Tag 1084 – Fertig.

In diesen Sekunden trägt Herr Rabe den Staubsauger und den Wischeimer aus der Wohnung. Ich bin vor 10 Minuten von der letzten Mülltour zurückgekehrt, vor gut zwei Stunden ist der LKW mit unserem Hab und Gut drin verschwunden (das war eine spannende Sache, die ich morgen mit mehr Ruhe vom Auto aus ausführlicher erzählen kann), vor gut einer Stunde habe ich die Schnecken hoffentlich umzugssicher verpackt, wir plumpsen jetzt gleich unter die Dusche und dann ins Bett. Morgen um neun Wohnungsübergabe an den Mietmakler und dann auf zu neuen Ufern!

(In einem wohlgeordneten Haushalt taucht auch das letzte Teil aus dem Holzmemory wieder auf. Unter der Waschmaschine.)

Tag 1083 – Ferientag +1. Countdown.

Dinge fallen auf Norwegisch ja an ihren Platz. Ich mag den Ausdruck, weil es sich manchmal halt echt so anfühlt, wenn sich die Knoten lösen und dann alles ineinander greift und fluppt. So war es heute. Während ich auf dem Rückweg von der Entsorgungsstation einigermaßen grummelig ob des unfassbar unfreundlichen Mannes bei Fretex war (das ist die Heilsarmee, ich erwarte ja nicht ewige Dankbarkeit für ein paar Kleider- und Spielzeugspenden, aber in jeder normalen menschlichen Interaktion erwarte ich ein „Hallo“ und „Tschüss“ und ein erwidertes Dankeschön wär auch ganz nett. Und vor allem wenn eine bezaubernde Dreijährige freudestrahlend Spielzeug um Spielzeug über den Tresen schiebt, dann kann man mal kurz lächeln. Ganz kurz wenigstens.), rief mich Michels neue Schule an. Da sind nämlich jetzt die Ferien für die Administration vorbei und meine vier Anrufe und ebensoviele Mails wurden bemerkt. Wie schön! Und siehe da, Michel kriegt ab Montag nächster Woche einen SFO-Platz, also Randstundenbetreuung/Hort/Ferienbetreuung. Vollzeit. Hurra. Bisschen spannend wird noch, wie wir mit einem Auto das logistische Rätsel lösen, wie Michel im SFO und zeitgleich Pippi im Kindergarten in 30 km Entfernung (nur mit Auto erreichbar) eingewöhnt wird, während ich arbeite (nur mit Auto erreichbar, nochmal 10 Minuten von Pippis Kindergarten). Hahaha. Äh. Vielleicht müssen wir für Montag ein Auto mieten, ich bringe es jedenfalls nicht übers Herz, den morgenmuffeligen Michel um sieben an der Schule rauszusetzen und „tschöhö, schönen ersten Tag!“ zu rufen. Wenigstens ein halbes Stündchen dabei bleiben, fände ich schon gut, irgendwie. Nun gut, davon mal abgesehen, Hurra, Hortplatz!

Wenig später rief dann auch endlich (!!!) die Umzugsfirma an und eröffnete mir, dass sie morgen spätnachmittags/abends schon zum einladen kämen. Das ist uns im Grunde nur recht, das beschleunigt nämlich unsere Abreise am Mittwoch früh. Allerdings packen wir jetzt einigermaßen hektisch. Tjanun. Morgen übernachten wir dann bei unseren Freunden, die überraschend heute schon aus dem Urlaub zurückgekommen sind. Es fügt sich eben alles.

Und dann hat noch die Putzhilfe Rücken, wir müssen also selbst putzen, was jetzt nicht wirklich zu unseren liebsten Hobbys gehört, aber immerhin sind wir so wesentlich flexibler, was das „wann“ und „wie“ angeht. Ich kann nach jedem leer geräumten Schrank diesen einmal durchwischen und am Ende bleiben hoffentlich nur noch das Badezimmer und die Fußböden, das ist ja gut noch morgen Abend schaffbar.

Was sich noch gefügt hat: heute wurde unser neuer Kühlschrank geliefert und zwar direkt ins neue Haus. Die Vorbesitzerin hatte sich bereiterklärt den anzunehmen, dann verzögerte sich aber alles und am Ende wies ich die Post an, das Ding einfach unter das Carport zu stellen. Zähneknirschend, aber in der Hoffnung, dass niemand mal eben ein riesiges und sauschweres Paket wegschleppen würde. Aber man weiß ja nie. Um so froher war ich, als mir die Vorbesitzerin abends schrieb, ihr Lebensgefährte sei nochmal da gewesen und hätte mit seinem Sohn den Kühlschrank ins Haus geräumt. Uff. Und: wir haben jetzt ein Haus und da ist ein Kühlschrank drin. Gnihihi.

