Tag 1379 – Zweiter Tag gesch… naja rum.

Heute lieg es nicht ganz so glatt. Eigentlich gar nicht. Pippi schlief wieder schlecht (und es zeichnet sich nicht grad ab, dass diese Nacht besser wird, aber die Hoffnung stirbt zuletzt, ne?) und war heute morgen dann unausstehlich. Aber was will man erwarten, wenn man das Kind weckt und das erste was es sagt ist „Ich will SCHLAFEN!!!“. Ich lieferte die Kinder trotzdem in Rekordzeit ab und erwischte den 07:30-Zug. Dann arbeitete ich bis zum Mittagessen, telefonierte erst rum, besprach mich mit den Kollegen, hatte einen Teil einer Schulung, telefonierte noch mal rum und dann rief der Kindergarten an. Pippi hätte Ausschlag. Ich solle sie abholen kommen. Das könnte ansteckend sein, vielleicht Masern??? (Neulich ist jemand mit Masern Zug nach Eidsvoll gefahren und es gab ein riesiges Trara, alle Leute in diesem Zug zu kontaktieren. Und das ist ja auch richtig so, nicht falsch verstehen.). Naja, den nächsten Zug hätte ich dann eh nicht mehr bekommen also aß ich noch Mittag mit meinen Kollegen und fuhr dann das Kind abholen. Auf dem Weg machte ich noch direkt einen Arzttermin aus. Als ich am Kindergarten ankam, war der Ausschlag schon fast ganz verschwunden und Pippi war das blühende Leben, es tut mir ja leid aber sowas pisst mich an. Das Kind hat Quaddeln (einmal Masern googeln bitte, das sieht einfach KOMPLETT anders aus) an den Armen, die nicht jucken oder brennen oder schmerzen, die sogar innerhalb kurzer Zeit wieder verschwinden, aber Mutti soll bitte antanzen, es KÖNNTE ja ansteckend sein. Nun gut, den Arzttermin hatte ich ja eh, also ging ich mit Pippi nach einer kleinen Pause zu Hause, in der ich meine heute eigentlich noch anstehenden Dinge teils erledigte und teils umorganisierte und verschob, hin. Und Überraschung, ich zitiere mal

  • Ausschlag der ganz spontan ohne Fieber oder sonstige Krankheitszeichen kommt und nach kurzer Zeit genauso spontan wieder verschwindet ist ziemlich sicher eine Allergie, alternativ Insektenbisse
    Windpocken und Impetigo wären die einzigen Infektionen, die zum Erscheinungsbild des Ausschlags passen würden, aber da verschwindet der Ausschlag nicht fix wieder sondern hält sich
    Andere Kinderkrankheiten (die „durchnummerierten“ im englischen Sprachgebrauch) sehen anders aus und gehen meistens in Kindergruppen crum, da wäre also mein Kind nicht das einzige im Kindergarten mit Symptomen

Wenn es bis Donnerstag schlimmer werden oder gleich bleiben sollte, sollen wir noch mal wiederkommen. Aber da war der Ausschlag schon fast weg, also fragte ich, ob „kommt und geht“ als schlimmer werden gezählt würde. Er meinte, nein, dann sei es wirklich eine Allergie und dann müssten wir austesten, wogegen sie denn nun allergisch sei, das könne von neuen Kleidern, Waschmittel, Duschgel bis irgendwas gegessen oder mit Tieren gespielt einfach erstmal alles sein.

Dann gingen wir ein Eis essen und der Ausschlag flammte wieder auf, die Arme voller Quaddeln. Also entweder war es das Eis (zwei Sorten, darin potentielle Allergene: Erdbeeren, Orangen, Mandeln, Milch, Haselnüsse, kann bestimmt auch noch Spuren von allem und Tralala enthalten), das Trinkpäckchen oder irgendwas auf dem Teppich, auf dem sich das Kind dringend wälzen musste.

Alles so schön.

