Auch, was war das schön, damals, als Michel ein Baby war. Er schlief im von Herrn Rabe selbst gebauten Beistellbett direkt neben mir. Meistens lief es so ab: Michel wurde gestillt, gewickelt und dann in seinen Schlafanzug gepackt, eingepuckt, ins Bett gelegt und schlief dann recht fix ein. Wir konnten sogar rausgehen, während er noch wach war. Übers Babyphone hörte man exakt nichts und irgendwann tiefe Babyschnaufatemzüge. Ich klopfte mir feste auf die Schultern und fand, ich müsste ja alles richtig gemacht haben, dass mein Baby so super einschläft. Auch wenn er natürlich nicht durchschlief, ich stillte mehrmals nachts, aber da ich damals noch nicht raushatte, wie man im Liegen stillt, war ich ja eh jedes mal wach und legte ihn, sobald er satt war, wieder in sein Bett zurück. Später bekam er die Flasche nachts, aber auch der Mann legte ihn nachts wieder zurück. Als Umzugsvorbereitung wollten wir eine Beistellbettentwöhnung machen und stellten sein neues Babygitterbett immer weiter von unserem Bett weg. War auch kein Problem.
Dann zogen wir nach Norwegen, alles war furchtbar aufregend, Michel schlief quasi mit Kindergartenanfang gar nicht mehr und schon gar nicht in seinem Bett. Stunden, wirklich Stunden im Plural und GROß verbrachten wir als Einschlafbegleitung neben dem selben versch*ssenen Babybett, in dem er doch in Deutschland noch prima geschlafen hatte. Und er schlief nicht. Er erzählte, stand wieder auf, rüttelte an den Gittern, hopste in seinem Schlafsack. Wir bauten die Gitter ab, weil wir dachten, dass er sich vielleicht eingesperrt fühlt. Er hopste nicht mehr, war aber trotzdem nach dem Hinlegen noch ewig wach und laberte uns Knöpfe an die Backe. Wir sangen, wir lasen vor, wir verhielten uns möglichst langweilig und nicht-responsiv, NICHTS half. Und immer wenn er dann eingeschlafen war, ging der Zirkus nach maximal zwei Stunden von vorne los. Gerne auch mit Brüllen. Ich glaube, es dauerte keine drei Wochen, bis wir die Segel strichen und Michel, wenn er nachts wach wurde, zu uns ins Bett holten. Wo er dann mehr oder weniger gut weiterschlief, aber allemal besser als in seinem Zimmer, wo ja jemand dann auch auf dem kalten Fußboden neben ihm hocken musste. Stundenlang. Interessanterweise konnte er ab da auch besser einschlafen – war ja eh nur für ein paar Stunden. Nach einem viertel Jahr ca. Hatte Michel raus, dass er auch einfach zu uns kommen kann, statt uns übers Babyphone wachzubrüllen uns sich holen zu lassen. Und kam fortan von selbst in unser Bett gekrochen. Heute weiß ich: das war der Anfang vom Ende. Damals dachte ich: Der wird schon nicht für immer in unserem Bett schlafen wollen.