Morgen um diese Zeit ist alles schon verladen. Und übermorgen um diese Zeit ist alles schon wieder ausgeladen.

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Auto-Lobhudelei: nur kurz dem inneren „WAAAHHHHHHHHH!!!“ nachgegeben und recht schnell in den Fleißbienchen-Modus umgeschaltet.

Tag 1080 – Wieder sehr müde.

Ich bin geschafft. Es geht alles nicht so schnell wie es müsste, ich rödle an allen Ecken gleichzeitig, größtenteils alleine und dabei sind 28 Grad – in der Wohnung. Bitte keine Tips, keine Durchhalteparolen, ich mag nicht mehr und will einfach nur 100 Jahre schlafen, es hilft ja nix, ich ziehe es schon durch, aber, wirklich, wenn Sie nicht mein Mann sind und so Sachen sagen wollen wie „Hier ist ein Kaffee, setz dich mal hin, ich wasche solange die Wände ab*!“, dann sagen Sie lieber gar nix, ich könnte sonst um mich beißen.

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*it’s a Norweger-Thing.

Tag 1078 – Ferientag 14. Vom Schönreden.

Also Umziehen, ne? Umziehen ist total schön. Doch. Dochdoch. Man hat hinterher ein schönes, neues Zuhause. Man kann Geld ausgeben für Möbel, Geräte, Deckenlampen und Kellerregale* und Geld ausgeben macht bekanntlich glücklich. Außerdem ist Umziehen die ultimative Möglichkeit, endlich mal gründlich auszumisten. Aus drei überquellenden Kisten Kuscheltiere zwei machen, die noch zugehen. Heimlich drei bis sieben gehamsterte Q-Tips-Kartons des Sohnes entsorgen. Die Zeiten der Tischunterlage, des Töpfchens und des Babyphons sind hier vorbei und von den Steckpuzzles behalten wir die zwei alten und die anderen vier dürfen auch mal weiterziehen. Ein altes Handy zur Reserve** reicht auch, die anderen zwei kommen weg und die Verpackungen braucht auch echt keiner mehr. Im Kühlschrank gibt es auch so ein paar Leichen, der Ghee ist inzwischen ranzig, die Currypaste ist so scharf, dass wir sie eh nie benutzen und dann sind da noch fünf Tuben verschiedener Salben, die eh ihr Shelflife hinter sich haben und ihren letzten Gang zur Apotheke antreten dürfen. Was irgendwie damit zusammenhängt, ist: Umziehen heißt auch, mal wieder gründlich Ordnung zu schaffen. Alle Holzbauklötze aus der Duplokiste fischen. Drölfzig Puzzles auseinandersortieren. Jutebeutel, dm-Taschen und Ikeataschen voneinander trennen. Die hundertundeine Kramboxen auflösen und die Inhalte in eine einheitliche Ordnung überführen, das ist besonders schön, weil ich diese Kramboxen ja eh hasse wie die Pest. Dochdoch. Schön. So umziehen. Kann ich voll empfehlen, vor allem über 400 oder mehr Kilometer, das ist ganz toll, weil man da dann auch echt drei mal überlegt, ob man die hässliche Vase echt nochmal ein- und wieder auspackt, um sie weitere 5 Jahre nicht zu benutzen.

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Auto-Lobhudelei: das Kinderspielzeug nicht einfach in Brand gesteckt, weil es SO VIEL ist und die Kinder es eh nur rumwerfen.

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* Wir werden gar keinen Keller haben, aber Lagerräume.

** Als würde man das nochmal benutzen.

Tag 1076 – Ferientag 12. Von der Zerrissenheit.

