Mehr heute aus Gründen nicht. Es ist alles gut, machen Sie sich keine Sorgen.
Monat: Oktober 2019
Tag 1521 – Keine Form.
„Pippi hat keine Form!“ rief mir ein Kind entgegen, als ich, viel früher als sonst, nach einem dieser berühmten Anrufe, im Kindergarten war. Und tatsächlich – Pippi war nicht in Form. Zwar auch nicht richtig mega schlimm doll krank, aber müde und nölig und hatte auch etwas Temperatur. Auf dem Weg nach Hause meinte sie dann, sie wolle auf dem Sofa schlafen, „mit Maulio Pony“. So konnte ich immerhin fertig arbeiten aber eigentlich hatte ich mir den Nachmittag anders vorgestellt. Dass Herr Rabe dann auch noch viel später als gedacht (also wirklich viel später, so knapp drei Stunden später) nach Hause kam, ich keinen Sport geschafft habe, viel zu wenig schlafe und ein Loch in meiner Strumpfhose ist, brachte das Fass so weit zum Überlaufen, dass ich zwischenzeitlich beide Kinder aus der Küche werfen musste um mal kurz durchzuatmen* und mir einzureden, dass das mit dem Kuchen bestimmt noch hinhaut. Ist ja auch noch ewig hin bis zu Michels Geburtstag, quasi eine ganze Stunde. Kein Problem.
Ich könnte einfach vor Überforderung heulen, vor Schmerzen auch. Alles entgleitet mir. Ich hab auch keine Form, glaube ich.
*aus. Laut.
Tag 1520 – Hachja.
Die lieben Kleinen.
Erst hab ich heute Pippi im Schlafanzug zum Kindergarten* gebracht, weil sie sich absolut nicht umziehen wollte. Also frischen Schlüpfer an und die Schlafanzughose wieder angezogen. Ich wünschte jetzt, ich könnte so supermuttimäßig damit rumprotzen, wie toll Pippi nach diesem Zugeständnis den Rest des Morgens mitgemacht hätte, aber, wen überrascht’s, das Kind kann auch prima im Schlafanzug im Flur auf dem Boden liegen und sich jeder Zusammenarbeit einfach aus Prinzip verweigern.
Im Kindergarten lief sie dann aber sofort zu den anderen Kindern um zu verkünden: „Das ist mein sove… äh Schlafisssuk!“ Ich bin halt nicht die einzige Sprachverwirrte hier. (Pysj heißt es auf Norwegisch.)
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Michel plant Großes: 
Schlimm, schlimm**, da bin ich auf Inspektion.
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Michel ist wohl heute in der Schule irgendwie von einem Mitschüler geschlagen worden. Die Lehrerin rief an, weil Michel sehr doll geweint hat. Wir haben darüber geredet, Michel und ich, und er möchte, dass die Lehrerin noch mal mit dem anderen Kind schimpft, das hat sie zwar schon getan, aber Michel hat es nicht mitbekommen und da greift bei Michel der Mechanismus „Pics or it didn’t happen“. Armer Zwerg. Und was geht bitte bei nem Kind das bei nem kleinen Disput direkt erst mal anderen Kindern ins Gesicht boxt?
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Jetzt liege ich mit Pippi im großen Bett und sie kann nicht wieder einschlafen. Zum, ich glaube, zweiten Mal überhaupt, hat sie sich nämlich im Bett eingepullert und das war offenbar sehr schlimm, und auch dass wir dann keine Möhrensuppe*** aus dem Hut zaubern konnten, war sehr schlimm und überhaupt, warum ist nicht jetzt Aufstehzeit?
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*Die Kindergärtnerin nur so „Jaja, das kenne ich, pick your battles. Das ist es nicht wert, morgens ne Stunde zu streiten.“
**Ich weiß nicht mehr, woher das kommt. Irgendein Sketch oder ne Serie. Jedenfalls ist das ironisch gemeint und man muss das in so einem resignierten Tonfall sagen (oder halt lesen) und zwischen Herrn Rabe und mir ist das so eine Standardredewendung.
***Wie auch immer sie darauf kommt, dass wir Möhrensuppe haben sollten.
Tag 1519 – Wort des Tages.
Tenketank. Wir beim Staat sprechen Norwegisch und da wird brutal eingenorwegischt. Beispiele:
- Audit trail – Revisjonsspor
- Back-up – Sikkerhetskopiering
Und jetzt eben
- Thinktank – Tenketank
Herrje. Und da soll man ernst bleiben, wenn der oberste Oberdirektor die ganze Zeit tenketank sagt. Kadonkadonk, sagt RuPaul in meinem Kopf.
