Tag 1016 – Nur schnell das Fahrrad reparieren.

Als meine Fahrradbatterie geklaut wurde, war ich ja sicher, dass das Batterieschloss kaputt gegangen sein muss, schließlich war die Batterie aus dem geschlossenen Schloss einfach herausgerissen worden und außerdem sah das auch unten so aus. Und weil aber ja eh Januar war und nicht sooo tolles Fahrradfahrwetter, machte ich erstmal genau gar nix.

Und dann war plötzlich April und kein Schnee mehr und ich dachte, oh, das Fahrrad. Leider war ja kein Fachmensch aufzutreiben, der mir mein Rad reparieren wollte, deshalb bestellte ich schlussendlich ja eine neue Batterie, ein neues Batterieschloss und einen neuen Fahrradcomputer im Internet.

Dann passierte sehr lange nichts, weil der Internethändler seinerseits erstmal die Batterie bestellen musste. Anfang Mai wurde dann endlich das Paket an mich verschickt und es passierte wieder so lange nichts, dass ich letzte Woche (aus dem Urlaub) doch mal nachhakte, was denn mit dem Paket passiert sei. Ich bekam auch schnell eine Antwort mit der Sendungsverfolgung, demnach lag das Paket schon seit drei Tage nach Versenden bei der Post bei uns um die Ecke. Angeblich hatte mir die Post drei SMS geschickt, ich solle doch mein Paket abholen. Frage mich nur, wie die das gemacht haben wollen – so ohne Telefonnummer. Tjanun, jedenfalls holte ich das Paket direkt am Samstag Dienstag morgen ab.

Gestern machte ich mich dann an die Reparatur. Kein Ding, so ein Schloss auswechseln. Dachte ich. Herr Rabe hatte gesagt, man müsse da das Hinterrad für ausbauen, sonst käme man nicht an die Schrauben, die das Schloss am Gepäckträger festhalten. Also stellte ich das Rad auf den Kopf und baute „mal schnell“ das Hinterrad aus. Genau genommen musste ich erstmal so Sachen googeln wie „wie macht man das Rad ab, wenn man Nabenschaltung hat“ und so war die erste Stunde meines als halbstündig eingeschätzten To-Do-Listen-Punktes schon um, als ich das Rad dann endlich abhatte. Ich war auch etwa fünf mal in unsere Wohnung (2. OG) und den Keller gelaufen, um diverse weitere Werkzeuge zu holen, die nicht in Herrn Rabes schniekem Werkzeugkoffer sind sondern… halt sonstwo. Und meine Hände waren natürlich schwarz. Aber ich hatte das Rad ab und auch zwei der Schrauben, die das Schloss am Gepäckträger halten. Glücksgefühl! An die dritte Schraube kam ich leider nicht ran und irgendwie sah es aus, als müsse ich dafür auch das Schutzblech mitsamt der ganzen darin verbauten Kabelage ausbauen… Das konnte es irgendwie nicht sein, also besah ich mir den Gepäckträger noch mal genauer und siehe da – das ganze Ding, das die Batterie (und das Schloss) hält, ist mit zwei popeligen Schrauben am Gepäckträger befestigt und die sind hinten, unterm Rücklicht, total gut erreichbar. Ich löste also die zwei Schrauben und konnte dann das ganze Teil ein Stück herausziehen (nicht ganz, war ja noch das Kabel dran) und so weit drehen, dass ich gut an die dritte Schraube kam. Löste die, konnte dann das Gehäuse vom Schloss abmachen und frickelte dann geschlagene 15 Minuten herum, um das *mieeeep* Schloss vom Rest zu trennen, bis mir aufging, dass man das einfach abziehen kann, wenn man geduldig genug ruckelt. Ein bisschen wie dieses Magnet-Dings bei Brüllens, das „irgendwie ganz von selbst“ in ungünstiger Stellung ineinander gefunden hatte und sich dann nur mit viel Geduld wieder zerlegen ließ (und ich habe das grade nachgeguckt, niemand hat das bisher im Internet berichtet, wie ich heldenhaft… aber eigentlich ist es auch nicht so wichtig). Und wie ich dann endlich so das alte Schloss in der Hand hatte, sah ich auch, dass es genauso aussah, wie das neue. Nur halt älter. Aber nicht kaputter. War es auch nicht. Das Schloss ist offenbar einfach ein Witz und mit einem beherzten Ruck geht es auf, ohne dass Schloss oder Batterie Schaden nehmen. ORRRRRR!

