Tag 576 – Wheeeeee und oh. 

Heute hier was unterhaltsames und was trauriges. Das Traurige zuerst.

Letzte Woche bekamen wir eine Mail vom Kindergarten, in der für heute ein „außerordentlicher Elternabend“ anberaumt wurde. Es solle um den Mietvertrag und die nächsten Schritte gehen. Tja und leider klingt das fast so bescheiden wie es ist: der Mietvertrag des Kindergartens läuft am 1.7.2018 aus und wird nicht verlängert werden. Die Schule braucht nämlich wegen der vielen neuen Wohnungsbauprojekte in unserer Gegend die drei verwinkelten Räumchen selbst. Angeblich. Die Kommune möchte aber auch die Form des Kindergartens (eine altersübergreifende Gruppe) aus ökonomischen Gründen nicht weiter unterstützen und ist deshalb keine Hilfe bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Dass das alles total hirnrissig ist, in einem schnell wachsenden Stadtteil mit vielen Familien KiTas nicht nur nicht auszubauen sondern sogar noch zu schließen, scheint auch weder bei der Kommune noch bei den Bauträgern irgendwem aufzufallen. Damit bleibt dem Kindergarten die (aussichtslos erscheinende) Suche nach neuen Räumlichkeiten in der Nähe, oder vielleicht auch nicht ganz so in der Nähe, oder am anderen Ende der Stadt. Oder sie lassen sich von einem größeren Träger übernehmen, müssten dann aber vermutlich das Konzept aufgeben. Und obwohl das uns nicht mehr betreffen wird (Michel eh nicht, der kommt im August 2018 in die Schule), weil wir höchstwahrscheinlich dann nicht mehr hier wohnen werden, war die ganze Situation so traurig, dass ich am Ende mindestens so viel Pipi in den Augen hatte, wie die Leiterin der KiTa. Die hatte schon den Redepart dem „Busfahrer“ (der arbeitet Teilzeit da als Pädagoge mit Busführerschein und fährt eben den KiTa-Bus wenn die Kinder Ausflüge machen: mindestens Mittwochs, manchmal auch Montags und/oder Freitags) überlassen und saß die meiste Zeit nur wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl. Am Ende rang sie sich zu einem „das ordnet sich bestimmt“ durch, aber, ach. Ich glaube, sie weiß ziemlich genau, dass das mindestens schwer wird oder Lottogewinn-Level Glück braucht. Sehr traurig eben, das ganze. Es ist ein toller Kindergarten. So. 

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Zur Aufmunterung: ich war am Dienstag Abend Ski fahren. Ja, wirklich. Ich. Ski. Das kam so:

Ich fragte am Montag meine Kollegin L., deren jüngere Tochter etwas älter ist als Michel, ob sie zufällig Ski in Michels Größe hätten, weil der Kindergarten am Mittwoch einen Skiausflug machen wollte. Hatte sie und brachte sie am Dienstag mit. Wir plauderten ein bisschen darüber* und sie fragte mich, wieso wir denn Michel nicht selbst Skifahren beigebracht hätten. Ich sagte, dass wir nicht Skifahren können. Zumindest ich nicht, Herr Rabe fast nicht, aber ich, so erzählte ich auch ihr wahrheitsgemäß, habe mich bei meinem bisher einzigen Versuch mit Langlaufskiern so dermaßen an einem vereisten Hügel auf die Fresse (leider wörtlich, ich bin aufs Gesicht gefallen und wegen der lächerlich langen Stöcker konnte ich mich leider auch fast gar nicht abfangen) gelegt, dass mir die Luft wegblieb und ich kurz dachte, ich hätte mir mindestens alle Knochen gebrochen oder schlimmeres und daraufhin habe ich dem norwegischen Volkssport Langlauf für immer abgeschworen. Und sie, was macht sie? Fragt „Hast du Lust, heute Abend mitzukommen? Ich will eh Ski fahren, ich bin die schlechteste norwegische Skifahrerin, du kannst Ski von mir leihen, die sind ganz langsam und ich brings dir bei.“ Und ich sagte zu. Schlafmangel macht mich unzurechnungsfähig, sage ich Ihnen! 

Abends machte ich mich, als alle im Bett waren, auf den Weg. Die Loipen sind hier beleuchtet, ist also egal, wann man losgeht. Ich holte L. von zu Hause ab, das war alles recht chaotisch wegen WosindnochmaldieStöckerOhichmussjaWachsmitnehmenVerdammtwoistderAutoschlüssel, aber irgendwann waren wir dann doch unterwegs zum Nissebyen. L. wachste noch grad ihre Skier (es war -8 Grad und das Wach was drauf war war -2 – 4 Grad oder so.), ich schaute den ganz leichten Polarlichtern zu und dann machten wir los. 

Die Loipe war extrem gut gepflegt und wegen der späten Uhrzeit auch kaum Leute unterwegs. Soviel zum positiven. 

Viel zu lange Ski, für meinen Geschmack.

