Tag 2637 – Urlaub?

Hmm naja naja, der Arbeitstag lief eher so semi-erfolgreich und das heißt leider, dass ich mir nicht drei Tage frei nehmen kann. Also könnte schon, natürlich, ich könnte ja auch morgen vom Bus überfahren werden und dann würde ja auch die Welt nicht untergehen. Aber da ich gleichzeitig auch möchte, dass „die da draußen“ Antworten auf ihre brennenden Fragen zeitnah halbwegs fristgerecht bekommen, tja. Tjaja.

Aber ein bisschen frei mache ich schon. Vermutlich werde ich einen Arbeitstag auf drei Tage aufteilen und allgemein eine ruhige Kugel schieben. Laut Auto-Reply kann man von mir vor Montag keine Mail erwarten und der Wecker ist auch aus, alles was ich tue ist also Bonus.

Was ich aber auf jeden Fall machen muss, und zwar noch diese Woche: meine Gehaltsforderung fertig machen. Frustrierender Weise mit den selben Argumenten wie letztes Jahr, ich hinke da also (obwohl ich letztes Jahr echt nicht so wenig mehr bekommen hab) irgendwie hinterher und das macht, dass ich mir dezent verarscht vorkomme.

Ach was war das schön, als man noch nicht jedes Jahr aufs neue drum kämpfen musste, ein der Arbeitsleistung, Arbeitsbelastung und Qualifikation angemessenes Gehalt zu bekommen. Ich hasse sowas ja sehr.

Ansonsten war heute hier ein wenig Kinderdrama. Michel ist auf dem Trampolin blöd auf den Nacken gefallen und hat sich aufgrund eines Knackens der Wirbel furchtbar erschreckt und meint jetzt, sein Hals ist gebrochen. Zur einen Seite könne er gar nicht gucken und nach unten auch nicht. Also außer auf der einen Seite ist der Fernseher oder unten der Laptop und man hat grad vergessen, dass man ja einen mindestens gebrochenen Hals hat, dann kann man den Kopf ganz normal bewegen. Pippi packte jedoch die große Eifersucht, weil ich Michel tröstete. Ich hätte Michel lieber als sie, überhaupt hat niemand sie lieb und dieses und jenes Kind war im Hort doof zu ihr und apropos Hort ist es auch brutal ungerecht, dass sie da hin muss und Michel nicht. Wie immer bei Pippi war das Drama aber wesentlich kurzlebiger als bei Michel und bei „morgen geht ihr mit dem Hort in die Bibliothek und da ist eine Veranstaltung mit Reptilien“ plötzlich vergessen. Fünf Minuten später stand sie schon wieder singend vorm Spiegel. Da war Michel noch motzig und rieb sich den Nacken. Es ist wirklich faszinierend, wie unterschiedlich die zwei sind.

Tag 2389 – Mag nicht.

Bin viel zu müde zum Schreiben. Apropos: die Kinder können buchstäblich um jeden Sch… streiten. Heute stritten sie darum, wer wohl müder sei. Natürlich waren beide am müdesten.

Paradoxe Intervention-Update: wir machen jetzt keine „Massen-“Tests mehr. Die Anführungszeichen, weil ich fünf mal in 17 Tagen bei Schulkindern nicht sonderlich massig finde. Jedenfalls fallen jetzt auch diese wenigen Tests weg, weil wir nicht genug Tests haben. Man soll nur noch bei Symptomen testen.

In zwei Wochen posaunen sie dann rum, dass die Infektionszahlen zurück gehen, um was wetten wir.

Tag 2187 – Freizeit.

Wir waren ja nun zwei Tage im Freizeitpark, beziehungsweise einen Tag im Freizeitpark, einen Tag im Kinderbauernhof. Das war der Hunderfossen Park in Lillehammer, wenn Sie zufällig mal da sind und Kinder so im Alter von 3-10 Jahre haben, fahren sie da ruhig vorbei, das ist sehr schön da. Für größere Kinder ist es glaube ich zu lahm, aber für die Altersklasse von Pippi und Michel jetzt (also fast sechs und bald neun) gibt es ganz viel zu sehen, zu machen und zu erleben, aber angenehm ruhig (für einen Freizeitpark). Es laufen KEINE Gestalten in Kostümen rum und auf Kinder zu, es ist nicht überall ständig Musik und der Park ist groß genug, dass sich die Menschen darin recht gut verteilen*.

