Das hier muss ich Ihnen gleich erzählen, bevor ich heute Abend wieder zu müde für alles bin (und Karnevalskostüme basteln muss, aber das ist eine andere Geschichte).
Am Bahnhof in Oslo wartete ich auf einen wie immer verspäteten Zug, als mir jemand zunickte, so wie man halt jemandem zunickt, den man kennt, von dem man aber zu weit entfernt steht, um Hallo sagen zu können. Es war der K. aus Trondheim, einer der Bioinformatiker aus der Gruppe, in der ich vier Jahre herumgedoktert habe.
„Ach, hi!“, sagte ich.
„Hallo.“, sagte K.
„Was machst du denn hier?“
„Ich war bei einem Meeting. Und jetzt fliege ich weiter nach Bergen.“
„Oh, da hast du aber echt Pech, dass das hier einer der vollsten Züge des Tages ist, Pendlerstrecke, Rush Hour…“, sagte ich, während der Zug einfuhr.
„Hmmhmm.“, sagte der K. und wir stiegen ein.
Der Zug war wirklich sehr voll und wir standen unangenehm nah, aneinander, an anderen Leuten, alles nicht schön. Pendlerstrecke, Rush Hour.
Die Sekunden verstrichen, dann die Minuten. K. sagte absolut gar nichts.
„Und? Irgendwas neues aus Trondheim?“, fragte ich, als ich das Schweigen nicht mehr aushielt.
„Nö, eigentlich… nicht.“
„Ich hab mitgekriegt, der Ex-Chef ist auf Sabbatical in den USA?“
„Ja? Ach.“
Und dann schwiegen wir uns die restlichen 20! Minuten! Zugfahrt bis zum Flughafen an.
Meine Fresse, was bin ich froh, nicht mehr da zu wohnen, wo sowas eine völlig normale Begegnung zwischen Kollegen darstellt.
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Die Geschichte, wie ich beim Tippen fast meine Zughaltestelle verpasste, nur um dann am Bahnhof festzustellen, dass ich meinen Schlüsselbund mit Autoschlüssel dran zu Hause vergessen habe, wodurch ich natürlich keine Chance hatte, beide Kinder innerhalb 40 Minuten in 2,5 km voneinander entfernten Einrichtungen abzuholen, die erzähle ich dann morgen. Ach nee, Karnevalskostüme, Dorftreff, alles, gar keine Zeit. Kurzfassung: ich hatte keine Chance, Michel ist jetzt bei seinem Freund, der eine sehr hilfsbereite Mutter hat, Pippi und ich sind Bus gefahren, die Mama unseres Babysitters hat fast einen Herzinfarkt bekommen, als sie meinen (verpassten) Anruf auf dem Handy sah, weil sie dachte, sie hätten vergessen, die Kinder abzuholen, aber alles ist gut. Ich weiß jetzt sogar den Code für unseren Schlüsselsafe.
Liebe Frau Rabe, ich erinnere mich noch gut an die letztjährigen Dieb-Kostüme mit Mütze und Schlafanzug nach Michels herrlichem Entwurf und bin schon gespannt, was es dieses Jahr gibt. :-)
LG Sonni
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