Tag 2867 – Natur und Mensch.

Es ist so schön hier, so grün und überhaupt, ich bin ganz vom Hocker. Dafür fahre ich sogar Fahrrad (die Bahn haben wir trotz wahrlich rasanter Fahrt leider verpasst).

Das wurden dann doch am Ende des Tages ein ganzer Haufen Schritte (in Barfußschuhen, mal gucken wie meine Waden das morgen finden) und zwei Spritztouren auf Rädern, aber in sehr guter Gesellschaft. Es war ein sehr schöner Tag insgesamt. Hach.

Tag 2866 – Reise, Reise.

Heute war ein sehr voller Tag, ich war erst beim Friseur, dann beim Arzt, dann habe ich die Meerschweinchen sauber gemacht (Moment, denken Sie jetzt, wie die Meerschweinchen sicher auch, am Freitag???), Geige gespielt, gepackt und dann bin ich zum Flughafen aufgebrochen. Jetzt liege ich in Leverkusen im Bett, weil ich Montag in Düsseldorf auf ein Konzert gehe. Das klingt vielleicht nicht logisch, macht aber total Sinn, ehrlich. Denn so kann ich nicht nur aufs Konzert gehen, sondern auch noch liebe Freundinnen besuchen. (Allein reisen macht mir inzwischen auch richtig Spaß, selbst mit dem Flugzeug, wer hätte das gedacht.)

Deutschland ist schon so grün, dass mir das Herz aufgeht. Möchte jedes Pflänzchen umarmen.

Tag 2865 – Sommerlich.

Der freie Tag wurde zum Aufräumen und Aussortieren genutzt. So langsam sieht es wieder mehr so aus, wie ich mir das wünsche und nicht so wie es normalerweise hier aussieht. Der Witz ist ja, dass wir alle eigentlich lieber aufgeräumt leben, aber ein paar von uns es einfach nicht schaffen. Der Witz ist ein schlechter, denn die Aufräum-Schlagzahl ist genau umgekehrt proportional zur Chaosmach-Schlagzahl bei den Bewohnenden des Rabenhauses (Vierbeiner ausgenommen).

Um uns zu belohnen, gingen wir Erwachsenen dann noch ganz allein ein Eis essen. Ganz romantisch an der Tanke. Aber man kann da gut etwas über 10 Minuten hin spazieren und dann wieder zurück, dabei schien die Sonne, es herrscht explosionsartiger Frühling, die Vögel singen und eine knappe halbe Stunde nervt niemand. Das war sehr schön.

Derweil machte wohl Michel im Ort Mist, gefährlichen Mist, den er auch nicht noch mal machen wird, weil er 1. eingesehen hat, dass das gefährlicher Mist war (japp, durch Schmerz) und ihn 2. eine unbekannte ältere Dame im Ort deshalb rund gemacht hat. Das rund machen hätte sie vielleicht respektvoller machen können, es schien sie auch (von der Erzählung her) nicht sonderlich interessiert zu haben, ob sich irgendwer weh getan hat, aber in der Sache hatte sie durchaus recht. Ich glaube, Michel hatte sich erhofft, dass ich ihm uneingeschränkt recht gebe, aber mein Mitleid wegen des Anschisses hielt sich doch sehr in Grenzen und meine Reaktion war auch eher „war doof, merkste selbst, ne?“.

Kinder, ey.

Tag 2864 – Gratulerer med dagen!

17. Mai haben wir alle gut überstanden. Michel ist 4 Stunden lang marschiert, ich habe (ungeplant) eine gefühlte Million Würstchen verkauft, die Sonne schien und es war nicht zu warm. Es hätte ein bisschen weniger windig sein können. Nachmittags haben wir noch lange bei den Nachbarn gesessen und gegrillt und gequatscht. Es wurde auch Whisky getrunken, von den männlichen Männern, die sich derweil über Motorräder unterhielten, während ihre Ehefrauen ein wenig mit den Augen rollten.

Jetzt liegen alle im Bett und das ist auch echt nötig.

Hipp Hipp Hurra!

Tag 2863 – Tag des Bügelns.