Beim Sport-Hort dann erfahren, dass die Kinder morgen auf den Hof der einen Betreuerin fahren. Die hat Pferde. Die Mutter des Babysitter-Vikingers (erst dachte ich, er, aber er ist nur mittelmäßig allergisch gegen alles unter der Sonne) ist so allergisch gegen Pferde und Hunde, dass sie mal nen Herzstillstand wegen anaphylaktischem Schock hatte, weil ihr ein Hund zu nahe gekommen ist. Ihre eigenen Kinder müssen sich draußen umziehen, wenn sie mit Hunden oder Pferden Kontakt hatten. Wenn Michel also mit einem Pferd schmust, kann er nicht danach in ihr Auto. Wir haben die Problematik nun so gelöst, dass Michel einen Satz Wechselkleidung mitnimmt und nach Instruktion vom Wikinger-Babysitter sich eben umzieht, falls er mit den Pferden oder dem Hund gespielt hat. Der Hund ist so ne Fußhupe, ich denke da nie an Hund, aber man kann sicher auch gegen Rehpinscher allergisch sein, Hund ist da ja Hund.

Auch das: voll schön.

Und dann fiel mir ein, dass ja morgen das Auto repariert wird und wenn ich nicht irgendwie Remote bezahlen kann, muss ich das Auto bis vier Uhr abgeholt haben. Yeah. Aber dann setze ich mich danach eben noch eine Stunde irgendwo in ein Café und arbeite fertig, zu viel zu tun um einfach drauf zu *miep* und zu leerer Orga-Akku für heute um das grade erst geschlossene Fass „Abholung durch schrecklich allergische Menschen“ wieder aufzureißen.

Jetzt bitte nicht noch so ne schreckliche Nacht wie die letzten zwei. Soeben sagte Pippi, als ich sie ins große Bett umziehen wollte weil sie schlecht träumte und strampelte und schrie, sie wolle ganz alleine sein. Wie unterschiedlich doch meine Kinder sind.

Tag 1378 – Erster Tag geschafft.

Pippi war um viertel vor fünf wach und dann um viertel vor sieben (aka viertel vor Abfahrt) wieder total müde. Das ist nicht schön, beides. Es regt mich sogar richtig auf aber was soll man machen. Gut, das schabende und am Bettlaken rumzupfende Kind fesseln und knebeln hätte mir vielleicht die fehlende Dreiviertelstunde Schlaf gesichert, aber das kommt ja irgendwie nicht so richtig gut an. Jedenfalls hatte ich um halb acht beide Kinder samt Kram verteilt und saß im Zug, hatte aber auch die Krawatte echt auf. Dann im Zug arbeiten macht es auch nicht besser. Nunja. Der Arbeitstag war dann auch… interessant (hier Biolek-Gesicht vorstellen). Mit einem deutlichen Tief am späten Vormittag, danach ging es aber bergauf. Seit 14:08 denke ich mit einem Teil meines Hirns darüber nach, ob ich meine Telefonnummer wohl erfolgreich und verständlich auf einen Anrufbeantworter gesprochen habe. Meine Telefonnummer enthält die Nummern 7 (sprich: schüh) und 22 (sprich schüetu) direkt hintereinander und das ist echt mein Endgegner im Norwegischen, weshalb ich dazu übergegangen bin, die 7 als sühv und die 22 überbetont als chüeh-tuh auszusprechen. Aber genau wie bei meinem Namen (Rave? Raabe? Und den Vornamen vergessen wir einfach mal komplett.) scheint da die Verbindung von meinem Mund zum Ohr des Gegenübers sehr oft sehr verschlungen zu sein. Angenehm für die nächsten Wochen ist auch, dass ich mich nicht langweilen werde. Das war bis nach dem Mittagessen eine ernsthafte Befürchtung von mir. Die A-Karte ist nämlich seit heute auch abgearbeitet und weg, weg, weg!

