Tag 2862 – Wahhh!

Zu viel Arbeit für zu wenig Zeit, morgen noch und dann ist erst mal ne Woche Urlaub, das ist auch echt sehr nötig, die saufen alle Lack da und können das gerne mal ne Weile ohne mich tun.

Außerdem heute alles vergessen, Sportzeug, Mittagessen, Thermotasse im Rucksack (seit Donnerstag, bah!). Wer’s nicht im Kopp hat, der muss es auf dem Konto haben und Mittagessen kaufen. Immerhin gab es heute Fisch und nicht wie sonst die Wahl zwischen irgendwas mit Fleisch und Salat. Meine Kollegin aus dem hohen Norden meinte aber nur „ist das Fisch? Normalerweise sieht der nicht… so aus“. Mit „so“ meinte sie „so kompakt“, der war halt nicht sonderlich kunstvoll zubereitet und dann trocken und gummiartig geworden.

Unsere Kantine ist echt nicht so der Knüller.

Tag 2861 – Nichts spannendes los gewesen.

Heute gibt es hier nicht wirklich was zu erzählen. Ich wachte mit Migräne auf und schlief, nachdem die Tablette wirkte, noch ein paar Stunden weiter, das war nötig. Dafür bin ich jetzt noch wach, naja.

Der Rest vom Tag war wie Sonntage meistens sind. Schweinchen sauber machen, Geige spielen (nur relativ kurz, denn es lief so gut, dass ich aufhören musste, um mein Hochgefühl nicht kaputt zu machen. Üben hilft!), Wäsche, Kochen, Badewanne. Den halben Dschungel, den wir hier drinnen züchten, habe ich auch gegossen, das artet langsam in Arbeit aus. Herr Rabe hat die Reifen an den Autos gewechselt, ich habe den Reifendruck an der Tankstelle kontrolliert und justiert und bin dann dran gescheitert, bei Cardos den Reifendrucksensor zu resetten, weshalb immer noch die Reifendruckkontrollleuchte blinkt. Hrmpf.

Morgen Büro, da habe ich wenig Lust drauf, muss ich sagen. Dafür nur zwei Tage Arbeit und dann eine ganze Woche frei, hehe.

Tag 2860 – Schweden gewinnt.

Pippi und ich haben ESC geguckt. Ich ganz, Pippi so ca. bis 22 Uhr, da schlief sie auf meinem Schoß ein. Michel hatte keine Lust und Herr Rabe war Essen in Oslo. Nun hat also Schweden gewonnen (mit dem Paninigrill). Ach, naja. Die machen immerhin ne gute Show nächstes Jahr.

Ich fand Finnland jetzt auch nicht soooo überragend, aber ehrlich gesagt fand ich keinen Beitrag heute so überragend, dass der meiner Meinung nach unbedingt hätte gewinnen müssen. An Finnland fand ich die Tänzer und Tänzerinnen am Besten, wegen der absolut akkuraten Darstellung der völlig überzogenen Lateintänzer-Mimik und Gestik. Als einstmalige Lateintänzerin amüsierte mich das sehr.

Der Rest vom Tag war recht geruhsam, Gartenarbeit, Einkaufen, Geige üben, Gewitter von drinnen genießen. Kann gern öfter so sein.

Tag 2859 – Nach hinten raus ok.

Sozialkater am Tagesanfang. Wollte eigentlich nur aus dem Fenster gucken und den Blumen beim Wachsen zusehen.

Habe trotzdem gearbeitet, auch mehr oder weniger produktiv, nur nicht zwingend an den Sachen, an denen ich produktiv sein sollte. Tjanun. Eben vieles anderes gemacht.

Nach der Arbeit endlich die Weide beschnitten und die der Nachbarn gleich mit. Die hatte es noch nötiger als unsere, da waren schon viele Zweige tot. Man muss dazu sagen, dass sie auf der anderen Seite von unserem Hochbeet steht, noch nahezu auf unserem Grundstück, und unsere Weide ist 2 Meter weiter. Die Sonne schien und es war nun echt kein großer Akt. Ich hoffe nur, dass die Nachbarn nicht böse sind, die waren nämlich nicht da, als ich drauf los schnippelte.