PUSTEKUCHEN! Dieses Kind wird vermutlich auch noch mit 15 seine*n erste*n Partner*In mit in unser Bett schleifen! Ich kriege bekanntermaßen schon bei zu viel Nähe zu viel und dann ist das ja nicht nur Nähe! Familienbett, das klingt kuschlig und nach süß duftenden Babyfüßen und kleinen Babynasen, die niedlich rumschnaufen. Vergesst es! Familienbett ist kleinkindliches Zähneknirschen, Schnarchen wegen vergrößerter Polypen, Füße, die sich in den Unterhosenbund mogeln und dann mit den Zehen das Gummi schnippen lassen, Hände mit rasiermesserscharfen Fingernägeln, die sich unter den Rücken schieben, Beine, die sich auf volle Blasen legen, Arme, die einem volle Möhre in das schutzlose, weil verdammt noch mal schlafende Gesicht hauen. UND DABEI SCHLAFEN DIE! Es kommt noch das nicht-schlafen hinzu, wenn man dann nachts direkt ins Ohr gebrüllt bekommt, Banane verfüttert, das Bett abzieht, weil unverdaute oder verdaute Flüssigkeiten drin gelandet sind, wenn man mit Wutanfallzwergen wrestelt, die mit allen Vieren auskeilen, weil ihnen hinter dem rechten Ohr was juckt und sie das nicht mitteilen können, weil sie mit „NEIIIIN!!! NEIIIIIN!!!“-Brüllen beschäftigt sind. DAS, meine Lieben, ist Familienbett. Und ich sag das jetzt mal nicht durch die Blume: Sex hat man auch nur noch alle Jubeljahre. Einstmals hatten Herr Rabe und ich ein erfülltes und reges Sexleben. JETZT HABEN WIR DAS GOTTVERDAMMTE FAMILIENBETT! Was ein Tausch! Lose-lose! Ich höre schon die süffisanten „also man kann ja nicht nur im Bett…“-Kommentare, und soll ich euch was sagen: Das geht euch nen Scheiß an, wo ich gern Sex habe. Solange das nicht auf Eurem Küchentisch ist, jedenfalls. Und im Übrigen ist für mich das Bett nicht nur ein Ort für entweder Schlafen oder Sex. Ich kuschle zum Beispiel gern mit dem Mann. Ja, das können wir auch auf dem Sofa. ABER DAS IST NICHT DAS GLEICHE! Ich habe auch große Teile meiner Master- und kleinere Teile meiner Doktorarbeit im Bett geschrieben. Weil das Bett der beste Ort der ganzen Welt ist! Ich lese da, ich regeneriere da und all das geht nur mittelgut, wenn ich auf 20 cm an den Rand geschoben werde und mir „ööhnnnn, öhnnnn!“ Ins Ohr gestöhnt wird, weil mein funzliges Leselicht an ist und man da ja nicht schlafen kann. Kleiner Tipp, Kind: in deinem eigenen Bett ist Platz und es ist dunkel und keiner atmet für deinen Geschmack zu laut!
Was ich auch nicht mehr hören kann: Ihr braucht ein größeres Bett. Nein. Dieses Kind würde auch in einem doppelt so großen Bett auf mir drauf liegen wollen. Dann wären eben 2 m Bett leer, 1 m Herr Rabe, 20 cm Michel und ich. Noch so was: macht doch ein Matratzenlager! WIE WOHNLICH! Und so gesund! Matratzen auf den Boden legen ist mindestens wegen Rücken, aber auch wegen Schimmel eine echt schlechte Idee. UND ICH WILL DAS AUCH EINFACH NICHT! Das ist mein Schlafzimmer, mein Tanzbereich, es reicht, dass alle anderen Räume von den Kindern gekapert sind und ich noch mindestens 10 Jahre drauf warten darf, alles wieder so einzurichten, wie ich das will (ich werde mindestens 5 Jahre lang in sterilen, weißen und äußerst karg eingerichteten Räumen leben. Im Wohnzimmer möchte ich eine Badewanne mit Löwenfüßen und eine lila Chaiselongue, der Rest bitte weiß und WENIG! Das wird schön). Es wird in meinem Schlafzimmer kein Matratzenlager geben, fertig.
