Tag 134 – Bielefeld Tag 10 – Die Ente

Es ist ganz verrückt, was hier und auf Twitter abgeht wegen des Textes von gestern. Und das meine ich im überaus positiven Sinne. Ich war gewappnet für ein Shitstörmchen und bekomme viel Flausch, sachliche und konstruktive Kritik und erfahre, dass nicht nur wir uns eben so durchwurschteln. Das tut sehr gut, gerade vor Weihnachten. Hachz.


 

Was ganz anderes: Ich habe heute online eine Brille bestellt und bin sehr gespannt auf das Ergebnis. Es wurde das Modell, das von allen favorisiert wurde (auch wenn es gegenüber den anderen dreien etwas langweilig rüberkam zunächst, die anderen waren viel bunter und fancyer…), obwohl Herr Rabe zu Recht bemerkte, dass es einen Schatten auf meiner Nase macht. Da ich gehört habe, dass bei Astigmatismus die Positionierung der Gläser im Rahmen total wichtig ist, habe ich den Optiker gezwungen darum gebeten, meine Pupillenposition in dem Gestell auszumessen und hoffe, dass das klappt. Dann noch fix die Gestelle zurückgeschickt und dann sollte Anfang des Jahres die neue Brille zum Spottpreis da sein. Keine Ahnung, wie deren Geschäftsmodell funktioniert, ich hoffe, es ist keine krasse Ausbeutung.


 

Das Kind hat heute auf dem Spielplatz eine imaginäre Ente vor einem imaginären Hai gerettet und passt seitdem darauf auf. Wenn die Ente schläft, werden wir alle angeschnauzt, dass wir leise sein sollen. Fällt die Ente herunter, legt sich das Kind auf den Boden und wartet, bis die Ente wieder auf die Hand gekrochen ist (ja, es ist eine sehr kleine Ente, gerade erst aus dem Ei geschlüpft). Ist die Ente wach, kann man ihr Hallo sagen, „Aber vorsichtig, Mama! Ente Angst sonst!“. Das alles beeindruckt mich ziemlich, das erfordert schließlich einiges an Phantasie und außerdem IST DAS SO UNGLAUBLICH SÜß, DASS MEIN HERZ DIE GANZE ZEIT PLATZT!!1!

Hust. Geht schon wieder. Aber ES HATTE DIE ENTE NOCH NACH DEM EINSCHLAFEN IN DER HAND <3 <3 <3

Tag 133 – Warum wir kein Attachment Parenting machen

Bevor Sie jetzt gleich alle über mich herfallen: Der Titel könnte besser heißen „Warum wir kein echtes AP machen“ oder „Warum wir keine Vollblut-AP-Eltern sind“ oder „Warum wir uns nur die Rosinen aus dem AP herauspicken“, aber das wären dann ziemlich lange und unhandliche Titel. (Und manchmal provoziere ich auch gerne.)

Erstmal will ich klarstellen, dass alles was ich hier schreibe meine Meinung ist. Keine Empfehlung, ich will auch keinen, der irgendwie anderer Meinung ist, angreifen oder sonst was. Im Gegenteil. Ich bin der festen Überzeugung, dass alle Eltern das Beste für ihre Kinder wollen und so handeln, wie sie denken, dass es das Beste ist. Ob man sich nun aufopfert oder seine Ressourcen schont und rigoros Me-Time einfordert: solange es allen Beteiligten damit gut geht, sollten sich alle Unbeteiligten öfter mal in Zurückhaltung üben, was Meinungsäußerung angeht.

Ich sage an dieser Stelle auch ganz deutlich: Ich habe bisher NULL Erziehungsratgeber gelesen, weder von Sears noch Juul noch sonst wem, weiß also nichts aus erster Hand. Ich vertraue Wikipedia und (mehr) den dort zitierten Quellen, manchen Blogs und keinen Foren. Falls ich hier sachlichen (!) Stuss schreibe oder falsch zitiere, bitte ich Sie darum, mich darauf hinzuweisen.

Zunächst mal zum Attachment Parenting selbst: Wikipedia sagt, es handelt sich dabei um eine vom Kinderarzt William Sears entwickelte oder geprägte Erziehungslehre, die darauf abzielt, die Mutter-Kind-Bindung zu fördern. Hierzu soll die Mutter auf jedes Signal des Säuglings achten und reagieren, denn jedes Signal werde, so Sears, aus einem Bedürfnis heraus gegeben. Der Begriff Attachment Parenting wird deshalb sowohl mit Bindungsorientierte als auch Bedürfnisorientierte Erziehung übersetzt.

Zu den Grundlagen des AP gehören Sears‘ „7 Bs“:
– frühes Bonding nach der Geburt durch Körperkontakt zwischen Mutter und Kind
– Stillen (Breastfeeding) nach Bedarf
– Tragen (Babywearing)
– Gemeinsames Schlafen (Bed sharing)
– Beachtung der Signale des Kindes (Belief in babys‘ cries)
– Vorsicht vor Babytraining (Beware of baby trainers), gemeint ist hier vor allem Schlaftraining
– Balance und Grenzen (Balance and boundaries), gemeint ist Wissen, wann ein Ja und wann ein Nein angebracht sind

