„Wie geht es euch?“ fragte die Nähmutter neulich (coronakonform per Messenger). „Naja“, schrieb ich, „Gut, aber die Ferien sind jetzt echt nötig, wir haben schon ne Woche Quarantäne hinter uns.“ „Oh“, schrieb sie zurück, „Quarantäne ist blöd. Ich fühl mich ja schon ohne Quarantäne ganz ausgefranst.“
Ausgefranst trifft es sehr gut. Die Kanten sind nicht mehr glatt, die Enden hängen lose rum und zum Vernähen, stopfen, umnähen, wasauchimmer fehlt inzwischen jede Kraft.
Man macht irgendwie weiter, immer weiter, tunnelblick und ab dafür, bloß nicht anhalten, bloß nicht zu viel nachdenken, es muss doch irgendwann mal vorbei sein, dieser März 2020.
Die einen lenken sich mit Belanglosigkeiten ab, die anderen haben nicht mal mehr dafür Energie.
Ich rede hier ausdrücklich nicht nur von mir. Ich sehe das um mich rum bei immer mehr Leuten. Selbst coronakonform per Messenger werden die Kontakte weniger. Die Fransen bei allen länger und verknoteter. Den fransigsten Eindruck machen auf mich (keine Statistik hier, rein Bauchgefühl) Mütter von Kindern unterhalb des Teenie-Alters. Ich hätte da Theorien, weshalb das so ist, stellen sie sich hier einfach einen fulminanten Rant auf das Patriarchat vor, aber selbst für den bin ich grad zu ausgefranst.
Passen Sie bitte alle auf sich auf. Das hier wird noch dauern* und danach werden keine Psychotherapieplätze vom Himmel regnen, um uns wieder zusammen zu flicken, im Gegenteil, dann können wir ja endlich alle wieder schön produktiv die Wirtschaft ankurbeln. (Hier Kapitalismus-Rant denken.)
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Etwas ganz anderes: ich wusste immer, dass es das geben muss, habe aber noch nie eins gesehen. Heute kitzelte es mich im Nacken:

Ich freu mich, als hätte ich grad eine wissenschaftliche Theorie bewiesen. Bester Moment des Tages, was sag ich, der Woche.
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*ich las da heute was, das war so desillusionierend (und auf Norwegisch), das zeige ich Ihnen nicht, um Ihre Fransen zu schonen.