Nachmittags dann zu Vikinger-Babysitter und aufgedrehten Kindern nach Hause gekommen, die Wäsche war noch nicht trocken, der Garten dank Regen nicht zu wässern und Kartoffeln kochen ist ja auch nicht grad mit daneben stehen verbunden, also hatte ich tatsächlich einen recht entspannten Abend, bis dann die Kinder ins Bett sollten. Die überdrehte und völlig übermüdete Pippi wollte nämlich ü-ber-haupt-gar-nicht schlafen und hampelte noch ewig rum, dann döste ich auch weg und das macht mir ja immer schlechte Laune, zumal ja noch Brotdosen gerichtet und Klamotten rausgelegt werden wollten. Also zwang ich mich aus dem Kinderbett, aber nun ist alles so weit für morgen bereit.

Ach ja: Michels Hausaufgabe war, das Märchen von Goldlöckchen und den drei Bären nachzuerzählen. Er stellte sich ungemein an, er könne das nicht und die Geschichte sei sowieso doof und wenn überhaupt würde er das lieber malen als erzählen. Und dann erzählte er murrend die Geschichte nach. Quasi wortgetreu. Nur mit mehr „und der kleine Bär so… und der große Bär so…“. Goldig. (Wenn bloß das Gemecker vorher nicht immer wär.)

Snipp snapp pute, eventyret er ute!

Tag 1377 – Nicht aufregen.

Im letzten Jahr hab ich eins* gelernt: Schreiend im Kreis rennen hilft nur ganz bedingt. Eigentlich bin ich auch nicht der Typ dafür, unter Stress kann ich sehr gut fokussieren und Dinge erledigen, aber während der Doktorarbeit und besonders der Arbeitslosigkeit und der Perspektivlosigkeit und Ungewissheit und all dem, da gab es ja nix zu erledigen, da gab es nur schreiend im Kreis rennen. Nunja. Das ist auch Vergangenheit, Deckel drauf, danke für deinen Beitrag, wir melden uns, Tschüss. Jedenfalls: es hilft ja auch nichts. Ich könnte zum Beispiel heute im Kreis gerannt sein, weil Herr Rabe nun eine Woche auf einer Konferenz in Barcelona ist und ich hier allein mit den Kindern (und dem Babysitter) den Alltag wuppen muss. Ich möchte das gern, also im Kreis rennen und Haare raufen und verzweifeln und schreien „OH HIMMEL HILF DAS WIRD NIEMALS KLAPPEN ICH BIN DOCH SO EINE FURCHTBARE MUTTER UND KANN DAS NICHT!!!“ aber davon kommen die Kinder morgens auch nicht zur Schule und zum Kindergarten, kriegen nichts zu essen und kommen abends nicht ins Bett. Also fokussieren. Essensplan, Einkaufsbestellung, Erinnerungen für abendliches Vorbereiten des Essens für den nächsten Tag, Brotdosen fertig machen, Klamotten rauslegen. Wäsche waschen, mehr Wäsche waschen, verschiedene Eskalationsstufen der Sonnencremerandbekämpfung an weißen Herrenoberhemden**, Aufräumen, Kochen, Kinder ins Bett stecken.

Das hat heute so gut geklappt, dass ich sogar zwei Stunden im Garten werkeln konnte vor lauter Erledigungsflow. Mit Michel, Pippi streunerte in der Nachbarschaft herum. Wie Michel sagte: „Pippi kommt so schnell mit Leuten*** in Kontakt. Ich hab nicht so viele Freunde, das ist oft so bei Wissenschaftlern.“ Ach, ach. Dann säten wir, ganz wissenschaftlich, Salat im Gewächshaus und im offenen Beet aus, um zu gucken ob überhaupt wo es schneller wächst.

Nun liege ich geduscht im Bett und hoffe einfach auf das Beste. Wenn’s scheitert, dann jedenfalls nicht an der Vorbereitung.