All das klingt erstmal nicht wirklich verwegen und schon gar nicht verwerflich. Und zumindest von dem, was ich aus Wikipedia erfahre, ist Sears‘ „reine Lehre“ auch etwas, mit dem ich mich anfreunden könnte. Bonding nach der Geburt ist für mich selbstverständlich und ich musste auch bei keiner Geburt darum bitten, Hautkontakt zu meinem Baby zu bekommen. Das mag natürlich bei einem Kaiserschnitt anders aussehen, aber darauf hat Frau ja nicht viel Einfluss (bzw sprengt das hier total jeden Rahmen, wenn ich das Kaiserschnittfass jetzt auch noch aufmache). Getragen habe ich beide Kinder von Anfang an viel, zum Einen weils schön ist und beide Kinder das mögen, zum Anderen weils einfach total praktisch ist mitunter beide Hände frei zu haben. Haushalt und nebenher den Kinderwagen schuckeln ist halt doch eher schwierig. Stillen hat bei beiden Kindern von Anfang an sehr gut geklappt und ich Stille gerne, mal sehen, wie lange noch. Das Kind hätte ich gerne länger gestillt, aber es wollte das nicht und stillte sich früh selbst ab. Das Familienbett haben wir ja mehr oder weniger unfreiwillig dadurch dass das Kind irgendwann nachts in unser Bett kriecht und das Baby sein Beistellbett nicht mag. Und nachts aufstehen, durch die halbe Wohnung tapern, irgendwo sitzen, frieren und stillen, und das ganze mehrmals? Bei aller Liebe: Nein. Das Kind könnte gerne in seinem eigenen Bett durchschlafen, das gebe ich zu. Aber solange es nicht ist, ist es nicht. Für echtes Schlaftraining ist es wohl zu alt und als es im richtigen Alter war, hätte ich es nicht übers Herz gebracht. Denn ja: ich glaube an das Weinen meiner Kinder. Sie weinen nicht aus Spaß oder um uns zu manipulieren, sondern weil „etwas ist“. Klar, das kann auch Frust darüber sein, dass wir keine Kinderzeitschrift mit Flugzeug gekauft haben, aber das ändert ja nichts daran, dass der Frust real ist. Und da sind wir auch schon beim Grenzen setzen: Konsequent*, Nachvollziehbar** und Klar*** werden Grenzen gesetzt und kommuniziert. Und Dinge, für die wir keine wirklich guten Gründe haben, werden auch nicht einfach verboten****.

Insgesamt könnte man also meinen, wir wären voll die Attachment Parenter, wenn wir auch manches nicht gerade aus Überzeugung tun, sondern aus Notwehr oder Faulheit und wenn ich manches auch durchaus als Glückssache ansehe, wie keinen Kaiserschnitt gehabt zu haben oder kaum Stillprobleme zu haben. Aber ich würde mich nicht so bezeichnen. Aus zwei Gründen.

Bindungsorientiert. Bin ich nicht. Und Bedürfnisorientiert. Bin ich auch nicht.

Natürlich ist mir eine gute Beziehung zu meinen Kindern wichtig. Ich weiß, dass ein gesundes Urvertrauen für die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit wichtig ist. Aber ich würde nicht alles dafür tun meine Kinder an mich zu binden oder mich an sie. Ich bin nicht gemacht für Symbiotische Beziehungen, das schränkt mich in meiner Persönlichkeit zu sehr ein und weil ich selbst so ticke könnte ich mir auch bei meinen Kindern nicht vorstellen, dass sie mich für das Zentrum ihres Universums halten. Damit meine ich ausdrücklich keine Säuglinge! Und eine Weile, also ziemlich genau die Säuglingszeit, kann ich auch mein Freiheitsbedürfnis soweit zurückschrauben, dass Dinge wie Stillen nach Bedarf, Nächte mit wenig bis kaum Schlaf, kaum Paar-Zeit und seltenste Ich-Zeit überhaupt möglich sind. Aber ich bin keine SAHM, mich langweilt das Zusammensein mit kleinen Kindern (ja, auch meinen eigenen) nach einer Weile zu Tode. Ich will arbeiten, ich will Sport treiben, ich will mal ein Wochenende weg können. Und solche Zeiten sollen nicht die Hölle auf Erden für meine Kinder sein. Deshalb finde ich wichtig, dass sie frühzeitig auch stabile Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. In erster Linie natürlich dem Vater, aber auch in einem guten Kindergarten können Kinder, meiner Meinung nach, ganz wunderbare Bindungen an ihre BetreuerInnen eingehen. Wenn ich jetzt aber als Mutter nur meine Bindung zu den Kindern im Kopf habe, erschwere ich doch automatisch anderen Bezugspersonen, eine ebenso stabile und innige Beziehung zu den Kindern aufzubauen.

Ähnliches gilt auch für die Bedürfnisorientierung. Elementare Bedürfnisse wie Hunger, Durst, Müde, Klo werden natürlich umgehend erfüllt. Aber schon bei Müde geht es los und dann bei Nähe, Ruhe, Entertainment weiter: Je nach Alter des Kindes können und müssen manche Bedürfnisse manchmal warten. Wenn ich grade selbst aufs Klo muss, kann ich dabei schlecht ein Baby in den Schlaf schuckeln. Wenn ich Hunger habe und esse, kann ich nur mäßig gut einen Dreijährigen auf dem Schoß gebrauchen, der kuscheln aber gleichzeitig auch spielen und herumzappeln will. Während ich das Baby stille, kann ich keine Brote schmieren oder das Kind aufs Klo setzen. Hier gilt es, die Bedürfnisse von mehreren Familienmitgliedern gegeneinander abzuwiegen, sodass alle Bedürfnisse bestmöglich befriedigt werden. Natürlich kann ich besser und länger den Klogang herausschieben als ein Dreijähriger. Aber wiegt sein Bedürfnis nach „Essen jetzt sofort“ schwerer als mein Bedürfnis nach „Familienabendbrot in 20 Minuten“? Was ist mit meinem Schlafbedürfnis? Ja, ich kann auf Schlaf verzichten, Kaffee machts möglich, Concealer machts unsichtbar, aber nichts macht es schön oder einfach. Und ich mache viele, viele Kreuze, wenn das nächtliche Stillen seltener wird. Wenn das Baby in seinem eigenen Bett schläft. Wenn beide Kinder durchschlafen. Ich werde dann nicht denken: Ach, was war das schön, als noch alle auf mir drauf lagen nachts. Das kommt dann vielleicht später, wenn wir uns mit Pubertätsproblemen herumschlagen, aber erstmal werde ich mich quer in mein Bett legen und zehn Stunden am Stück schlafen. Weil ichs kann. Und weil es für mich nichts besseres gibt als Schlaf. Den Schlafentzug kann ich nur ertragen, weil er temporär ist. Und als das Kind eineinhalb war, ca. eineinhalb Stunden zum Einschlafen brauchte und dann immernoch im 2-Stunden-Takt wach war, habe ich Schlaftraining gegoogelt. Allein das googeln brachte die ersehnte Besserung und das Kind schlief fortan etwas besser ein und etwas länger am Stück, aber seitdem denke ich: Schlaftrainings haben ihre Daseinsberechtigung. Manche Eltern sind wirklich am Ende ihrer Kräfte. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg für die viel propagierte Schädlichkeit von Schlaftrainings (für die „Wirksamkeit“ von Attachment Parenting übrigens auch nicht). Niemandem wird es wohl leicht fallen, ein Schlaftraining durchzuziehen, denn niemand hört gerne sein Kind schreien. Was Eltern, die keinen anderen Ausweg mehr wissen, sicherlich am wenigsten hilft, ist sie dafür noch zu verurteilen und ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen.

