Tag 2775 – Uhla, uhla.

Vielleicht hab ich mir den Magen ein bisschen verdorben, ich weiß aber nicht, an was das gewesen sein sollte. Vielleicht bin ich auch einfach so ein bisschen platt und sollte dringend einfach schlafen.

Hier ist irgendsoeine eklige Wetterfront, vorhin schneite es ungelogen handtellergroße, klitschnasse Schneeflocken, jetzt regnet es. Draußen steht schon wieder überall das Wasser auf dem Eis, alles ist feucht (Cardos wird also bei Minusgraden wieder von innen zufrieren) und das ganze ist sehr bah. Wetterfühlige Menschen wie ich kriegen da ja auch gern Kopfschmerzen von, wenn das Wetter ständig umschlägt, vor allem, wenn es wärmer wird. Weiter Richtung Küste ist auch richtig Sturm, da sind schon Brücken gesperrt und so weiter. Klimawandel macht doch immens Freude, nicht wahr?

Ansonsten heute fast ohne Re-Traumatisierung am IT-Projekt gearbeitet. Einzelpersonen da drin möchte ich aber schon ganz gerne mal… naja. Ich denke, ein Personalgespräch mit der Personalverantwortlichen zur Evaluierung einer möglichen beruflichen Umorientierung wäre angezeigt. Es gibt viele Möglichkeiten bei uns. Irgendjemand muss zum Beispiel die Kaffeemaschinen jeden Tag reinigen.

Anekdote: habe heute eine Stellenanzeige gelesen, in der Erfahrung mit folgendem gefordert wird (immerhin nur unter nice to have): „medicinal products revived from substance of human origin“. Habe dann sehr gelacht, vor allem weil niemand den Fehler auf Anhieb zu finden schien und sich alle fragten, was ich an Blutprodukten lustig finde. Meine eine U40-Kollegin schnallte es dann aber immerhin, als ich ein Voldemort-GIF postete.

Tag 2374 – What a scheissday.

Norwegen hat Hitzewelle. Die Temperatur stieg binnen Stunden um 15-20 Grad an, an der Küste ist Sturm mit bis zu 11 Meter hohen Wellen und stellenweise ist Extremregen. Wir sind eine der wenigen Ecken in ganz Norwegen, die keine Gefahrenstufe hat. Insofern voll Luxus nicht wegen Gefahr von Sturmflut, Lawine, Erdrutsch, Überflutung oder sonstwas evakuiert worden zu sein.

Bei mir reicht aber ein spontaner Temperaturanstieg von -4 Grad gestern Abend auf +10 Grad jetzt (+8 heute morgen) dicke für eine fulminante Migräne. Den Tag über war ich deshalb zu nichts zu gebrauchen. Als die Kinder nach Hause kamen, eskalierte erst das eine und dann das andere vollständig wegen Hausaufgaben, eins wegen Mathe, eins wegen Norwegisch, was weder Migräne noch Laune noch überhaupt irgendwas zuträglich war. Ok, hinterher waren die Kinder sehr gründlich ausgeheult und deshalb umgänglich, aber das war es nicht wert.

Hausaufgaben stinken total. Migräne stinkt. Wetter stinkt. Ab ins Bett und morgen früh aufstehen und versuchen, heute vergeudete Zeit reinzuholen. Stinkt auch.

Tag 2367 – Nichts zu erzählen.

Heute gut gemacht: mich bei der Arbeit durch richtig blöde Aufgaben gebissen, eigentlich nur durch eine, aber die ist Mammutmäßig groß und ich will echt nicht mehr aber es hilft ja nix. Zur Beruhigung lange Geige geübt.

Ansonsten: hier ist es kalt, viele Minusgrade draußen, und morgen soll es sehr viel schneien*.

Sonst war nichts.

