Tag 1205 – Adventskalendergate reloaded.

Dieses Jahr ist mir die alljährliche „Diskussion“ über Adventskalender ja/nein/selbstgebastelt/gekauft/Schokolade/Spielzeug/KonsumIstBöse entweder entgangen oder es hat sich, was ja wunderbar wäre, der Konsens „jedem Tierchen sein Plaisierchen“ durchgesetzt. Trotzdem muss ich kurz was dazu loswerden.

Wir haben für die Kinder vor 2 Monaten oder so schon Lego-Adventskalender gekauft. Ja, nicht mehr ein größeres Set auf 24 Portionen aufgeteilt, obwohl ich das schöner fände, aber Arbeit und Streit und „Ich will aber Schtar Worsch!“. Außerdem gab’s die Vorjahres-Ausgaben beim örtlichen Spielwarenhändler zu dem Zeitpunkt zum halben Preis.

Dann habe ich mir ja neulich den Bare Minerals-Adventskalender gekauft.

Herr Rabe, der die letzten zwei Jahre Whisk(e)y-Adventskalender hatte, von denen er aber immer noch Fläschchen hier rumstehen hat*, sagte dieses Jahr: „Ach, was mit Schoko.“

Am Montag war ich deshalb Einkaufen und besorgte eine Süßkram-Vielfalt. Etwas blöd fand ich, dass ich vieles nur im großen Beutel bekam, da dachte ich dann aber, ach, kommt schon weg, bevor es in drei Monaten abläuft.

Montag Abend riefen wir dann meinen Schwiegervater an, weil er Geburtstag hatte. Und der fragte, ob denn „die Pakete“ schon angekommen seien. „Vom Nikolaus.“ Ok, der Schwiegervater schickt gern gute Schokolade, das freut mich auch immer, weil er viel dunkle Schokolade dazu packt, die ich am liebsten mag. Gemessen daran, dass ich Schokolade nicht so gern mag**, jedenfalls. Und ein bisschen was auf nem Adventsteller induziert auch nicht spontan Diabetes bei den Kindern.

Vorgestern kamen drei Pakete. Darin: sehr viele kleine Weihnachtsmänner (in dunkler Schokolade), Pralinen, große Weihnachtsmänner (werden für Nikolaus aufbewahrt, ebenso wie die) Lindor-Kugeln***, sowie drei Adventskalender, nämlich zwei mal Lindt-Kugeln mit Füllung und einmal Hachez-Täfelchen. Ohkay.

Ich löste die Schokoladenflut etwas auf, indem ich die tausend kleinen Weihnachtsmänner mit auf den Haufen für Herrn Rabes Adventskalender warf und diesen kurzerhand zum Familienkalender upgradete. Ich packte also gestern 24 mal 4 kleine Süßigkeiten (gut, dass es das alles nur in großen Beutelb gegeben hatte!) in Tüten und hängte die 24 befüllten Tüten an unsere Treppe. Fühlte mich nur ein bisschen schlecht, weil das schon viel Süßes ist, jeden Tag, für 24 Tage, für ein Drei- und ein Sechsjähriges. Und für mich, die ich ja gar keine Schokolade mag, aber nun wohl einen Lindt-Kugeln-mit-Füllung-Kalender gewonnen hatte. Die Hachez-Täfelchen kann man ja auch so auf die nun recht üppigen Adventsteller legen.

Heute klingelte es an der Tür und draußen lag ein Paket**** von der Schwägerin, darin: für jedes Kind ein Schokotäfelchen-Adventskalender.

Tjanun. Die Kinder werden nun also jeder 2 1/4 Adventskalender haben. Wir haben die Lindt-Kugeln mit Füllung ebenfalls zu Adventsteller-Zubehör degradiert. Möglicherweise haben drei***** der Familienmitglieder nach der Weihnachtszeit leichte Probleme, den Zuckerkonsum wieder auf ein Normalmaß zurückzuschrauben.

Und Michel mache ich einfach ein kleines Umhängeschild: „Opa und Tante H. sind die Besten und Mama kann nichts für die 3 Adventskalender“.

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*nicht weil er die nicht mag, aber wer trinkt bitte 24 Tage lang täglich 2cl harten Schnaps? Ok, Alkoholiker, aber sonst?