Und da sind wir beim Kernproblem, was ich mit Attachment Parenting habe: Die Eltern, die Attachment Parenting betreiben und einem das als Nonplusultra der Kindererziehung oder als Geheimrezept oder Garant für easy Säuglinge oder gut „erzogene“ (Klein-)Kinder verkaufen wollen. Denn ich glaube, dass Menschen mit Charaktereigenschaften geboren werden, die man nicht mal so eben ändern kann. Aus einem sehr fordernden Baby kann auch die entspannteste Mutter kein Schlafbaby zaubern. Aus einem Baby, das gern alleine ist, kann man auch durch noch so viel Tragen und Familienbetten keines machen, das nicht weiterhin lieber im Kinderwagen als im Tragetuch schläft. Ein Kind, das sehr viel Nähe braucht wird dann vermutlich in der einen Stunde, in der man es nicht trägt, trotzdem unzufrieden sein, denn es reflektiert ja auch nicht „Ach, Mama hat mich ja heute schon vier Stunden getragen, dann spiele ich jetzt mal eine Weile hier zufrieden auf dem Boden, während sie duscht.“ In diesem Artikel ist das etwas ausführlicher beschrieben, was ich meine. Gestern habe ich auch schon einen Artikel von Susanne Mierau verlinkt, der etwas ähnliches ausdrückt. Leider scheint die Attachment Parenting-Community recht dogmatisch drauf zu sein, und da geht es plötzlich um so viel mehr als nur Sears‘ 7 Bs: Natürliche Geburt, Windelfrei, Baby Led Weaning, Homeschooling, Homöopathie (und bloß keine Impfungen!), you name it, they’ve got something to say about it (und wenn dein Kind nicht so „funktioniert“ wie gewünscht, machst DU was falsch!). Und das kann ich nicht leiden. Fertig aus.

Zusammenfassend kann man wohl sagen: Hieße es anders und beschränkte es sich auf Sears‘ Thesen und fände ich undogmatische, lockere andere Eltern, die sich nicht gegenseitig verurteilen fürs anderer Meinung sein, könnte ich mich mit Attachment Parenting durchaus identifizieren. So wie es aber von vielen gedeutet und vertreten wird, nicht.

Dieser Artikel ist auf Anregung durch Frau Chamailions Blogparade entstanden. 

 

*, ** und ***: Alle Eltern wissen, dass das eine glatte Lüge ist. Niemand ist immer zu 100 % Konsequent, nachvollziehbar oder klar. Aber wir bemühen uns und ich schätze uns so jeweils bei 80-95 % ein. Am wenigsten sind wir wohl konsequent (Nutella nur am Wochenende…) aber wir arbeiten wirklich an uns.
**** Also nur selten (Geh da nicht ran, da drin ist, ähhhh…, lass einfach die Finger davon.).

Tag 132 – Bielefeld Tag 8 – Bilder die am Wochenende entstanden

Bewusst kein Wochenende in Bildern, denn die Bilder haben bestenfalls entfernt mit der Familie zu tun und hätten außerdem genauso gut an jedem anderen Tag entstanden sein können. Aber vorenthalten wollte ich sie Ihnen auch nicht. (Falls Sie jetzt weinen, weil Sie sich so auf Wochenende in Bildern gefreut hatten und nicht mehr wissen, wie Suchmaschinen funktionieren: hier gehts lang.)

Hier erst mal meine Bilder.

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Genauso warm wie im Juli in Trondheim. 

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Für wen ist denn dann die Apotheken-Umschau?

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„Guck mal, Mama, Elchschafe!“

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Der Name ist sowas von zum Kotzen, aber das Kind hat den Saft bei Freunden bekommen und sich im Supermarkt den ausgesucht. 

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Optimistisches Thermometer. Das Kind hat erst mal die -30°C abgebrochen. Wann war es hier das letzte Mal so kalt? 1946?

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Gnihihi.

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Mit Computerintelligenz! Jahaaa!

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Aaaaaawwww! (Von Herr Rabe, wegen der dauernd auslaufenden Windeln.)

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Ich so: Verteil die gut, nicht alle auf einen Haufen. Und ist ja auch irgendwie schöner, wenn die einen angucken. Kind so: Mir doch wurscht.

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Ich verstehe absolut nichts von Pädagogik, aber das in einem Buch namens „Geschichten zum Einschlafen“ finde ich… bedenklich. Auf vielen Ebenen.