Ach, ach, ach. Ich ärgere mich so über mich. So gerne würde ich den Kindern schöne Ferien bereiten und tiefenentspannt so Ausflüge wie heute machen: wir waren nämlich heute auf Munkholmen, ein (vermutlich) letztes Mal, mit meiner Schwägerin. Da war es wirklich schön, aber ich kann halt grad nicht ohne aber. Weil ich einfach noch sehr viel zu tun habe und mir das Abschalten schwerfällt, wenn mir die ganze Zeit im Kopf herumgeht, was noch alles zu tun, zu packen, zu organisieren ist und wie ich das wohl am besten hinkriege ohne irgendwen zu erwürgen, der versehentlich irgendein kleineres Detail eines Stückchen des großen Plans durchkreuzt. Puh. Und die Kinder haben das ja irgendwie auch nicht verdient, so Ferien, in denen die Mutter dauernd irgendwas tut oder genervt oder abgelenkt ist, weil sie nichts tun kann.

Was das schlechte Gewissen noch verstärkt: ich bin bei der ganzen Organisation voll in meinem Element. I love it, ehrlich gesagt. Aber dann greift auch direkt dieses ätzende Protestantische* Arbeitsideal, das mir sagt, das sei Arbeit, dürfe also keinen Spaß machen, schon mal gar nicht, wenn ich dafür kein Geld kriege und die Zeit mit den Kindern drunter leidet. In den Ferien! Puh. Ich rede mir ein, dass es für die Kinder bestimmt noch schlimmer wäre, wenn der Umzug chaotisch und planlos vonstatten ginge, das hilft etwas.

Noch eine Woche. Puh, puh, puh.

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Auto-Lobhudelei: Shit done gekriegt. Und ein biiiisschen am Strand entspannt.

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*ich bin ja nicht getauft und auch nicht gläubig, aber halt so erzogen, dass Arbeit und Vergnügen in jedem Fall zwei unterschiedliche Dinge sind, die günstigstenfalls zeitlich zusammentreffen.

Tag 1075 – Ferientag 11. Von Aufgaben.

Heute habe ich eine To-Do-Liste gemacht. Alles, was bis zum Umzug noch erledigt sein muss. Damit ich das nicht vergesse, schreibe ich einen noch vergessenen Punkt hier hin: Parkticket abgeben. Da kriegen wir nämlich noch mal etwa 300 Kronen zurück. Zu machen am letzten Tag. Oh, und wenn wir wissen, wann die Umzugsleute zum Einladen kommen: die Parkplätze vorher absperren. Und: Versicherung* anrufen, den Fastlege um Überführung aller Journale an die neue Fastlege bitten und die Wände überfeudeln. Aber sonst steht echt alles drauf und im Laufe des einigermaßen entspannten Vormittags habe ich auch schon einiges abgehakt, zum Beispiel haben die Kinder und ich ab 1.8. eine neue Hausärztin** in Eidsvoll und ich weiß, dass das Schulbüro auch heute nicht besetzt ist.

Es ist natürlich noch einiges zu packen, auch einiges zu verscherbeln, aber morgen werden wir trotzdem den einen Sommertag genießen, der kommen soll, und mit meiner Schwägerin, die gestern kam und bis Donnerstag bleiben wird, auf die Fjord-Insel fahren. Und später werden wir grillen, das Fleisch (To Do: Gefrierschrank leeressen –> in Progress) ist schon mariniert (To Do: Fleisch marinieren –> Check). Vermutlich irgendwo, wo es einen öffentlichen Grill gibt, unserer ist nämlich schon sauber (To Do: Grill Saubermachen –> Check).

Produktiver wäre ich heute vielleicht gewesen, wenn ich nicht so Zeug twittern würde und mich dann in Diskussionen verwickeln ließe.

Produktivität am Abend wurde durch Sekt gehemmt, aber da gibt es ja auch schlimmeres.

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Auto-Lobhudelei: Dem Telefonmarketingmenschen eines Stromanbieters sehr klar meine Meinung gesagt, inklusive „Ich werde Ihnen sagen, warum ich mich gegen ihr Unternehmen entschieden habe“ und „bitte unterbrechen Sie mich nicht, ich sage das nur einmal“, nachdem mir wiederholt ins Wort gefallen wurde. Habe die leise Hoffnung, dass sie ihre Strategie „Teuerst möglichen Vertrag innerhalb von Sekunden an ahnungslose*** Hausfrauen verscherbeln“ überdenken, wenn mehr Leute sehr klar sagen: so geht’s nicht, ihr Lieben.

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*Die meine Kündigung aller Verträge zum 1.8. gekonnt ignoriert. Würstchen.