**In der Familie wird die Geschichte herumgereicht, wie ich, ich konnte noch nicht viel Sprechen, ein Mars(?) angeboten bekam und angewidert den Kopf schüttelte und sagte „Schnuckelade igittigitt.“

***davon mag ich nur die schwarzen, aber die dafür sehr gern

****in Trondheim musste ich jedes Minipäckchen von der Post abholen, hier legen die Postmenschen es einfach vor die Tür, wenn es nicht in den Briefkasten passt.

*****Ach, machen wir uns nichts vor. Ich werde Grümmel-Nuss-Plätzchen backen, ich werde also auch pausenlos Zucker essen.

Tag 841 – Endlich ein neues Fass!

Nein, Spaß.

Aber eigentlich hätte ich ein bisschen Lust drauf, wenn ich grad Nerven und Zeit übrig hätte, würde ich vielleicht nen Aufständchen machen, jetzt muss es eben reichen, dass ich hier mal drüber motze.

Ich habe ja letztes Jahr dem Herrn Rabe einen Whisky-Adventskalender geschenkt (und alle so moaaaa, macht die denn echt alles wie Frau Brüllen?!? Aber ich habe das erst nach dem Bestellen geschnallt, echt, und Herr Brüllen hat auch einen anderen als Herr Rabe). Das war ein spontaner Einfall, nachdem durch den Brexit das Pfund abstürzte und Herr Rabe ja sehr gerne Whisky mag und dann poppte so ne Werbung bei Amazon auf und dann hab ich im Endeffekt aber doch nicht da bestellt sondern in einem Britischen Onlineshop. Weil die nämlich eine recht problemarme Lieferung nach Norwegen versprachen. Und problemarm war es letztes Jahr auch, ich musste eine Bestätigung schicken, dass ich in jedem Fall anfallende Zollkosten übernehmen werde und daraufhin wurde das Paket abgeschickt, ein paar (überraschend wenige) Tage später rief der Postmann an, ich nahm das Paket in Empfang, die Zollrechnung kam wie immer per Post, das überwies ich und fertig.

Dieses Jahr hingegen habe ich das dumpfe Gefühl, dass ich irgendeine Janteloven-Regel übersehen hab: „Du sollst nicht meinen, dass du einfach Alkohol von sonstwo her bestellen kannst, trink gefälligst Karsk*, du blöde Kuh!“. Ich bestellte den Kalender vor ca. 2 Wochen und schickte die „Jaja, ich bezahl alles was die sich hier einfallen lassen“-Mail direkt hinterher. Dann passierte ein paar Tage nichts. Dann wurde ich vorletzte Woche Freitag um kurz vor halb vier von DHL angerufen: das Paket läge jetzt beim Zoll und die bräuchten eine Bestellbestätigung. Und, das müssten sie mir sagen, ab dem vierten Tag, dass es beim Zoll liegt, kostet es 35 NOK pro Tag. Also, weil beim Zoll Freitags ab halb vier keiner mehr arbeitet und das Wochenende den Norwegern ja heilig ist, ab Montag. Ich reagierte recht… ungehalten auf diese Information und motzte die Dame am Telefon an, ob sie das fair fände, dass ich also egal wie schnell ich jetzt diese Mail mit der Bestellbestätigung schicke in jedem Fall 35 Kronen bezahlen müsste. Nee, fand sie auch nicht richtig, aber den Boten hängen ist ja auch nicht grad die feine Art und den Rest vom Groll schluckte ich herunter, 35 Kronen sind ja nun auch nicht sooooo viel Geld. (ABER AUS PRINZIP! schreit da mein Gerechtigkeitsempfinden und ich habe Mühe, es wieder zu beruhigen.) Und natürlich schickte ich auch sofort die Bestellbestätigung an die DHL-Frau, die mir noch am Telefon den Eingang bestätigte und dass sie das sofort an den Zoll weiterleite.

Dann passierte wieder ein paar Tage nichts.

