Tag 166 – Schlittenfahren für Anfänger und Fortgeschrittene

Wir sind heute zum See gefahren, also zu einem der drölfzig Seen hier in der Nähe, die Wahl fiel auf den mit dem Schlittenhügel. Außerdem kommt man da gut hin, man muss nämlich nur mit der Trikk bis zum Ende fahren und dann ist man da. 

Leider war das Wetter ziemlich bescheiden, es regnete ein bisschen aber wir zogen trotzdem los in der Hoffnung, dass es auf dem Berg etwas weniger regnen und dafür vielleicht schneien würde. Dann mussten wir doch tatsächlich 10 Minuten auf einen Bus in die Stadt warten und danach auch noch zur Trikk hasten. Was passiert, wenn man das Kind hetzt? Genau. Es wird immer langsamer. Witzig, dass ausgerechnet Herr Rabe, der mitunter sehr ähnliche Tendenzen hat, das scheinbar nicht weiß (ab jetzt dann schon). Nun ja, wir erwischten die Trikk. Nur um drei Minuten später für 15 Minuten in selbiger herumzusitzen und einem Rudel aufgescheuchter Autofahrer beim verzweifelten Versuch zuzuschauen, ihr Auto mit Achsbruch von den Schienen zu bekommen. Für das Kind natürlich ein unerwartetes Highlight, denn die Automenschen (da saßen echt mindestens sechs Leute drin, war aber auch ein LandRover) versuchten zunächst, das abgefallene (?) Rad wieder dranzubekommen. Das Kind meint ja eh immer, Autos gehen bevorzugt an den Rädern kaputt, deshalb war das für ihn nur logisch. Die Automenschen scheiterten allerdings schon am Aufbocken des Autos und im Endeffekt musste so ein norwegisches-ADAC-Äquivalent-Heini kommen und die Anweisung geben, das Auto doch einfach auf den drei verbliebenen Reifen etwas beiseite zu rollen. 

Irgendwann waren wir dann aber doch am See, es regnete auch hier, aber wir und ca. 150 andere Menschen ließen uns davon nicht beeindrucken. Das Kind wollte direkt den großen Hügel runter, Herr Rabe meinte, das geht schon, ließ sich aber durch den Anblick einiger Eltern, die mitsamt ihren Kindern und Rodelgeräten sehr schnell und unsanft im Schnee landeten eines besseren belehren. Ich suchte den Idiotenhügel, fand aber keinen. Herr Rabe handelte derweil das Kind auf den halben großen Hügel runter. Nun gut, wissend, wie das enden würde, stellte ich mich schon mal unten hin (ich habe es geschafft, dem Mann zu vertrauen, dass er sicher nicht mal auf die Idee kommen würde, sich mit dem Baby in der Trage auf den Schlitten zu setzen), der Mann wies das Kind ein und ab ging die Post. Der Schlitten hat einen Lenker. Das Kind kann aber nicht lenken und lenkte direkt scharf nach rechts, sodass es quer über die gesamte Rodelbahn schoss. Dabei wurde es immer schneller und sein Gesichtsausdruck immer panischer, bis es nach ein paar Sekunden schließlich kopfüber im Schnee landete. Der Schreck war natürlich groß, aber nach Pusten, Trösten und „Ganz schnell eflogt, Mama, Schlitten runter fallt!“ war es dann schnell wieder gut. Inzwischen hatte ich auch sowas wie einen Idiotenhügel entdeckt: an einer Stelle übten norwegische Eltern mit ihren (Klein-)Kindern das Hügelhochklettern mit Langlaufskiern. Norweger werden wirklich mit Skiern an den Füßen geboren und verstehen auch nicht, wieso andernorts so viel Abfahrt gemacht wird. Langlauf ist das einzig wahre, halbwegs ok ist noch Skispringen. Aber das nur am Rande. 

Den Idiotenhügel traute sich das Kind zuerst nicht alleine runter, also quetschte ich mich zum Kind auf den Schlitten und wir rodelten gaaaaanz laaaaangsam den Hügel runter. Dabei schafften wir es, niemanden umzufahren und auch nicht umzufallen. Das Kind hatte sein Vertrauen in den Schlitten, die Technik und seine Rodelfähigkeiten dann auch zurück und Herr Rabe hatte eine wenig benutzte Strecke entdeckt, die vom Steilheitsgrad her ein Mittelding zwischen dem Großen und dem superkleinen Hügel war. Da rodelte das Kind dann ein paar mal alleine und ein paar mal mit mir runter und es hat super Spaß gemacht, also mir zumindest, dem Kind glaube ich auch. 

