Tag 2351 – Bergauf.

Heute war der Tag mit den wenigsten Tageslichtminuten des Jahres, ab jetzt wird also alles besser.

Die Fähre für den Rückweg aus Deutschland konnte umgebucht werden. Dass ich drei Stunden auf den automatischen Rückruf der Hotline gewartet habe, deutet aber an, was bei denen heute los war.

Auch heute war Homeschooling keine Freude und wenn wir das nach den Ferien noch weiter treiben sollen, melden wir Bedarf an, dass Michel in der Schule seine Aufgaben macht. Sonst überlebt das nämlich nur einer von uns. (Das klingt jetzt so lustig, wie „Jaja, mein Kind meckert auch erst mal ne halbe Stunde, dass es Hausaufgaben machen muss, die dann zwei Minuten dauern“, aber es ist leider gar nicht lustig, für niemanden hier im Haus. Ganz im Ernst: das, was hier abgeht, kann nicht normal sein. Nicht mal ansatzweise. Dann hätte es wesentlich massivere Proteste gegen die zweite, dritte und vierte Runde mit Schulschließungen gegeben. Weiterhin gehe ich davon aus, dass Michel in der Schule maximal ab und zu die Spitze dieses Eisberges durchblitzen lässt, denn sonst bekämen wir täglich Anrufe von der Schule und Michel würde vermutlich als unbeschulbar gelten. Aus Gründen verliere ich leider langsam die Hoffnung, dass ihm dann wenigstens geholfen würde, wenn er auch dort auffällig wäre.)

Jetzt sind erst mal Ferien und uns kann das sch… Weihnachtsheft am Hintern vorbei gehen. Michel hat es fertig gemacht und es darf jetzt bis zum 3. Januar im Rucksack wohnen.

Pippi hingegen macht ihre Aufgaben zum Teil sehr gerne, nämlich immer, wenn es ums Malen geht. In der ersten Klasse wird noch sehr, sehr viel gemalt. Ich kenne jetzt die Nooms, und weiß, wer welche Farbe hat und wie lang ist. Die Nooms, das ist die fancy Version von diesen Montessori-Zahlen-Stäbchen. Uno ist lila und 1 [Meter, sagt Pippi] lang, Penta ist grau und 5 lang. Fancy sind sie, weil es ein ganzes Noom-Universum mit kleinen Filmchen und Liedern und Apps und was weiß ich nicht alles gibt, statt… naja Holzstäbchen halt. Pippis Aufgabe war heute unter anderem, die Szene „Die Nooms feiern Weihnachten“ zu malen, was sie sehr hingebungsvoll und unablässig mit sich selbst redend tat. Schon süß, aber irgendwann bluten mir ein bisschen die Ohren.

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P.S. Mir ist übrigens völlig egal, ob die Schule den Kindern das Rechnen mit Nooms oder Äpfeln und Birnen oder abstrakten Zahlen beibringt. Hauptsache, sie lernen es, und zwar so dass alle Kinder individuell ihr Potential ausschöpfen können und langfristig motiviert bleiben. Wie das am besten geht, müssen sich Expert*Innen für Didaktik überlegen.

P.P.S. Das selbe gilt für Schreiben und Lesen lernen, Schreibschrift, Bleistift/Kuli/Tintenroller/Füller, schreiben mit der Hand vs. frühen Gebrauch von digitalen Lernmitteln zum Tippen und so weiter und so fort. Es ist mir egal.

8 Gedanken zu “Tag 2351 – Bergauf.

    • Hallo, Sie lesen hier noch nicht so lange? Frau Rabe liebt ihren Michel. Sehr sogar. Es gibt Situationen, da treibt einen das eigene Kind, das man wirklich abgöttisch liebt, zur Weißglut. Home-Schooling ist eine ganz besondere Herausforderung. Das kann man wahrscheinlich erst so richtig verstehen, wenn man das mal selbst erlebt hat. Viele Grüße von Xenia

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  1. virtuellesgluecksbuero schreibt:

    Das ist einfach nur der ganzen normale Wahnsinn im Zusammenleben, mit und ohne Kindern.
    Jeder, der Kinder hat oder hatte, kennt das. Und wer darüber so reflektiert, wie Frau Rabe das tut, der hat Hochachtung verdient. Und keine dreisten Bemerkungen.
    Es geht ja um das Erkennen von Situationen und darum, an den Stellschrauben zu drehen, die Situationen ändern können. Wer das nicht erkannt hat, hat nichts verstanden.
    Grüße an alle.

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  2. Silvia schreibt:

    Hallo! Auch wenn ich sonst fast nie kommentiere (huch das hört sich jetzt doof an), egal: unser jüngerer Sohn geht jetzt in die 4. Klasse. Wir haben mit ihm einmal Homeschooling in Österreich erlebt zu Beginn der Pandemie und dann letztes Schuljahr nochmals in Deutschland, als er in die 3. Klasse ging. Es war die Hölle. Vor allem in der 3. (neue Schule, neue Lehrerin, die sehr spezielle Ansprüche hat usw.). Teilweise ging es bis zur kompletten Verweigerung. Und selbst jetzt nach einigen Monaten Schule in der Schule merken wir noch die Nachwirkungen, wenn er doch mal Hausaufgaben zu hause fertig machen muss. Sollte es noch ein Mal Homeschooling geben, geht er in die Notbetreuung (hoffentlich, wenn ich mich traue).
    Ich will damit nur sagen: Sie sind nicht alleine. Und ich hoffe sehr, dass es nicht normal ist. Glaube nur, dass viele Eltern halt irgendwie durchhalten und dann einfach froh sind, wenn es geschafft ist. Grüße aus dem kalten Deutschland

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  3. Eplefroeken schreibt:

    Ganz großes Verständnis zur Michel Situation. Ist hier mit dem eplebarn ähnlich herausfordernd. Nach über einem Jahr Rumgenerve bekommen wir jetzt endlich kompetente Hilfe. Falls du dich also mal austauschen möchtest… God jul til deg og dine!

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  4. FrauC schreibt:

    Liebe Frau Rabe, ich kann das soooo gut verstehen! Hier Teenager, mit denen ich auch noch nie was für die Schule machen konnte, oder sie mit mir. Ich schaue mir immer interessiert die Eltern an, die genau wissen, welche Seite im Mathebuch dran ist und die mit ihren Kindern Vokabeln üben. Hier geht das nicht, und da sind wir nicht die Einzigen. Aufgaben in der Schule machen klingt nach einer guten Lösung!

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