Mittwoch rief ich DHL an. Natürlich hatte ich keine Sendungsnummer, die arme Frau (Ich glaube, es war die selbe, Silje ist zwar ein recht gewöhnlicher Name hier aber so schlecht ist mein Stimmengedächtnis nicht) musste also tatsächlich nach meinem Namen suchen. Ein Whisky-Adventskalender? Ja, genau. Hmm, der liege noch beim Zoll. Sie werde da drauf drängen, dass das schnell bearbeitet würde, das wäre ja ärgerlich, wenn das nicht bis zum 1. hier wäre. Ja, stimmt ja auch, klar, äh, mir ging’s natürlich nur um den Mann *hust*. Zähneknirschend legte ich auf. 3 x 35 NOK.

Auch am nächsten Tag passierte nichts.

Am Freitag rief ich, einigermaßen geladen, wieder an. Silje musste wieder nach meinem Namen suchen, ach ja, der Adventskalender, ja, der sei heute morgen vom Zoll behandelt worden. Müsste also Montag ausgeliefert werden (auch DHL arbeitet am Wochenende hier nicht). 5 x 35 NOK werde ich also, zusätzlich zur Einfuhrsteuer und zur Bearbeitungsgebühr, berappen dürfen. Weil wegen isso und weil der Zoll da eben am sehr viel längeren Hebel sitzt.

Die können froh sein, dass ich keine Kapazitäten für so Nervzeug habe.

Das Paket kam jedenfalls heute heile an und ich hab zum ersten Mal so eine Postbox benutzt, da musste man nur eine SMS-Pin eingeben und plopp – ging die Klappe auf. Spannend sowas.

Auf den Brief vom Zoll warte ich jetzt mittelmäßig gespannt.

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*Sprich: Kaschk, Kaffee mit Selbstgebranntem. Sehr Trøndersk. Man macht das so: man nimmt eine Tasse und legt eine Münze rein, dann tut man so viel Kaffee in die Tasse, bis man die Münze nicht mehr sieht. Dann kommt so viel Klarer „Hjemmebrennt“ drauf, bis man die Münze wieder sieht. Wieviele Leute im Jahr blind davon werden, ist nicht überliefert, ich weiß aber, das selbst brennen auch zu den Hobbys von ein paar meiner Kollegen gehört, das ist hier (illegaler) Volkssport. „Die Familie von Stein-Even, die brennen schon in der vierten Generation in der Hütte im Wald, da is‘ nie was passiert, kannste ruhig trinken!“ Alle irre.

Tag 478 – Auf jeden Fall Rotwein!

Ich sachs mal so: 

  • Das mit zwei Adventskalender selber basteln war ne blöde Idee.
  • Das hat ca. fünfhundert mal so lange gedauert wie angedacht.
  • Ohne Rotwein schier unerträglich. 
  • Über härtere Drogen kurz nachgedacht, aber keine im Haus und eigentlich sind mir meine Gehirnzellen dafür auch nach wie vor zu schade. 
  • Dem Ergebnis gebe ich eine lieb gemeinte drei vier. 
  • Den Kindern ist ja glücklicherweise egal, wie das aussieht. Hauptsache es ist das Richtige drin. 
  • Bitte lass das Richtige drin sein. 
  • Ich definiere hiermit den Zeitpunkt, zu dem Kinder alt genug sind, Adventskalender selber zu basteln, als den, wenn sie be- oder anmerken, wie hässlich dieser ist. 

Oben Pippi, unten Michel. Vorne Rotwein.


Morgen wird direkt erstmal ne Legofliege gebaut. Hurra!

Tag 465 – Re-entering productivity mode.

Es geht tatsächlich aufwärts mit meiner Gesundheit, wenn auch nur in kleinen Schritten. Aber immerhin habe ich heute wieder ein paar Sachen geschafft* und sogar einen Ausflug gemacht! Tadaaaa! Gut, danach war ich ziemlich fertig, aber immerhin erst danach!