Wir konnten mal wieder sehr schön beobachten, wie unterschiedlich unsere Kinder sind. Während Pippi ihren „Führerschein“ machte (auf einem kleinen Elektro-Mercedes AMG, wenn schon, denn schon!) war ich mit Michel erst mal im Energisenteret, einer Art Mitmachausstellung zu verschiedenen Aspekten von Energie – Licht, Wasser, Wärme, Biomasse, smarte Häuser und Tierhaltung, inklusive „Wie man sich in einen Schweinestall einschleust“

Mit Dusche! (Man musste aber nicht in echt duschen.)

Dort konnte man an einer Umfrage teilnehmen, bei der man auch was gewinnen konnte. Michel ist unter anderem der Meinung, dass wir alle der Umwelt zuliebe weniger Fleisch essen sollten und dass Erwachsene in Klimafragen mehr auf Kinder hören sollten, weil die es schließlich in vollem Umfang ausbaden müssen, was heute so verzapft wird. Ich finde, ich habe ein sehr kluges Kind.

Anekdote: Michel wird in absoluter Dunkelheit leicht panisch, auch wenn er die ganze Zeit Körperkontakt zu mir hat. Außerdem fand er völlig unerhört, dass ich, um den Umfragezettel an der richtigen Stelle wieder abzugeben, einfach an der Schlange am Eingang des Energisenterets vorbei gegangen bin, er fand, wir sollten uns lieber anstellen, auch wenn wir mit dem senter an sich ja schon durch waren.

Als nächstes wollten wir dann gerne Achterbahn fahren. Alle zusammen. Der Park hat genau eine richtige Achterbahn, die recht harmlos** ist, alles das, was bei mir zu grenzwertigem Grusel, auch wenn der ja das Schöne an der Sache ist, führt – Loopings, Holzgerüste, nahe 90 Grad-Gefälle, frei baumelnde Beine – hat die nicht. Michel befürchtete aber in der Schlange stehend zusehends immer mehr. Dass die Achterbahn kaputt gehen könnte und entgleist. Dass die Sicherungen an den Sitzen aufgehen könnten und man rausfliegt. Dass die Sonnencreme macht, dass er zu flutschig wird. Trotz Versicherungen, dass all das sehr unwahrscheinlich ist, wollte er dann, als wir an der Reihe gewesen wären, doch einfach lieber nicht, also setzte ich mit ihm aus und wartete auf Pippi und Herrn Rabe, die ohne uns fuhren. Pippi hatte jedoch die Kräfte, die auf einen wirken, nicht vorhergesehen und will jetzt nie wieder Achterbahn fahren. Nach einigen Minuten auf dem Arm ging es wieder bei ihr und wir spazierten weiter.

Den Kindern hat glaube ich am besten gefallen, dass es da ein kleines Schwimmbad gibt, mit in erster Linie viel Wasserspielzeug. Das wussten wir vorher und hatten deshalb auch Badesachen dabei, und während Pippi und Michel in maximal knietiefem Wasser plantschten***, aßen Herr Rabe und ich das einzige vegetarische Essen, das ich weit und breit auftreiben konnte. Ach, Norwegen, du und dein Schinken-und-Hühnchen-Wahn. Es war eine Focaccia mit Tomaten, Pesto und Mozarella, an sich lecker aber etwas sehr fettig.

Bei den Kindern stand ebenfalls hoch im Kurs der kleine „Aussichtsturm“, auf den man sich selbst hochziehen muss (maschinell unterstützt). Dadurch hat das höhenängstliche Kind selbst in der Hand, wie schnell es wie hoch geht, unter „HÖHER! HÖHER!“-Rufen der kleinen Schwester zwar, aber auch die ist ja noch drei bis sieben mal mit ihm mit gefahren.

