Tag 3775 – Eigentlich gut, aber.

Der (Arbeits-)Tag bekam einen so harten Dämpfer ganz am Schluss, dass ich immer noch total wütend bin deshalb, es ist ganz irrational, weiß ich auch, aber… AAAARRRRGGGHHH!

Danach wäre ich echt gerne noch zum Friseur gegangen, aber das hat auch nicht geklappt wegen Zeitdruck. Immerhin konnte ich mit Michel zu seinem Trompetenunterricht gehen, letztes Mal in diesem Jahr, und er hat das super gemacht. Stolze Mama.

Tag 3767 und 3768 – Piep.

Selbst wenn ich jetzt sofort einschlafe, klingelt in fünf Stunden der Wecker. Ich bin aber schrecklich aufgekratzt und kann gar nicht schlafen. Wir arbeiten zu viel und zu lange und zu Hause bei der Arbeit ist auch irgendwas im Gange. Ansonsten essen wir. Es ist sehr viel und zum überwiegenden Teil auch ausgesprochen gutes Essen, aber jetzt haben wir heute schon zum zweiten Mal das Abendessen einfach ausfallen lassen, weil einfach gar nichts mehr rein geht. Dagegen könnte man, selbst wenn man dafür Zeit hätte, gar nicht an-trainieren.

Also ja. Alles eigentlich gut, nur viel und so langsam auch so überreizt, dass ich zu Hause gern eine Woche ins Schweigekloster gehen würde. Wenn man da Geige spielen dürfte jedenfalls.

P.S.: kein Sonnenbrand! Nicht mal ein bisschen! Sonnencreme plus Sonnenkleidung hat es rausgerissen.

Tag 3766 – Schubidu.

Hab zwei Bier getrunken, es ist ja immerhin Samstag und morgen dann doch auch mal frei. Der Lieblingskollege und ich haben dann noch sehr lange Kluster Duo gespielt, wobei wir uns langsam ein Publikum erarbeiten. Die Leute fragen sich halt schon, was wir da eigentlich machen. Aber jetzt bin ich ein bisschen beduselt.

Ich freue mich unbändig auf fast acht Stunden Schlaf. Der Lieblingskollege hatte heute Nacht schon über sieben, der hat nämlich, ganz ähnlich wie ich letztes Jahr, heute verpennt.

Es ist erstaunlich okay und wenig schlimm, dass ich dieses Mal hier das Sagen hab, also lead inspector bin. Läuft ganz ok soweit. Ich mag die Bestimmerinnenrolle durchaus auch.

Tag 3763 – 3765 – kurze Meldung.

Bin gestern und vorgestern einfach sang- und klanglos eingeschlafen. Viel zu spät natürlich. Aber hier ist auch echt viel los. Mittwoch haben wir ein wenig gearbeitet, ein wenig gesportelt und viel versucht, den Jetlag zu bekämpfen. Gestern war Inspektion, heute auch. Kurz dachte ich gestern, am Mittagessen sei irgendwas nicht gut gewesen. Aber bis zum Abendessen ging das dann wieder und zum Abendessen habe ich mir dann einfach kurzerhand alle Innereien weggebrannt mit wirklich, wirklich scharfem Essen. Aber lecker. Zwei Currys, ganz simpel, dazu Naan und nach den ersten Bissen dazu dann auch Curd Rice. Danach haben wir noch die Hochzeit fotografiert, die hier im Hotel stattfand. Komplett wilde Sache.

Ein klitzekleiner Ausschnitt: der Eingang zum Festivalplatz, wo zwei Bühnen aufgebaut waren, die Gäste auf Samt-Sofas platznehmen konnten und etwa 20 Blumenläden ihren gesamten Warenbestand ausgeleert zu haben schienen.

Dazu gab es Feuerwerk, unfassbar schicke Menschen, eine Trommelband und Tanz.

Heute dann wieder Inspektion. Morgen auch. So schön, dass die norwegischen Arbeitszeitgesetze außerhalb Norwegens nicht gelten.

Indien ist schon echt sehr anders.

Tag 3761 – Schneller schlafen.

Heute war ich fahrig, unkonzentriert und aufgeregt. Morgen geht es mal wieder nach Indien, nur muss ich dieses Mal die ganze Chose leiten. Ich fühle mich schlecht vorbereitet (bin ich nicht) und generell hab ich so vieles nicht gemacht, was ich hätte machen müssen, es ist furchtbar.

Herr Rabe und ich haben zu Hause auch fast nur abgeklatscht. Auch das ist blöd.

Egal. Es kommt wie es kommt. Und ich treffe den Lieblingskollegen um 5 Uhr in der Lobby, muss also jetzt echt schlafen. Gute Nacht!

Tag 3753 – Nur Alltag.

Furchtbar langweilig tatsächlich. Aber auch sehr gut. Lauter Routinen. Arbeit/Arbeit/Schule/Schule. Danach fahren wir in einem überfüllten Zug nach Hause, Einkaufen, Essen machen, einer fährt mit Michel zum Trompetenunterricht (er ist seit einem halben Jahr doch umgestiegen, er wollte ja ursprünglich für immer beim Kornett bleiben). Ich habe Streichorchester, von dem ich hier noch nie was erzählt habe, glaube ich. Quasi ein Geheimnis. Es ist auch nix dolles, aber macht Spaß. Und ich lerne was. Danach mache ich noch Sport, Herr Rabe bringt Pippi ins Bett, Michel geht selbständig ins Bett, ich dusche und dödele dann noch ein bisschen rum und jetzt ist Schlafenszeit. Morgen Büro und dann Geigenstunde – Schauen, was ich in einer Woche mit der Rode Etüde habe ausrichten können. Und einen Blick auf Eine kleine Nachtmusik 4. Satz werfen, die ganzen Verzierungen bringen mich sehr stark ins Schwitzen.