___

*ok ich hab noch sehr viel mehr gelernt, aber das wäre ein oder fünf eigene Posts

**in Größe 122 und, äh, Herr Rabes Hemdgröße halt, der wäscht ja bekanntlich solche Sachen meist selbst, aber ich war bei Michels Hemd dabei und dann mache ich Herr Rabes halt mit, dafür bügelt er dann mal wieder meine Blusen wenn’s anfällt

***anderen Dreijährigen

Tag 1376 – Duhs poäh.

Ohje ohje so spät schon. Erwartungsgemäß begann mein Tag mit Restalkohol und dem damit verbundenen Unvermögen, weiter zu schlafen. Ich döste dann aber doch noch eine Runde und am Ende waren wir dann doch alle spät dran. Wir hatten nämlich einen Termin zur Probefahrt, aber dafür wollten wir nicht allzu viele Kinder mitnehmen, deshalb brachten wir Michel zu B., der war auch noch müde von gestern, alles also wie geplant. So konnten die Jungs zusammen abhängen, Pippi konnte im Auto schlafen und ich wenigstens noch ein bisschen ausnüchtern.

Die Probefahrt war dann interessant, mal sehen, ob es tatsächlich dieses Auto wird. Pippi sagte zu mir auf mein Gemecker ob allzu fixer Beschleunigung: „Mama, du kannst das rote Auto nehmen. Papa und ich nehmen das hier und fahren schnell!“

Auf dem Rückweg bei der Pflanzschule vorbei und endlich! habe ich Holunder. Noch nicht eingepflanzt aber immerhin.

Der Rest des Tages ging müde drauf, wir machten den müden und ungehaltenen Kindern einen Film an und ich döste derweil ein bisschen. Danach gab es Pizza und dann Eurovision Song Contest mit Michel, der nicht rechtzeitig einschlafen wollte. Jetzt schläft er, aber vorher beteuerte er noch mal, dass er „die Serie mit den Männern die sich anziehen wie Frauen“ mag (RuPauls Drag Race) und Rock Musik auch. Dann hat er die Länder in seinem Tieratlas nachgeschlagen und mir Knöpfe an die Backe gelabert, dass da diese und jene Tiere wohnen und guck, das ist gar kein Gisch, was ist das, Mama? Das ist das Monster von Loch Ness. Ist das ein Dinosaurier? Ja, vielleicht, du Spatz, ich möchte das wirklich gern sehen!

Und jetzt sieht es nach den Jury-Votes so aus, als würden welche gewinnen, die ich ultimativ kacke fand. Seltsame Veranstaltung.

Tag Istdochegal – Hurra!

Hipp Hipp Hurra, es ist der 17. Mai und ich hab so dermaßen einen im Tee wie noch nie an diesem Tag. Dabei war gar nicht viel, erst Barnetog mit Schule _und_ Kindergarten und 8.000 Schritten schon morgens um 10, pølsepapir und lompe stapeln und abends halt Grillen bei der Nähmutter. Sehr köstlich das alles. Minus die Pollen, die zu zwei Duschen an einem Tag führten, die waren eklig. Sonst alles super, sogar Flagge wedeln und Marschmusik wird erträglich, wenn danach „Rostbrattwürst“ und Gin kommen.

Tag 1374 – Positiv denken.

  • Gutes Feedback zur Arschkarte bekommen
  • Ein Problem gelöst
  • Mit beiden Kindern viel gekuschelt
  • Der Rasen ist jetzt sehr gründlich gewässert
  • Vitamin D produziert
  • Wenig Kaffee getrunken

Das hat auch ne andere Seite, aber die seh ich eh dauernd, die schreibe ich jetzt hier nicht auch noch hin.

Tag 1373 – Rasenflaum und Sommergeruch.

Off topic: das ist ja wohl ne Zahl zum davor gruseln. Mir als bekennender Geradzahlfreundin rollen sich dabei die Fußnägel nach oben. Ist das eine Primzahl? Ja, oder? Irgs.