In Norwegen laufen die Bügeleisen heißer als heiß, denn morgen, MORGEN ist der Tag des gebügelten Hemdes und vor allem der gebügelten Trachtenbluse. Ich habe immer noch weder Tracht noch Festkleidung und ziehe das selbe an wie letztes Jahr. Die Kinder haben ihre Korpsuniformen und Herr Rabe hat als Korpsbegleiter eine halbe Uniform (Pulli, Tasche, Handschuhe aber keine Mütze). Weiterhin hat Herr Rabe sich doppelt buchen lassen, weil morgen ebenfalls der große Dugnadstag ist, wo alle irgendwas helfen „dürfen“. Ein ganz kleiner, nahezu unbedeutender Gruppenzwangsaspekt ist dabei, befeuert von Zeitungsartikeln a la „Schule fleht Eltern an, nicht über das lange Wochenende weg zu fahren“. Herr Rabe marschiert also hinter dem Korps her und ist gleichzeitig schon für Kaffee kochen und Kuchen aufstellen eingeplant, weshalb ich da wohl einspringen werde. Vielleicht kann ich alte Biergarten-Kellnerinnen-Techniken wieder ausgraben. Vielleicht auch nicht und ich muss hinterher drei Tage lang schlafen, das werde ich morgen rauskriegen, schätze ich.

Wenigstens soll das Wetter jetzt doch ganz gut werden. Ich möchte echt nicht noch mal so einen 17. Mai wie 2020, bei 5 Grad und Dauerregen. Die armen Korpskinder, die das mitmachen mussten (unter anderem Michel).

Jetzt fallen aber auch schon meine Augen zu. Wird Zeit, das Licht auszumachen. Hipp Hipp Hurra schon mal!

Tag 2862 – Wahhh!

Zu viel Arbeit für zu wenig Zeit, morgen noch und dann ist erst mal ne Woche Urlaub, das ist auch echt sehr nötig, die saufen alle Lack da und können das gerne mal ne Weile ohne mich tun.

Außerdem heute alles vergessen, Sportzeug, Mittagessen, Thermotasse im Rucksack (seit Donnerstag, bah!). Wer’s nicht im Kopp hat, der muss es auf dem Konto haben und Mittagessen kaufen. Immerhin gab es heute Fisch und nicht wie sonst die Wahl zwischen irgendwas mit Fleisch und Salat. Meine Kollegin aus dem hohen Norden meinte aber nur „ist das Fisch? Normalerweise sieht der nicht… so aus“. Mit „so“ meinte sie „so kompakt“, der war halt nicht sonderlich kunstvoll zubereitet und dann trocken und gummiartig geworden.

Unsere Kantine ist echt nicht so der Knüller.

Tag 2861 – Nichts spannendes los gewesen.

Heute gibt es hier nicht wirklich was zu erzählen. Ich wachte mit Migräne auf und schlief, nachdem die Tablette wirkte, noch ein paar Stunden weiter, das war nötig. Dafür bin ich jetzt noch wach, naja.

Der Rest vom Tag war wie Sonntage meistens sind. Schweinchen sauber machen, Geige spielen (nur relativ kurz, denn es lief so gut, dass ich aufhören musste, um mein Hochgefühl nicht kaputt zu machen. Üben hilft!), Wäsche, Kochen, Badewanne. Den halben Dschungel, den wir hier drinnen züchten, habe ich auch gegossen, das artet langsam in Arbeit aus. Herr Rabe hat die Reifen an den Autos gewechselt, ich habe den Reifendruck an der Tankstelle kontrolliert und justiert und bin dann dran gescheitert, bei Cardos den Reifendrucksensor zu resetten, weshalb immer noch die Reifendruckkontrollleuchte blinkt. Hrmpf.

Morgen Büro, da habe ich wenig Lust drauf, muss ich sagen. Dafür nur zwei Tage Arbeit und dann eine ganze Woche frei, hehe.

Tag 2860 – Schweden gewinnt.

Pippi und ich haben ESC geguckt. Ich ganz, Pippi so ca. bis 22 Uhr, da schlief sie auf meinem Schoß ein. Michel hatte keine Lust und Herr Rabe war Essen in Oslo. Nun hat also Schweden gewonnen (mit dem Paninigrill). Ach, naja. Die machen immerhin ne gute Show nächstes Jahr.

Ich fand Finnland jetzt auch nicht soooo überragend, aber ehrlich gesagt fand ich keinen Beitrag heute so überragend, dass der meiner Meinung nach unbedingt hätte gewinnen müssen. An Finnland fand ich die Tänzer und Tänzerinnen am Besten, wegen der absolut akkuraten Darstellung der völlig überzogenen Lateintänzer-Mimik und Gestik. Als einstmalige Lateintänzerin amüsierte mich das sehr.

Der Rest vom Tag war recht geruhsam, Gartenarbeit, Einkaufen, Geige üben, Gewitter von drinnen genießen. Kann gern öfter so sein.

Tag 2859 – Nach hinten raus ok.

