Tag 1852 – Ahnungslos und Lack gesoffen.

Mein Arbeitstag war sehr… durchwachsen, möchte ich sagen. Ich habe mich in Dinge eingemischt (direkt einfach mal recht weit oben, weil ich momentan keine Lust mehr auf lauter Blabla mit der Basis habe) und die Reaktion war durchwachsen irgendwo zwischen „nope“ und „super Idee“. Weiterhin habe ich in zwei langen Meetings gesessen, in denen es um Dinge ging, die ich wirklich kaum verstanden habe, schon allein die Problemstellung war böhmische Dörfer für mich. Bisschen unangenehm, wenn dann drüber gelästert wird, dass Personen x, y und z, alle seit drölf Jahren im Werk, ja keine Ahnung vom Regelwerk haben. Tjaja, äh, ich kenn wen hier im Raum, die versucht grad unsichtbar zu werden und dabei möglichst viel zu lernen.

Nachmittags mit heraufziehenden, üblen Kopfschmerzen, die, Spoiler, inzwischen zu einer Migräne geworden sind, Michel zum Kornettunterricht begleitet, beziehungsweise gebracht, weil ich natürlich eh nicht mit rein durfte. Nach dem Kornettunterricht Pippi vom Freund mit dem furchtbar klingenden Namen abgeholt. Gekocht, dabei hilfesuchende Mails des neuen Kollegen zu unserem Zeiterfassungssystem beantwortet, gegessen, Kinder mit verfertigt gemacht und dann mit bohrenden, vom Nacken am Hinterkopf lang in die linke Schläfe ziehenden, Kopfschmerzen noch mal an die Arbeit gesetzt, weil meine eine Chefin um halb sieben abends Mails mit „Ich brauche bis morgen Mittag deine Covid19-relatierten Arbeitsstunden als Anteil an deiner gesamten Arbeit, aufgedröselt nach Wochen und das Ganze seit [Zitat] vor dem Sommer“ schreibt. Wann ist „vor dem Sommer“? Hab ihr also alle meine Covid19-relatierten Arbeitsstunden seit 16. März geschickt. Aufgedröselt nach Wochen und als Anteil an den Gesamtarbeitsstunden. Rekonstruiert anhand anderer Exceltabellen, meinem Outlook-Kalender und unserem Archiv. Für September habe ich dann auch direkt erst mal 1,25 h Covid19-Arbeit reingeschrieben: Zeiterfassung.

Ernsthaft mal: was geht? Wenn ich nicht morgen früh das Auto zur Werkstatt bringen müsste, damit die endlich den hinteren Getränkehalter fixen (Luxusproblem), ich hätte ihr das morgen um 11:59 geschickt. Pffrrrrrrm.

Tag 1528 – Alltag.

Jeden Morgen Einhorn-Eskalation des kleinen Mädchens, das meint, sie bestimme hier alles. Es strengt ein bisschen an. Sehr.

Im Zug geschminkt weil nicht aus den Federn gekommen.

Arbeit, Arbeit, dazwischen kurzes Telefonat mit der Finanzberaterin, so ein Hauskauf sollte bei diversen Dingen Änderungen nach sich ziehen und so ganz frisch gekauft ist das Haus ja nun nicht, ähäm.

Reagiere schon wieder aggressiv auf Nichtigkeiten, offenbar ist 2. Zyklushälfte. Habe also nach einem Jahr mit Spirale keine Periodenblutung mehr, aber literally allen anderen Scheiß, den eins im Laufe des Zyklus so haben kann, inklusive (!) Unterleibs-Krämpfe. Vielleicht rupfe ich das Kackteil auch noch vor dem Termin bei der Gynäkologin von Hand raus (SCHEEEHEEERZ!!!). Weil (tmi, Entschuldigung) mit der Blutung an sich habe ich wirklich keine Probleme, damit kann ich sehr gut leben aber der ganze Rest gibt mir den Rest. Und meiner Umwelt auch, wer will schon sehr regelmäßig mit einem Pulverfass zusammen leben.

Hrmpf.

Morgen noch, dann Wochenende.

Tag 1511 – Keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit.

