Tag 1984 – Im Arsch-er Tag.

Tja, also das war der Samstag. Ich wachte mit heftigen Kopfschmerzen im Bett eingeklemmt zwischen zwei Kindern auf. Die Kopfschmerzen gingen den Tag über nicht weg, im Gegenteil, auch nach irgendwann der zweiten Triptandosis nicht. Am frühen Nachmittag gesellten sich Unterleibskrämpfe dazu sowie ein „fiebriges“ Gefühl, das ich in den letzten Monaten immer am letzten/ersten Zyklustag hatte. Fieber hab ich da nicht, fühle mich aber so. Ich legte mich also ins Bett und verbrachte den Rest des Tages zum Großteil dort. Die Migräne, die sich gegen die zwei Dosen Triptane gewehrt hatte, verschwand, als die Blutung endlich eingesetzt hatte, nach 800 mg Ibuprofen. (Nehmen Sie bitte keine 800 mg Ibuprofen, ohne das mit einer medizinischen Fachperson besprochen zu haben.)

Mein Körper ist komisch. Mein Zyklus war dann dieses Mal nicht 28 Tage, so wie immer, sondern 26. Da brauche ich das Ergebnis der Blutprobe am Freitag morgen auch gar nicht erst abwarten, sondern kann gleich mit einer recht hohen Dosis Schilddrüsenblocker anfangen (machen Sie auch das nicht, aber ich hab noch andere, beim 3. Rezidiv inzwischen wohlbekannte, Symptome und das jetzt ist nur die Bestätigung, das was im Busch ist).

Kack.

Tag 1983 – Neun Prozent.

Ich habe zwei Endgeräte, nämlich mein Handy und mein (neues) Arbeitstablet, heute zwei mal leergedaddelt. Mein Handy hat jetzt noch neun Prozent und ich hab auch irgendwas in dem Dreh. Ich bin wirklich platt, aber jetzt habe ich halt auch URLAUB. Hurra. Uff. Hurra.

Jetzt liegt hier schon wieder so ein 1,36 Meter großer Zwerg neben mir im Bett und schnauft, hachz. (Morgen früh ist davon nichts mehr hachz, weil ich so echt schlecht schlafe, aber manchmal lacht er im Schlaf und… hachz!)

Morgen werden wir diverse Heimwerkdinge kaufen und einen Weihnachtsbaum sägen, für den wir gar keinen Platz haben, weil wirklich ALLES voller Möbel steht, die wir nicht mehr brauchen.

Ich fühle mich leicht emotional. Was für ein völlig beklopptes (Arbeits-)Jahr da zu Ende geht. Was für ein beklopptes (Arbeits-)Jahr auf uns zu kommt.

Wenn ich spekulieren müsste, würde ich annehmen, wir fangen vielleicht dieses Jahr noch mit dem Impfen an und haben bis Ostern einen großen Teil der wirklich stark für einen schweren Verlauf Gefährdeten geimpft, sowie Teile des kritischen Gesundheitspersonals. Es wird, besonders bei letzteren, allerdings auch einige geben, die sich nicht impfen lassen wollen. Aber 60-70% reichen ja auch. Weil aber der allergrößte Teil der U60-Bevölkerung noch nicht geimpft ist, kriegen wir eine dritte Welle im März/April, vornehmlich unter jungen Leuten, weil „man kann ja jetzt wieder…!“. Es gibt also wieder Beschränkungen wie Fitnesstudios zu. Clubs machen kurz auf, es gibt massive Ausbrüche und sie machen wieder zu. Dann kommt irgendwann der Sommer und saisonale Effekte führen hoffentlich wieder zu einem starken Rückgang. Man kann wieder Urlaub in supersexy Dänemark und im Schwarzwald machen, allerdings kann man kaum vorausschauend buchen. Die Impfung (inzwischen gibt es sicher 3-5) erreicht ganz langsam auch die jüngeren, fitten Menschen. Ob die sich in ausreichendem Maß impfen lassen, hängt vermutlich maßgeblich davon ab, ob im Frühjahr viele Menschen in dieser Gruppe schwer erkranken und ob nicht doch noch unerwartete spät auftauchende Nebenwirkungen der Impfung(en) entdeckt werden.

Und mit ein bisschen Glück ist dann in einem Jahr wieder alles beim neuen normal. Soweit meine Spekulation, begründet auf meiner imaginären Glaskugel.

Wer hätte das vor einem Jahr gedacht.

Tag 1982 – Plus drei.