Damit lose zusammenhängend werden wir am Wochenende dringend Unkraut jäten und die Himbeere am Einnehmen des Hochbeets hindern müssen.

Abends habe ich Geige geübt und es wird echt. Ich bin recht zufrieden.

Michel schläft heute bei seinem Schulfreund, das ist immer noch sehr ungewohnt, wenn er nicht da ist. Aber auch irgendwie schön, vor allem, dass er einen Freund gefunden hat, bei dem er sich so wohl fühlt, dass er da von sich aus übernachten möchte.

Der Tag hatte einen deutlichen Aufwärtstrend. Ich hab trotzdem einen Arzttermin ausgemacht, vielleicht möchte ja doch noch mal wer rausfinden, warum ich so seltsam bin.

Tag 2858 – Overpeopled.

Nun ja, ich dachte, es wäre inzwischen besser, aber ein ganzer Tag unter vielen Leuten, zu denen ich kollegiale Beziehungen habe, ist zu viel, auch wenn es nett ist. Am Ende möchte ich nur noch heulen. Könnte es jetzt wieder auf das Restaurant schieben, auf die Menschen, die Sitzplatzanordnung, dass alle durcheinander reden und die Musik zu laut war (war sie vermutlich nur in meinen Ohren), aber machen wir uns nichts vor: die meisten Menschen kommen damit klar. Die meisten Menschen zucken nicht zusammen, wenn eine Kollegin lacht. Die meisten, zumindest am Tisch, wollten sich gerne mit mehreren anderen gleichzeitig unterhalten. Ich möchte das nicht. Ich möchte mich eigentlich gar nicht so gerne zu mehr als einer Person gleichzeitig verhalten müssen, jedenfalls nicht, wenn von mir erwartet wird (was ich ja von mir selbst auch erwarte), dass ich genau passend viel rede, genau passend lebendig und unterhaltsam bin und die richtigen Dinge sage, mit denen ich nicht overshare und nicht zu abweisend und unpersönlich bin. Manchmal gelingt mir das besser als heute. Heute war ich darin echt mies, was sich darin äußert, dass ich all das nur wenige Minuten am Stück kann und dann minutenlang Löcher in die Luft starre, bis der Akku wieder minimale Ladung hat. Heute konnte ich eigentlich nur Vier-Augen-Unterhaltungen führen, alles andere war zu viel.

Ich möchte so nicht sein, eigentlich. Ich mag die ja alle. Nur halt am liebsten einzeln.

(Mir ist übrigens sehr klar, dass das höchstwahrscheinlich niemandem aufgefallen ist. Aber mir ist es sehr stark an mir aufgefallen.)

Eine mögliche Lösung, die ich bei Gelegenheit ausprobieren muss, ist, eine Pause zwischen Arbeit und Sozialtralala zu haben, 30 Minuten allein irgendwo rumliegen oder Spazieren gehen oder so.

Was ganz anderes: Das Werk wird umbenannt. Es ist tragisch. Es gibt eine von der Regierung beschlossene Umorganisation der „Zentralen Gesundheitsverwaltung“, was 5 Etats umfasst und jetzt wird da ein wenig umsortiert. Wir kriegen Funktionen dazu, damit hat niemand so richtig gerechnet, und wir kriegen einen neuen Namen, der nach staubiger Bürokratie in grauen Anzügen klingt. Wir werden ein Direktorat (wir waren immer schon einem Direktorat gleichgestellt, hießen nur nicht so) und der Rest des Namens erinnert mich an Stützstrümpfe und Kompressen. Mach’s gut, Werk, es war schön mit dir, ab 2024 dann Direktorat. Seufz.

Tag 2857 – Norwegische Sorgen.

