Tag 2349 – Die Robbe.

Die Kinder kamen neulich aus dem Hort und wollten, dass wir auch mal machen, was sie dort gegessen hatten: ein traditionelles, norwegisches Weihnachtsessen namens Ribbe. In Norwegen ist das so: an Heiligabend isst man Ribbe oder Pinnekjøtt, und der Graben zwischen den zwei Gruppen ist tief. Eine kleine Gruppe mit sehr absonderlichem Geschmack isst noch Lutefisk. Niemand mag die Lutefisk-Fraktion, da ist man sich einig, man bekriegt lieber mit aller Kraft die jeweilige Gegenseite des Pinnekjøtt-Ribbe-Konflikts. Darüber kann man Familienfehden vom Zaun brechen, an deren Ende sich Teenager vergiften würden, wären wir noch im 16. Jahrhundert. Im 21. Jahrhundert versuchen dann gerne Frauen um die 40, sowohl ihren eigenen Vater als auch ihren eigenen Ehemann zufrieden zu stellen, indem sie beide Gerichte zubereiten. Wie ungeheuer fortschrittlich wir hier doch sind.

Jedenfalls stellte mich der Wunsch der Kinder vor eine Herausforderung, ich mag nämlich gar nicht so gerne Ribbe. Eigentlich gar nicht. Ribbe ist Rippe vom Schwein, also Knochen, eine recht dünne Schicht ziemlich stark mit Fett durchwachsenem Fleisch, eine dicke Schicht Fett und dann die Schwarte. Die Schwarte wird, wenn sie gut gemacht ist, wie beim Krustenbraten aufgebläht und knusprig. Oft ist sie aber gummiartig und labberig. Das galt es zu vermeiden, also bat ich eine vertrauenswürdige Quelle um ein Rezept und bekam es.

Heute war der Tag der Tage. Gestern hatte ich schon (mit Autokorrekturfail) mit Michel das übertrieben große, kleinste bestellbare Stück Fleisch gewürzt.

Die weitere Vorgehensweise war ähnlich wie beim Krustenbraten, außer, dass man hier noch aus Alufolie einen Keil bastelt, auf dem man das Fleisch dann so drappiert, dass das Fett aus der Kruste ablaufen kann. Es ist halt ein wirklich großes Stück Fleisch, und im Unterschied zu einem Krustenbraten auch nicht (grob) zylindrisch, sondern flach.

Ich schreibe das Rezept hier jetzt nicht hin, weil das Ergebnis zwar gut aussah, aber ich beim nächsten mal definitiv lieber wieder einen stinknormalen Krustenbraten mache.

As good as it can be.

Die Kruste ist richtig toll geworden, aber der Rest ist mir einfach viel zu fettig, selbst wenn man die dicke Fettschicht zwischen Kruste und Fleisch wegschneidet. Ich bin echt nicht zimperlich bei Fett, aber das hätte auch Robbe sein können, das wäre in meiner Vorstellung nicht wesentlich fettiger. (Mein Kollege, besagter mit dem Rezept, sagt, er habe mal Robbenfleisch angeboten bekommen, aber das gehöre zu den wenigen Dingen, die er ohne zu probieren abgelehnt habe, weil er die Farbe eklig fand. Aber das nur am Rande.) Die Kinder mochten es dann auch nicht soooo gerne. Der einzige, der nicht völlig underwhelmed war, war Herr Rabe. Was gut ist, denn wir haben noch 2/3 des Stückes übrig, für die nächsten Tage.

Ich bleibe Team Pinnekjøtt. Die Kinder bleiben Team Dasmagichnicht. Und Heiligabend gibt es wegen Virusvariantentralala und Reisegehampel aller Voraussicht nach Würstchen und Kartoffelsalat.

4 Gedanken zu “Tag 2349 – Die Robbe.

  1. Lea Müller schreibt:

    Hier auch definitiv die Würstl und Kartoffelsalat-Fraktion; zumindest seitdem wir Weihnachten in den eigenen vier Wänden feiern und nicht zu den Eltern fahren – als ob ich Bock habe stundenlang zu kochen bzw. eher als ob ich Bock habe, dem Mann beim stundenlangen Köcheln zuzugucken. Na gut, für die Kinder vielleicht noch Pommes, weil Kartoffelsalat ist voll „Bäh!“

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  2. Sunni schreibt:

    Sieht aber perfekt geworden aus. Mhm, etwas viel Fett. Aber den fisk..oh je, das sind ja unendliche Tage Vorbereitung und riecht der Stockfisch nicht auch etwas..mhm…seltsam? Ich wäre für die Lammvariante, auf jeden Fall :-))) Hier immer schon großes Essen am 24., das es dann am 25. noch einmal gibt, eine Küchenschlacht gespart, sozusagen. LG und eine gute Zeit! As far as possible…

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    • Der Lutefisk riecht recht wenig, ist ja sehr oft gewässert, bevor man ihn isst, um die Lauge zu entfernen. Schmeckt aber nach der Behandlung auch nicht mehr nach Fisch, und ich mag ja durchaus gern Fisch. Außerdem wird die Konsistenz komisch und das Gesamtpaket ist einfach so gar nicht mein Fall.

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  3. Sieht sehr gut gelungen aus! Ribbe habe ich vor langer Zeit auch mal probiert, und fand das durchaus lecker. Anosnten bin ich ja zugegebenermaßen eher aus der Lutefisk-Fraktion. Damit macht man sich immerhin keine Feinde, sondern handelt sich bloß schiefe Blicke ein. Aber Weihnachtsessen in Norwegen ist für mich eine Sache von Julebord mit der Firma oder Freunden, in einem Restaurant, wo jeder das kriegt, was er möchte, und keine Hausfrau stundenlang schuftet. In Oslo sind wir immer bei Schrøder (bekannt aus den Harry Hole Romanen) gewesen, die machen die traditionellen Speisen alle sehr gut.
    Wenn man sonst in einem guten Restaurant als Pescetarier vorher Bescheid gibt, machen die einem auch was spezielles, und das ist dann oft sogar leckerer als die traditionellen Gerichte.

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