Danach sind wir dann ziemlich nass nach Hause gefahren, haben Kekse in der Trikk gegessen (in der Trikk sah es aus wie in einem Skierwald) und auf dem Weg noch ein David Bowie-Plakat bewundert:

Kind: „Mama, der Mann hat Esicht annemalt!“

Ich: „Ja, das stimmt. Der hat sich immer gerne das Gesicht angemalt.“

Kind: „Sieht schön aus!“

Ich: „Ja, das fand der sicher auch schön.“

Kind: „Augen auch zu, auch annemalt.“

Ich: „Der hat die Augen bestimmt zu, damit man noch besser sieht, wie schön der sich angemalt hat.“

Kind: „Aber nich vergessen abwaschen, rausgeht. Geht weg sonst.“

Das hat er sich also gemerkt. Wenn man raus geht, muss man die Schminke vorher abmachen, weil die sonst im Regen oder Schnee abgehen könnte. Hoffentlich wusste David Bowie das auch. 

Tag 165 – Ernste Gespräche

Herr Rabe und ich haben geredet. 

Wir werden unser kindisches, passiv-aggressives Heizung-an-Heizung-aus-Spielchen in Zukunft sein lassen und einfach bei ausgeschalteter Heizung die Schlafzimmertüren schließen, damit nicht die ganze Wohnung kalt wird. 

Ich erwarte mindestens eine Halbierung unserer Heizkosten. 

Außerdem gehen wir jetzt ernsthaft die Urlaubsplanung an. Sind ja auch irgendwie nur noch 2 Monate bis Ostern. (Tipps, anyone? Es sollte warm sein (im April), grob Canaren/Balearen/Mittelmeerinseln, Wasser sollte da sein und keine Fantastillarde Euros kosten…)

Tag 164 – Ein halbes Jahr

Ein halbes Jahr bist du jetzt alt, kleines Mäuschen. Das ist für mich ganz unfassbar, denn einerseits warst du gestern noch ganz miniklein, hattest keinen Hals*, dünne Beinchen und nen dicken, schwarzen Haarschopf, andererseits weiß ich fast gar nicht mehr, wie das war, als du noch nicht da warst. Ich weiß noch, dass ich mir große Sorgen gemacht hab, ob ich wirklich noch ein Kind so lieb haben kann wie deinen großen Bruder. Und ja, doch, das kann ich. Ich kann euch beide unendlich doll liebhaben und ich kann auch von euch beiden genervt sein. Wenn dein Bruder weinerlich ist, weil er Hunger hat und es nicht schnell genug geht mit dem Essen. Wenn du nachts brüllst und durch absolut nichts zu beruhigen bist. Wenn du meckerst, sobald ich dich irgendwo kurz ablege, um irgendwas zu tun, was eben nicht so gut mit Baby auf dem Arm geht. Wenn dein Bruder zum drölfzigsten Mal brüllt: „Æ hab Käääääse esacht, WEISST DU???“. Aber weißt du was mich sofort wieder runterholt und es mir ganz warm ums Herz werden lässt? Wenn dein Bruder nachts im Halbschlaf fragt „Baby is?“ und nur wieder einschläft, nachdem ich ihm versichert hab, dass du auch schläfst. Wenn du morgens aufwachst und erst mich angrinst und dann anfängst, dich nach deinem Bruder umzusehen. Wenn ihr zusammen spielt. Wenn dein Bruder dir die Welt erklärt („Ikke wegnehmen hier Puschen, Baby, Tür zufällt dann, weißt du?“) oder dich unter dem Badezimmerschrank hervorzieht. Wenn du ihn beim Essen ansiehst und man quasi sehen kann, wie Millionen Synapsen in deinem Kopf entstehen. Wenn du wieder irgendwas neues tolles machst und dein Bruder ganz aufgeregt rumhopst „Baby klarte det!“. Neulich morgens habe ich dich aus dem Bett geholt, du warst noch ganz verschlafen. Und das Kind sagte: „Baby drücken will!“, drückte dich ganz fest und murmelte in deine Schulter „Baby lieb hab.“ Da platzte mein Herz in tausend kleine Herzsplitterchen und diese verwandelten sich in Schmetterlinge die in den Regenbogen… Nein, jetzt geht’s mit mir durch, aber ich war wirklich zu Tränen gerührt. Das hat das Kind nämlich noch nie zu irgendwem gesagt. Nur zu dir. 

