Tag 1054 – Die gute Nachricht zuerst…

… Pippi hat heute morgen gesagt, sie will „Auch ein Ssslüppa anziehn. Wie Michel. Und Pappa.“. Vor ein paar Wochen haben wir ihr ja schon Unterhosen gekauft, weil ich die Hoffnung hegte, das vielleicht bald mal verstärkt in Angriff nehmen zu können. Also zauberte ich einfach einen Schlüpfer aus der Schublade und machte ein kleines Mädchen sehr stolz. Weil sie wieder Fieber hat, konnte ich den ganzen Tag Argusaugen auf sie haben, aber sie machte das wirklich toll, sagte Bescheid, ging aufs Klo, Highfive, Fistbump, Splschh!. Als wir rausgingen, wollte ich sie zu einer Windel überreden, aber sie wollte nicht. Ich packte also einen halben Schrank an Wechselklamotten ein und wir gingen raus – aber sie sagte sogar auf dem Spielplatz Bescheid und pullerte mit Hilfe ins Gebüsch. Es klappte wirklich den ganzen Tag – bis sie mit Michel fernsehen durfte, das war dann zu fesselnd. Aber danach ging es auch wieder gut. Ich bin ganz baff, von Michel war ich anderes gewohnt. Mal sehen, wie es mit den Ssslüppan hier so weitergeht, es lässt sich jedenfalls vielversprechend an.

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Auch gute Nachricht: Ich habe mit zwei Banken gesprochen, die uns beide einen Finanzierungsbeweis ausstellen werden. Damit können wir dann auf Haus/Wohnung/Borettslag*/whatever bieten. Yeah!

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Schlechte Nachricht: noch nix vom Chipsmann gehört. +++ UPDATE! Inzwischen schon, ich habe jetzt schriftlich, was ich Freitag schon mündlich bekam. Nämlich die Zusage, dass ich den Job zu meinen Konditionen (gnihihi) hab, wenn sich der Finanzmann nicht querstellt. Immerhin. +++ Außerdem: Haussuche nervt zunehmend. Diese Weitwinkelobjektivaufnahmen! 25 Meter lange Treppen, 3 Meter tiefe Arbeitsplatten, 2 Fenster die aussehen, als wäre eins nur halb so groß wie das andere. Wenn das Objekt nicht so der Knüller ist, gibts gerne noch drülfzig Bilder von Blumenvasen und anderen Dekogegenständen oder auch der Umgebung. Ja boah, toll, ihr habt nen Spielplatz aus dem Baujahr der Siedlung, grandios, hätte nicht schon meine Mutter darauf spielen können. Uhhh, Wahnsinn, Garagen. Oh, ein Kochbuch und ein Eierkarton. Man kann also ein Kochbuch auf den Tisch legen, DAS IST JA DER HAMMER DAS MUSS ICH HABEN! Immer ist der Kamin an, immer sind alle Türen auf, immer sind da diese beknackten Retro-Leitern im Bad, über die lässig ein (!) helltürkises Handtuch hängt und es stehen auch immer brennende Kerzen überall. Der Aussagegehalt dieser Bilder ist null. Dann kommen noch die Planskizzen dazu, ohne Maße und so grob, dass man auch einfach schreiben könnte „Haus hat Räume, davon sind mache viereckig“. Der letzte Schrei sind 3-D-Planskizzen, die hasse ich besonders, weil da gerne in nem 7,5 qm großen Besenschrank Schlafzimmer ein Doppelbett eingezeichnet ist, das in der Realität bei entsprechender Skalierung etwa der Größe eines durchschnittlichen Couchtischs entsprechen dürfte. Und diese blumigen Umschreibungen – „naturnah“ (= am Arsch der Welt) – „charmant“ (= alt) – „Platz für smarte Regallösungen“ (= Zimmer ist so klein, da passt auch ein Kinderbett nur hochkant rein) – „pflegeleicht“ (= weißes Plastik) – „klassisch“ (= bieder) und so weiter und so fort. Ein Trauerspiel. Und der eine Bankmensch meinte heute, im Juli wäre es immer dünn gesägt mit Objekten, Mitte August wird es dann wieder mehr. Tja, äh, hmm, WIR HABEN DOCH KEINE ZEIT! Aber ich glaub es ist nur PMS und schlecht geschlafen geschuldet, das mich das grad alles so annervt, dass ich am liebsten Finn.no einfach kleinhacken möchte, wenn ich noch einmal so ein Bild sehen muss, für das jemand mit reichlich Vordergrundunschärfe durch einen locker gebundenen Blumenstrauß in einer türkisfarbenen 45-Kronen-IKEA-Vase eine „pflegeleichte“ Küche fotografiert hat. Hoffentlich hat das bald ein gutes Ende. Ach ja und lieber Körper: ne Nacht mit mehr als fünf Stunden Schlaf wäre auch mal wieder ganz nett.

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Auto-Lobhudelei: Recht entspannt hingenommen, dass ich mit Pippi auf dem Schoß mit zwei Banken sprechen musste. Gespräche auch gut hinbekommen.

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*Borettslag ist… äh… kompliziert. Man kauft sich sozusagen ein Wohnrecht auf Lebenszeit, das man auch vererbt und so, aber man kann eben nicht mit seiner Wohnung machen was man will, sondern muss bei wichtigen Dingen (und auch vielem Kleinscheiß, das ist halt wie so ein Verein, da wird auch geregelt, wie hoch die Hecke am Reihenhaus sein darf und wann man die schneiden darf** und so) erst die Eigentümergemeinschaft befragen. Für äußerliche Veränderungen ist auch die Gemeinschaft zuständig und wenn die Eigentümerversammlung beschließt, dass jetzt alle Balkons kriegen, dann hängt man da mit drin, ob man das will oder sich leisten kann oder nicht. Dafür gibt es die Wohnungen oft sehr viel günstiger, als „Selveier“, also nur einer selbst gehörende Häuser.

**Da fällt mir ein, das in unserem Mietvertrag in unserer Wohnung in Bielefeld damals drinstand, wir dürften Nadeldrucker zwischen 22:00 Uhr und 08:00 Uhr nicht benutzen, und auch sonst sollten wir sie auf einem Filzuntersatz platzieren. Damals = 2009.