P.S. Die Sache mit dem Attachment Parenting gärt noch in meinem Kopf, aber Susanne von Geborgen-wachsen hat einen Artikel geschrieben, den ich schon mal sehr wahr und gut finde.

Tag 131 – Bielefeld Tag 7 – noch einmal schlafen

„Noch einmal schlafen bis Papa kommt.“

Diese Nachricht hält das Kind und mich gleichermaßen bei Laune. 

Dabei hab ich heute schon die Notbremse gezogen und bin freiwillig zu meinen Schwiegereltern gefahren, damit ich wenigstens mal alleine aufs Klo gehen kann. Das Kind weicht mir nämlich keine 2 cm von der Seite und das geht mir tierisch auf den Zeiger. Ich kann NICHTS alleine machen, noch nicht mal mein Handy aus nem anderen Raum holen, es trabt mir sofort hinterher. Meine Fresse, ist das nervig. Da ertrage ich lieber die Kommentare der Schwiegermutter (ist das nicht zu kalt? soll er nicht lieber den Helm aufsetzen, das wärmt wenigstens ein bisschen. Der Wind pfeift ja so.) oder dass sie dreimal in einer Stunde ihren Schlüssel sucht (war davon drei mal in der Hosentasche. Menschen, die sich DEFINITIV nicht im Haus einschließen sollten: meine Schwiegermutter. Wenns da mal brennt, dann wars das.). 

Gestern war ich zwei mal Pinkeln. Ja, meine Blase fasst mehrere Liter, da bin ich ganz sicher. Einmal morgens mit beiden Kindern (das Klo ist auf dem Flur, zu dritt geht die Tür nicht zu, „MAMA AUCH KACKEN???“, Tschüssi Privatsphäre!) und einmal abends als ich dachte, beide Kinder schliefen selig. 

Rabenmutterorden 2015 geht an die Frau, deren Kinder grundsätzlich aus dem Bett fallen, wenn ihr Mann sehr weit weg ist. (Dem Baby geht’s gut, großer Schreck, klar, kleine Beule, aber sonst nix. Wir haben wohl beide gleich viele Tränen vergossen.)

Mann ey, es wird echt Zeit, dass Herr Rabe kommt. Noch ein mal schlafen. 

Tag 130 – Wirres Zeug

Mein Gehirn ist der reinste Pudding, ich kann mich echt kaum noch auf irgendwas konzentrieren. Vermutlich sollte ich mehr schlafen, aber da wir die nächste Runde Rüsselpest von Herrn Paul mitgenommen haben (kein Vorwurf!) ist das im Moment etwas schwierig. Das Baby brüllt nämlich gerne nachts lange und laut und hat eigentlich Hunger, ist aber zu verrotzt zum Stillen, rastet dann beim Geben von Nasentropfen komplett aus und brüllt das Kind wach, das muss dann erstmal aufs Klo und weint dann, weil das Baby so laut ist und so weiter und so fort. 

Dazu kommt ausgeprägte A-Phase beim Kind, Heimweh/Papa-Vermissen beim Kind, Warum-kann-ich-nicht-krabbeln-Frust beim Baby und ständig auslaufende Windeln (vier Sorten probiert von ganz billig bis ganz teuer, Größe 3 und 4, nix bringt den Durchbruch, haha, oder eben genau doch) und akutes Warum zur Hölle bin ich hier weggezogen??? bei mir. 

Jetzt sagen Sie: aber da sind doch jetzt die Großeltern und alle vor Ort, ich seh das Problem nicht. Naja, das würde alles supi helfen, wenn die Großeltern hier mal übernachten und das Baby stillen könnten. Muhahaha. Das Baby. Das brüllt, sobald ich den Raum verlasse. Außer bei meiner Mutter. Da brüllt es auch wenn ich da bin sofort los. Meh. 

Bei Twitter und auf dem Blog von Frau Chamailion zunächst mit Interesse und dann mit wachsendem Unverständnis die hitzige Diskussion über Attachment Parenting verfolgt. Leben und Leben lassen ist ja scheints out als Lebensmotto, aber AP ist ja fast so schlimm wie Impfen als Thema. Und schon habe ich keinen Bock mehr auf AP, wenn das so ne Ideologie ist. Hab ich auch letztens schon gedacht, als Frau Mierau auf ihrer Facebookseite im Shitstorm landete, weil sie geschrieben hatte, dass ihr Sohn bei der Verabschiedung im Kindergarten manchmal weint, und dass sie ihm dieses Gefühl zugesteht. Und da war dann Susanne Mierau (!!!) die schlimmste Mutter der Welt. Ganz schrecklich. Wie man sein Kind so brechen könne. Alter!!!1! Zu Leuten, die sowas sagen, will ich nicht mal entfernt zugeordnet werden. 

(Rabenmuttergeständnis: das Kind wurde mit 13 Monaten im Kindergarten eingewöhnt. Nicht nach Berliner Modell. Die Eingewöhnung dauerte drei Tage, wurde vom Herrn Rabe begleitet, der sogar noch viel länger Zeit gehabt hätte und war überhaupt kein Problem. Aber auch nach zwei Jahren im Kindergarten ist das Kind manchmal morgens traurig, wenn ich gehe. Und ich finde das normal und ok, gehe dann aber trotzdem.)

Trotzdem ist vieles am Attachment Parenting auch gut. Vieles mache ich auch aus Faulheit AP-mäßig (Stichworte Tragen und Familienbett). Aber diese Dogmata, die da zu herrschen scheinen, nee. Da bin ich irgendwie allergisch gegen. 

Irgendwann sortiere ich mal meine Gedanken zum AP. Aber nicht heute. Zu müde, zu wirr in der Birne. 