Nächste Woche ist der 17. Mai, also der heiligste aller norwegischen Feiertage. Michel, der ja nix an seinem Fuß hat, kann wieder marschieren, was gut ist, weil marschieren für Korpskinder ein ganz wesentliches Element am 17. Mai ist. Genau wie (das ist eine gute Überleitung, und so ungezwungen!) Eis und Würstchen. Laktosefreies Eis (für Laktoseintolerante) und vegane Würstchen (für diejenigen, die aus irgendwelchen Gründen die normalen Würstchen nicht essen möchten oder können) war schon gekauft und sicher gelagert in der Gefriertruhe in der Schule, in der kleinen Küche, die sich Korps und Schulelternrat teilen. Und am Wochenende wird die Küche, zusammen mit der Turnhalle, manchmal für Kindergeburtstage verliehen. So auch dieses Wochenende und scheinbar hat da jemand die Kühltruhe ausgestöpselt, jedenfalls haben wir jetzt, eine Woche vorm 17. Mai, eine Truhe voll laktosefreier Eissuppe mit einer Einlage aus veganen Würstchen. Ich kann diverse mir bekannter Papas bis hierhin Schnappatmen hören, weil ob wir in so kurzer Zeit genug Ersatz beschaffen können, mal abgesehen davon, dass wir die Truhe leeren und sauber machen müssen, ist fraglich.

Ich halte mich da dieses Jahr sehr raus, ich hab eh schon viel zu viel zu tun. Aus der mittleren Entfernung betrachtet ist die ganze Geschichte auch tatsächlich ein bisschen lustig.

Tag 2856 – Ambitioniert.

Ich hab mir bei der Arbeit zu viel vorgenommen und musste heute zu Kreuze kriechen und fragen, was davon wichtiger ist als das andere, weil mein Arbeitstag ja nun mal nur 7,75 Stunden hat. Ich bin außerdem hundemüde und genervt von der einen Aufgabe, die einfach doof ist und vielleicht auch sinnlos, das wird sich noch zeigen. Morgen muss ich jedenfalls richtig ranklotzen, wenn ich bis Donnerstag die Dinge fertig haben will, die ich fertig haben sollte. Weil sich auf meine Frage, was ich priorisieren soll, auch niemand äußern mochte. Das können wir selbst entscheiden, sagt die Direktion, Priorisierung ist an das niedrigste mögliche Niveau delegiert, was ein schöner Ausdruck ist dafür, dass man für die falsche Entscheidung den Kopf hinhält, ohne dass einem wer sagt, was die richtige Entscheidung gewesen wäre.

Es ist echt ganz super (nicht!) und Hormone tun ihr Übriges dazu, dass mir jetzt schon vor der Arbeit morgen graut.

Tag 2855 – Nix.

Herr Rabe hat einen Großteil des Tages damit verbracht, Michel zu Gesundheitsmenschen zu fahren, damit sein Fuß angeschaut werden konnte. Die Diagnose ist: da ist nichts passiert, umgeknickt eben aber alles noch dran und ganz. Puh.

Ich habe einen Großteil meines Tages damit verbracht, einen Report zu schreiben, den ich eigentlich heute (ganz eigentlich Freitag) fertig haben wollte, aber trotz großzügiger und spätabendlicher „Flexizeitarbeit“ (andere nennen es Überstunden, aber die sind ja nicht mehr erlaubt) ist er immer noch nicht fertig. Ich werde die nächsten zwei Tage extrem effektiv sein müssen, um alles noch vor dem 17. Mai einzutüten. Es wäre echt schön, wenn nicht noch ein Report massiv über die Frist ginge.

Heute Morgen habe ich mich aus Gründen gefragt, was die adäquate Reaktion darauf ist, wenn man nach dem Sport bei der Arbeit unter der Dusche eine Kollegin trifft, die man nicht gut kennt und wegen mangelnder Brille und Bekleidung auch nicht wirklich gut erkennt. Ich glaube weder meine Reaktion (betretenes Inspizieren der eigenen Füße, aus Ermangelung der Möglichkeit, einfach durch den Ausguss zu verschwinden) noch ihre (drauf los erzählen und fachliche Dinge besprechen wollen) waren ganz richtig.

Montags Sport machen ist vielleicht nicht so schlau. Da machen alle(TM) Sport, erst können also alle(TM) meine beeindruckend pinke Glomse bewundern und danach läuft man sich auch noch in der Gemeinschaftsdusche wie Gott, Zeit und Oreokekse eine schufen, über den Weg. Dann kriegen sie auch gleich noch meinen beeindruckend pinken Storchenbiss an der Rückseite zu sehen. Super. Nicht.