Kann man Liebe lieben? Ich glaube jedenfalls, die Geschwisterliebe zwischen euch, die kann ich lieben. 

Murch :* –

Deine Mama
* Die wohl lustigste Aussage, die ich je von jemandem über ein neugeborenes Baby gehört habe. „Oh! Kein Hals!“

Tag 163 – Warum bin ich so müde?

Muhahaha, die Antwort ist ca 70 cm groß, knapp 8 Kilo schwer und schläft grade auf meinem Arm, ganz im Gegensatz zu letzter Nacht, als sie lieber mal anderthalb Stunden wie am Spieß herumbrüllte und nur nach ewigem Herumgeschleppe schluchzend wieder einschlafen konnte. 

Aber es hat auch was gutes, zum Umfallen müde zu sein: so rege ich mich viel weniger darüber auf, dass das Bundesamt für Ausbildungsförderung letztes Jahr meine Darlehensschuld falsch berechnet hat und mir heute einen neuen Bescheid mit Rückzahlungsforderung über gut 700 € zugestellt hat. Wenn ich bis Ende Februar überweise, knapp 500. Hrmpf. (Ich wollte für einen neuen Computer nächstes Jahr sparen. Dann kaufte ich mir ein Paar Schuhe (Hupsi), ein Paar Schlittschuhe (brauche ich, fragen Sie mal das Kind!) und jetzt das. Fängt voll gut an mit dem Sparen.)

Tag 162 – und es schneit, und schneit, und schneit…

Es hört sozusagen gar nicht mehr auf. Genau genommen hat es heute für die zweimal kurz aufgehört, die ich aus Häusern gegangen bin, aus denen ich theoretisch Schirme hätte mitnehmen können, dies aber nicht tat, weil es ja aufgehört hatte. Beide Male schneite es nach zwei Minuten wieder wie verrückt. Mir ist das ja egal, dem Baby aber nicht, denn das mit dem Kinderwagen hat sich bei dem Wetter auch erledigt, da bräuchte ich eher ne Planierraupe. Also sitzt das Baby in der Trage unter der Jackenerweiterung, das ist schön warm, aber gegen oben reinfallende Schneeflocken hilft das auch nicht. Also Gemecker oder ich mache oben die Jackenerweiterung drüber, aber dann hab ich echt Angst, dass zu wenig Luft reinkommt. Morgen nehme ich nen Schirm mit. Aber wenigstens hab ich ein paar Fotos gemacht (auf dem Weg zum Kindergarten um das Kind abzuholen, wir haben heute morgen wegen Migräneanfall getauscht).


Das ist der Park mit der Kirche quasi direkt vor unserem Haus. Weiter in den Park rein kam ich nicht, der Schnee ging mir ca. bis Mitte der Oberschenkel.

Diebstahlsicherung norwegische Art.

Auf dem Weg vom Kindergarten nach Hause (mit dem neuen Schlitten) wollte das Kind dann natürlich unbedingt auf den Spielplatz und da Schlitten fahren. Aber wie gesagt, Schnee, Mitte Oberschenkel, das Kind geht mir bis zur Hüfte, das war alles etwas schwierig.


Herr Rabe ist dann noch mit dem Kind losgezogen und ordentlich Schlitten gefahren, während das Baby und ich zu Hause Milchreis kochten. Und am Wochenende fahren wir zum See und fahren Schlitten und vielleicht probieren wir auch unsere neuen (Kind und ich) bzw. alten (Herr Rabe) Schlittschuhe aus. Das wird fein.

Mahlzeit! KW 2

Mo 11.1. Reis mit Scheiß (so heißt unser Hausrezept für Ratatouille)

Di 12.1. Neuer Reis mit altem Scheiß von gestern

Mi 13.1. Sveler (Pfannkuchen norwegischer Art)

Do 14.1. Zucchinipuffer und Polenta

Fr 15.1. Backkartoffeln auf Sesam mit Dip

Sa 16.1. Nudeln mit Pilzsoße

So 17.1. Lammrippe mit Kartoffeln und gemischtem Gemüse

Mahlzeit! KW 1

Da Herr Paul in letzter Zeit so fleißig Essenspläne blogt, habe ich mir vorgenommen unsere Essenspläne hier retrospektiv zu verbloggen. Gewöhnlich planen wir Essen für 5 bis 7 Tage und kaufen dementsprechend ein. Aber wie schon mein Software-Engeneering-Prof lehrte – „Pläne werden gemacht um anschließend über den Haufen geworfen zu werden“ – wird unser Essensplan fortlaufend optimiert. Los geht es mit der Rückkehr aus dem Heimaturlaub.