Tag 129 – Improtheater

Im Moment sind meine Tage ja wie ein einziges großes Improtheater. Ich wurschtel mich so durch. Muss ich ja. Aufgeben, hinsetzen und heulen is ja keine Option. Nicht dass mir dauernd danach wäre. Aber insgesamt passte es schon ganz gut, dass ich heute Abend ENDLICH mal wieder zum Improtheater gegangen bin. Mein bester Freund macht das schon sehr lange und auch sehr gut und bevor wir nach Norwegen gezogen sind, haben wir fast keine Show verpasst. Und ich vermisse das sehr. Quatsch auf Erwachsenenniveau. Menschen beim lustvollen Scheitern zusehen. Sich wundern, wie Leute auf Befehl Reimen, Singen, albern oder gefühlig sein können.

Und jetzt wo ich da war, bin ich wehmütig, dass ich nicht öfter da sein kann. Überhaupt grad großer Wehmutsanfall wegen so vielem. 

Ach. 

Tag 128 – Bielefeld Tag 4 – Reisebericht Teil 3

Hier der dritte Teil des Reiseberichts ins schöne Bielefeld, heute hauptsächlich Ankunft.

Im ICE angekommen stellte ich erst mal das Kind ruhig, indem ich ihm Cars anmachte. Laser Scream (Lightning McQueen) verfehlt seine Wirkung nie. Dann versuchte ich circa 5 Minuten, das Gepäck irgendwie sinnvoll in dem Abteil unterzubringen. Dies scheiterte an körperlicher Kraft und räumlichem Vorstellungsvermögen, sodass ich irgendwann genervt aufgab und die sperrigen Gegenstände sperrige Gegenstände sein ließ. Nach ungefähr einer halben Stunde kam ein Mann in unser Abteil und fragte ob die Plätze da noch frei seien. Ich antwortete dass sie das selbstverständlich seien, sofern er sich den Weg dorthin bahnen könne. Der Mann machte sich dann daran die Gegenstände anders sinnvoll im Abteil zu verteilen, auf diese Weise schuf er sich immerhin einen Sitzplatz. Die von ihm angekündigte Familie erschien allerdings nie.

Irgendwann hatte das Baby tatsächlich in seiner Trage ausgeschlafen und wurde wach und hatte Hunger. Danach war es mal wieder Zeit eine Windel zu wechseln, allerdings fand ich kein WC mit Wickeltisch. Also versuchte ich das Baby auf dem zugeklappten Toilettensitz zu wickeln, was dem Baby allerdings zurecht eine Heidenangst einjagte, worauf es wie am Spieß brüllte. Nach dieser Erfahrung wechselte ich in die nächste Windel (die natürlich schon nach ungefähr 20 Sekunden fällig war) einfach auf dem Schoß, was mir einen pikierten Blick und dem Baby ein „Na, hast du einen Stinker gemacht?“ von dem fremden Mann einbrachte. Ich ignorierte das, was mir leicht fiel weil in dem Moment Herr Rabe anrief. Und seine Eltern. Und meine Mutter. Herr Rabe und vor allem seine Eltern wollten wissen, in welchem Abteil beziehungsweise in welchem Zugteil ich denn säße, damit sie uns optimal vom Bahnhof abholen konnten. Meine Mutter wollte wissen wann sie endlich vorbeikommen kann. Also erklärte ich mit sehr schlechtem Empfang meinen Schwiegereltern die Sache mit dem Zugtausch und dass wir direkt hinter dem Bordbistro säßen. Meiner Mutter gestattete ich kampfesmüde noch am selben Abend vorbeizukommen.

In Hannover erschien tatsächlich noch ein weiterer Fahrgast mit seinem Sohn in unserem Abteil und fragte ob die zwei Plätze da noch frei sein. Wieder sagte ich sinngemäß dass wenn er fliegen könne er sich da gerne hinsetzen könne. Woraufhin der Vater kurzerhand das 1000 Tonnen wiegende PramPack mitsamt Kinderwagen darin ganz oben auf die Ablage wuchtete. Es passte millimetergenau. Der große Koffer landete auf der gegenüberliegenden Ablage. Ich informierte den Mann darüber dass ich schon aufgrund meiner Körpergröße keine Chance hätte die Koffer da jemals wieder herunter zu bekommen, er mir also in Bielefeld bitte helfen müsse. Der Mann war allerdings so dankbar, überhaupt einen Sitzplatz zu bekommen, dass ihm wahrscheinlich alles recht gewesen wäre. So hatte ich dann in Bielefeld angekommen noch einen Kofferträger, und der Mann half mir wirklich sehr nett die 1000 Gepäckstücke plus Kind in den 2 Minuten Halt auf den Bahnsteig zu wuchten. Das größte Problem war dabei, dass meine Schwiegereltern und mein Schwager bereits auf dem Bahnsteig warteten und unbedingt dem Kind beim Aussteigen „helfen“ mussten. Im Endeffekt zerrte meine Schwiegermutter ungeschickt am Kind herum, machte es damit komplett nervös und hielt den ganzen Betrieb auf.