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* Es wird dann auch wieder etwas wärmer. Aber mich beschäftigt schon sehr lange die Frage, warum es so sein soll, dass es nur bei wenigen Minusgraden schneit, bei vielen Minusgraden aber nicht. In meinem Kopf macht das nicht viel Sinn, denn dann wäre da, wo es immer sehr kalt ist, ja kein Schnee. Niederschlag muss ja auch, wenn er denn runterkommt, das in irgendeiner Form tun, das wird wohl in Form von Schnee sein. Es mag wegen der Temperaturen unwahrscheinlicher sein, dass dort Niederschlag fällt, da habe ich zu wenig Ahnung von, aber dass es aus mir unbekannten physikalischen Gründen nie schneit, fällt mir schwer zu glauben. Eher könnte ich mir vorstellen, dass ein bedeckter Himmel (gemeinhin assoziiert mit erhöhter Niederschlagswahrscheinlichkeit) wärmestauend wirkt und es sich unter den Wolken dann eben etwas aufwärmt. Dann wäre der kausale Zusammenhang aber andersherum. Also nicht „Es ist zu kalt, deshalb schneit es nicht“, sondern „weil es schneit [aus Wolken], ist es etwas wärmer, als wenn der Himmel nicht bedeckt wäre“.

Wegen sowas kann ich übrigens nicht schlafen.

Tag 2173 – Bereit für Gewitter.

Es wurde mir Gewitter versprochen angekündigt, so richtig mit Blitzen und Wasser von oben. Es zog sich zum Nachmittag hin auch zu, aus warm wurde schwülwarm und aus Kopfschmerzen wurde Migräne (und ein Apothekenbesuch, weil keine Triptane mehr im Haus waren). Nach dem Abendessen auf der Terrasse packte ich alles wieder zügig zusammen und brachte es ins Haus, weil ich damit rechnete, dass es bestimmt gleich sofort losgehen würde. Tat es aber nicht. Bisher war nix Gewitter und auch kein Wasser, nur alles Unangenehme, was ein drohendes Gewitter mit sich bringt (in meinem Fall: Migräne, Kreislauf und von Gewittertierchen bekrabbelt werden). Die Pflanzen draußen lechzen weiter, aber das fühlt sich in so einer Situation ja auch albern an, extra Wasser auf die Beete zu kippen.

Das ist ein wenig unbefriedigend. Wie niesen müssen, aber nicht können.

Tag 2016 – Eingeweiht.

Meine Nähecke ist fertig und ich bin heute seicht eingestiegen mit einer Schlafanzughose aus dem Rest grauen Bettwäscheflanell. An die Hosenbeine müssen noch Gummizüge, aber ansonsten bin ich sehr zufrieden, sie ist flauschig und warm und bequem und die Gummizüge sind morgen schnell gemacht. Heute muss ich schlafen.

Hier schneit es übrigens seit vorgestern sehr viel, also wirklich viel, ich schätze, es sind noch mal 30-40 cm dazu gekommen. Morgen und Freitag soll es dann sehr, sehr viel regnen, obendrauf auf den Schnee, bei 3-4 Grad. Freitag dann auch Sturm und danach wieder Minusgrade, in einer Woche wieder -11. Wir werden hier also vermutlich einfach glasiert. Da fällt das Social distancing auch extra leicht, wenn man sich vor der Haustür den Hals bricht.

(Bin übrigens heute zum ersten Mal in diesem Winter hingefallen. Ich will sofort den Knirscheschnee zurück.)

Tag 155 – Laaaangweilig

Unspektakulärer Tag heute. Das Baby war nach der gestrigen Impfung noch etwas mitgenommen und hat die erste Tageshälfte eigentlich komplett verschlafen. Dann haben wir Mittag gegessen: Rest vom Reis mit Scheiß von gestern und vorgestern für mich und etwas Karotte und Reis fürs Baby. Merke: Reis ist noch echt schwierig, selbst zu essen, wird aber gerne vom Löffel probiert. Was etwas lustiger war, war dass das Baby auch unbedingt mein Getränk (der ewige Stilltee…) probieren wollte. Ich tat also ein minibisschen in einen Spielzeugbecher und ließ es nippen. Der Gesichtsausdruck des Babys changierte daraufhin zwischen „Willst du mich vergiften???“ und „Das ist ja toll, gib mir mehr davon!“, und das bei jedem Schluck aufs Neue. So hatten wir unseren Spaß, bis mir einfiel, dass wir heute noch einkaufen mussten. Heute Kleinigkeiten, morgen Großeinkauf, so dachte ich, aber Herr Rabe dachte anders und so holte er uns zu Hause ab, dann holten wir das Kind, während er im Kindergarten war schrieb ich im Auto den Einkaufszettel fertig und dann gingen wir alle zusammen Einkaufen. Jetzt haben wir fast alles was wir bis nächsten Dienstag brauchen und können theoretisch eingeschneit werden. Nicht dass es schneien soll, die Vorhersage ist Saukalt – eventuell Schnee am Wochenende – Saukalt, sodass ich an den Schnee nicht recht glaube. Aber wir werden sehen. 