Sozialkater am Tagesanfang. Wollte eigentlich nur aus dem Fenster gucken und den Blumen beim Wachsen zusehen.

Habe trotzdem gearbeitet, auch mehr oder weniger produktiv, nur nicht zwingend an den Sachen, an denen ich produktiv sein sollte. Tjanun. Eben vieles anderes gemacht.

Nach der Arbeit endlich die Weide beschnitten und die der Nachbarn gleich mit. Die hatte es noch nötiger als unsere, da waren schon viele Zweige tot. Man muss dazu sagen, dass sie auf der anderen Seite von unserem Hochbeet steht, noch nahezu auf unserem Grundstück, und unsere Weide ist 2 Meter weiter. Die Sonne schien und es war nun echt kein großer Akt. Ich hoffe nur, dass die Nachbarn nicht böse sind, die waren nämlich nicht da, als ich drauf los schnippelte.

Damit lose zusammenhängend werden wir am Wochenende dringend Unkraut jäten und die Himbeere am Einnehmen des Hochbeets hindern müssen.

Abends habe ich Geige geübt und es wird echt. Ich bin recht zufrieden.

Michel schläft heute bei seinem Schulfreund, das ist immer noch sehr ungewohnt, wenn er nicht da ist. Aber auch irgendwie schön, vor allem, dass er einen Freund gefunden hat, bei dem er sich so wohl fühlt, dass er da von sich aus übernachten möchte.

Der Tag hatte einen deutlichen Aufwärtstrend. Ich hab trotzdem einen Arzttermin ausgemacht, vielleicht möchte ja doch noch mal wer rausfinden, warum ich so seltsam bin.

Tag 2858 – Overpeopled.

Nun ja, ich dachte, es wäre inzwischen besser, aber ein ganzer Tag unter vielen Leuten, zu denen ich kollegiale Beziehungen habe, ist zu viel, auch wenn es nett ist. Am Ende möchte ich nur noch heulen. Könnte es jetzt wieder auf das Restaurant schieben, auf die Menschen, die Sitzplatzanordnung, dass alle durcheinander reden und die Musik zu laut war (war sie vermutlich nur in meinen Ohren), aber machen wir uns nichts vor: die meisten Menschen kommen damit klar. Die meisten Menschen zucken nicht zusammen, wenn eine Kollegin lacht. Die meisten, zumindest am Tisch, wollten sich gerne mit mehreren anderen gleichzeitig unterhalten. Ich möchte das nicht. Ich möchte mich eigentlich gar nicht so gerne zu mehr als einer Person gleichzeitig verhalten müssen, jedenfalls nicht, wenn von mir erwartet wird (was ich ja von mir selbst auch erwarte), dass ich genau passend viel rede, genau passend lebendig und unterhaltsam bin und die richtigen Dinge sage, mit denen ich nicht overshare und nicht zu abweisend und unpersönlich bin. Manchmal gelingt mir das besser als heute. Heute war ich darin echt mies, was sich darin äußert, dass ich all das nur wenige Minuten am Stück kann und dann minutenlang Löcher in die Luft starre, bis der Akku wieder minimale Ladung hat. Heute konnte ich eigentlich nur Vier-Augen-Unterhaltungen führen, alles andere war zu viel.

Ich möchte so nicht sein, eigentlich. Ich mag die ja alle. Nur halt am liebsten einzeln.

(Mir ist übrigens sehr klar, dass das höchstwahrscheinlich niemandem aufgefallen ist. Aber mir ist es sehr stark an mir aufgefallen.)

Eine mögliche Lösung, die ich bei Gelegenheit ausprobieren muss, ist, eine Pause zwischen Arbeit und Sozialtralala zu haben, 30 Minuten allein irgendwo rumliegen oder Spazieren gehen oder so.

Was ganz anderes: Das Werk wird umbenannt. Es ist tragisch. Es gibt eine von der Regierung beschlossene Umorganisation der „Zentralen Gesundheitsverwaltung“, was 5 Etats umfasst und jetzt wird da ein wenig umsortiert. Wir kriegen Funktionen dazu, damit hat niemand so richtig gerechnet, und wir kriegen einen neuen Namen, der nach staubiger Bürokratie in grauen Anzügen klingt. Wir werden ein Direktorat (wir waren immer schon einem Direktorat gleichgestellt, hießen nur nicht so) und der Rest des Namens erinnert mich an Stützstrümpfe und Kompressen. Mach’s gut, Werk, es war schön mit dir, ab 2024 dann Direktorat. Seufz.