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Michel hat heute zum ersten Mal mit seinem Kumpel ganz allein den Bus genommen. Mein Baby! Sie sind zum Kumpel gefahren, da hat sie die Oma an der Bushaltestelle abgeholt und das war alles so abgesprochen und hat auch alles gut geklappt, aber irgendwie bin ich noch nicht so weit, dass ich entspannt mein Kind mit dem Bus durch die Gegend gondeln lasse. Also war ich unentspannt.
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Apropos bin noch nicht soweit: hier hat’s heute geschneit und es ist auch liegen geblieben. Ich möchte das echt vor Michels Geburtstag noch nicht.
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Apropos Sprachwirren und geschneit: der Nachbar, der mit einer Deutschen verheiratet ist, fragte heute mit seinem putzigen Akzent „Wie geht es?“ und ich grunzte „Ugh, ja, Schnee, bläh, ich bin noch nicht…“ und dann fehlte mir das Wort fürs norwegische „klar“ „fertig? Nein. Ich bin noch nicht bereit. Soweit! Ich bin noch nicht soweit.“
Meine Muttersprache geht langsam flöten. Es ist besorgniserregend. Ich bin noch nicht fertig dafür.
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Tenketank. Kadonkadonk. Gnihihi.
Tag 1518 – Nix neues.
Alltag halt. Ohne Herrn Rabe, der kommt gleich erst nach Hause. Ich liege im Bett und habe einen Ärmel abgesteckt, jetzt mache ich gleich das Licht aus, wenn Herr Rabe zu Hause ist.
Arbeit: habe eine überaus wirre Mail an meine Chefin geschrieben – als ich sie noch mal las weil ich mich wunderte, dass ich noch keine Antwort bekommen hatte, merkte ich, dass das wohl keiner, der nicht in meinem Kopf ist, verstehen kann. Ok, genau genommen nicht mal dann weil ich auch halbe Sätze weggelassen hab. Das muss ich wohl morgen erklären, das kommt davon wenn man aus der T-Bane vom Handy noch schnell Mails schreibt.
Tag 1517 – Örgs.
Hässliche Zahl. Dachte, vielleicht wird’s mit der Quersumme besser, aber die ist 2×7, die 7 ist einfach immer da, Irgs.
Aber so fühle ich mich generell heute. Machste nix. Depri-PMS-Tag, kein Antrieb, keine Wut mehr dafür grundlos traurig, alles Käse. Es wurde erst besser, als ich zweieinhalb Stunden gearbeitet hatte, der Batzen „Muss unbedingt noch!“ schabte fies im Unterbewusstsein herum. Jetzt ist es erledigt.
Ich hab die Kinder so lieb. An so Tagen wie heute, wo ich gleichzeitig alleine irgendwo rumliegen und mich genüsslich bedauern will und mir eine Bullerbü-Welt wünsche, in der die Kinder der (ja schon irgendwie) kranken Mutter Tee und Zuckergebäck ans Bett bringen, fällt mir das immer noch mal extra auf.
Michel kann jetzt langsam flüssig lesen. Man merkt, dass er nicht mehr jeden Buchstaben einzeln erfasst sondern langsam ganze Silben oder kurze Worte auf einmal. Das macht mich sehr glücklich, weil das ja eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass ich nicht noch fünf mal Jungelens Dronning vorlesen muss er selbst auch Bücher lesen kann. Bisher liest er am liebsten Comics und die sauteuren Kinder-Quengel-Hefte mit Spielzeug von der Supermarktkasse. Gestern hat er sich selbst eine Lego-Ninjago-Masters-of-Spinjitzu-JETZT NEU MIT FEUER UND EIS!!!-Zeitschrift gekauft und ist sehr glücklich damit. Hach, hach. Ich sehe da eine große Karriere als Leseratte voraus.
Apropos (weiter oben) Zuckergebäck: ich fühle mich stark zurückversetzt in die beiden Schwangerschaften, als mich fieses Sodbrennen plagte, weil die Rübennasen gerne ihren Kopf gegen meinen Magen drückten. Nur ist dieses Mal kein extra Mensch in mir, sondern nur nach wie vor die Schulter kaputt und die Ärztin hat die Dosis des Schmerzmittels erhöht. Sie hat mir sogar extra Protonenpumpenhemmer dazu verschrieben, die ich auch brav nehme, nur scheinen die nicht so mega viel zu bringen. Und anders als in den Schwangerschaften helfen auch weder Mandeln noch kalte Milch in kleinen Schlucken. Muss mich also wohl entscheiden zwischen zwei Auas. Super.