Heute geht’s mal früh ins Bett, morgen muss ich um viertel nach Acht beim Arzt sein, das heißt ich muss um viertel vor acht das Kind im Kindergarten abgeliefert haben, das heißt, es frühstückt da, das hat bei dem neuen Kindergarten noch nie so recht geklappt, wird also spannend. Und danach hat das rosa Frauenfitnessstudio „Magic Thursday“ mit drölfzig Extrakursen und Gedön und weil ich ja Mitglied bin kostet mich der Spaß nichts extra. Deshalb gehe ich morgen zum Babymassagekurs (hoffe doch sehr, dass die Babys uns gut massieren, höhöhö) und zu „Mama und Mini Magic“, was auch immer das sein mag.

Im Zuge des Liebster-Award-Artikels noch mal wehmütig daran gedacht, dass ich damals mit der noch ziemlich kleinen Babykugel im Regenponcho in der norddeutschen Pampa unter 69.999 anderen Leuten geweint hab, weil Blink182 einfach so eine unfassbar gute Show abgeliefert haben (und ich ein emotionales Hormonopfer war). 

Tag 53 – A-Phase

Das Kind aus dem Kindergarten abholen ist im Moment immer mein Projekt des Tages. Es ist ja schön, dass es gerne in den Kindergarten geht, so gerne, dass es gar nicht mehr nach Hause will. Es ist auch schön, dass es immer selbständiger wird, einerseits was praktische Fähigkeiten (also Schuhe anziehen, Jacke anziehen, Helm aufsetzen usw.) aber andererseits auch was Entscheidungen treffen (also diese Jacke, diese Schuhe, ich hab aber jetzt Hunger) angeht. All das macht am Ende das Leben mit dem Kind einfacher, aber der Weg dahin scheint mir grad unendlich lang. Denn dieser Weg ist mit unfassbarer Langsamkeit, Unentschlossenheit, Misserfolgen und Wutausbrüchen gepflastert. In der Zeit, die das Kind braucht um sich Schuhe auszusuchen, kann ich das ganze Haus putzen. Und am Ende muss ich ihm die Sommercrocs wieder ausreden, es folgt ein Wutausbruch sondergleichen. Vorauswahl treffen hilft dabei mäßig. Und hat es dann endlich Schuhe/Jacke/wasauchimmer gefunden, braucht es ca. tausend Stunden um sich anzuziehen. Besonders im Kindergarten treibt mich das schier in den Wahnsinn, denn das Treppenhaus da ist winzig klein, ständig wollen andere Eltern hoch oder mitsamt ihrer nicht in einer Zeitlupe gefangenen Kinder wieder runter, meistens brüllt das Baby herum, ich hab Hunger oder muss aufs Klo oder bin einfach nur geschafft vom Tag. Antreiben scheint statt Beschleunigung des Aufbruchs den gegenteiligen Effekt zu haben, das Kind wird nur noch langsamer in seinem Tun oder es fällt ihm ein, dass es unbedingt JETZT seine Weintrauben aus der Brotdose essen muss oder es muss nochmal ganz dringend aufs Klo. Oder es teilt mir mit, dass es halt nichts anziehen will. So. Will es nicht. Gut, da in unserer Beziehung ein „Ich will das aber!“ das „Ich will aber nicht!“ einer anderen Partei nicht automatisch wegen irgendwelcher Hierarchien schlägt, hilft ja nur Argumentieren und aufs Beste – also Verständnis – hoffen. Heute zeigte ich also die Vorteile von Bekleidung bei den hiesigen Witterungsbedingungen auf. Das Kind war sich aber seiner Sache sehr sicher. Und so fuhr es dann ohne Schuhe nach Hause.

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(
Die Jacke hat es nur an, weil ihm auf halbem Weg dann doch klar wurde, wie kalt sich 8 Grad bei Sturm und Regen anfühlen.)