Do. 7.1. Nudeln mit Zucchini-Paprika-Tomaten-Soße

Fr. 8.1. Fiskekake-Burger (Fiskekake sind so eine Art Fischbuletten)

Sa 9.1. Möhrenlasagne – Teil 1

So 10.1. Möhrenlasagne – Teil 2; extra Möhren für das Baby

Tag 161 – Wie man nicht einen Schlitten kaufen sollte

Mit einem eh schon übermüdeten Kleinkind, viel zu spät, unter Zeitdruck und in Verbindung mit dem Wocheneinkauf. Eins dieser Kriterien reicht eigentlich schon als knock-out Kriterium. Auf uns (also eigentlich nur Herrn Rabe, aber der hatte das dem Kind schließlich versprochen mit dem Schlitten) trafen alle diese Kriterien zu. Und natürlich wurde das im Auto eingeschlafene Kind beim Ausziehen wach und war dann, sagen wir mal, unleidlich. Als es endlich eingeschlafen war, brüllte das Baby. 

Was. Ein. Kackabend.

Tag 160 – Heia Kindergarten!

Der ElternRat der Villa Schaukelpferd tagt mal wieder und diesmal geht es um das Thema Fremdbetreuung: Ja oder Nein (und wenn ja, dann wie)? Das Thema brannte mir eh schon ein paar Tage unter den Nägeln, nachdem ich einige Blogartikel  zum Thema gelesen hatte. Also schreibe ich jetzt tatsächlich darüber (fast hätte mein Inneres „du kannst auch einfach mal die Fresse halten“ gewonnen, aber wenn ich quasi nach meiner Meinung gefragt werde…).

Zuerst nochmal: mein Motto ist ja immer „Leben und leben lassen“. Jede*r soll bitte für sich den Weg finden, der sie/ihn glücklich macht. Ich will hier nicht meine Lösung als Nonplusultra für alle Familien hinstellen, ich denke auch nicht schlecht über Leute, die die Dinge anders handhaben als wir. Anders herum reagiere ich aber auch allergisch darauf, wenn andere mir ihre Sichtweise aufdrücken wollen, ohne dafür andere Argumente zu haben als „bei uns funktionierts aber und gefällt uns so“. Das erstmal als Disclaimer. 

Ein Grund, weshalb wir nach Skandinavien gezogen sind, ist ja die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit hier. Das erste Mal war ich mit dem Thema konfrontiert, als ich meinem damaligen Chef von meiner Schwangerschaft berichtet habe:

Ich: „Chef, ich bin schwanger.“

Chef: „Super, herzlichen Glückwunsch! [blabla, Kinder sind so toll, braselfasel] Und, wie viele Jahre wolltest du wegbleiben?“

Ich: „Ähhhh, ich hatte an sieben Monate* gedacht…“

Ich hatte mir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht so viele Gedanken drum gemacht, ob eine mehrjährige Kinderauszeit für mich in Frage käme. Ich dachte nach dem Gespräch ca. drei Sekunden darüber nach und alles in mir schrie „Nein! Bloß nicht!“ . Man muss dazu vielleicht sagen, dass meine Mutter sehr plötzlich alleinerziehend wurde. Mein Vater war vom einen Tag auf den anderen weg (lies: tot) aber alle seine Schulden waren noch da. Wenn ich eins von meiner Mutter eingetrichtert bekommen habe, dann war es „Mach Dich nicht von einem Mann abhängig!“. Deshalb war es für mich klar: wenn die Zeit der staatlichen finanziellen Unterstützung zu Ende ist, gehe ich auch wieder arbeiten. Alles andere würde mich mindestens nervös, wahrscheinlich eher verrückt machen. Jeder sogenannte Versorger kann ganz plötzlich weg sein, da muss ich in der Lage sein, mich (und meine Kinder) zu versorgen. Schon der Gedanke daran, dass ich komplett von der Arbeitskraft und auch dem Wohlwollen meines Mannes abhängig wäre, verursacht mir körperliches Unbehagen. Ich habe tatsächlich großen Respekt vor Menschen, die so auf ihren Partner und das Schicksal vertrauen können, dass sie sich wirklich fallen lassen können, auch und gerade finanziell. 