Fast zum Schluss nahmen wir noch die „Rafting“-Bahn, bei der alle, Kinder wie Erwachsene, einen Heidenspaß hatten.

Eigentlich waren dann alle schon ziemlich gar, Michel wurde zappelig und motzig und Pippi weinerlich, und wir tauschten den Märchenzug gegen „4D“-Kino ein. Das soll so viel heißen, wie „Kino mit visuellen Tiefeneindrücken durch polarisiertes Licht und entsprechende Brillen plus Wind-, Sprühnebel- und Seifenblasenerzeugung über in das Mobiliar integrierte Düsen“. Der Film war eine Art Fortsetzung von „Der kleine Prinz“ und sehr niedlich und nett gemacht, aber am Ende mit dem größten Plothole aller Zeiten****. Den Kindern fiel das nicht weiter auf und sie waren danach auch entspannter und bereit, zum Campingplatz zu fahren. Das nächste mal machen wir dann auch noch das 5D-Dings mit, einfach um zu erfahren, was die 5. Dimension sein soll. Vermutlich Bewegung, aber herrje, so viele seltsam verwendete Ds!

Zu dem Bauernhof gibt es nicht soooo viel zu sagen, außer, dass mir die meisten Tiere da ziemlich leid tun*****, und wenn ich eine Streichelzooziege wäre, würde ich mich auch sehr schnell darauf spezialisieren, kleinen, unbedarften Menschenkindern die Futtertüte im Ganzen zu entreißen. Volle Soli mit den Ziegen! Michel fand die Minischweine gut, Pippi die Kaninchen, beide die Truthähne, die haben nämlich sehr hübsche Federn. Und die „Försterautos“, mit denen Kinder eine Runde durch den Wald drehen können, inklusive dicker Pfütze, durch die man fahren muss. Ich hab mich mit einem Esel angefreundet und ein fremdes Kind zurechtgewiesen, das die Pferde mit den Futterpellets fütterte, obwohl jedem mit Kauf der Tüte mehrmals gesagt wird, dass man alle Tiere damit füttern darf, AUSSER PFERDE UND ESEL. Man bekommt dann auch noch einen Zettel, auf dem genau das steht. Aber die Eltern dieses speziellen Kindes waren auch nirgends zu sehen, sonst hätte ich denen das auch noch mal gesagt.

Insgesamt hatten wir 2 gute Tage alle zusammen, das war nötig und richtig.

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So langsam setzt bei mir Erholung ein, nach zweieinhalb Wochen Ferien. Interessant, auch im Hinblick auf zukünftige Ferien.

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* nun ist natürlich grad Corona und laut Webseite sind die Besucherzahlen beschränkt worden, also vielleicht ist es da sonst brechend voll und superlaut und es gibt ständig Feuerwerk. Ich glaube es aber nicht.

** also wenn man die Maßstäbe von Heidepark Soltau und co. anlegt

*** ein Hoch auf Kinder, bei denen man wenigstens in der Tiefe keine Angst mehr haben muss, dass sie sofort ertrinken, wenn sie nur umkippen

**** vielleicht war der Film eigentlich wesentlich länger und wurde auf 15 Minuten amputiert, es wirkte etwas so

***** welche Tiere mögen schon ständig von random Menschenkindern begrabbelt werden

Tag 1717 – Corontäne Tag 44.

Michel hat heute ein neues Spiel für die Switch bekommen. Let’s Go, Pikachu. Das war die ausgelobte Prämie für „10 mal in Folge oder 20 mal insgesamt im eigenen Bett schlafen“ und die 10 mal hat er geschafft. Ich habe etwas besorgt nachgefragt, ob er dann jetzt wieder nachts rüberkommt, aber er sagte, er versuche, in seinem Bett zu bleiben.

Es sieht ja auf dem Bild so aus, als spielten sie friedlich miteinander, aber das täuscht. Gewaltig sogar. Fragen Sie nicht, ich bin einfach sehr froh, wenn die ab Montag wieder beide in getrennten Einrichtungen sind, wenigstens ein paar Stunden am Tag.