Hatte mir das mit dem älter werden anders vorgestellt. Weniger Au und weniger wäh und dafür mehr graue Haare.
Tag 1516 – Man sollte…
… so vieles. Für die PMS-Tage vorbloggen, zum Beispiel. Ich hasse alles an diesen Tagen, vor allem hasse ich, dass ich so ein Opfer meiner Hormone bin und mich null unter Kontrolle habe und alles so hasse. Dann wieder fange ich an zu heulen, weil Herr Rabe ein Lied anmacht, das ich mag, das ist so lieb und ich ärgere mich doch nur die ganze Zeit über alles, also auch ihn und die Kinder und die übervolle Maschine Wäsche, die ich gewaschen und aufgehängt habe und in der außer Socken von mir ungelogen kein einziges f*cking Kleidungsstück war, ja bin ich denn hier der Haushalts-Arsch-vom-Dienst oder was?
So ein Tag ist heute und deshalb bin ich jetzt auch im Bett und nicht unten bei Herrn Rabe, weil ich dann vielleicht Sachen sagen würde, die alle mit Beziehungstötenden Worten wie „IMMER“ und „NIE“ anfangen und die mir in drei Tagen sehr leid tun würden.
Am meisten hasse ich übrigens die Spirale, die mir in dieser Hinsicht entgegen aller Hoffnung gar nix gebracht hat und die auch ansonsten (abgesehen von der erfolgreichen Verhütung) nur mit Nebenwirkungen glänzt – zum Beispiel damit dass ich den Scheiß nun im drei-Wochen-Takt mitmachen darf. WUNDERSCHÖN, danke Merkel M*re*a.
Tag 1515 – Herbstblumen.
Ich habe auch heute nicht viel zu erzählen, bei der Arbeit ist so ne Mischung aus „alle irre“ und „alle im Urlaub“, deshalb und wegen des Überstundenkontos habe ich heute auch einfach mal von 9 bis 15 Uhr gearbeitet und dabei noch eineinhalb Stunden Mittagspause gemacht. (Ok. Und im Zug auf dem Weg hin hab ich auch gearbeitet, bleibt eine Stunde Mittagspause und ich muss am Wochenende noch ein bisschen Sachen archivieren und da ist sie hin, die abgebaute Zeit, Tjanun.)
Im Garten ist es weiterhin schön, die Astern blühen jetzt bald und eine sehr verspätete Gladiole, wenn sie noch aufgeht, dann wohl nur um direkt kaputtzufrieren.
Apropos. Ich habe aus Versehen herausgefunden, dass Pileas nicht frosthart sind. Ich kommuniziere das hier als Service an Sie.
Hier drinnen blühen bald meine Orchideen wieder! Es ist ein Wunder! Warum jetzt, ich habe keine Ahnung, vielleicht gefällt es ihnen am Küchenfenster so gut, da habe ich sie nach einem Wochenendlichen Gießvorgang vergessen und jetzt bekommen sie Blütentriebe.
Und auch der Schneckenmango geht es gut.

Kleine Pflanze mit großen Blättern.
(Die Pilea kriege ich auch wieder hin. Die sind ja eigentlich unkaputtbar. Und wenn nicht habe ich etwa 12 Ableger.)
Tag 1514 – Hallo, Bett!
Nach Hause kommen, Hallo Mann, Reisekostenabrechnung machen, Hallo Dusche, Hallo Bett. Eigentlich muss ich rein vom Stundensaldo diese Woche her morgen* gar nicht arbeiten, aber mach ich natürlich trotzdem. Falls die Kopfschmerzen bis morgen weg sind jedenfalls.
(Achtung, Ironie: Irgendwas wollen mir die Kopfschmerzen bestimmt sagen, aber ich komme einfach nicht drauf, was es sein könnte.)
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*und den halben Montag auch nicht
Tag 1513 – Ein gesunder Lachs ist ein glücklicher Lachs.
Ja, wir machen auch Veterinär.
Weil aber mein Job ja nicht zum Erzählen einlädt, hier zwei Bilder, eins versprochen, eins beim Mini-Sightseeing zwischen Inspektion und weiter arbeiten im Hotel aufgenommen. 

Zum Umfallen müde nun. Aber das ist auch in Ordnung so und darf so sein.