Huiuiui. Aufregende Tage für die Kinder. Michel hat heute seine TranspirantAspirantkorpsuniform bekommen, nämlich Pulli, Mützenkäppchenhaubendings, weiße Handschuhe und eine weiße Umhängetasche. Er ist jetzt etwa einen Meter größer und wird wahrscheinlich bis Montag durchgehend hibbeln wie ein Flipperball. Uniformen muss man ja mögen, mich rühren die immer irgendwie und Michel ist so stolz und sieht so groß aus, ich kann nicht anders als sogar diese Kopfbedeckung schick finden.
Pippi hat heute ihren „Russedress“ bekommen. Wir sind hier ja in der Nationalfeiertags-Hochburg und laut hier aufgewachsenen Menschen gehört dazu auch Russefest und auch „Rosaruss“ dazu. „Russ“ sind hier ja die Schulabgänger und dazu gehört (wie beim Abi nur schlimmer) hirnloses Besäufnis mit Scheiße bauen ordentlich feiern und über die Stränge schlagen. Aus mir völlig unerfindlichen Gründen saufen sich feiern die Jugendlichen *vor* den Prüfungen das Hirn weg mit Höhepunkt am 17. Mai. Die Uniform der Russer sind Latzhosen, farbcodiert nach Ausrichtung der Schullaufbahn. Irgendwie kommen auch Busse ins Spiel und ich möchte nicht, dass meine Kinder so alt werden, dass sie sich besaufen und dann Sex in Bäumen haben, weil das so eine Russ-Aufgabe ist (coronafreundlich bitte nur mit festem*r Partner*In). Meine Kinder sollen immer klein bleiben, bitte. Aber egal, das ist jedenfalls Russ und in Eidsvoll macht man auch Rosaruss für die Kinder, die dieses Jahr in die Schule kommen. Letztes Jahr wollte ich mich dem dieses Jahr noch entschieden widersetzen. So ein Schwachsinn, mit 5-Jährigen diese beknackte Besäufnis-Tradition nachzuahmen! Geht’s noch??? Das war ich letztes Jahr, als ich davon erfuhr. Heute hat Pippi ihre Russelue (eine Schirmmütze mit Bommel mit allem möglichen Quatsch dran gebunden) bekommen, vom Kindergarten, wir hatten ihr eine knallpinke Latzhose besorgt, im Kindergarten gab es Russefest (wegen Corona muss die Kindergartenübernachtung, die sie sonst gemacht haben, ausfallen) nach der normalen Kindergartenzeit und um sieben holten wir unsere völlig zerfeirten*, aufgekratzten Kinder ab, die mit Trillerpfeifen ihre letzten Kindergartenwochen einläuten und Kindergartenparolen grölen und die sind so süß dabei, dass all mein Widerstand einfach dahin schmilzt. Die beiden Erzieherinnen, die auch schon älter sind und jedes Jahr die Vorschulkinder begleiten, sind nicht umsonst die beliebtesten im ganzen Kindergarten und wenn dann Pippi und die anderen Kinder in ihren pinken Uniformen noch mal umdrehen um „Tante E.“** und H. noch mal zu drücken, dann müssen nicht nur die ein Tränchen aus dem Augenwinkel wischen.
Hachz. Sie werden wirklich sehr schnell groß.
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*Wenn alle 5 Kinder durcheinander wuseln und keines mehr auf Anhieb schafft, sich fehlerfrei zu bekleiden, aber auch keines merkt, dass es beispielsweise auf Socken rausläuft, muss es wohl ne gute Feier gewesen sein.
**Man muss nicht Tante E. sagen, man darf. E. war auch schon Tante E. für einige der Eltern, die jetzt ihre Kinder in dem Kindergarten haben. E. ist streng, gerecht, liebevoll und direkt und alle Kinder lieben sie (und fürchten sie gleichermaßen, da gibt’s nämlich auch mal ne deutliche Ansage. Ich glaube aber ja eh, dass die meisten Kinder viel besser mit Menschen mit deutlich lesbaren Reaktionen zurecht kommen als mit achtsamem, reflektierten Begleiten absolut jeder Gefühlsregung).
Keine Sorge, „die Jugendlichen“ sind gar nicht so schlimm! Ich habe hier welche im Haus und finde sie super. Manchmal sogar erschreckend vernünftig, wenn ich bedenke, dass sie gerade alle 18 werden und Abi machen und eben *nicht* in großen Gruppen mit viel Alkohol feiern.
Das wird schon!
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Das klingt ja alles sehr putzig 🥰
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