Pippi macht die ganze Zeit Geräusche, singt, erzählt, rülpst infernalisch laut und drei Familienmitglieder sind nach dem heutigen Tag davon maximal genervt.

Nach der Einkaufstour zum Spiel kaufen im beschaulichen Eidsvoll leider einen Akt großer Dummheit bezeugen dürfen. Auf dem Kreisverkehr feierten ca. 6-7 Jugendliche („Russ“, also die diesjährigen Schulabgänger) mit Sofas und Getränken aus Dosen, ohne Ab- und mit wenig Anstand. Ich sehe Schulen und Kindergärten wieder schließen wegen solcher Vollpfosten und möchte die schütteln, aber das geht auch nicht mit Abstand. Würstchen.

Abends ein Lieblingsessen. Reis mit Scheiß. Oder wie die Kinder es nennen: Reis mit das mag ich nicht ich will Ketchup.

Heute wieder einen Tag von „Menschen sind komisch, und die meisten halt auch dumm“.

Tag 1340 – Rumms!

Neulich sagte Herr Rabe: Müsste Michel nicht langsam mal wieder Zähne verlieren?

Hmmhmm, sagte ich.

Vor ein paar Tagen sah ich, dass Michels Schneidezähne oben anders aussahen, schief waren die immer ein bisschen, nämlich der eine leicht über dem anderen, der eine war auch seit einem Sturz vom Sofa mit einem Jahr leicht gräulich, aber das sei nicht schlimm, sagte die Zahnärztin. Jetzt war aber der eine Zahn noch mehr über dem anderen und zum Zahn daneben war eine Lücke entstanden.

Hmm, dachte ich.

Heute morgen fragte ich Michel, ob denn eigentlich der Zahn wackele.

Ein bisschen, sagte Michel und ließ mich wackeln. Ein bisschen wackelte der Zahn, und zwar seitwärts. Nach hinten konnte er ja nicht wackeln, da ist ja der andere Zahn.

In einer Woche oder so, dachte ich.

Heute Abend spielten die Kinder. Gar nicht mal sonderlich wild. Doch plötzlich:

*Rumms*

Au! Michel! Orrrr!

*Spuckgeräusche*

Was ist das?

Du hast Blut!

Das ist mein Zahn!

Hast du Aua? Du hast Blut!

MAMA, PAPA, PIPPI HAT MIR MEINEN ZAHN AUSGESCHLAGEN!

Und da stand das Kind, mit ziemlich stark blutender Zahnlücke und Schneidezahn in der Hand, aufgekratzt wie 10 Frettchen zur Fütterungszeit. Pippi mit großen Augen daneben.

Und ich glaub, so schnell hauen die nicht mehr absichtlich die Köpfe gegeneinander.

Tag 1199 – Zauberer.

„Pippi, soll ich dir zeigen, wie ich zaubern kann?“

„Jaaa!“

Pippi geht zu Michel, leuchtende Augen, jetzt wird gezaubert!

„Du musst die Augen zumachen.“

Pippi macht die Augen zu.

Michel knüllt umständlich einen Papierfitzel zusammen und wurschtelt dann an Pippis Ohr rum.

„Du kannst die Augen wieder aufmachen. Guck, was in deinem Ohr war!“

„Boahhhhh! Mama! Da war Kitzel in mein‘ Ohr! Mama, guck!“

„Mama, ich will jetzt auch Kitzel-Zaubern! Du musst Augen zumachen.“

Ich mache die Augen zu, merke, wie Pippi nur bis knapp über meinen Bauchnabel reicht, gehe tiefer runter.

„Killerkillerkiller!“

Pippi kitzelt mich mit dem Papierknüllchen. Unsanft.

„Kannst Augen aufmachen!“

Ich mache die Augen auf.

„Guck Mama, das war in mein‘ Ohr!“

Tag 799 – We survived Kindergeburtstag.

Aber auch nur knapp.