Was übrigens fast das allerschlimmste ist: ich kann noch nicht mal sagen, dass ich was falsch gemacht hab. Oder besser, wir was falsch gemacht haben. Denn Pippi, die von Anfang an das Beistellbett blöd fand und Schlafsäcke und einpucken auch und die deshalb schon als Minibaby (OH SCHRECK!) direkt mit uns im Bett schlief, die schläft inzwischen im Grunde recht gut in ihrem Bett ein und oft auch durch (minus Bananenhunger). Das war ne harte Woche und dann ging das. Michel hingegen, wenn der nachts wach wird (meistens weil er pullern muss, manchmal aber auch WEIL NIEMAND DA IST MIT DEM ER KUSCHELN KANN) und wir auch nur versuchen, ihn in sein Bett zurückzubringen, fängt er an zu weinen und schläft dann einfach nicht wieder ein, wenn wir ihm sagen, dass wir uns zum Einschlafen zu ihm legen. Der ist so stur, oder hat so viel Angst, allein gelassen zu werden (wohlgemerkt während Pippi unter ihm im Bett ihre nicht-so-super-niedlichen Kleinkindschnarcher von sich gibt), der kann sich dann ewig halb wach halten, alle Antennen auf Empfang, und sobald wir aus dem Bett kriechen, kommt er hinterher. ICH. WERD. IRRE! Aber das andere Kind hat die Kurve ja prima gekriegt, alleine schlafen können scheint also auch wieder so eine Typ- statt einer Erziehungssache zu sein und ich wette, Michel gehört zu den Kindern, die dafür eben länger, so ca. bis zum Auszug, brauchen. Kommt mir nicht mit Hirnentwicklung, ey.
Es muss aufhören, dieses Familienbett, denn ich hassehassehasse es. Hartes Wort, dreimal wiederholt, weil: so isses halt.
Das kann ich sooo nachfühlen und verstehen! Ich habe mein Kind nur wenige Nächte in unserem Bett ertragen. Ich habe in dieser Zeit fast nicht geschlafen. Ich brauche Platz zum Schlafen!
Danke für diesen Beitrag. Ich fühlte mich immer unmöglich deswegen (besonders, weil anscheinend alle anderen es superkuschlig mit Kind im Bett finden).
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Oh, wie kommt mir das bekannt vor, ich war ebenfalls am Rande des Wahnsinns, obwohl bei uns immer der Vater mit ran mußte beim Einschlafen etc., das Kind aber im Schlaf immer auf mich drauf wollte/rollte.
Als dann Kind dann ein „großes“ Bett bekam (ca. mit 5 1/2), dachte ich schon darüber nach, selber drin zu schlafen, allerdings stieg das Kind am ersten Abend rein, schlief alleine ein und der ganze Spuk war vorbei (wobei ich sehr sehr lange dem Frieden nicht getraut habe).
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Danke, wir sind nicht allein! Hier ziemlich ähnlich, ergänzt durch unablässiges Brustgrabschen der zweijährigen Tochter. Ich hasse es auch, bin aber zu müde und resigniere …
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So ist es! Punkt!
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Unsere Lösung war, dass ich Anstalten gemacht habe, ins Kinderzimmer zu ziehen. Ich habe klar gemacht, dass ICH ohne eigenes Bett nicht sein kann. Uii, da war was los!
Dadurch hat sich der Schauplatz vom Elternbett auf das Kinderbett verlagert. Wir haben gleichzeitig das Kinderbett neu gestrichen, das Kind dürfte die Farbe raussuchen und es war klar, dass ihm das „neue“ Bett nicht gehören würde, wenn es nicht drin schläft. Es wollte dann gar nicht mehr raus… Hinterher ist man immer schlauer: bei uns war es einfach nur ein Machtkampf, der sich auf der falschen Seite abgespielt hat.
Viel Glück!
Kari
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Ich musste noch nie so hart lachen, wenn ich dachte dass ich eigentlich grade Mitgefühl habe und ich sehr verstehe wie kacke das ist. Tut mir leid, schreib halt nicht so ulkig.. ;-)
Was Sinnvolles weiß ich leider nicht, daher drück ich dir einfach die Daumen dass er dich bald satt hat.
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Kann ich sehr sehr gut nachvollziehen. Aber wäre nicht jetzt eine Gelegenheit das Thema mal endgültig anzugehen? Ich meine, da Sie im Augenblick nicht arbeiten,( ich weiß ich weiß, der Tag ist trotzdem voll), haben sie aber die Chance, Schlaf auch am Tage, wenn Mann und Kinder aus dem Haus sind, nachzuholen.