Ich sag es mal so: ich hoffe, unsere neue Teamchefin hat verstanden, worauf wir als „Inspektorat“ heute drei Stunden unserer aller Arbeitszeit verschwendet haben. Weil sonst würd ich mich echt noch viel mehr als eh ärgern, dass ich heute 3,5 Überstunden gemacht habe (und wenn meine Kollegin nicht einen ihrer Urlaubstage hätte sausen lassen, wäre es noch mehr geworden) um alles wegzuschaffen, was nun mal heute Anstand, wofür ich aber keine Zeit hatte, weil ich in Meetings herumsaß, unter anderem um zu erklären, dass wir alle bei aller Liebe die Hände genug mit dem zu tun haben, was unsere (gesetzlich verankerte!!1!elf!) Pflicht ist, und dass da Jobbe på tvers („quer arbeiten“ ich kann das jetzt nicht mehr erklären, ich bin wirklich gar) und all diese hübschen Konzepte von Kommunikation und Teilen von Kompetenz und blablabla hinten rüber fallen MÜSSEN.

Anderenfalls arbeiten wir uns alle kaputt. Das ist ja auch keine Lösung. Es darf eh schon keiner länger krank werden.

Ich jedenfalls habe mein Hirn heute so leer gearbeitet, dass ich am Ende die einfachsten Sätze von norwegisch nach englisch mit Google Translate übersetzen musste. Ich möchte bei der Gelegenheit auch kurz anmerken, dass ich diese Überstunden-gleich-Karriere-Kultur für völligen Bullshit erkläre. Selbst wer, der doppelt so „gut“ ist wie ich läuft nach 10 Stunden Arbeit doch nur noch auf 30% Hirnkapazität, kriegt aber unter Umständen auch noch wegen Zuschlägen mehr Geld dafür als wenn einfach sinnvoll geplant würde und die Arbeit sich in normaler Arbeitszeit erledigen ließe. Und dann wird das auch noch als Beförderungsargument herangezogen?

Pfft.

Echt mal.

Tag 1456 – Aktives Weglesen.

Erinnern Sie sich an unseren Gemeinschaftsbauernhof und die, äh, interessanten Thesen zu konventionell angebautem Gemüse und dessen Einfluss auf das Immunsystem? Wir haben da so ne Facebook-Gruppe (geschlossen) und da wurde heute angekündigt, dass man ab jetzt da Sauerteigbrote von einem wohl recht bekannten Biobäcker kaufen kann. Diese Brote sind ausgesprochen hübsch, deshalb blieb ich bei dem Beitrag hängen. Da sind Ären und Blumen und so drauf, ich schätze, das sind geschliffene Vollholz-Gärkörbchen, in die diese Muster geritzt sind, dann mehlt man die aus und bürstet das Mehl überall außer dem „geprägten“ weg? Schwer zu beschreiben und ich rate ja hier auch nur wild rum. Jedenfalls überaus hübsche Brote. Ok, es gibt erstmal „Emmer, Dinkel und Einkorn“ und da bin ich direkt schon wieder raus, aber halt so hübsch. Aber dann folgender Kommentar samt Antwort:

„Hei, sind die ganz ohne Hefe gebacken?“ – „Die sind nicht glutenfrei.“

Kurz war mir nach rumpampen, aber ich setzte mich dann doch auf meine Finger (der Salat ist ja sehr lecker und meine Zuckerschoten sind nicht wirklich was geworden und ¡3 kg Himbeeren!). Jetzt pampe ich halt hier, in meinem eigenen Raum. Aber wo anfangen?

  • Emmer, Einkorn? Dieser Aberglaube, dass alte Getreidesorten viel besser sind als Weizen? Solange die alten Sorten nicht in Wüsten wachsen, die wir in 15-20 Jahren in Europa haben werden, bevorzuge ich fürs erste die hochgezüchteten, ertragreichen und krankheitsresistenten Sorten. Und wenn wir die Wüsten haben, erst recht, weil irgendwo muss das Essen ja herkommen, bei drastisch reduzierter Fläche.
  • Hefe. Was ist nun schon wieder falsch an Hefe? Sauerteig enthält zudem wilde Hefen. Die machen einen guten Teil des Triebs und die Brote sehen gut aufgegangen aus, also… duh?
  • WAS HAT HEFE MIT GLUTEN ZU TUN? Genau. Gar nix.

Ich muss diese Gruppe mehr ignorieren, das ist nicht gut für meine Nerven.

Oder vielleicht ist schon wieder PMS? Ich weiß es ja auch nicht.