t judge me.) Und googelte mich bis zum Institut für theoretische Astrophysik in Oslo vor, die täglich den „Sternenhimmel heute“ veröffentlichen, in verschiedene Himmelsrichtungen und von verschiedenen Regionen Norwegens aus gesehen. Und ganz richtig, im Südwesten sind zur Zeit Jupiter und Venus zu sehen. Michels Fenster geht aber nach Süden. Und da wiederum müsste man Sirius sehen, den laut Google dritthellsten Stern Himmelskörper, den man von uns aus sehen kann, nach der Sonne und dem Mond. Aber wenn man Sirius sieht, müsste man auch Rigel sehen, und auch Betelgeuse und den Rest vom Orion (der ein bisschen wie eine schiefe Sanduhr aussieht). Dafür musste ich erst mal das Licht ausmachen, aber dann fand ich tatsächlich direkt über dem Dach vom Nachbarn Rigel, über dem Schornstein die Taille der Sanduhr, oben links und tatsächlich, wenn man lange genug guckt, deutlich gelber als die anderen Sterne, Betelgeuse und oben rechts Bellatrix.

Jetzt bin ich ganz fasziniert und muss dem Drang widerstehen, alles mögliche über Sterne und Sternbilder und… Gedön! zu lesen. Und frage mich auch ein bisschen, wie viele Harry-Potter-Namen wohl noch auftauchen würden, wenn ich mich, rein theoretisch natürlich, in diese Nachthimmelsache einlesen würde.

Angeblich gibt es heute Nacht auch Nordlichter. Aber so lange kann ich nicht wach bleiben, und generell ist es für nachts draußen sein auch zu kalt.