Der Vorteil der Aktion war, dass wir schon nach 2 Minuten Diskussion aufbrechen konnten. Der Nachteil ergab sich zu Hause, als ich die dreckigen und nassen Socken in die Wäsche wandern ließ und das Kind einen Wutausbruch bekam, weil die Socken ja gar nicht dreckig seien. Bzw, wenn die Socken in die Wäsche müssen, dann der Schlüpfer aber auch. Und so erklären sich dann auch die sich meterhoch auftürmenden Wäscheberge im Hause Rabe.

P.S. Jemand liest sich scheinbar grad den ganzen Blog durch. Herzlich Willkommen, fühl die wie zu Hause, ich hoffe, dich stört das Chaos nicht! <3

Tag 49

Es ist kalt, feucht und die Blätter fallen von den Bäumen. Dann wird es jetzt wohl Herbst. Ich persönlich finde Herbst ja gut eigentlich, schließlich ist mir im Sommer immer zu heiß und als hellweißer Hauttyp bin ich auch ungern in der Sonne. Allerdings hat sich das geändert, seit wir in Norwegen wohnen, weil hier der Sommer, wenn auch viel zu kurz, so doch klimamäßig perfekt ist. Will sagen, 25 Grad, Sonnenschein, ein bisschen Wind vom Fjord (riecht fast wie Meer). Dadurch hat der Herbst aber auch all seinen „Puhhh, endlich nicht mehr so heiß“-Charme verloren und dementsprechend finde ich jetzt 8 Grad und Morgennebel nur mäßig schön. Vor allem, weil das jetzt so weitergeht bis Dezember, dann gibts Schnee, der ist dann bis März (oder Mai), Frühling lässt ewig auf sich warten und ist entweder sehr sehr kurz (2014) oder sehr sehr lang und regnerisch und doof (2015). Herbst: 4 Grad und Regen. Tolle Aussichten. Und Stillbedingt kann ich Wollpullis nicht tragen, dann hat das Baby dauernd Wollfussel im Mund und außerdem kann man die so schlecht hochschieben, dann hat man so ne dicke Wollwurst unter den Achseln und kann das Baby kaum noch erahnen. Alles irgendwie suboptimal. Oder ein Grund, doch mal Stillkleidung zu kaufen. Aber dann sieht man immer sofort: Aha! Die stillt also (noch)! Meh.

Was aber gut ist am Herbst: endlich ist es kalt genug, de Baby seine von Freundin A. selbst gestrickte Bommelmütze aufzusetzen und Die. Ist. So. Süß.

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Liebe Freundin A.: vielen vielen Dank nochmal! <3 (Das Kind will übrigens, dass du zu seinem Geburtstag kommst. Ich glaube, es ist ein bisschen verliebt in dich!)

Falls Sie sich fragen, warum ich da einen Waschlappen zwischen mich und das Kind geklemmt habe: Ich schwitze viel und das Kind hatte dann nach dem Tragen immer so nen Schwitzeschmadder im Gesicht, bis ich diese geniale Technik entwickelt hab. Hilft auch etwas um eventuelle Babykotze aufzufangen. Jedes Kind in unserem Haushalt bekommt zur Geburt 40 Waschlappen (aus dem großen gelb-blauen Möbelhaus). Damit werden dann Popos abgewischt, als Windeleinlage genommen, der Wickeltisch abgedeckt, Schwitzerei vermieden, Stillsabberei vermieden, Babykotze weggemacht, später Essen aus dem Gesicht entfernt (Und vom Tisch, Essplatz, Stuhl…), Schnodder weggemacht, Kindergartendreck abgerubbelt und manchmal benutzen wir sie sogar als Waschlappen.

Man kann bei schlechtem Wetter auch prima in der Wohnung verstecken spielen. Allerdings ist das Kind da scheinbar noch zu doof klein für.

2015-09-26 15.05.09

War noch was heute? Ach ja, ich bin jetzt Vollmitglied in dem pinken Muttisport-Fitnesstudio. Und ich werde jetzt anfangen, dieses Buch zu lesen. Meine Erwartungen sind nach „The Corrections“ und „Freedom“ extrem hoch. Ich werde berichten.

2015-09-22 14.23.15