Natürlich wollte meine (Spindeldürre) Schwiegermutter dann auch am liebsten das Kind auf den Arm nehmen, oder zumindest auf dem Trunki ziehen. Mein Schwager nahm die beiden großen Koffer, mein Schwiegervater den kleinen und ich hatte das Baby in der Trage. Meine Schwiegermutter stellte sich als zu klapprig heraus um das Kind effizient auf dem Trunki zu ziehen. Das Kind allerdings schob schon wieder Panik, weil ja jemand, denn es kaum kennt, schon wieder mit unseren Koffern von dannen zog. Kaum aus dem Bahnhof heraus eskalierte die Situation, als Schwager und Schwiegervater sich nicht auf einen Weg zum Auto einigen konnten, unterschiedliche Wege nahmen und das Kind zum kompletten Ausrasten brachten. Meine Schwiegermutter (die von Erziehung auf Augenhöhe noch nicht so sonderlich viel gehört hat) versuchte das am Boden liegende und tobende Kind hoch zu zerren („Ihhhhh, da ist es doch nass, Pfui!“) und auf den Arm zu nehmen, was das Kind natürlich noch wütender machte, bis es schließlich um sich schlug. Als ich aus ihm raus hatte, was das Problem war, ließ sich die Situation recht schnell entschärfen indem ich das Kind auf den Arm nahm und dem Schwager mit den Koffern hinterher ging. Meine Schwiegermutter meint ja sowieso immer das ich mindestens so klapprig bin wie sie und wollte mir unbedingt das Kind abnehmen. Als sie dann allerdings feststellte das es ganz schön schwer ist (15 Kilo) überließ sie mir doch beide Kinder, konnte es allerdings nicht lassen mich am Arm zu zerren. ICH HASSE DAS!!1! Aber ich sagte nichts. Nicht gleich am ersten Tag wieder mit meiner Schwiegermutter verscherzen. Außerdem: zu müde.

Am Auto angekommen zweifelte ich lautstark an dass der Kindersitz richtig im Auto befestigt war. Ich studierte das Piktogramm mit der Anleitung, konnte den Fehler jedoch nicht finden und musste mich mit der irgendwie merkwürdigen Konstruktion abfinden*. Das Baby hatte einen Maxi-Cosi geliehen bekommen und ich setzte es darein, schnallte es fest („Ist das nicht viel zu fest?“) und schnallte danach den Maxi Cosi im Auto an. Dabei ignorierte ich die Anleitung meines Schwiegervaters, sondern machte es einfach genau so wie ich gefühlte 100 mal die Woche Maxi Cosis in Autos anschnalle. Als endlich alle saßen fuhren wir in unsere Wohnung, die wir die nächsten Wochen bewohnen. Natürlich schliefen beide Kinder bei Ankunft.

  
Die Wohnung ist im Haus meines Schwagers, hier hat seine Oma gewohnt, die leider inzwischen verstorben ist. Seitdem ist die Wohnung eine Gäste-Wohnung, hat allerdings nichts von ihrem Oma-Charme eingebüßt. Die Mutter meines Schwagers (nicht meine Schwiegermutter, schwierige Familienverhältnisse und so) hatte netterweise die Wohnung weihnachtlich dekoriert. Mit zerbrechlichen Englein, Weihnachtsmann-Kerzen und weißen, Silberbestickten Tischdecken. Das frisch erwachte, sowieso schon aufgekratzte Kind erforschte erst mal die neue Umgebung und all die vielen zerbrechlichen Dekogegenstände, die ich kaum in dem Tempo retten konnte, wie sie gefunden wurden. Während dessen tanzte meine Schwiegermutter um Kind und Baby herum, wedelte mit Micky Mäusen, Keksen, Nüssen, Mandarinen, Schokolade, und was weiß ich nicht noch alles. Ich war mittlerweile so müde, dass ich überhaupt nicht mehr wusste, was ich dem entgegen halten sollte. Als das Baby Hunger hatte, wäre ich fast inmitten all der Leute beim Stillen mit eingeschlafen. Als meine Schwiegereltern endlich nach Hause fuhren, war ich dafür dankbar wie selten in meinem Leben. 

Doch leider war auch da an ins Bett gehen noch nicht zu denken, weil ja noch meine Mutter vorbeikommen sollte. Immerhin hatte ich inzwischen einen WLAN-Schlüssel bekommen und konnte dem Kind Maus anmachen, sodass ich wenigstens einen Koffer auspacken und die dreckigen Babysachen zusammensammeln konnte. Meine Mutter hatte für uns etwas eingekauft und außerdem versprochen etwas zu Essen mitzubringen. Sie kam um sechs, mitten in der Maus, mit einem riesigen Topf Grünkohl. Total überraschend kam für sie, dass das Kind keinen Grünkohl mag. Ebenfalls total überraschend kam für sie, dass das Baby sich nicht sofort pudelwohl bei ihr fühlte, sondern genau genommen sofort anfing zu brüllen. Trotzdem ließ ich das Baby nach dem Essen bei ihr damit ich die Koffer fertig auspacken konnte. Das Baby brüllte wie am Spieß, das Kind war enttäuscht weil Oma kaum Augen für es hatte, und ich war komplett genervt. Als meine Mutter dann auch noch mit einem ihrer Ticks anfing, nämlich die ganze Zeit ein und dieselbe Melodie zu summen – sehr laut! – war ich kurz davor ihr Gewalt anzutun. Stattdessen stopfte ich mich und das Kind sehr schnell in Schlafanzüge, putzte uns die Zähne, wickelte in einem Affenzahn das Baby, und verabschiedete mich von meiner Mutter in der Schlafzimmertür. Da war es Acht. Um Viertel vor Neun schliefen wir alle. Bis zum nächsten Morgen um acht.

*heute herausgefunden, wie es wirklich geht. War tatsächlich sehr falsch. Dafür überraschend fortschrittlicher Kindersitz aus den 90ern, der sich bis 13 kg rückwärts gerichtet nutzen lässt. Ich und mein Schwager hatten beide aufs falsche Piktogramm geschaut: der Sitz war quasi angebracht, als würde er rückwärts gerichtet genutzt. Nun ja. Das nächste Mal höre ich auf meine Intuition. Es sei denn, ich bin wieder so müde. 