Also den jungen Mann konsequent und stumm in sein Bett verfrachten und rausgehen. Hundertmal und tausendmal. Keine lange Einschlafzeremonie. Rausgehen. Evtl. Mann und Tochter bei Freunden übernachten lassen. Klingt jetzt hart, aber so geht es nicht weiter. Sie sind am Rande ihrer Kräfte und das ist Sch…
Liebe Grüße und mein absolutes Mitgefühl
Bea
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Liebe Frau Rabe, verzweifeln sie nicht, alles wird gut. Es passiert von von einem Tag auf den anderen, dann schlafen die Racker im eigenen Bett, bzw Zimmer.
Mein Sohn war 6,5 Jahre alt er beschloss in seinem Bett und allein zu schlafen! Vorher ging gar nix: „ihr seid 2, ich bin allein, ich will nicht allein schlafen …“ Nach dieser Ansage fiel mir kein Gegenargument mehr ein….. Ich dachte auch wir werden seine Freundinnen später bei uns im Bett haben!!
Aber wie schon geschrieben, erledigt sich alles von allein
Ganz liebe Grüße aus Wien
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Liebe Frau Rabe!
Sie haben N I C H T S falsch gemacht. Sie sind eine tolle Mama! Die Situation war so, die Familienbettsituation hat geholfen, alles gut.
Jetzt hilft die Situation noch Michel, aber Ihnen nicht mehr. Verständlicherweise – ich kann auch nicht mit meinen Kindern im Bett schlafen. Und ob sich die Situation von alleine erledigt – hoffen kann man, aber nicht darauf vertrauen.
Und wenn Sie jetzt sich noch ein paar Wochen erholt haben (sie müssen wirklich fit sein und Herrn Rabe dabei haben) , könnten Sie ja vielleicht die Geschichte mal angehen. Das wird ein Machtkampf (und glauben Sie mir, ich habe drei von der Sorte, ich kenne das), aber das wird. In den ersten zwei Nächten wird es unerträglich sein, aber Ihr süßer Michel ist ja nicht mehr so klein, dass er gar nichts begreift. Sie müssen „nur“ Ausdauer haben. Und dann schläft er ganz sicher auch in seinem Bett und Sie haben Ihres wieder. Natürlich darf Michel den verlorenen Nachtschlaf nicht komplett am Tag nachholen. Ich weiß, das würden anstrengende Tage (nicht Wochen ) werden .
Und die Bananen-Pippi kann auch ohne Banane schlafen (das wäre dann ein nächster Schritt) und Sie hätten Ihren Nachtschlaf und Ihren Rückzugsort wieder.
Ich drücke Ihnen die Daumen!
Julika
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Mir fehlt in Ihrer Aufzähliung noch das windmühlenartige Armeschleudern und das Nasebohren mit diesen verdammt kleinen langen Fingern, die rasiermesserscharfen Fingernägel hatten Sie ja erwähnt.
Wir haben die Variante mit Elternbett im Schlafzimmer und großer Matratze (1,40 x 2 m) im Kinderzimmer gewählt, damit wenigstens einer von uns Eltern in Ruhe schlafen kann. Erfreulich oft dürfen wir inzwischen sogar beide, aber pssst.
Ich plädiere übrigens für Nachsicht mit Michel, seine Mutter war in letzter Zeit ja etwas strapaziert. Das Thema läuft Ihnen nicht weg – und wenn doch, um so besser.
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Ich drücke die Daumen, dass sich die Situation bald zum Guten auflöst.
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Oh wie gut kenne ich das. Der kleine Sohn (jetzt 11) kam bis kur vor seinem Schulanfang (damals fast 7) jede Nacht in unser Bett gekrochen. Ich konnte es zum Glück gut aushalten; auch wenn mir an manchem Morgen der Rücken weh tat. Manchmal bin ich dan auch einfach in sein Bett gezogen. Funktionierte komischerweise.
Aber jedes Kind ist anders. Ihr seid außerdem nicht allein.
Ich bin mir sicher, irgendwann wird er in seinem eigenen Bett schlafen (die Frage ist nur wann ;-) – aber sicherlich nicht erst mit 15)
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