Tag 3750 – Uffz, aber in gut.

Wir hatten „Abteilungstag“, vielleicht ist das einer der Tage im Halbjahr, den ich am meisten hasse. Das ist den ganzen Tag bei der Arbeit aufeinander hocken für „fachlichen Input“ (der irgendwie für 23 Leute mit komplett unterschiedlichen Aufgaben passen soll, also meist nur an der Oberfläche rumkratzt und keinen wirklich weiter bringt) und dann noch „was schönes“ miteinander machen. Also essen gehen. Um vier. Wie so Rentner.

Aber – es war (nach dem wirklich stellenweise quälend ätzenden Arbeitsteil) sehr nett und vor allem lecker beim Essen und weil danach ja noch sehr viel vom Abend übrig war, waren wir noch mit einigen in der Bar oben auf dem Munch-Museum und das war auch schön. (Anmerkung: das ist eine sensorisch angenehme Bar. Dunkel und nicht laut. Und man kann rausgucken und hat super Aussicht über Oslo.) Wir sind sogar fast ein bisschen versackt! Uiuiui.

Das Essen war Libanesisch, genauer große Meze-Platten zum Teilen für alle. Das war wirklich sehr sehr lecker. Falafel kriegt man hier äußerst selten in der Qualität, so gute habe ich zuletzt in Berlin gegessen.

Jetzt bin ich aber auch echt geschafft von dem Tag, meine Güte, war der lang. Und so viele Leute.

Tag 3746 und 3747 – Erste und letzte Male.

Gestern war Nix. Nur Büro. Naja, und unsere Chefin wird nicht weg befördert. Das kam auch gestern offiziell raus (ich wusste das schon länger, weil ich Hobbydetektivin bin). Die Chefin ist darüber, das wurde heute sehr deutlich absolut nicht amused. Der Direktor hat sich aber auch denkbar ungeschickt ausgedrückt. Anyway, sie bleibt uns erhalten.

Heute hatte ich quasi den ganzen Tag Meetings mit dem Lieblingskollegen, um die Indien-Inspektion vorzubereiten. Dazu hatte ich (unter anderem, man kriegt ja bei uns nicht für nen ganzen Tag nen Raum, wenn man den nicht ein Jahr im Voraus bucht) den größten Meetingraum, den wir haben, gebucht, damit wir auch die größte Leinwand haben, denn manche Dinge muss man in WIRKLICH, WIRKLICH groß sehen, um sie… naja auch dann nicht so richtig zu verstehen. Diese Firma hat irgendwie eine ganz eigene Logik, die sich uns nicht erschließt. Aber das ist nur eine Nebengeschichte, denn wir haben heute auch Abschied von eben diesem Meetingraum genommen. Ab morgen ist das ein „Nationaler Bereitschaftsraum“, abhörsicher, diesdastralala und dann eben auch Zugangskontrolliert. Normalsterbliche wie wir kommen dann da einfach nicht mehr rein. Warum man, in einem Haus, in dem ständiger Meetingraummangel herrscht, einen von zwei großen Meetingräumen für den weit überwiegenden Teil der Belegschaft sperrt, weiß der Geier. Ich habe mich beschwert, mehr kann ich auch nicht machen.

Abends beim Ballett war „Freunde-Woche“, man konnte eine*n Freund*in mitbringen und die konnten dann mitmachen. Ich habe keine Freund*innen… äh… mitgebracht, ähäm, aber andere hatten das und da waren heute vier sehr tapfere Damen, die durch eine komplette Ballettstunde mit nur minimalen Modifikationen geschleift wurden. Teilweise taten sie mir ein bisschen leid, wer muss schon in der ersten Ballettstunde seines Lebens direkt Pirouetten drehen (aus der fünften!!!), aber sie haben sich wacker geschlagen, hatten Humor dabei und keuchten nur gelegentlich. Applaus an die Truppe, Respekt, echt.

Heute hat es auch das erste Mal in diesem Winter geschneit. Nur ein bisschen, aber Auto fahren war trotzdem etwas langwieriger als sonst so. Man muss sich jedes Jahr aufs Neue dran gewöhnen, auf Schnee und glatten Straßen zu fahren. Alle anderen auch. Die ersten Tage sollte man da wirklich etwas Nachsicht zeigen und etwas mehr Zeit einplanen, dann geht das auch bald alles wieder. Was aber spannend war: das erste Mal unsere beheizte Straße hoch.

Es ging tatsächlich ganz ok. Augen zu, „Gas“ geben, und durch. Vorher, das haben wir als Tipp bekommen, ein paar mal Lichthupen, FALLS von oben wer kommt, denn man möchte sich wirklich nicht plötzlich gegenüberstehen, sonst muss man rückwärts wieder runter (was wohl öfter mal schief geht). Dann sollte man lieber waren, bis das Auto von oben unten angekommen ist.