Tag 127 – Bielefeld Tag 3 – Reisebericht Teil 2

Wie versprochen geht es weiter mit der Beschreibung unserer Reise ins schöne Bielefeld.
Wir waren ja von Herrn Paul am Flughafen abgeholt worden, dieser schnappte sich auch gleich gentlemanlike die zwei wirklich großen Koffer, und wir gingen zum Bus. Der Bus stand auch schon bereit und sollte in 2 Minuten abfahren. Ich musste noch den Trolley loswerden bevor ich in den Bus steigen konnte, während Herr Paul mit den beiden Riesenkoffern bereits einstieg. Dies veranlasste das Kind zu kurzer Panik, dass der komische Mann mit Bart unsere Koffer klauen wolle. Als es danach aber die Plätze im Bus aussuchen durfte (ganz hinten natürlich wo die coolen Kinder sitzen) war alles wieder gut. So fuhren wir mit dem Bus zu Herr Paul, wo Herr Pauls bezaubernde Frau Jott schon das Frühstück bereitet hatte. Das Kind forderte im Bus das Schicksal und sein Immunsystem heraus indem es die Fensterscheibe ableckte. 

Bei Herrn Paul angekommen freundete sich das Baby direkt mit Herrn Schnuffke, der bunten Spielmatte und dem einen Ende eines langen Babyspielzeugs an. So besabberten die Babys fröhlich den Fußboden, und ich hatte Zeit mit dem Kind aufs Klo zu gehen. Das Kind zeigte große Begeisterung für den Seifenschaumspender, zur Abwechslung musste ich es deshalb mal nicht zum Hände waschen zwingen. Dann gab es sehr leckeres Frühstück für alle mit leckerem Kaffee für die Großen. Das Kind wollte erst mal nur ein halbes Brötchen mit Schokocreme essen, dann war es sehr viel spannender, mit Jott ein Bild für Opa zu malen und zu kleben. Jott zeigte dabei ungeahntes Talent beim Zeichnen eines Elches, Respekt! Insgesamt war es eine sehr schöne Zeit, und ich bin sehr froh, dass ich mich getraut habe Herrn Paul um dieses Treffen zu bitten. Dieses Internet ist eben doch gar nicht so unpersönlich wie man meinen könnte ;) Das Baby bekam dann noch eine frische Windel und einen sauberen Body angezogen, ich packte einen weiteren sauberen Body als Ersatzbody in meinen Rucksack und die versifften Klamotten in den Koffer. Dann war es schon wieder Zeit zum Bahnhof aufzubrechen, wir zogen uns umständlich an, das Kind schaffte es irgendwie noch Jott eine kleine Elsafigur abzuluchsen, der kleine Charmeur, und dann machten wir uns auf den Weg. 

Dank Schienenersatzverkehr mussten wir erst mal den Bus nehmen, wo es uns zunehmend schwer fiel, das Kind vom einschlafen abzuhalten. Als das Kind dann jedoch hörte, dass wir gleich mit der S-Bahn weiterfahren würden, waren seine Lebensgeister wieder geweckt. Dafür stellte es dann auf dem Bahnsteig fest, dass es dringend aufs Klo müsse. Netterweise durften wir im Kontrollhäuschen schnell pullern gehen. Dann fuhren wir mit der S-Bahn zum Ostkreuz, wo wir umsteigen mussten. Das Kind war ziemlich aufgekratzt, und rannte mehr als das es ging. Als wir aus dem Fahrstuhl ausstiegen konnte ich ihm gerade noch hinterherbrüllen, dass es nicht so schnell rennen solle, als es die wartende S-Bahn entdeckte. Das Kind rannte aber weiter auf die Bahn zu und schaffte es exakt in dem Moment, als die Türen der S-Bahn sich zu schließen begannen, in den Schuhgröße 25 großen Spalt zwischen Bahn und Bahnsteigkante zu treten. Das Resultat war: Oberkörper in der Bahn, Bein bis zur Hüfte im Spalt, die Türen im Schließen begriffen. Ich Beamte mich die drei Meter vorwärts, packte das Kind im Nacken an seiner Weste und riss es nach oben und hinten. Irgendwie glückte mir das Wunder, alle Körperteile aus dem Spalt und der Tür heile herauszubekommen, bevor die Bahn abfuhr. Danach musste das Kind vor Schreck ziemlich doll weinen, und auch mir stand die Pippi sehr weit oben in den Augen. Ich darf mir immer noch nicht ausmalen, was da alles hätte passieren können. Verkehrserziehung ÖPNV steht auf jeden Fall auf meiner inneren To-Do-Liste! 

Wir fuhren dann mit der S-Bahn ziemlich käsebleich zum Hauptbahnhof. Auf dem Weg freute sich das Kind: „Ein Leuchtturm!“. Den meisten ist dieser Leuchtturm besser bekannt als der Fernsehturm am Alex. 

Am Hauptbahnhof waren wir dann früh genug, um dem riesigen Weihnachtsbaum noch einen Besuch abzustatten. Das Kind war sichtlich beeindruckt und wir machten ein paar Fotos von uns und dem Baum und uns vor dem Baum. Dann gingen wir zum Gleis, immer noch sehr zeitig, und entdeckten eine Anzeige, die Wagenreihung sei aufgehoben und die Platzreservierung werde nicht angezeigt. Meine schöne mitten in der Nacht getätigte Reservierung im Kleinkindabteil war damit zum Teufel. Wegen des vielen Gepäcks blieb uns allerdings nicht viel anderes übrig, als uns rücksichtslos und mithilfe von Herrn Paul einen Weg in das erste Abteil zu bahnen, um uns dort augenblicklich mit unserem Gepäck sehr breit zu machen. Dann musste Herr Paul leider aussteigen (das Kind fand das sehr schade und wollte gerne dass Herr Paul mit nach Bielefeld fährt) und los ging die Fahrt. 