Mein Ausflug führte mich zu einem Nähladen in der Stadt. Dem sehr hilfsbereiten Mann da zeigte ich die am Samstag gekauften Billig-Maschinennadeln und fragte, ob die zu meiner Maschine passen würden. Andernfalls, das sagte ich gleich, würde ich gerne bei ihm passende Nadeln kaufen. „Jaja, die können Sie nehmen!“ sagte der Mann. Er erklärte mir auf Nachfrage auch, wo der Unterschied zwischen Billig-Nadeln und Markenware ist (der Stahl und die Verarbeitung) und nannte mir einen Preis, der erschreckend nah an dem der ‚Billig‘-Nadeln war. Vor lauter Dankbarkeit über die Nicht-Abzocke (und weil drei einfach zu wenige sind) kaufte ich fünf Unterfadenspulen und bezahlte bis auf 10 Øre (gibt ja keine Øre-Münzen, wäre also eh aufgerundet worden) den gleichen Preis wie für eine Packung Nadeln. Und ab jetzt weiß ich, wo ich Kram für meine Nähmaschine bekomme. 

Zu Hause sprang ich direkt ins Auto, weil es doch schon etwas spät geworden war und fuhr direkt in die Vorhölle zu einem großen Spielzeugladen mit vielen komischen Apostrophs im Namen. Das heißt, erst stand ich ein bisschen im Stau herum, weil Feierabendverkehr. Aber so konnte ich wenigstens den Sonnenuntergang bewundern (um 15:15 Uhr). Im Spielzeugladen ging ich direkt in die Lego-Ecke und studierte auf dem Weg dorthin den Fußboden, um mich auf dem Weg nicht unnötig über irgendwas aufzuregen. Ich erwarb ein Duplo-Set (Zahlenzug) und ein Lego-Set (Creators 3in1 Dschungel-Tiere), das wird die diesjährige Adventskalender-Füllung. Seit gestern brennt mein Twitter weil sich die Muttis die Köpfe drüber einschlagen, ob man Adventskalender selber basteln kann/darf/soll und – wenn man sich dann zu irgendwas entschieden hat – ob man drüber reden/twittern/Bloggen/Pinterest-en darf. Ich vertrete wie immer die Meinung Macht-doch-was-ihr-wollt-Hauptsache-ihr-nervt-mich-nicht-und-lasst-mich-auch-machen. Die Kinder kriegen Adventskalender ohne Schoki (gibt eh genug Kekse und Süßkram in der Adventszeit), ohne billigen Plastikspielzeugkram (der dann rumfliegt und mich irre macht) ohne pädagogisch wertvolle „Gemeinsame Aktivitäten“-Gutscheine, und auch nicht wirklich richtig selbstgemacht. Die beiden heute gekauften Sets werden aufgeteilt in Butterbrotstütchen verpackt, Zahl drauf gemalt, aufgehängt, fertig. Zack, die Bohne, wie Frau Lohfink damals gerne sagte. 

Danach heizte ich etwas gestresst zum Kindergarten, der Stau hatte meinen eh straffen Zeitplan kaputt gemacht. Kinder hab ich abgeholt und dann sogar gekocht! 

(Dann war ich echt fertig.)

Als Tagesabschluss hab ich mich dann endlich an das enger machen des Pullis gemacht. Hier das Ergebnis. 

Yeah! Ich sehe nicht mehr aus wie ein braunes Baiser!

Gefühlt stand ich da total entspannt.

Das Nacken-Design-Detail.

Mit dem Pulli bin ich jetzt sehr zufrieden. 

Außerdem führe ich seit Uhrzeiten mal wieder einen Sauerteig nach modifizierter 3-Stufen-Führung. Mein sonst leicht hyperaktiver (und immer nur nach Detmolder 1-Stufen-Führung geführter) Roggensauer treibt nämlich irgendwie gar nicht mehr und riecht auch für meinen Geschmack etwas sehr stark nach Apfelessig. Jetzt teilt er sich den recht kühlen Platz im Flur mit den Austernpilzkulturen. Morgen backe ich dann ein Paderborner, das ist ein guter Test, ob sich der Teig erholt hat. 

*Es ist nicht so, als hätte ich gar nichts gemacht in den letzten Tagen. Ich hatte zum Beispiel Pippi zu Hause und musste mit ihr sehr lange Mittagsschlaf halten. Und außerdem stricke ich was, da kann ich aber aus Gründen hier nicht näher drauf eingehen und auch keine Bilder zeigen. Gedulden Sie sich ein bisschen, irgendwann zeig ich das hier, ich bin nämlich total stolz auf mich, das wird ganz schön!