Nach mehreren Jahren Pause stelle ich mir einen beruflichen Wiedereinstieg zumindest holpriger vor, als nach ein paar Monaten. Zumindest in Deutschland. Ich verfolge zwar keine großen Karriereambitionen, aber mein Job sollte uns eben im Notfall auch ohne anderweitige Unterstützung durchbringen. Dafür muss ich nur einen solchen Job auch finden oder schon haben und vor dem altbekannten „Sie haben da eine Lücke im Lebenslauf…“ hätte ich ebenfalls ziemliche Angst. 

Wir stellen also fest, meine Gründe, zu arbeiten und das Kind betreuen zu lassen sind total egoistisch und ich habe gar nicht ans Kind gedacht. Vielleicht hätte ich mal besser dieses Finanztrauma aufarbeiten sollen, dann könnte ich ohne Panik** zu Hause bleiben. Oder? Zumal ich ja jetzt im Moment wieder in Elternzeit bin und den Großen auch aus der Kita hätte nehmen können, das würde die Haushaltskasse um gut 300 € im Monat entlasten und unseren Tagesplan entzerren. Warum also „schicke“ ich das Kind trotzdem in die „Fremdbetreuung“? Nun, zum einen finde ich das ein unsägliches Wort, denn niemals würde ich mein Kind irgendwelchen Fremden überlassen. Ich kenne die Betreuer aus dem Kindergarten, ich mag die meisten gerne, und was viel wichtiger ist, das Kind mag die auch sehr gerne und geht ausgesprochen gerne in den Kindergarten und fühlt sich bei den Betreuern sicher und geborgen (ich nehme das zumindest an, sprachlich ist es noch nicht ganz so weit, aber dass es 1. da genauso ist wie zu Hause, sich also nicht zurücknimmt und 2. gerne seine heiß geliebte kleine Schwester mitnehmen will, spricht für mich dafür). Es ist also keine Fremdbetreuung, sondern eben Betreuung. Das englische Daycare finde ich sehr viel besser, da wertneutraler. Zum anderen bin ich eben „nur“ die Mama. Ich bin keine ausgebildete oder sogar studierte Pädagogin. Ich bin nicht drei Männer und drei Frauen gleichzeitig. Ich bin nicht zweiundwanzig andere Kinder zwischen 1 und 6 Jahre. Ich finde basteln doof. Malen auch. Ich mag nicht bei jedem Wetter raus. Mein norwegisch ist zwar gut, aber nicht gut genug um es als zweite Muttersprache zu vermitteln (ne, die Migranten, die zu Hause nicht die Landessprache sprechen und sich gar nicht integrieren und so). Und ich habe ein Baby, das Aufmerksamkeit braucht und dem ich diese exklusive Mama-Zeit auch nicht vorenthalten möchte. Ich bin überzeugt, dass mein Kind sich mit mir zu Hause langweilen würde. Vielleicht nicht nach einer Woche, aber nach einem Monat sicher. (Ich fange hier nicht an von Entwicklungsfortschritten zu erzählen, denn ich habe ja keinen Vergleich. Vielleicht hätte sich das Kind exakt so entwickelt auch ohne Kindergarten. Da glaube ich nur an Studien und grade bin ich zu faul, welche zu suchen.) Da ich im Moment nicht arbeiten muss, gönnen wir uns den Luxus, morgens herumtrödeln zu können, wenn das Kind das möchte. Das Kind kann dann länger schlafen oder wir kuscheln noch oder das Kind schmeißt sich auf dem Weg in jeden einzelnen Schneehaufen. Aber in den Kindergarten geht es schon. Und das gern. 

Ich bin die beste Mama für mein Kind, das ganz sicher. Es wird (hoffentlich) die Werte, die ich und sein Vater ihm vorleben, weiter tragen. Ich würde mir aber nicht anmaßen wollen, zu sagen, ich alleine könnte mein Kind erziehen. Nur bei mir hätte es es gut. Zu einem guten Kindergarten gehört für mich sympathisches und empatisches Personal, das echtes Interesse an meinem Kind hat und das eine Bindung zu ihm eingehen will. Eine Tagesbetreuung sollte  das Kind eben nicht nur 8 Stunden lang verwahren, sauber und satt halten, sondern wirklich betreuen, begleiten und beachten. Wenn diese Rahmenbedingungen gegeben sind, und das sind sie bei uns, finde ich Kindergarten super. Ja, auch schon ab 1***. Ja. Heia, Kindergarten!