Drei weitere Stapelregale zusammengebaut, ein Installateur war da und wir haben jetzt eine richtige Badewannenarmatur, ich habe die Putzhilfe in den (bezahlten) Urlaub entlassen und 45 selbst gestern mit Herrn Rabe gepackte Säckchen gelatinefreie Süßigkeiten sowie 45 kleine Flaschen Julebrus an die Schule ausgeliefert. Ich habe für die Lehrerinnen je eine Blume besorgt und ein Kärtchen geschrieben und habe festgestellt, dass es nicht so einfach ist, einen Frühstückliefergutschein zu verschenken, wenn man kein Betrieb ist und mindestens 30 Stück abnimmt. Irgendwann hab ich auch 9 Stunden gearbeitet.

Man könnte meinen, ich sei voll die Superfrau, wenn man das so liest. Eigentlich bin ich aber nur noch müde und urlaubsreif ohne Ende (ich sehe auch so aus, wie ich heute morgen erschrocken feststellte. Karnickelaugen galore). Die Zyklusendmigräne klopft auch schon an und ich gehe jetzt echt lieber ins Bett, ohne Umweg. Es gibt zwar immer was zu tun, Stapelregale aufbauen zum Beispiel, oder sie danach ölen, oder Ikeamöbel oder streichen oder weitere 9 Stunden arbeiten oder oder oder…

Noch ein Arbeitstag, dann Urlaub.

Tag 1981 – So wie Muffin.

Herr Rabe, der gesagt hat, dass ich das ruhig schreiben darf, ist bald steril. So ca. zu meinem Geburtstag muss er noch mal eine Probe abgeben, dann wird geschaut, ob wirklich keine Spermien mehr ihren Weg durch die durchtrennten und verschweißten Samenleiter finden und dann dürfen wir offiziell und ohne Angst haben zu müssen, dass wir demnächst wieder die Nächte schuckelnd und summend verbringen, auf Barrieremethoden zur Verhütung verzichten. Die Entscheidung dafür, das Verhütungsthema so zu lösen, ist lange gereift und die hat Herr Rabe getroffen, mit mir zusammen natürlich. Nachdem Herr Rabe gesehen hat, wie schlecht es mir mit hormoneller Verhütung geht, und dass auch die Pille danach echt keine Smarties sind, fiel die Entscheidung vielleicht nicht leicht, aber leichter. (Ja, wir wissen, dass das nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt.)

Herr Rabe sagt auch, man muss da mehr drüber reden und dass es gar nicht schlimm war. Desinfizieren auf frisch rasierter Haut war wohl unangenehm, sowie das Ertasten und anschließende Festklemmen der Samenleiter von außen. Gesehen hat er nix, da war ein Tuch vor. Örtliche Betäubung per Spritze und zehn Minuten später konnte er mit dickem Pflaster auf jeder Seite und einem Gang wie ein Kleinkind mit voller Windel die Klinik verlassen. Gestern nahm er eine Paracetamol am Nachmittag und eine vorm Schlafen gehen, heute Abend fühlte er sich schon weniger gehemmt als heute morgen, er läuft schon wieder fast normal und morgen darf er auch wieder duschen (und die Pflaster entfernen), insofern scheint alles zu laufen, wie es soll. Geblutet hat es bisher nicht (sehr gut, stelle ich mir gruselig vor).

Als wir Michel, der wissen wollte, warum wir alle morgens zusammen losfahren, davon erzählten, gab es erst wieder viel Gekicher (weil hihi, Babies kriegen, hihi) und dann fragte er: „Wie bei Muffin?“. Als ich dann erklärte, dass bei Muffin ja die ganzen Hoden entfernt wurden und bei Herrn Rabe das nicht so sein wird, bat er mich kichernd und knallrot, nicht immer „solche Wörter“ zu sagen. Hihi, Hoden.

Trotzdem musste ich danach auch sehr kichern, weil ich in meiner Vorstellung von einer Krankenpflegerin einen sehr druffen Herrn Rabe in die Hand gedrückt bekäme, mit den Worten „er hat schon ein bisschen angefangen, in der Kiste rumzukrabbeln“. Wie bei Muffin halt.

