Tag 1100 – Eingeschult!

Michel ist jetzt ein richtiges Schulkind.

Wir haben auch direkt einen Haufen Zettel zum Ausfüllen bekommen (zum Beispiel wird das Kind furchtbar schädliche 9 Stunden am Tag in der Schule verbringen, man stelle sich das vor, das arme Kind, hätten wir uns das mal eher überlegt, dann hätten wir den eben nicht bekommen, weil wir uns nicht leisten können, beide Teilzeit zu arbeiten*) und Michels Name wurde, da bin ich sehr sicher, beim Vorlesen vergessen. Aber das ist alles nicht so wichtig, wichtig ist das Ausflippen vor Freude über den Spidermanpulli und das „Danke, Mama!“.

Ein richtiges Schulkind. Hachseufz.

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Mein Meeting war leider ziemlich furchtbar, sie haben mich nach meiner Meinung zu Sachen gefragt, was soll ich da machen, lügen? Hab also meine Meinung gesagt, alles an der Tafel vorgerechnet und befürchte jetzt, dass es eher eine Frage von Wochen als Monaten ist, bis Konkurs angemeldet wird. Vielleicht sind’s auch nur Tage. Es ist alles nicht so sehr erfreulich.

Tag 1097 – Alles so spannend!

Meine beiden Kollegen und ich haben heute den Pilotreaktor in Betrieb genommen. Das ist ja schon ziemlich spannend, auch wenn das alles quick and dirty und genau genommen sehr Fußnagelhochrollend unsauber geschehen ist, aber wir haben ja nix und es ist eh nur um dem CEO und dem CFO, die am Donnerstag vorbei kommen wollen, zu zeigen, dass wir was tun. Bisschen ungünstig halt, dass der Chef (CTO, wobei, vielleicht bin das auch ich, man weiß es nicht so genau bei dem Laden) locker flockig durch die Berge wandert und der Rest die geballte Kompetenz von einem Maschinenbauer (in den Endzügen des Bachelors), einem Biotechnologen (in den Endzügen des Masters) und mir halt (noch nie mit Mikroalgen gearbeitet, aber einen PhD, immerhin, und Grundschulmathematik kann ich auch*) besitzen, was nicht viel ist. Aber egal. Alles für den Vorstand, alles für den Club.

Apropos Donnerstag: da wird ja Michel eingeschult und deshalb habe ich heute Zeug für die Schultüte besorgt. Jaja, nicht grad früh. Zum Ausgleich bekommt er auch keine mega fancy Sachen** sondern etwas besondere Stifte, Erstklässlerhefte zum Schreiben/Zahlen/Uhrzeit üben, einen Kinderkrimi aus seiner Lieblingsreihe und Anziehsachen. Ein bisschen Schlickerkram und, stimmt, ein Zip-Licht. Pippi kriegt auch eine kleine „Schul-„Tüte mit einem Ziplicht und einem Zahlenbuch, weil ich grad die Nerven einfach gar nicht habe, um empörtes Geheul während der Einschulung des großen Bruders aufzufangen. Meine Nerven werden ja damit beschäftigt sein, rechtzeitig beim Meeting aufzulaufen und dann einen, äh, souveränen Eindruck zu machen und nicht durchblicken zu lassen, dass ich am liebsten schreiend vor der Firma davonrennen würde.

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Auto-Lobhudelei: ganz viel Sachen entschieden, einige Sachen auch gegen leichten Widerstand durchgedrückt, nur wenig Haare gerauft bei „Warum hat denn niemand das Medium aus dem Kühlschrank geholt?“ und ich weiß seit heute dann auch, wie man mit dem Prius einem anderen Auto Starthilfe gibt. Und schamlos die neue Stelle in neue Bewerbungen eingearbeitet (Sachen entscheiden! Sachen durchdrücken! Sachen planen! Budgets ausrechnen!).

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*kleine Spitze, aus Gründen

**Ich bekam damals einen Anspitzer, das weiß ich noch, der war so schön. Aber es gab heute keine schönen. Ich bekam auch damals so dicke Buntstifte, die Stummel davon habe ich heute noch. Und eine Uhr, die habe ich aber irgendwann in der Schwimmbadumkleide verloren, irgendwie.