Tag 2359 und 2360 – Urlaubsvorbereitungen und sonst nix erzählenswertes.

Morgen fahren wir für eine gute Woche nach England, die Schwägerin besuchen. Wir sind teilweise deswegen schon sehr aufgeregt. Andere Teile sind tiefenentspannt, wie immer also.

Gestern war ich zu spät im Bett zum Schreiben.

Ansonsten beschäftigen mich grad Dinge, über die ich nicht schreiben kann oder eher möchte (klar kann ich). Aber es sind andere Leute involviert, oder ich würde meine Kinder beschämen oder Ähnliches, all das möchte ich nicht im Internet breittreten.

Krieg ist auch immer noch und ich hoffe wirklich, dass der Kriegsverbrecher und alle seine Kriegsverbrecherkumpels, Kriegsverbrecherhandlanger, Kriegsverbrechen Ausführende und diese ganze Propagandamaschine gleich mit sehr bald ganz achtsam aus dem Fenster fällt, ganz zufällig versteht sich, tragischer Unfall und so weiter. Es ist so abstoßend furchtbar, dass mir dazu die Worte fehlen und ich Nachrichten nach wie vor nur wohldosiert aufnehmen kann, bevor ich wieder irgendwas belangloses über irgendwelche Sportlerfamilien lesen muss um die Angst zu verscheuchen.

Tag 2330 – Ende 30.

Die Welt geht vor die Hunde, Baby, aber Leute haben trotzdem Geburtstag, sogar so signifikante Geburtstage wie der 37. passieren täglich überall auf der Welt.

Ich finde älter werden weiterhin im Großen und Ganzen gut. Die Haare werden grau, das Gesucht wird ein bisschen faltig, der Bauch, der Po und die Arme werden weicher (gut, das würde mehr Training vermutlich richten, ähäm). All das ist gut. Wehwehchen, hier mal Rücken, da mal Knie, werden schleichend mehr, das ist nicht so schön. Was aber eigentlich am Besten ist, ist, dass mir, ebenfalls schleichend, eine innere Scheißegalhaltung gegenüber äußeren Erwartungen wächst. Man kann’s eh nicht allen recht machen und der Versuch ist voll anstrengend, warum sollte ich das also tun? Bester Effekt des Älterwerdens. Wer weiß, vielleicht schaffe ich es sogar noch bis zum 20. Abijubiläum, die so weit auszubauen, dass ich da hin gehe und nicht, wie beim 10. den Organisatoren mit „eher schieße ich mir in den Fuß“ antworte.

Geburtstag war so weit allerdings unspektakulär. Ich habe mich sehr über viele Glückwünsche gefreut und mein bestes Geschenk ist ein sehr kleiner Kaktus/Sukkulent in Herzform von Michel, sowie dass sich die Kinder damit angefreundet haben, Essen zu gehen, und sich dort sogar benommen haben. Pippi hat der Bedienung im indischen Restaurant ein deutsches Buch vorgelesen, das war schon ziemlich niedlich. Der Kuchen ist lecker, wenn auch die Glasur nicht gut temperiert war und nicht knackig wurde. Herr Rabe hat sich um alle Kaffees des Tages gekümmert und war mit Michel beim Zahnarzt. Ich habe in Frieden gearbeitet und habe im Flow auch noch ein Meeting vergessen.

(Derweil behauptet der Kriegsverbrecher, er hätte von dem Krankenhaus gar nichts gewusst und überhaupt würde man keine Zivilisten angreifen. Ich habe keine Worte mehr für diese Abscheulichkeit.)

Tag 2329 – Ein bisschen Vorfreude.

Realitätsflucht Kuchen backen, weil ich Geburtstag habe. Morgen.

Derweil bombardiert der Kriegsverbrecher Kinderkrankenhäuser*.

Draußen kamen heute fast schon Frühlingsgefühle auf. Was eine signifikante Anzahl Tageslichtstunden so ausmacht, ist doch immer wieder verwunderlich. Es ist ja weiterhin alles mit einer dicken Schicht Eis bedeckt.

Sprich: im Kleinen alles prima, im Großen alles furchtbar.

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*nicht von unabhängigen Quellen verifizierte Information

Tag 2319 – Schlechte Menschen.

Hier stand ein langer, rechtfertigender Text darüber, warum ich den Krieg in der Ukraine nicht minütlich verfolgen kann und keine Meinung zu irgendwas, die über „Krieg ist böse, Krieg darf nicht sein!“ hinausgeht, äußern möchte. Aber den langen Text habe ich dann gelöscht. Die Leute in der Ukraine haben sich das nicht ausgesucht, viele Leute in Russland haben sich das nicht so ausgesucht und dass die Bilder jetzt belastend sind ist weiß Gott nicht ein Problem der Bilder, sondern das Geschehen IST furchtbar.

Es tut mir leid, dass ich mich dazu nicht mehr informieren kann, um dann besser Stellung beziehen zu können. Aus meiner komfortablen Warte raus bin ich immerhin nicht dazu gezwungen, aber auch das ist dieser Tage ja ein Privileg.

Tag 2316 – Zerschlagen.

Ich wachte auf mit dem Gefühl, vom Traktor überfahren worden zu sein. Mein Körper macht offenbar irgendwas mit der Impfung, es scheint viel Kraft zu kosten und führt zu Kopfschmerzen. Weil es aber absurd schwer ist, Termine zu bekommen, um einen norwegischen Pass zu beantragen, nahm ich meinen heutigen Passtermin trotzdem wahr. Weil der sonst nur YouTube guckt, nahm ich Michel mit. Und weil wir danach gut drauf und eh in der Nähe waren und mein Körper sich wieder dazu in der Lage anfühlte, waren wir dann noch bei IKEA. Und ich weiß nicht, ob es noch an der Impfung liegt oder an den Blumenbällchen, die ich da gegessen habe, aber zu Hause plumpste ich im Grunde nur noch aufs Sofa, schlief dort ein (zu den lieblichen Klängen von Minecraft) und wachte immer noch groggy, aber jetzt auch noch mit Magenkrämpfen auf. Ich habe schon länger den Verdacht, dass ich manche Fleischersatzprodukte nicht vertrage, ich muss das mal beobachten und schärfer eingrenzen.

Jedenfalls – Pass beantragen war total unspektakulär und irritierender Weise wurde nicht mal mein deutscher Pass entwertet. Vielleicht ist dafür die Bundesrepublik zuständig? Meine Daten wurden eingetöckelt, Pass kommt in der Post, bitte bezahlen, schönen Tag noch. Fun fact: ein norwegischer Pass ist wesentlich billiger als ein deutscher. In meinem neuen Pass werde ich nun auch nicht mehr bei meiner Größe lügen (Überbleibsel der Fehlannahme mit 15, dass ich sicher noch wachsen würde) und auf dem Bild sehe ich aus, als würde ich mich fühlen, wie vom Traktor überfahren. Tjanun. Dafür hatte ich mit Michel einen guten Tag, das muss ich ja auch mal sagen. War richtig schön, der Ausflug mit ihm.

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All das wirkt angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine komplett irrelevant (ist es ja auch), aber ich weiß einfach gar nicht, was ich dazu sagen soll. Es macht mich sprachlos, dieser morallose Lügner und spätestens jetzt auch Mörder.

Weil ich das eben gegoogelt habe und Michel das ständige Welt erklären und droppen von random facts ja auch nicht von ungefähr hat: die Grenze zwischen Norwegen und Russland ist 198 km lang.

(Jetzt werd ich bestimmt für immer überwacht.)