Leider darf aber Herr Rabe wegen frischer Schnitte in der Leistengegend nicht schwer heben, noch so zwei Wochen wohl. Und heute kam unsere Ikea-Lieferung am Abholterminal an. Das Liefern ans Abholterminal kostet das gleiche wie Click and Collect, nur dass ich nicht eine Stunde pro Weg fahre, sondern 15 Minuten, das ist also sehr praktisch. Zur Zeit besonders, weil ich nicht in einen Laden mit vielen Menschen muss, sondern zu dem Terminal mit 1 Person. Was halt ungünstig war: wir haben sehr viel bestellt. Und das kam alles auf einer Palette. Mit den großen und schweren Paketen ganz unten auf der Palette, begraben von mittelgroßen und mittelschweren Paketen. Erst dachte ich, ich bekäme die zwei langen, schweren Schrankteile bestimmt am Ende noch seitlich ins Auto geschoben, aber als ich schnaufend endlich eines dieser langen Schrankteile im Auto hatte (nach all dem anderen Kram), ging der Kofferraum nicht mehr zu. Gnah. Also alles wieder raus und komplett umschichten, die langen Teile nach ganz unten, die kürzeren oben drauf. Ich weiß nicht, ob er Langeweile oder Mitleid mit mir hatte, aber beim wieder Einräumen des Autos half mir der Terminalmitarbeiter und nur deshalb dauerte die Abholaktion auch „nur“ eine halbe Stunde. „Da geht echt viel rein, in so nem Tesla!“, sagte der Terminalmitarbeiter und „schöne Weihnachten!“ und dann war ich auf dem Rückweg…

… und musste den ganzen Kram ja wieder aus dem Auto kriegen, allein. Hurra.

Jetzt gleicht unser Haus endgültig einem Möbelhaus, inklusive Gebrauchtabteilung. Überall eingepackte Möbel (unser Stapelregal fürs Arbeitszimmer kam auch heute, in elf Paketen) und überall die alten Stauraummöbel, die wir noch loswerden müssen (bloß wie?).

Sport brauche ich heute auch nicht mehr.

Tag 1980 – Mit dem Magen atmen.

Was wir heute Vormittag gemacht haben, muss Herr Rabe selbst erzählen, wenn er möchte.

Bei der Arbeit saufen sie alle Lack. Ich hab mich da heute schon genug drüber aufgeregt, jetzt versuche ich zu atmen und zu vergessen und zu verdrängen. Drei Arbeitstage noch, dann sind 2,5 Wochen Urlaub. Frei. Keine* Arbeit.

Hrmpf**.

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*voraussichtlich 1 Stunde wegen Bereitschaft

**Ich liebe meinen Job, aber Chefinnen ohne Bodenhaftung braucht kein Mensch.

Tag 1979 – Rübennase, aber mit Glitzer.

Wir haben heute, weil unsere Nachbarn spontan verhindert waren, das Nachbarsmädchen vom Sport-Hort mit nach Hause genommen. Das Nachbarsmädchen ist sieben und Pippi und sie sind eh dicke Freundinnen und spielen meistens sehr schön miteinander. Man muss halt nur immer ein Auge drauf haben und sollte nicht, wie so eine berufstätige Person, denken, ach, die Kinder basteln so schön leise im Zimmer, da kann ich noch grad… weil dann die Kinder nämlich die Glitzervorräte plündern und mit losem Glitzer basteln. Und sich anschließend Glitzer in Windeseile über das ganze Haus verteilt, als seien wir YouTube-Wissenschafts-Eltern am Anfang einer Pandemie.

Es gibt davon kein Foto, denn als ich feststellte, dass alles glitzert, hatte ich mein Handy nicht zur Hand und dann musste ich ja erst mal staubsaugen. Jetzt glitzert es noch hier und da mahnend herum, weil Glitzer echt blöd wieder zu entfernen ist.

Abend beim ins Bett gehen fand ich aber auch das hier, geschickt zwischen Einhörnern getarnt:

Lillifee-Keksdeko. Man kann die auch pur essen, wenn man fünf und eine Rübennase ist.

Tag 1978 – Schaffe, schaffe.

Parallel zum online-badventscafé haben wir heute die Wand im Arbeitszimmer tapeziert. Erfolgreich, wie ich finde.

Wenn man Herrn Rabe fotografiert, hampelt der ganz oft rum.

Das alles war sehr schön, also der virtuelle Kaffee und Schnack und Kekse (und Lussekatter, immerhin ist heute Luciatag!) besonders. Hach. Leider werd ich grad davon auch wehmütig, weil, wie lange noch. Uff.

Ich hab auch zwei kleinere Ecken gestrichen, eine damit wir tapezieren konnten, eine, damit wir beim nächsten Streichmarathon wenigstens an der Kante zu Scooter gleich anfangen können. Aber das ist nicht des Bildes wert.

Jetzt liege ich in der Wanne und muss eigentlich noch was für die Arbeit lesen, damit ich morgen um neun vorbereitet im Meeting sitze. Uneigentlich trinke ich Glühwein und blogge. Jetzt mache ich aber Schluss damit, das Lesen hab ich schon das ganze Wochenende vor mir her geschoben.

Tag 1977 – Kekseeeeee!