Puh. Langlauf ist sehr anstrengend, soviel vorweg. Und auch eine angeblich super schlechte Skifahrerin aus Stavanger ist erstaunlich flott unterwegs. 

Den ersten Kilometer oder so ging es flach voran, ich übte also geradeaus fahren. Peinlicher Weise scheiterte ich erstmal an der Arm-Bein-Koordination. Man sollte meinen, eine Tänzerin kann das. Hahaha. Nein. 

Dann kam ein Hügel. Ein langer. Relativ flach zwar, aber für mich mit meinen negativen Erfahrungen sehr angsteinflößend. L. zeigte mir, wie man bremst. Und wie man fällt, wenn man fällt. Wie man vermeidet, zu fallen. Ich tat wir mir geheißen und fiel nach etwa 30 Metern ziemlich Sackmäßig auf meinen Po. Die Knie in einem mörderisch unbequemen Winkel und völlig unfähig, aus der Position wieder aufzustehen. Aber laaaaaaaaaange nicht so schlimm wie beim ersten Mal. L. zeigte mir, wie ich über die Seite aufstehen muss (einfacher gesagt als getan mit 1,80 m langen Dingern an den Füßen) und ich hievte mich elegant wie eine Seekuh zurück in den Stand. Dann fuhr ich in Zeitlupe den restlichen Berg herunter. 

Leider kam nach dem Bergab direkt ein Bergauf. L. zeigte mir also, wie man den Berg heraufklettert. Das sieht im Fernsehen immer so einfach aus und auch L. schien sich nicht allzu sehr anstrengen zu müssen. Ich, naja, ich wahr, als ich endlich oben war, komplett durchgeschwitzt, aus der Puste und meine Knie taten weh vom Kippen der Skier. Und schon ging es wieder bergab. Diesmal fiel ich schon viel eleganter auf die Seite. Beim dritten Mal fiel ich gar nicht mehr. Beim vierten Hügel aufwärts hatte ich den Dreh mit der Gewichtsverlagerung raus und kam nicht mehr total fertig oben an. Geradeaus war zwar mit den stumpfen Skiern wirklich anstrengend, ging aber irgendwann auch. Und am Ende schaffte ich den steilen Hügel bergab mit Linkskurve ohne Hinfallen und hatte fast sowas wie Spaß. Fast. 

Gestern ging es mir übrigens überraschend gut. Nur im Po und im Nackenbereich hatte ich Muskelkater. Heute hingegen möchte ich am liebsten sterben. Po, der ganze Rücken, die Oberschenkel, die Trizepse (halleluja, die Trizepse!), alles ist Muskelverkatert. Aua. 

Aber insgesamt war’s schön. Mit L. etwas unternehmen, hat Spaß gemacht und das Meisterungsgefühl war am Ende einfach gigantisch. Vielleicht machen wir das ja nochmal…

7 Gedanken zu “Tag 576 – Wheeeeee und oh. 

  1. Also auf Skier bekommt mich ja echt auch gar nix… Einmal versucht, nicht gestürzt aber, nee. Rodeln, auf dem Hintern rumrutschen, Schlittschuhlaufen, alles gern. Aber nicht mit so riesigen Brettern an den Füßen!

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  2. Bettina schreibt:

    Schon mal Schüssler Salze ausprobiert? Drücke ich dem Gatten immer auf’s Auge, nach seinem Sport….also zumindest, wenn er meint, dass er seine Arme nicht mehr hoch bekommt….

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  3. Versuch es noch einmal. Langlaufen ist wunderbar. Macht den Kopf frei, entstresst und macht froh. Wirklich! Glaaaauuuube mir (sagte Kaa). Und man hat nicht das Geschiss mit einercteuren, schweren skiausrüstung, sauteuren Liftkarten und einen ewigen anfahrtsweg, wenn man nicht gerade neben dem Berg wohnt.

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  4. Elisa schreibt:

    Liebe Frau Rabe,
    mein Mann und ich (und mittlerweile auch unsere zwei Kinder) nehmen jedes Jahr die Strecke Berlin-Österreich und zurück auf uns, um eine Woche Skilanglauf zu machen. Mein Mann hat das als gebürtiger Thüringer schon als Kind gelernt. Ich dagegen stand dank ihm erst mit 27 das erste Mal auf Skiern. Anfangs habe ich ihn nach jedem Sturz wüst beschimpft und geschworen, nie wieder Ski zu laufen. Dieses Jahr war ich das zehnte Mal in Österreich und bedauere mittlerweile vor allem, dass wir, da wir an die Schulferien gebunden sind, nur eine Woche fürs Langlaufen Zeit haben. Langer Rede, kurzer Sinn: ich hoffe, Sie halten die wirklich nicht einfache erste Zeit durch und nutzen die Möglichkeiten, die Ihnen Norwegen skitechnisch bietet.
    Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag – wenn auch ein paar Stunden verspätet – und guten Flug!

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