___

Ich hab die Arschkarte weggearbeitet. Es war schlimm und stumpfsinnig aber hell yeah, ich bin fertig und habe das gut gemacht. Sogar einen halben Tag eher als geplant. Da kann ich mich ab morgen wieder dem Aufbau meines theoretischen Wissens widmen.

___

Der Rasen sprießt, der Briefkasten ist umgehangen (dass ich das noch erleben darf!) und das Blumenbeet blüht komplett. Das ganze Blumenbeet? Nein, die Kugelprimeln sehen unglücklich aus und ich weiß nicht, warum. Der Rest der Blumen macht sich aber sehr gut, das Kastenbeet steht nun auch und bald können da diverse Pflanzenkinder einziehen.

Wenn ich jetzt noch wüsste, was Gurki hat.

___

Beide Kinder, aber besonders Pippi, kamen heute dreckig und sommerduftend nach Hause. Dieser ganz spezielle Geruch nach… wahrscheinlich einfach Dreck und Sonnencreme, romantisiert halt Sonne, Wind und wildes Toben, der ist schon ganz speziell. Falls Sie sich fragen, ob der einen Namen hat: natürlich. Seit heute. Sogar zwei.

Ich mag den Sommer.
___

Heute schon war alles viel besser als gestern. Wahrscheinlich waren das gestern also nur Hormone. Hormone sind doch echt doof.

___

Heute auf dem Rückweg von der Arbeit hörte ich ein wenig (laut) Montreal auf Spotify. Die habe ich mit Herrn Rabe zusammen vor gefühlten 100 ca. 8 Jahren mal auf irgendeinem Festival gesehen und da waren die so lala, jedenfalls nicht so toll, dass ich mir ein Album hätte kaufen wollen. Aber so vom Band als Datei kann man das gut anhören (wenn man melodischen Lärm mag).

___

Sonst war nix, nein sonst war nix, sonst war nix, sonst war nix (Peter Licht).

Tag 1372 – Ein Tag wie durch Sirup waten.

Zu kurz geschlafen, schlecht aus dem Bett gekommen. Den ganzen Tag todeslangweiligen Kram gemacht, den ein trainierter Affe vermutlich genauso gut hinbekommen hätte. (Ok, ein sehr gut trainierter, computeraffiner Affe.) Beste Zeit beim Abholen der Kinder, da aber Hunger und Pippi wollte mir nichts von ihrem Pizzabrötchen abgeben. Lecker gekocht, die Kinder wollten es nicht. Geschrei, bis ich und nicht Herr Rabe Pippi ins Bett gebracht habe. Da eingeschlafen, wach geworden aber einfach die Augen zugelassen, müde, so müde, noch so viel zu tun, will nicht, will schlafen. Mit Mühe die Augen aufgemacht und überaus zäh die Essensbestellung eingetippt. Wenigstens das. Rest kann warten.

Jetzt natürlich wach.

Tag 1371 – Großes Herz.