Nein, es war eigentlich doch ganz in Ordnung, ABER.

Sieben Kinder zwischen 2 und 5 (Median bei 5 ;) ) sind einfach laut. Und wuselig. Und dann noch kleine Individuen, zwei davon kennt man sehr gut, eins recht gut, zwei mittel und eins fast gar nicht… puh. Und ehrlich gesagt hatte ich nicht so ganz damit gerechnet, dass Pippi komplett anti-alles sein würde, eifersüchtig hoch zehn und bei jedem „Warte“ oder gar „Nein, das ist Michels!“ einen Wutanfall sondergleichen hinlegen würde. Das ging soweit, dass ich sie irgendwann ins Bad trug, wo sie dann (in meinem Beisein) ihren Frust darüber, dass auch sie nur EIN Überraschungsei haben durfte, herausbrüllte. Ausdauernd und mit Schlagen, Treten und auf den Boden werfen. Wie im Film. Aber wenigstens standen dann nicht noch drei große Kinder neben mir und fragten „Warum weint Pippi so?“.

Aber ansonsten war es alles ganz ok, Michel hatte Spaß, die anderen Kinder auch, selbst die Wohnung* ist stehen geblieben und als Belohnung** hab ich mir tatsächlich ein Glas Wein und das Auspacken meines ColourPop-Pakets gegönnt. Huiuiui, es wird ein bunter Herbst, sage ich Ihnen!

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* und alle Norweger, die hier reinkommen, so: „Boah, so eine große Wohnung!“. Hmm. Ich glaube ja, das täuscht. 75 Quadratmeter sind jetzt nicht gerade üppig, auch in Norwegen nicht. Aber bis auf das Schuhschachtelgroße Kinderzimmer sind halt unsere Räume groß und offen. Norweger hätten vermutlich auf demselben Raum drei Schlafzimmer und entsprechend gedrungen würde auch alles aussehen. Da wirkt unsere Wohnung natürlich riesig gegen.

** nach dem Aufräumen für die Putzfrau, versteht sich.

Tag 156 – Babymassage

Als das Kind damals ein Baby war, machten wir einen Babymassagekurs. Der ging über mehrere Termine (4? 5?) und jeweils 30 Minuten. Geleitet war der Kurs von einer Hebamme mit irgendeiner Babymassagefortbildung, wir saßen zu sechst mit unseren nackten Speckbabys auf dem Boden in einem krass überheizten Raum und massierten was das Zeug hielt. Das Babykind pullerte mich in den 30 Minuten jedes Mal zwei- bis dreimal an, sodass ich ab dem zweiten Mal nur noch in abgeranzter Jogginghose und bei 60 Grad waschbarem Hemdchen hinging. Das Babykind genoss die Massage eigentlich immer sehr und hielt mir irgendwann sogar zufrieden Grinsend seine Füße hin, damit ich die auch gut kneten konnte. Nur Gesicht und Kopf allgemein, das konnte es nicht haben und fing an zu weinen oder den Kopf wegzudrehen. Das ist die Vorgeschichte.