* 7 Monate, weil wir uns die 14 Monate Elternzeit gerecht aufteilen wollten bzw. aufgeteilt haben. 

** Naja, nicht ganz ohne Panik. Ich könnte ja immer noch Angst haben vor Altersarmut und Co. In Diesem Video ist das in witzig gezeigt. 

*** Heute beantragt. Das Baby ist dann 1 Jahr und ein bisschen, wenns klappt mit dem selben Kindergarten, in den auch das Kind geht. 

Tag 159 – Es schneit!

Der Wetterbericht hatte doch recht. Es hat den ganzen Tag in dicken Flocken geschneit. Wäre der Schnee weniger Geräuschdämpfend wären wir sicher um sieben vom Geräusch zigtausender Norweger, die ihre Ski ins Auto laden, geweckt worden. Nun ja, Schnee ist ja schön, es sei denn er weht einem frontal ins Gesicht, dann geht’s so mit der Begeisterung. Was auch der einzige Grund ist, weshalb wir das Bauen eines Schneemanns („Viel eschneit, große Schneemann baun. Gestern klein eschneit bare (nur), geht nix Schneemann baun.“) auf nach unserem eigentlich angepeilten Termin schieben konnten. Wir waren nämlich zu einem „Freundschaftstag“ verabredet, da kamen viele Leute unterschiedlicher Nationalitäten zusammen, die Kinder dölmerten herum und es gab jede Menge zu essen. Weil es Kinderschminken gab verbrachten wir Ca eine Stunde in Angst vor einem gefährlichen Tiger, aber ansonsten war es sehr nett und den Verein kann man sich mal merken, die scheinen gute Sachen zu machen. 

Danach musste aber dringend noch ein Schneemann gebaut werden. 

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Two snowmen

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Das Zwiebackexperiment ist so halb gelungen. Ich schreibe das Rezept hier mal auf und schreibe dazu, was ich beim nächsten mal anders machen werde:

Baby-Dinkelzwieback

  • 500 g Dinkelmehl
  • 20 g Frischhefe
  • Ca. 270 mL Vollmilch
  • Eine Miniprise Salz
  • 50 g geschmolzene Butter (ungesalzen)

Daraus einen Teig kneten (ich liebe dich, Knetmaschine!) und abgedeckt warm stehen lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat (das waren so gut 45 Minuten). Teig halbieren und zwei Würste formen. Jede Wurst in eine gefettete Kastenform legen. Ofen auf 150 Grad vorheizen (das nächste Mal würde ich heißer und dafür kürzer backen: 180 Grad für hmmm… 20-30 Minuten?) Abgedeckt nochmal gehen lassen, bis das Volumen mindestens verdoppelt ist (eher mehr, dauerte so 30 Minuten). Dann backen (nächstes Mal: mit Dampf) für 40 Minuten. Abkühlen lassen und am nächsten Tag (nächstes mal: direkt) in 10 mm dicke Scheiben schneiden. Die Scheiben nochmal 30 (1520) Minuten von jeder Seite bei 150 (180) Grad backen. 

Das Ergebnis ist Zwieback, eindeutig. Dadurch, dass kein Zucker drin ist, schmeckt der so ziemlich nach nix, aber soll ja auch fürs Baby sein, dem ist das egal. Die Porung ist gut, dementsprechend passte die Teigkonsistenz, Hefemenge und Gehzeiten. Allerdings war das Brot nach dem Backen schon sehr trocken und am nächsten Tag bröselte es extrem beim Schneiden. Deshalb nächstes Mal kürzer und dafür heißer backen und nach dem Abkühlen direkt weitermachen. Falls das jemand der Lesenden hier vor mir probiert, freue ich mich über Feedback, es müssen ja nicht zwei Leute den gleichen Murks machen, ne? (Ach so, falls Sie nicht für Babys backen, können Sie natürlich die 30 g Zucker aus dem Originalrezept dran tun. Dann muss der Teig wahrscheinlich kürzer gehen, weil der reine Zucker von der Hefe wesentlich besser vergärt werden kann, als wenn die Hefe den Zucker erst aus dem Mehl holen muss.)

P1060355

Langsam wirds was mit dem selbst essen vom Baby: jetzt ist es schon ganz begeistert-aufgeregt sobald wir ihm den Fresskittel anziehen. Heute Abend wurden eine halbe Möhre und drei Kartoffelachtel gegessen, mit nur wenig Herumgemansche. Es wird. (Für alle mit Zähnen gab es dazu Lammrippe. Schwer zu essen, aber lecker.)