Ach, ach, ach. Ich hab schon tolle Kinder. Zwei Stück. Zwei super Kinder. Pippi zum Beispiel, diese kleine Dreckspätzin mit Nagellack und Kleid, die grad alles alleine kann, außer sie will grad nicht, dann kann sie gaaaaar nichts, es ist alles schlimm und überhaupt sind ihre Knie müde. Alleine den Rucksack aus dem Kindergarten holen, auf Michels Sitz sitzen, alleine Blumen pflücken, aber bitte die Treppen rauf getragen werden. Sie versucht grad oft, ihren Willen mit Geschrei durchzusetzen, was gestern dazu führte, dass Michel heimlich tat, was Pippi hätte tun sollen (ihre Schuhe wegräumen), weil Michel das nicht mehr ertrug, dass sie so brüllte. Aber Michel wär ja nicht Michel, wenn er nicht ne schlaue Antwort auf mein „das war sehr lieb von dir, aber so lernt Pippi leider nicht, dass sie manche Sachen selbst machen muss“ parat hätte: „Ich wollte ihr nur zeigen, wie das geht, dann kann sie es beim nächsten mal selber.“ Das sind meine Kinder grad: die sture Kleine und der gewitzte Große. Michel hat weiterhin den Kopf voller wilder Ideen. Langsam kann man manchmal mit ihm ernsthaftere Gespräche führen. Ihm wirklich Dinge erklären. Weil hier am Freitag ja Nationalfeiertag ist, lesen die Kinder viel Zeug über die „Eidsvollsmennene“, die damals das Grundgesetz verfasst haben und ich konnte es nicht lassen, anzumerken, dass Frauen da nicht gefragt wurden. „Wer hat den Frauen denn eigentlich erlaubt, das [also mitentscheiden] heute zu machen?“ „Da haben viele Frauen lange für gekämpft, dass wir das heute dürfen, mitentscheiden.“ „Mit Pistolen?“ (da hab ich den Teil mit den Bomben legenden Suffragetten dann einfach mal ausgelassen, an „Krieg ist NICHT COOL“ arbeiten wir weiterhin) „Vor allem mit Worten. Die haben so lange gesagt, dass Frauen genauso kluge und gute Entscheidungen treffen können, wie Männer, bis sie die Politik mitbestimmen durften.“ „Was ist Politik?“ (und so weiter). Gut, zwanzig Minuten später sagt er, er will bei seinem nächsten Geburtstag nur Jungen einladen und Mädchen sind doof, aber mühsam ernährt sich das feministische Muttereichhorn. Und wieder zwanzig Minuten später, beim Prä-Bettzeit-Laberflash, der ihn fast täglich überkommt, erzählt er, wenn man schlafwandelt, kann man auch Computer spielen, mit geschlossenen Augen, nämlich, und im Comic, da malen die nämlich ZZZzzz an die schlafenden Leute, so wie bei Donald Duck und 100 + 105, was ist das, Mama, 501? Nein, 150. Und so weiter und so fort und mit Zahnbürste im Mund noch „Isch musch dir wasch schagen, Mama!“, das kann dann keine zwei Minuten warten, auf gar keinen Fall denn das ist ganz wichtig, dass ich weiß, dass es ja viele, viele McDonalds gibt. Jetzt sofort muss ich das wissen.

In solchen Momenten bläst sich mein Herz auf wie ein Luftballon und platzt fast. Ich hab die zwei so schrecklich lieb, ich würd jedem eine Niere spenden, wenn sie eine bräuchten. Meine großen, kleinen, wilden, kuschligen, klugen, albernen und einfach wunderbaren Rübennasen.

Tag 1370 – Keine 12 Bilder.

Heute morgen, beim Frühstück, wollte ich ein Bild von meinem Frühstücksei machen. Ein Ei, braun, gekocht. Schön und außergewöhnlich weil halt braun. Braune Eier gibt’s hier nicht im Supermarkt, die muss man dann schon beim Bauern holen, der die ungewöhnlichen Hühner hat, die halt braune Eier legen. Aber wie ich mein Ei so durch die Handykamera ansah und versuchte, einen vernünftigen Ausschnitt zu finden, auf dem möglichst wenig Krümel zu sehen sind, wurde mir die Belanglosigkeit des Seins meines Lebens dieses Bildes schlagartig bewusst und auch dass es heute 11 weitere vollständig belanglose Bilder werden würden und dann ließ ich es einfach sein.

Hier also kein Bild: mein Frühstücksei. Es gab auch Kaffee und Croissants.

Weiteres nicht gemachtes Bild: der vergebliche Versuch, legal die Sendung mit der Maus zu gucken. Aus unerfindlichen Gründen ist die seit letzter Woche Geo-geblockt, das heißt, wir mussten per App (7 Tage gratis Testversion) unseren Standort maskieren, damit die ARD nicht merkt, dass wir uns im außereuropäischen Ausland befinden. Ich hasse sowas ja.

Bild Nummer 3: die Nachbarn bringen uns Brezeln vom deutschen Bäcker in Oslo, beste Nachbarn.