Heute war ich mit dem Baby beim Babymassagekurs. Ein Termin, 45 Minuten. Geleitet von einer Physiotherapeutin mit irgend einer Babymassagefortbildung, ich weiß nicht, wie viele wir waren, vielleicht so 40? Es war jedenfalls super voll. Wir saßen mit unseren Speckbabys, die alle noch eine Windel anhatten, in einem krass überheizten Raum und versuchten, vor lauter Babygequengel und -geschrei* irgendwas von dem zu verstehen, was die Physiotherapeutin erzählte. Um das Baby vernünftig massieren zu können, hatte ich ihm irgendwann trotz der pikierten Blicke meiner Nachbar*Innen (es waren auch zwei Papas da) die Windel auch ausgezogen, ich bin ja eine erfahrene Babymasseurin und hatte eine saugfähige Wegwerfwickelunterlage mitgebracht. Nun ist ja das Baby sehr mobil und außerdem gab es ja sooooo viel für das Baby zu sehen, andere Babys, andere Mütter, die Spielzeuge anderer Babys, die Wasserflaschen anderer Mütter, jedenfalls drehte sich das Baby ständig weg und rum und interessierte sich eher am Rande für meine Massageversuche. Mit zunehmender Menge auf dem Baby verteilten Babyöls wurde es auch immer schwieriger, das zappelnde Baby in eine Maggagegerechte Position zu bringen, bis es mehr einem ungleichen Wrestlingkampf (schon mal versucht, eine mit Seife eingeschmierte Babyrobbe festzuhalten? Ich auch nicht. Aber so stelle ich es mir vor.) glich. Das war mir dann zu doof und ich massierte ein bisschen den Rücken des im Vierfüßlerstand wesentlich weniger zappeligen Babys. Das fand das Baby offensichtlich toll, so toll, dass es auf die Unterlage pullerte (mehr pikierte Blicke meiner Nachbar*Innen), aber dafür war die Unterlage ja da. Nachdem die Blase leer war, durfte ich das Baby sogar wieder rumdrehen und ihm das Gesicht massieren, was es, im Gegensatz zu wirklich allen anderen Babys im Raum, sehr genoss. 

Was ich damit sagen will: das Baby und das Kind sehen sich so ähnlich, aber sie sind so unterschiedlich im Wesen, es ist faszinierend. 

Und: was haben die Norweger*Innen eigentlich für ein Problem mit Nacktheit?

Auf die Gefahr hin, dass mich jetzt gleich alle hassen: mit David Bowie kann ich so gar nix anfangen. Mein einziger Bezug zu ihm ist „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, in dem Christiane F. auf einem David Bowie-Konzert ihren ersten Schuss von einem Freund gesetzt bekommt. Dieses Buch hat bei mir einen extrem nachhaltigen Eindruck hinterlassen, aus Gründen, und deshalb war mir Bowie völlig unverschuldet immer irgendwie suspekt. 

Aber die Nachricht von Alan Rickmans Tod hat mich, ja, getroffen klingt irgendwie blöd, aber berührt passt auch nicht, vielleicht am ehesten kurz traurig gemacht. So ein guter Schauspieler. Krebs ist echt scheiße. Und je mehr ich über Krebs weiß, desto scheißerer finde ich den. 

Und den Film gabs dann weder bei Netflix, noch bei iTunes. Und YouTube ging auch irgendwie nicht. Hrmpf. Muss ich wohl doch alle Harry Potter-Filme nochmal gucken. Und Das Parfum. Und Stirb Langsam. Und Robin Hood. Das wird ein faules Wochenende. 

*(wenn man doch merkt, dass dem Baby das so gar nicht gefällt, warum massiert man dann stoisch am hysterisch brüllenden Säugling herum? Mir schoss schon die Milch ein, das arme Würmchen.)

Tag 154 – #12von12 Januar ’16

Heute ist wieder der 12., das erste Mal in diesem Jahr und das heißt, es ist #12von12! Hurra! (Für die, die hier neu sind und nicht schon anderswoher wissen, was das ist: Man macht am 12. des Monats 12 Bilder, schreibt eventuell noch was dazu und verlinkt den ganzen Spaß dann beim Kännchen-Blog.)

Hier ging der Tag los wie immer, die Kinder schliefen noch und ich schlich mich aus dem Bett. Erstmal Kaffee.

Nach dem Anziehen und dem ersten Schluck Kaffee dann die Kinder wecken.

Plan scheiterte zunächst an deren Niedlichkeit.

Irgendwann war ich dann aber doch fertig mit die beiden Anhimmeln und weckte das Kind. Das Kind himmelte dann ein bisschen das schlafende Baby an, streichelte ihm über den Kopf und weckte es mit einem Küsschen (!!!) und freute sich dann darüber, dass das Baby so niedlich rumblinzelte und ihn dann fett angrinste. Da kriegte das Baby noch eine dicke Umarmung und ich schmolz vor Rührung über so viel Geschwisterliebe. Hachz.