Wir haben heute mit unseren Osloer Freunden A., A. und M. Kekse gebacken. Das war sehr schön, blöd war allerdings die Idee, auf dem Weg in einem Laden vorbeizufahren, in dessen Werbung ich etwas GEHEIMES gesehen hatte. Denn in diesem Laden war es voll, es war nix mit Abstand und die Pimmelnasen waren allgegenwärtig. Gruselig.

Das Kekse backen war aber wirklich toll und ich hoffe, dass Besuche irgendwann wieder normal werden. Ich werd seltsam davon, Menschen außerhalb meiner Kernfamilie (und die Supermarktkassierer*Innen und die Leute bei der Post) nur noch in 2D zu sehen. Das resultiert dann darin, dass ich nach einem Tag Kekse backen mit Freunden total platt bin, im Auto auf dem Rückweg einschlafe und mit Kopfschmerzen aufwache, die sich seitdem in den Nacken verzogen haben, wo sie anders unangenehm sind.

Das wird noch alles super, wenn wir irgendwann wieder mehr oder weniger back to normal gehen und nicht nur alle die Infekte der letzten anderthalb Jahre nachholen, sondern auch noch komische Käuze aus den Homeoffices wieder auftauchen, die sich an normale Hosen, weniger Schlaf und die Gerüche und unmutebaren Geräusche anderer Menschen gewöhnen müssen.

Schön war auch, Pippi mit M. spielen zu sehen, die zwei sehen sich ja nur selten, sind aber immer gleich wieder die dicksten Freundinnen. Michel konnte ein bisschen über Pokémon abnerden und fand das glaube ich auch ok. Wir müssen nur in Zukunft dran denken, für ihn Allergietabletten mitzunehmen, das Niesen ist ja nicht nur mit Pandemiescham verbunden sondern für ihn auch unangenehm und als die Augen zu Jucken anfingen, mussten wir leider fahren.

Wieder zu Hause verfrachtete ich Pippi ins Bett und dann wollte ich zum Supermarkt gehen, um Kekse zu kaufen, nach einem Viertel des Weges fiel mir aber ein, dass ich den Mundschutz vergessen hatte. Ich ging also wieder zurück und wegen nahenden Ladenschlusses fuhr mich Herr Rabe dann zum Supermarkt. Ich kaufte größere Mengen Kekse, da das Paket für den virtuellen Badventskaffee morgen leider nicht rechtzeitig angekommen ist, sowie alkoholfreies Weihnachtsbier (um die Zeit kann man keinen Alkohol mehr kaufen), Gløggkonzentrat und Gløggmix (gehackte Nüsse und Rosinen) und lief zurück nach Hause. Nach dem Spaziergang und einem Glas Wein auf dem Sofa bin ich jetzt aber so Bettschwer, dass ich bezweifle, es überhaupt ins Bett zu schaffen.

Tag 1976 – Dies und das.

Bei der Arbeit war heute ein sehr zerfaserter Tag, aber am Ende hatte ich immerhin lauter Kleinscheiß weggeschafft, das ist ja auch mal schön.

(Ich könnte mich da auch über diverses aufregen, aber das bringt ja auch nix.)

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Michel ist weiter im Gnihihi-Modus, wenn man Penis sagt. Oder Hoden. Oder generell irgendeine biologisch korrekte Bezeichnung fürs untenrum. „Hihihi, sag das nicht immer!“ sagte er heute zu mir, und war dabei knallrot im Gesicht. (Es ging wirklich nur um was ganz harmloses, wo ich den Gebrauch irgendwelcher Kinderausdrücke wie das norwegische Tiss auch unpassend gefunden hätte.) So schön, wenn die Kinder ihre eigene Scham entdecken, bald darf ich bestimmt auch auf dem Klo sitzen, ohne dass irgendein Kind reinplatzt und irgendwas von mir haben will oder mich vollschwafelt.

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Pippi hat sich gestern selbst ins Bett gebracht (lies: sie hatte das iPad am späten Nachmittag mit in ihr Bett genommen und ist darüber eingeschlafen, allerdings nicht ohne vorher den Becher mit den Keksen und ihre Brille ordentlich neben dem Kissen zu verstauen). Heute wollte sie das auch erst (ohne iPad, Kekse und Brille), dann ging ihr auf, dass sie ja gar nicht lesen kann, und dann sollte ich nach dem Lesen doch noch kuscheln. Na gut. (Ich würde gleichzeitig feiern und seufzen, wenn hier eins der Kinder anfangen würde, sich selbst ins Bett zu bringen.)

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Ups, zehn nach eins. „Früh ins Bett“, hahahahaha.