Tag 2854 – Wochenendende.

Ein Sonntag Anfang Mai. Herr Rabe hat das Trampolin aufgebaut, Pippi ist achthundert mal ums Haus Fahrrad gefahren, ich war in der Sonne spazieren und habe ein paar neue Sommersprossen bekommen, Michel hat mit dem Korps auf der Konfirmation eines anderen Korpsmitgliedes gespielt und zum Ende des Tages hat sich Michel den Fuß noch blöd umgeknickt und wenn das morgen nicht besser ist, fährt Herr Rabe mit ihm zum Arzt. Er ist ja manchmal eine kleine Dramaqueen, was Aua aller Art angeht, allerdings war der Fuß schon ein bisschen geschwollen. Ich nehme trotzdem an, es ist nur umgeknickt ohne schwerere Folgen.

Zwischendrin haben wir noch die Schwägerin verabschiedet und verspäteten Kuchen gegessen.

An Anfang-Mai-Dingen stehen jetzt noch Weide beschneiden und Sommerreifen aufziehen an. Und diverse Gartenarbeiten, aber die kann man ja bis auf im Winter immer machen, die Weide ist jetzt verblüht und muss dann jetzt geschnitten werden. Die der Nachbarn auch, das wissen die aber bestimmt nicht, die haben das Haus mit Weide gekauft und die Weide war das einzige, was der Vorbesitzer nicht vorm Auszug noch mit RoundUp tot gemacht hat (seltsame Leute gibt es). Die neuen Nachbarn wurden noch nicht im/um den Garten gesichtet. Vielleicht schneide ich deren Weide einfach mit und erkläre den neuen Nachbarn dann, dass man das halt machen muss, wenn man möchte, dass sie blüht.

Tag 2853 – Vierzig.

Herr Rabe hat heute (hatte kalendarisch gestern, aber es ist ja erst ein neuer Tag, wenn man mindestens 4 Stunden geschlafen hat) Geburtstag. Ein runder Geburtstag um den herum sich Männer gerne Motorräder kaufen und Sekretärinnen… ja. Herr Rabe hat keine Sekretärin und ich kann bezeugen, dass er schon länger immer mal wieder darüber nachdenkt, sich wieder ein Motorrad zuzulegen, und das auch schon länger immer wieder verwirft. Auch ansonsten gefällt mir die 40er-Version von Herrn Rabe mindestens genauso gut, wie die Version, die ich vor vielen Jahren kennengelernt habe und die, die ich vor minimal weniger vielen Jahren geheiratet habe. Das ist ja schon viel wert, das so sagen zu können. Wir sind nach wie vor ein gutes Team, auch (oder weil?) wenn wir ziemlich unterschiedlich sind. Zum Beispiel werde ich ja eher gleichmäßig meliert weiß, während Herr Rabe sich eine Mr. Sheffield-Strähne wachsen lässt. Was ich im Übrigen sehr attraktiv finde, mein graue-Haare-Herz schlägt gleich höher.

Wir hatten alle einen recht schönen, wenn auch recht normalen, Tag. Keine große Party, sondern ein Ausflug nach Oslo mit gutem Essen und der eingeflogenen Schwägerin. Kinder, die sich zum Teil eifrig aufs an-der-Laterne-ausgesetzt-werden bewarben, Sonnenschein, Füße in den Fjord halten (die Kinder, zum Teil), ein Besuch in der Deichman-Bibliothek in Bjørvika, was wohl die krasseste öffentliche Bibliothek ist, die ich je gesehen hab. Sechs Etagen, alle offen, ein Spielplatz mitten drin, überall Lese- und Arbeitsecken, gut besucht von Menschen allen Alters und trotzdem unglaublich angenehm ruhig. Die müssen eine meisterhafte Schalldämpfung haben. Das ist wie eine Oase mitten in der Großstadt.

Abends noch lange mit der Schwägerin auf dem Sofa gesessen, auch das sehr schön. Morgen gibt es Geburtstagskuchen – das ist die logische Konsequenz aus zu spät mitgeteilten Kuchenwünschen.