Dann Kindergartenabliefern und so, unspektakulär das Ganze. Das Baby schlief auf dem Rückweg ein und so konnte ich noch schnell die Betten abziehen, bevor es wieder wach wurde. Denn von beiden Betten mussten die Laken gewaschen werden. Das Kind sollte wirklich abends nichts mehr trinken. Oder wir müssen es nochmal wecken, um aufs Klo zu gehen.

Zum Duschen noch nen Käffchen. Das Baby spielt auf dem Fußboden vor der Dusche rum und freut sich über seine nackte Mama das lustige Plätschern. 

Sie nehmen doch auch ne Kanne Kaffee mit zum Duschen, oder?


Auf zum Gesundheitszentrum, Kontrolle steht heute an. Etwas spät dran, eigentlich sollte die zum 5. Monat sein, aber da waren wir ja in Deutschland. Baby pennt natürlich genau passend vor der Tür ein.

Das Baby ist (Überraschung!!!) für sein Alter auf allen Gebieten (also motorisch und „sprachlich“) sehr weit. Was ich wirklich nicht wusste, ist dass die meisten Babys erst später mit „Bwwwww“ und „Wewewewewewewe“ und „Mamamamamamama“ anfangen. Größe, Gewicht, BMI, Kopfumfang sind alles totaler Durchschnitt, kein Gerede mehr von „hat zu wenig zugenommen“. Dafür war Impfen wieder fies (und später wurde mir dann klar, wieso in den Nebenwirkungslisten „vermehrtes Schreien“ steht. Eieiei. Aber besser als Keuchhusten allemal.).

Erst mal Nickerchen/Netflixen.


Netflixen war nicht wegen technischem Problem, also döste ich auch mit dem Baby herum bis die anderen Familienmitglieder wieder da waren.

12von12-ing. Das Baby ist in der Mundwinkelgrabschphase.


Das Baby wollte auch mal auf Papa schlafen und sorgte für einen weiteren Awwwww-Moment.

Auch im Schlaf noch den Fuß festhalten.


Jaha, I’m a weirdo.

Mein meditativer Moment des Tages: Kinderzahnbürste ausspülen. Die Zahnpasta schält sich in so lustigen Würstchen zwischen den Borsten her.


Nach dem Essen und dem Kind-ins-Bett-bringen (Kind war total übermüdet und rastete komplett aus, weil ich ihm die Zähne putzen wollte und dann nochmal, weil ich ihm nicht die Zähne geputzt hatte…) dann Aufgabenverteilung: einer Baby, einer Küche. Naja. Ich hab das Baby ja schon den ganzen Tag an der Backe um mich rum.

Und dann: Jetzt.

Zum Bloggen was härteres sls Stilltee: alkoholfreies Bier. Ich bin so Punk.