**Da bin ich ja so dermaßen pragmatisch geworden. Hauptsache, wir haben erstmal eine und müssen nicht für jeden Pups zur Legevakt und zweite Bedingung: ist in der Nähe ist auch erfüllt, dann kommt lange nix und dann wärs schön wenn die auch kompetent und nett wär, aber das kriegt man eh erst mit der Zeit raus.

***tjaha, da sind sie halt an die Falsche geraten. Würstchen auch die.

Tag 1069 – Ferientag 7. Vom Heulen.

Ich habe heute zwei mal geheult. Einmal, weil das hier alles zu viel für meine Nerven ist. Diese „Wird das Geld rechtzeitig hier sein? Werden Banken sich auf „Rufen Sie halt die blöde sich jeglicher Kommunikation per mail verweigernde Bank meiner Oma an und fragen Sie selbst, warum das alles so lange dauert wann mit dem Geldeingang zu rechnen ist.“ einlassen? Ist eine Woche, gerechnet von Freitag, denn da soll angeblich das Geld von meiner Oma hier sein, überhaupt genug um den ganzen finanziellen Kram abzukaspern? Werden wir Nachmieter haben? Ab wann? Wird das Arbeitsamt die Umzugskosten übernehmen? Wenn nicht, und wenn sie das echt erst in drei Wochen entscheiden – WAS DANN??? Ahhhhhhh…“, das ist jedenfalls alles zu viel und deshalb musste ich heute mitten am Tag Herr Rabe viele Panik-SMS schreiben und als er mich dann anrief musste ich leider Rotz und Wasser heulen, zu viel alles, zu viel Verantwortung auch und Warten kann ich eh nicht gut. Det ordner seg bestimmt, jaja, das geht alles gut, aber HERRJE, es ist krass. Plötzlich Prinzessin würde ich ja vielleicht noch halbwegs meistern, dank Selbstironie, aber Plötzlich Erwachsen ist nicht so meins und da hilft es auch nicht, sich nicht so ernst zu nehmen.

Aber ich hab ja auch noch eine Freundin (M.) und wir waren eh verabredet und der hab ich dann mein Herz auch nochmal ausgeschüttet und dann ging es schon viel besser. Michels bester Freund H. ist ja ihr Sohn und der war bis Sonntag Abend auf Papa-Urlaub und fliegt morgen zu seinen Großeltern, wo er dann bleibt, bis wir umgezogen sind. Dieser letzte Zusammen-Tag war für die Kinder wohl ein Traum – Sonnenschein, Spielen im Rasensprenger, Eis, Pizza und dann noch ein echter warmer Sommerregen, währenddessen die Kinder jauchzend auf dem Trampolin hüpften, klatschnass wurden und dann in Handtücher gemummelt irgendeine Natursendung schauen durften. Mehr Bullerbü geht quasi nicht ohne kratzende Kleider aus Wolle und Leinen. Und als wir gefahren sind, musste ich weinen und jetzt auch schon wieder wo ich das aufschreibe weil wäääähähähä, meine einzige Freundin hier und der beste Freund von Michel und Pippi findet den auch so toll und was wird der arme Kerl ohne Michel machen, es ist alles traurig.

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Auto-Lobhudelei: sehr erwachsen gewesen und 6 (!!!) Banken wegen Kredit angeschrieben. Mit dem Makler telefoniert und klargemacht, dass wir den Kredit frühestens Freitag klarmachen können, mit der Bank meiner Oma telefoniert, mit meiner Oma telefoniert, mit dem Geschäftsführer meiner neuen Arbeit telefoniert und meiner Mutter bisher nicht Inkasso-Igor auf den Hals gehetzt.

Tag 1067 – Aufregend.

Der Umzug und der neue Job sind für mich furchtbar aufregend. Positiv meist, aber auch ein bisschen angespannt. Für den Umzug ist einfach noch viel zu tun, ich muss ja auch noch den tatsächlichen Kredit mit Banken aushandeln und dafür muss das Geld aus Deutschland endlich hier ankommen*. Dann habe ich keine Ahnung**, wie wir die ersten sechs Wochen über die Bühne bringen sollen, in denen ich noch kein Gehalt aber logischerweise auch kein Geld vom NAV mehr kriege. Ob Michel einen Hortplatz kriegt, wissen wir ja auch noch nicht, die Schule hat offenbar Ferien und da erreicht man niemanden***. Aber es werden so viele Dinge gut, dass es das einfach wert sein muss. Keine Wäsche mehr im Wohnzimmer trocknen zum Beispiel, das wird super. Einen Garten haben. Endlich den grünen Schrank und all die Bücher, die noch bei meiner Oma auf dem Dachboden liegen, aus Deutschland holen. Ein Gästezimmer haben und viel besseren Gewissens Leute einladen können. All das wird einfach toll. Aber dann ist da halt auch der neue Job und so spannend das alles ist, fühle ich mich, als hätte ich einfach gar keine Ahnung. Vermutlich, weil ich gar keine Ahnung habe. Ähäm. Naja, ich kann das ja lernen, ne? (Uiuiui.)

