Gott, wie ich so Influencer-Selbstoptimierungs-Getue hasse. Toll, morgens um 5 aufstehen und mit nem grünen Tee in der einen und dem Bullet Journal in der anderen erst mal achtsam Yoga machen. Kotzipopotzi.
Wenn ich (wie heute) den Wecker auf 05:30 gestellt habe, sieht das so aus:
Snooze. Tablette nehmen. Noch mal Snooze. Das Kind im Bett wühlt, ich hab scheiße geschlafen und bin eigentlich eh wach. Jetzt knirscht es auch noch mit den Zähnen, dann kann ich auch aufstehen. 05:50. Ich hasse alles, abgrundtief, das ist doch keine normale Uhrzeit. Das einzige, was ich nicht hasse, ist mein Ich von gestern, das schon alle Klamotten rausgelegt hat. Ich brauche nur nen frischen Schlüpfer aus dem Schrank holen und scheitere beinahe sogar daran. Naja, dann ziehe ich die Hose halt noch mal aus, ne? Ich gucke vorsichtshalber nicht mit Brille auf in den Spiegel, ich sehe morgens aus wie… naja, jemand der fünfeinhalb Stunden schlecht geschlafen hat. Kurz Gesicht waschen, eincremen, Zähne Putzen, hups, wie ist es 06:10 geworden, Essen einpacken, Kaffee machen und los. Drei Minuten um vom Parkplatz zum Gleis zu kommen, KEIN PROBLEM! Ach nee, der Scheiß Zug fährt auf Gleis 2, da muss ich einmal um den halben Bahnhof rum, Treppe runter und wieder rauf. Und es ist glatt. Zu glatt zum laufen. Also zum Zug geeiert und wohl so mitleiderregend dabei ausgesehen, dass die Schaffnerin auf mich gewartet hat. Fast hätte ich mir den Hals gebrochen, kann man so einen Bahnsteig nicht vernünftig streuen?
Im Zug endlich Kaffee, die Stunde seit der Levaxintablette ist rum. Es ist halb sieben und der Zug ist erschreckend voll. Mit Leuten, mit denen ich auf gar keinen Fall irgendwie kommunizieren will. Weil Montag morgen ist und pervers früh.
Um zwanzig nach sieben bin ich bei der Arbeit. Da sind auch schon so viele Leute, haben die alle kein Leben? Ekelerregend, Menschen, bah. Gehe demonstrativ Musik hörend und den Fußboden inspizierend zu meinem Wunsch-Arbeitsplatz und belege den erst mal, indem ich meinen Kram da abstelle. Deutsche gonna Handtuch hinlegen. Gehe dann, Apropos Handtuch, in den Fitnessraum.
Auch da erschreckend viele Menschen ohne Leben. Immerhin keine Grünteetassen. Mache ohne mehr Kommunikation als Hallo in den Raum sagen, ein Workout. Warum macht man sowas morgens? Nichts ist schön daran, aber sonst hab ich ja keine Zeit.
Danach bin ich wenigstens wach, sehe aber aus wie ein Hummer, weil mein Gesicht immer so rot wird, wenn ich mich bewege. 08:00. Ich gehe duschen. Mein Körper hat akzeptiert, dass Tag ist. Ich male mein rotes Gesicht ein wenig an und gehe an den reservierten Arbeitsplatz. Setze mich hin und – könnte schon wieder einschlafen. Hätte ich mir auch verdient, finde ich.
Mein Bullet Journal ist ein Taschenkalender und ich schreibe da auch keine Affirmationen rein oder manifestiere irgendwas, sondern da sind meine Termine und To-Dos drin. Mit Kuli geschrieben, nicht mit 27 verschiedenfarbigen Stabilos (das ist doch auch alles nur die konsequente Weiterführung vom 1995er-Diddl-Kalender, was die Influenzas da betreiben). Manches ist auch nicht so ganz leserlich, Handlettering wird eher nicht mehr mein Hobby.
Es ist jetzt 08:30. Mein Körper ist zu müde und ausgepowert, um sämtlichen Mitmenschen, die durch Geräusch oder anderweitig auffallen, die Köpfe abzubeißen. Gut für die.
Weiß ehrlich nicht, wie man sowas jeden Tag mit einem Lächeln und aufgeklebten Wimpern machen soll.
5.30 Uhr? Ohgottohgottohgott…
Und zusätzlich Respekt, dass du die ganze Stunde so konsequent einzuhalten schaffst.
Ich schaffe 30 Minuten… (da meine Werte aber seit Jahren „bestens“ sind laut Endokrinologe, habe ich wohl Dosis und Abstand zum Frühstückskaffee inzwischen kombi-optimiert).
Bunte Stabilos liest sich wirklich wie die Diddl (bzw. zu meiner Zeit war das noch Sarah Kay *g*)-Kalender und Notizblöcke. Ich bin schon froh, wenn ich 2 Wochen später meine eigene Schrift noch entziffern kann.
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Oh ja, 5,30. Hier auch, jeden Tag, aus ganz anderen Gründen. Kein Grüntee und kein BJ, aber zuerst mal LT an, Handy an::Was macht die Welt? Gibt es in einem Blog etwas zu lachen? JAAA! Éinmal, bitte einmal am Tag doch etwas zum Lachen.. Wie dankbar man geworden ist, die „kleinen Dinge eben…Puh!“, dann im Saueseschritt Bad und Frühstück, 17 Tabletten für eine Seite, 15 für mich, richten, aha, es gibt das erste Trappeln und dann geht das Reden los, bitte sanft nicht aufregen, auch jetzt nicht schon weinen darüber, wie ein Mensch sein Leben vergißt, locker bleiben bis 22 Uhr, dann ins Bett fallen, nachdenken, vielleicht auch wieder nicht schlafen, weil zwischendurch die nächste dümmliche Cortisonspritze ins einlendige Knie jetzt RR und Diabetes und Hirn auch Hochtouren treibt. Irgendwann doch einnicken….Und nicht an Montag denken, wenn dieses dämliche Band in der Hand zertrennt wird, damit ich wieder spüre, was ich da anfasse…Nur in örtlicher Betäubung, damit ich danach noch weiß, wer hier was zu machen hat und nichts verwechsele und nicht kotzen muss….Nicht dran denken! GlG
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…ins eine elendige Knie…. Man soll so früh keine Romane schreiben!
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Jep.
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