Weil ich aber bockig war, weil ich erst das blöde Hinterrad ausgebaut hatte, was ja für das Lösen des Batteriehalters doch gar nicht nötig gewesen wäre, um ein Schloss auszutauschen, was gar nicht kaputt war, baute ich doch das neue Schloss ein. Pah! 180 Kronen hab ich ja wohl nicht für nichts ausgegeben! Der Einbau ging auch relativ gut, der Wiedereinbau des Hinterrades war da schon spannender, vor allem weil ich inzwischen – es waren ja auch etwa zwei Stunden rum – die Kinder dabei hatte, die nur Mist machten. Grandios. Die Gangschaltung zickte, die Kette zickte, dann lief das Rad nicht gerade, die Bremse fiel mir auseinander… Allen Widrigkeiten zum Trotz schaffte ich es dann doch irgendwann, alles zusammenzubasteln und musste nur noch den Reifen, der sich nur im schlaffen Zustand hatte ausbauen lassen (was ja nicht nötig… aber Schwamm drüber), wieder aufpumpen. Und das ging einfach nicht. Nicht mit der Standpumpe, nicht mit diversen Luftpumpen, Es. Ging. Nicht. Ich pumpte und pumpte und es kam keine Luft in den verdammten Reifen. Irgendwann gab ich völlig gefrustet auf, schnauzte die Kinder an, den Mann, der irgendwann nach Hause kam, auch, kurz: der Abend war eigentlich gelaufen. Dass der Mann das Problem „Ventil verstopft“ dann mit Gewalt löste und mir noch aufs Brot schmieren musste, dass da ja eine Kappe auf das Ventil gehört, machte nichts besser. Essen aber schon und so konnte ich wenigstens das Fahrrad abends wieder reinräumen ohne es anzuzünden.

Heute wollte ich dann „nur noch kurz“ das Rad waschen. Machte ich auch, das dauerte aber trotzdem eine nicht ganz so kurze Stunde. Und brauchte drei mal frisches Spüliwasser, zwei Glitzischwämme und einen normalen Schwamm, die ich hinterher einfach weggeworfen habe, die schwarze Fettschmiere hätte man da sicher nicht rausbekommen. Was mir aber Herr Rabe noch gesagt hatte, war, dass die Kette vorne abgerutscht war, ich musste also nochmal das Hinterrad lösen, die Kette auffummeln und dann das Hinterrad wieder festschrauben. So dass es grade läuft, die Bremsen gleichzeitig greifen…Yeah. Das mit den Bremsen wollte auch einfach nicht klappen, sodass ich mir die Bremsen nochmal genauer ansah. Die griffen auch einfach nicht, die Bremsbeläge waren ziemlich verschlissen. Also guckte ich mir ein YouTube-Video zum Nachstellen von Bremsen an. Und frickelte die folgenden zwei Stunden an den Bremsen herum, mit so tollem Erfolg, dass ich am Ende (mit schwarzen Händen, zerzausten Haaren und dreckigen Jeans) das Fahrrad und die komplett demontierte hintere Bremse zum Fahrradladen schob, der ist ja um die Ecke, immerhin. Der Mann im Fahrradladen schaute dann, weshalb sich die eine Bremsbacke nicht bewegte, indem er dreimal den Hebel zog und dann meinte: „wieso, geht doch?“ Und guckte dann nach neuen Bremsklötzen, die hatte er aber nicht da, aber er habe eh keine Zeit für den Einbau, frühestens nächste Woche. Traf sich gut, ich hatte nämlich kein Geld für den Einbau. Also rollte ich nach Hause, stellte das Rad wieder ab, aß eine Scheibe Brot (mein Frühstück um zwölf, jaja, ganz toll gelaufen alles) und fuhr mit dem Auto zum Einkaufscenter, wo ich dann 450 Kronen für neue Bremsbeläge ausgab. Juchhei. Wieder zu Hause baute ich die neuen Bremsklötze ein und alles wieder zusammen, was beim etwa 5. mal viel einfacher geht, als beim 1. Dann stellte ich die vordere Bremse ein, ölte in einem Affenzahn die Kette und sämtliche, neue und alte, Schlösser des Rads, spritzte Rostschutzöl auf die Pedalkurbeln, rannte nach oben, wusch mich und zog mir frische Sachen an, zackzack, Sonnencreme ins Gesicht und dann fuhr ich mit dem Rad, der neuen Batterie, dem neuen Display, dem neuen Schloss und neuen hinteren Bremsbacken zur KiTa, Michel zur Schuleingangsuntersuchung abholen. Leider fing nach etwa 10 Metern die vordere Bremse auf einer Seite herzerweichend rhythmisch an zu schleifen, aber das konnte ich beim besten Willen nun auch nicht ändern.

