Tag 35

Morgen muss ich früh aufstehen. Also so um sieben. Ich weiß, für viele Eltern ist das Ausschlafen, für uns nach wie vor nicht. Dafür haben wir abends Mühe, das Kind vor acht neun ins Bett zu bekommen. Wenn das Kind es sich aussuchen kann, schläft es von 22:00 bis 10:00 Uhr. Da ist es ganz die Mama und der Papa. Leider geht das natürlich nicht mit unseren Arbeitszeiten, also müssen wir das ja wirklich noch kleine Kind zu seinem Rhythmus nicht entsprechenden Zeiten ins Bett und aus dem Bett wieder raus bekommen. Das tut mir oft sehr leid und ich hoffe für das Kind, dass es, wenn es mal groß ist, in der Gesellschaft eine größere Akzeptanz für verschiedene Tagesrhythmen geben wird. Sonst muss es eben DJ werden, oder Koch oder so.

Aber egal, ich schweife ja total ab hier. Morgen muss ich mit dem Baby zum Baby-TÜV, um 08:30. Und danach muss ich hier aufräumen, um 12 kommt nämlich eine  Kollegin vorbei, ihr Baby ist nicht ganz ne Woche älter als meins und sie hat sich gewissermaßen selbst eingeladen. Jetzt bin ich offen gestanden recht aufgeregt, erstens ist es für Norweger*Innen überaus unüblich, von sich aus Kontakt zu suchen, geschweige denn sich irgendwohin einzuladen, zweitens ist das hier ja meine comfort zone („mein Tanzbereich…“) und als solche heimelig-chaotisch* und drittens bin ich so enge zwischenmenschliche Interaktion nach zwei Jahren Norwegen gar nicht mehr gewohnt und befürchte, nur Quatsch zu faseln oder mich mit Kaffee zu übergießen oder gar die Kollegin. Andererseits kann man ihre Kontaktaufnahme vielleicht auch so deuten, dass sie dringend ein paar Mommy-friends sucht. Ich hoffe es. Aufräumen werde ich natürlich trotzdem. Aber der Winter wird kommen und er wird lang sein und grau und da macht es zu mehreren einfach mehr Spaß, mit dem Kinderwagen seine Runden zu drehen. Deshalb habe ich mir überlegt, dass ich mich einfach mal drauf einlasse. Yeah. Jetzt müsste ich nur noch weniger nervös sein…

*lies: überall liegt Kram und es ist grenzwertig dreckig

Tag 25

Ein neuer Tag beginnt bekanntlich erst nach einer längeren Schlafepisode. Dementsprechend gilt das hier noch für gestern.

Der Bericht fällt auch kurz aus, da komplett fertig.

Muttisport Part II, Kondition. Trainerin schwanger. Keine Pippi diesmal. Mona. Wir hüpften auf Bällen. Interessant war das und anstrengend auch, aber nicht so doll anstrengend dass ich denke, joaaa, das hat nen Trainingseffekt. Naja, sehen wir mal wies weitergeht. Singen mussten wir auch, das Lied ist sehr norwegisch. Übersetzt geht es so:

Lauf im Wald, Lauf im Wald, Hacke Holz, Hacke Holz, Frier an den Füßen, Frier an den Füßen, Lauf lauf zur Mama heim.

Hmm ja.

Dann haben wir Freunde mit kleinem Baby besucht. Also, noch kleiner als unseres. Das war sehr nett, obwohl ich das Baby zweimal und mich einmal vorher umziehen musste wegen Babyverschmutzter Klamotten. Und sich das Baby dann auch noch bei den Freunden durchpillerte. Also mit geliehenen Klamotten nochmal umgezogen. Aber der Besuch war schön.

Dann zu Hause alles vorbereiten für den Besuch, der in diesen Minuten eintrudelt. Das ging so mäßig, weil das Baby am laufenden Band gebrüllt hat. Sogar im Tragetuch. Aber es hat irgendwie doch geklappt. Jetzt möchte ich aber gerne 8 Stunden am Stück durchschlafen, was nicht passieren wird.

Ach so: Marmelade kann anbrennen. Heute getestet. Ist nicht zu empfehlen.

Tag 13

„Wir“ haben heute „geputzt“ und „aufgeräumt“. Das lief ca. so ab:

Ich: „Wir müssen staubsaugen!“
Herr Rabe: „Ja.“

Dann hat Herr Rabe zwei Stunden lang Papier sortiert und ich hab das Baby bespaßt. Das Kind wurde etwas bekloppt und wollte die ganze Zeit was, allerdings natürlich nur von Herrn Rabe, der sich von seiner Papiersortiererei bereitwillig ablenken ließ. Als das Baby kurz mal schlief und dies auch nicht auf mir drauf tat räumte ich ein bisschen auf um mein Gewissen zu beruhigen und Herrn Rabe zu demonstrieren, worum es hier eigentlich ging. Irgendwann beschloss Herr Rabe mit dem Papiersortieren fertig zu sein, er muss ein geheimes Signal empfangen haben, dem Küchentisch war das fertig sein jedenfalls noch nicht anzusehen. Dann saugte er die Wohnung so gründlich, dass ich Zeit hatte mich in rotschäumende Wut herein- und wieder herauszusteigern. Immerhin war es danach sauber. So ist das immer mit Herrn Rabe: er macht Sachen so dermaßen gründlich, dass es mich wahnsinnig macht, schon allein aus Effizienzbestreben kann ich mich nicht so lange mit einer Tätigkeit aufhalten. Das Ergebnis spricht für sich, IMMER, aber während des Prozesses muss ich woanders sein, sonst reifen in meinem Kopf die Mordgedanken zu CSI-reifen Plots heran.

Jetzt auch schon wieder. Ich muss bloggen, weil er diese dämliche email mit den Fotos an meine Großeltern „schreibt“. Das heißt, er recherchiert seit einer Stunde was das perfekte Fotobearbeitungsprogramm wäre, was man benutzen könnte um nicht vorhandene Unperfektheiten unserer Kinder verschwinden zu lassen.

(Lesen Sie dann hier bald die Gegendarstellung von Herrn Rabe: „Dass Frau Rabe alles immer so schnell hinschmiert und nichts mal ordentlich macht, macht mich wahnsinnig!“)