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Auto-Lobhudelei: Mir eine lange Weile im Bad genommen und fast ohne schlechtes Gewissen ausführliches Körperpflegeprogramm gemacht. Meine Haare sind jetzt wieder silbrig-blau. Und abends endlich den Antrag geschrieben, den ich das ganze Wochenende schon wegen „Ich habe aber doch gar keine Ahnung!“ vor mir hergeschoben habe.

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*Ich frage mich ja, was mit dem Geld zwischen „Bank in Deutschland schickt es ab“ und „Bank in Norwegen nimmt es in Empfang“ passiert, das rechtfertigt, dass das gerne mal ne Woche dauert.

**Naja, doch, die Lösung heißt „Zahlungsaufschub“ und könnte man zum Beispiel beim Möbelschweden machen, aber schön fühlt sich das nicht an.

***also Sonntags eh nicht, aber auch die ganze letzte Woche war niemand zu erreichen.

Tag 1066 – Schränke weg, Backenzähne da.

Wir haben den ganzen Tag lang gepackt, vornehmlich im Schlafzimmer. Herr Rabe und ich schwanken beide zwischen „SO VIEL ZEUG OH MEIN GOTT!“ und „Ach, so viel ist das echt gar nicht.“ sowie „NUR NOCH ZWEIEINHALB WOCHEN ACH DU SCHEISSE WIE SOLLEN WIR DAS SCHAFFEN!“ und „Ach, eigentlich sind wir schon echt weit und zweieinhalb Wochen recht viel Zeit.“. Jedenfalls wurde heute weiter reduziert, ich habe drei riesige Taschen voll Zeug zum Fretex-Container geschleppt und einen Kinderschlafsack und zwei Schränke verschenkt. Jetzt sieht unser Schlafzimmer voll groß aus.

Die Kinder sind entsprechend der Situation gelangweilt, Eltern, die den ganzen Tag Sachen in Tüten und Kisten stecken sind keine gute Unterhaltung. Michel wird dann gern extra anhänglich und sitzt zum Beispiel oben auf der Leiter und nölt vor sich hin. „Orrrrr, was soll ich machen? Mir ist soooooo langweilig! Mama! Was. Soll. Ich. Machen??? MAMA! LAAANGWEILIG!“. Heute kroch er mir auf den Schoß. „Mama? Was machen wir noch?“ „Ich weiß nicht, kitzeln vielleicht?“ sagte ich und kitzelte ihn durch und wie er da so lachte sah ich mehr Zähne als ich erwartet hatte. Er hat sich nämlich klammheimlich zwei bleibende Backenzähne oben wachsen lassen und unten guckt auch einer schon raus. Hatte ich gar nicht bemerkt. Und der Schneidezahn wackelt auch nach wie vor, jetzt aber der daneben auch. Schwupps, großes Kind mit Wackelzähnen. Apropos großes Kind: er hat von seiner Kindergartenfreundin so eine Art Liebesbrief bekommen und es gar nicht geschnallt. Sie hat sich und ihn gemalt, wie sie im Bett liegen und Händchen halten und um sie rum ist ein Haus und obendrüber steht „Kjærestehus“, also „Pärchenhaus“. So niedlich, ich falle um. Und bald Schule. Der kleine große Zwerg*.

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Auto-Lobhudelei: klar kommuniziert, dass ich vor Überforderung schreiend im Kreis laufen möchte und Anweisung brauche, was ich tun soll.

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*Nach all dem Genöl über die Wut des Wutzwerges muss ich ja jetzt auch mal loswerden: es ist grad viel viel besser. Als wäre es für ihn auch einfacher mit dem konkreten „in drei Wochen ziehen wir daundda hin“ umzugehen als mit dem Rumgeeier und dem Damoklesschwert davor. Wer kann’s ihm verdenken, ich jedenfalls nicht. Aber ich freue mich, auch vor allem für ihn, dass er jetzt entspannter ist.