Allerdings konnte ich es dann ändern, als ich mit Pippi zu Hause ankam, Michel hatte ich bei seinem besten Freund abgeliefert, Pippi war im Kinderwagen eingeschlafen, in der Packung noch zwei Bremsklötze… Ein Zeichen.

Beim 6. mal geht das mit dem Bremsen ausbauen, Klötze raus, Klötze rein, einbauen, einstellen, noch mal viel schneller als beim 5.

Und jetzt habe ich also, nach zwei Tagen Arbeit, endlich wieder ein funktionierendes Fahrrad. Mit Batterie, gängigen Schlössern, einer glänzenden Kette, Top Bremsen, die sofort greifen und bei denen man die Hebel nicht bis an den Griff ziehen kann, und es blitzt und blinkt sogar obendrein. Hach. Und dass die Bremsen nirgends schleifen, habe ich dann noch auf dem Weg Michel abzuholen überprüft.

Ich bin sehr stolz auf mich. Ehrlich. Das habe ich schlussendlich dann doch gut hinbekommen. Jetzt muss ich dann nur noch Fahrrad fahren mögen.

10 Gedanken zu “Tag 1016 – Nur schnell das Fahrrad reparieren.

  1. Sunni schreibt:

    Uhi, die Fahrradaktion ist ja erste Sahne! Und das Datenschutzdingens, so wie es die Menschen nun einfach drangsaliert (und die, denen man die Daten nicht überlassen möchte, doch jederzeit dran kommen :-) ) so unnötig wie ein Kropf. Gute Fahrt mit dem Rad! Sunni

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  2. Sehr schön! Ich hätte nach einer halben Stunde schreiend das Rad zusammengetreten, dann alles in den Hinterhof getragen und darauf gewartet, dass eine Nachbarin vorbeikommt, die sich mit so was auskennt. Ich nehne an, Ihre Variante ist besser.

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  3. ohmskine schreibt:

    Liebe Frau Dr. Rabe,
    meine tiefe Bewunderung für Ihr Durchhaltevermögen.
    Ich freue mich in solchen Situationen immer, daß mich jemand geheiratet hat, der mehr Nerven für „mal eben schnell“ hat. Oder mir wahlweise stundenlang die Blagen vom Hals hält, weil ich „das WOHL selber kann“.
    Ostwestfälische Sturheit rules!
    Gruß vom Rhein,
    ohmskine

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  4. Bea schreibt:

    Aber so was von Hut ab. Hätte ich nie geschafft. Das wäre Heulen und Zähneklappern geworden. Sie hatten ja noch „Glück“ das „nur“ die Batterie geklaut wurde. Mir ist letztes Jahr mein komplettes nagelneues e-bike nach 3(!) Wochen gestohlen worden. Den Anblick des leeren Laternenpfahls werde ich nie vergessen. Mein Neues ist jetzt mit zwei Schlössern gesichert.
    Viel Spaß beim fahren mit dem total generalüberholtem Rad.

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  5. Julika schreibt:

    Liebe Frau Rabe! Hut ab! Das sind genau diese Aktionen zu Hause , die ich nicht leiden kann. Man will mal schnell (also in einem überschaubarem Zeitrahmen) etwas erledigen, und dann so was. Ich hätte die Flinte ins Korn geschmissen und das Fahrrad für lange, lange Zeit in die Werkstatt gebracht :)
    Wir haben hier gerade so viel Sonne – ich schicke Ihnen mal ganz viele Sonnenstrahlen rüber!
    Liebe Grüße
    Julika

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Ich freue mich über jeden Kommentar, außer er ist blöd, dann nicht. Außerdem ist jetzt wohl der richtige Zeitpunkt, um Ihnen mitzuteilen, dass WordPress bei jedem Kommentar eine mail an mich schickt, in der die Mailadresse, die Sie angegeben haben und auch ihre IP-Adresse stehen. Müssen Sie halt selbst wissen, ob Sie mir vertrauen, dass ich diese mails von meinen Devices alle sofort lösche, und ob Sie damit leben können, dass WordPress diese Daten auch speichert (damit Sie nämlich beim nächsten Mal hier einfacher kommentieren können).