Bild Nummer 4: die Kinder spielen mit dem Lego-Boost-Roboter, der grad eine Katze ist. Die Katze spielt Mundharmonika. Reizend.

Bild Nummer 5: die Kinder versuchen (schlecht) uns mit der Lego-Boost-App auf dem Tablet abzuhören. Dazu kommt Michel ins Bad, legt das Tablet hin, drückt auf den Knopf und sagt „Jetzt einfach normal Sachen besprechen, wie ihr das immer macht!“ und rennt kichernd raus. Wir besprechen Sachen wie „Es wäre so schön, würden die Kinder jetzt aufräumen“ und „HändewaschenSchuheWegräumenSetzDichAufDeinenPoBeimEssen“, wie wir das halt immer tun.

Bild Nummer 6: Selfie – in unseren besten Schlumperklamotten machen wir uns an die Gartenarbeit.

Bild Nummer 7: der Apfelbaum ist nun endlich gegen Sturm-Entwurzelung gesichert. (Nicht im Bild: meine Angst vor Wildverbiss. Irgendwas ist ja immer, ne?)

Bild Nummer 8: heute morgen sagte ich noch, ich müsste wohl im einen Kastenbeet komplett neu aussähen, denn da komme nichts, jetzt entdecke ich beim Gießen der Erdbeeren zwei Minibabypflänzchen, vermutlich Kohlrabi. Hurra! Vielleicht kommt der Rest ja auch noch.

Bild Nummer 9: der Rasen sprießt, der Lavendel lebt und die Sonnenblumen wachsen nun ebenfalls stabilisiert weiter.

Bild Nummer 10: Herr Rabe und Michel bauen ein riesiges Kastenbeet, das wir an die Grundstücksgrenze stellen werden. Der Nachbar hatte angeboten, die Kosten zu teilen und so werden wir den übrig gebliebenen Erdhaufen auch los.

Bild Nummer 11: Ich excele unseren Haushalt zusammen und dann excele ich weiter herum um herauszufinden, ob und wie wir uns ein Auto leisten können, sollte der Prius wirklich in die Knie gehen. Der Prius sollte wirklich bitte noch ein Jahr halten. (Also, halten und halten. Bitte keine Restwertübersteigenden Schäden kriegen.)

Bild Nummer 12: ich kuschele erst Pippi und dann Michel in den Schlaf. Pippi lese ich das Lille-Frosk-Buch vor, das ich so super finde, weil es von einem kleinen Frosch handelt, der richtig schlimmen Scheiß macht (unter anderem dem deswegen hinzugezogenen Schulpsychologen die Haare anzünden), sodass seine Eltern schlimm mit ihm schimpfen und er weggeht um weniger Scheiß zu machen, was aber nur dazu führt, dass er mehr Scheiß macht. Als er sich grad fragt, was er denn nun tun soll, kommt seine Familie mit dem Helikopter und holt ihn ab und ist super glücklich, aber der kleine Frosch sagt nur, er mache ja weiter nur Scheiß. Seine Familie sagt, das sei egal, er sei ihr kleiner Frosch halt wie er ist. Ich mag das Buch, weil die Botschaft ist: scheiß bleibt scheiß, aber wir haben uns trotzdem lieb. / Michel lese ich „Prinzessin Pfiffigunde“ vor, das hat er sich gewünscht. Prinzessin Pfiffigunde will nicht heiraten und schlägt reihenweise Freier in die Flucht, am Ende verwandelt sie einen besonders hartnäckigen in eine Kröte und lebt fortan ein glückliches Leben ohne irgendwelche lästigen Typen. Hach.

___

Ebenfalls kein Bild: Muttertag. Da der hier im Februar ist und nicht wie überall sonst im Mai, habe ich das total vergessen, dass es irgendwie nett gewesen wär, meine Mutter anzurufen. Huff. Hmm. Nächstes Wochenende dann.