  
Morgen geht die Geschichte unserer Reise dann mit der Bahnfahrt und der Ankunft im schönen Bielefeld weiter. Freuen Sie sich auf meine aufgeregten Schwiegereltern, meine noch aufgeregtere Mutter, sowie drei komplett übermüdete Raben.

Tag 126 – Bielefeld Tag 2 – Reisebericht Teil 1

Wie versprochen hier der ausführlichere Reisebericht. Dies ist ein Fortsetzungsroman wegen Überlänge der Geschichte (und des Tages), meiner Unfähigkeit mich kurz zu fassen, und der späten Uhrzeit. 

Hier Teil 1: Zu Hause bis Berlin

Der Tag fing mit 4:00 Uhr Jahr zu einer wirklich unchristlichen Zeit an. Natürlich klappte es auch überhaupt nicht, sich aus dem Bett zu schleichen während die Kinder noch schlafen. So waren beide Kinder mit uns zusammen wach und aufgekratzt wie nie. Trotzdem schaffte ich es irgendwie zu duschen und Herr Rabe machte Kaffee und bespaßte dabei die Kinder. Dann packte ich den Rest und schon allein um mir das Kind vom Hals zu halten räumte Herr Rabe mit dem Kind gemeinsam den schon fertig gepackten Kram ins Auto. Durch diese grandiose Teamarbeit schaffen wir es tatsächlich nur 9 Minuten nach der angepeilten Abfahrtszeit loszufahren.

Am Flughafen angekommen mussten wir noch das PramPack abholen. Die Security-Angestellten waren dabei unheimlich langsam, was Herr Rabe zunehmend nervös machte. Nach abholen des PramPacks packten wir den Kinderwagen rein, noch das Kickboard und den Helm dazu, und machten uns daran unser Gepäck aufzugeben. Durch die Dödeligkeit der Security-Angestellten hatten wir das Gepäck genau 5 Minuten vor Abschluss des Check-Ins abgegeben. Gut, dass am Flughafen sowieso noch nichts aufhatte, so gingen wir einfach direkt durch die Sicherheitskontrolle. Auch gut, dass das Kind noch ziemlich müde war, so fiel der „Papa-bleibt-hier“-Protest ziemlich mild aus. Nach der Sicherheitskontrolle gingen wir direkt zum (am weitesten entfernten) Gate zum Boarding. Noch einmal schnell die Wasserflaschen aufgefüllt, und schon hörten wir die „letzter Aufruf“-Durchsage. Also direkt ins Flugzeug, irgendwie das Handgepäck ins Gepäcksfach gestopft, und umringt von sichtlich genervten Passagieren Platz genommen. 

  
Das Kind war total aufgeregt und konnte überhaupt nicht schlafen, guckte aber glücklich Cartoons auf dem kleinen Bildschirm ohne Ton. Das Baby hatte zuerst Hunger, schlief dann ein bisschen, wurde wach und drückte sich brummend die Hose voll. Zum schlafen hatte ich das Baby in die Trage gesteckt, was ich jetzt als fataler Fehler herausstellte. Denn in der Trage wird gewissermaßen die Windel komprimiert und hat dann so ungefähr gar kein Fassungsvermögen mehr. Und natürlich wollte auch das Kind nicht alleine auf dem Platz sitzen bleiben, so dass ich auf der super engen Flugzeugtoilette versuchte das Baby komplett umzuziehen (dabei hatte ich extra die super niedlichen Anziehsachen  ausgesucht), während das Kind sich auf den verbleibenden 20 Quadratzentimetern in die Toilette quetschte. Nach vollendeter Tat setzten wir uns wieder hin, weiterhin von genervten Fluggästen umringt. Nach 10 Minuten musste das Kind aufs Klo. Also machten wir uns wieder auf dem Weg aufs Klo, das Kind pieselte ein bisschen, und wieder hingesetzt. Da waren wir dann auch schon fast gelandet und mussten uns wieder anschnallen. Das Baby war irgendwie unruhig, aber ich schob das auf den Druckausgleich, was sich wenig später als Trugschluss herausstellte, als es zum zweiten Mal mit viel Gebrumm in die Hose machte. Mit einiger Verzweiflung weil kein zweiter Wechselbody zur Hand war, wechselte ich in Windeseile dem Baby die Windel, während die Passagiere langsam das Flugzeug verließen. Ja, auf dem Sitz. Ja, ich hatte etwas untergelegt. Ja, ich wurde von einem Steward angepampt. 

Als wir endlich fertig waren und unsere Sachen anhatten, raffte ich schnell unseren Kram zusammen und wir liefen als letzte aus dem Flugzeug. Dann mussten wir nur noch gefühlte 500 m über das Rollfeld laufen, durch Kälte und Nieselregen, und schon waren wir im Terminal. Die Gepäcksausgabe war so schnell, dass unsere Koffer schon an uns vorbei fuhren, so schnell konnte ich leider nicht reagieren, was das Kind zu einem kleinen Ausraster brachte. Als unsere Koffer wenig später wieder auf dem Band auftauchten war das Kind allerdings beruhigt, ich packte die Koffer auf einen Trolley, das Kind obendrauf und raus aus dem Terminal. Den eingepackten Kinderwagen zog ich dabei, und das war genau so schlimm wie ich mir das ausgemalt hatte. Und aus genau dem Grund hatte ich auch im Vorfeld Herrn Paul angefragt ob der uns nicht vom Flughafen abholen könne bzw. vor allem wolle. Der hatte nicht nur zugesagt sondern kam überpünktlich quasi zeitgleich mit uns in der Vorhalle an. Ich war nie so dankbar, einen nahezu völlig fremden Menschen zu treffen. Er war tatsächlich gekommen, mein Retter in der Gepäcknot. Uffz.  

Morgen dann Teil 2: Berlin und Familie Herr Paul-Schnuffke