Tag 105 – 4 Monate und 1 Tag

Mein liebes kleines Mausemädchen,
heute bist du vier Monate und einen Tag alt.
Vor vier Monaten und einem Tag um diese Zeit saß ich auf dem Sofa, las* und veratmete sehr regelmäßige und einigermaßen schmerzhafte Wehen. Und hoffte sehr darauf, dass dein Bruder schnell in den Schlaf finden würde und meine Taktik „Ich setz mich jetzt hier auf den Poppes, es heißt ja Bewegung treibt die Geburt voran, dann tut Stillsitzen bestimmt das Gegenteil“ aufgehen würde.
Und jetzt sitze ich auf dem gleichen Sofa, du liegst auf meinem Schoß und schläfst, um mich rum das Chaos. Dein Papa ist beim Fußball und dein Bruder schläft schon, bei uns im Bett, denn er ist krank. Genauso wie vor vier Monaten und 2 Tagen, Fieber und Schlappsein und Husten.
Wenn ich an deine Geburt und die Tage drumherum denke, kommt mir das schon alles ganz verrückt vor. Aber so war es halt, dein Bruder war einen Tag vorher noch ziemlich krank, die Großeltern grade einen Tag vorher abgereist, ich war am Tag deiner Geburt noch einkaufen (mit Wehen) und habe Marmelade gekocht (mit Wehen) und hatte Besuch von einer lieben Freundin, die mir eröffnete, sie sei auch schwanger (mit Wehen, also ich). Diese Freundin hat jetzt einen sehr hübschen kleinen Babybauch, aber ich schweife ab.
Das passiert mir immer öfter, das Abschweifen. Es muss die Stilldemenz sein. Ich habe das Gefühl, im gleichen Tempo wie du Sachen lernst, werde ich vergesslicher und mein Gehirn siebiger. Und du lernst schnell. Seit ein paar Tagen befühlst du deine Spielzeuge und dein Spieltrapez. Neulich noch konntest du höchstens mal ungezielt dagegen hauen, jetzt steckst du deine Arme aus und die Hände untersuchen alles, was sie zu fassen bekommen. Am interessantesten findest du mein Gesicht, meine Nase, Augen, Lippen. Alles wird befühlt und manchmal auch übermütig gekniffen oder gerissen (Au.). Überhaupt bist du unheimlich aufmerksam und wissbegierig. Ich kann nichts mehr essen oder trinken, ohne dass du mir alles in den Mund guckst. Dein Bruder ist dein größter Held, wenn er da ist, bist du fast immer fröhlich und verfolgst alles was er tut. Bloß wenn er weint, dann weinst du sofort mit, denn dann muss ja mindestens der Weltuntergang bevorstehen. Dein erster Blick morgens ist zu mir: breites Grinsen. Der zweite ist zum Kind: breites Grinsen und dann: Fokus. Was macht es? Turnt es? Spricht es? Vom Kind lässt du dir auch alles gefallen, alles ist ja irgendwie trotzdem interessant. Oh, so fühlt sich das also an, wenn sich jemand im Bett auf meine Hand kniet. Faszinierend. Hand im Gesicht. Aha. Auto auf dem Kopf. Hihi, das kitzelt.
Seit ein paar Tagen kannst du richtig herzlich lachen, wenn ich dich mit viel Geräusch auf die Wangen küsse. Ein meckerndes Babylachen, bei dem mein Herz platzt.
Nur wenige Sachen findest du richtig scheiße. Baden zum Beispiel. Das macht dir irgendwie Angst und ich finde das sehr schade, weil wir anderen eigentlich alle Baden ganz toll finden. Aber du brüllst wie am Spieß und siehst mich mit diesem „Rette Mich!!!“-Blick an, dass mir fast die Tränen kommen. Manchmal findest du Auto fahren doof. Manchmal deinen Kinderwagen. Manchmal die Trage. Und immer: angezogen werden.
Du bist unheimlich stark, du willst nicht babymäßig auf dem Arm liegen, mindestens sitzen und eigentlich stehen. Du kannst dich schon prima aufsetzen, wenn man dir die Hände hinhält und eine Hand reicht dir zum Festhalten, um ein, zwei Minuten stabil zu sitzen. Du rollst dich dauernd auf den Bauch und kullerst mir so im Bett hinterher, wenn ich mal zwei Zentimeter von dir wegrutsche. Überhaupt weißt du sehr genau, was du willst: Ständig in meiner unmittelbaren Nähe sein, möglichst herumgetragen werden. Schlafen nur auf der Seite oder auf dem Bauch oder auf dem Bauch auf meinem Bauch. Wenn du Hunger hast, ziehst du mich quasi mit Blicken aus. Du magst wenn ich singe, egal was und egal wie falsch. Du liebst Massagen. Und wenn wir mal nicht machen, was du möchtest, wird gnadenlos gebrüllt. Da ist keine Geduld, kein anfängliches Gemecker, du schöpfst sofort dein ganzes stimmliches Repertoire aus.

Und dabei bist du so unfassbar niedlich**, dass man dich einfach lieb haben muss.

Murch und :* –

Deine Mama

 

*Allerdings weiß ich nicht mehr, was. Gab spannenderes.
**Dieses Lachgrübchen! Dieses Haarwirbelchen! Diese Speckfüßchen! Diese perfekten kleinen Hände!