Tag 1892 – Laune.

Schlechte Laune. Wir waren heute wieder back im zwei-Kinder-zu-Hause-zwei-Jobs-Game, weil beide Kinder leicht verkühlt sind. Michel geht aber morgen wieder zur Schule, der hat quasi nichts. Pippi klingt eindeutig verschnoddert, ist (und war) aber fieberfrei und fit und könnte laut der offiziellen Regelung eigentlich auch wieder in den Kindergarten, aber um anderen Eltern und vor allem den Kindergartenangestellten den Scheiß zu ersparen, selbst mildeste Symptome erst mal zu Hause beobachten zu müssen, bleibt die morgen noch hier.

Daran liegt meine Laune aber nicht. Ich kann es gar nicht mal an was konkretem festmachen, es ist einfach so. Ich gehe jetzt wohl besser einfach (endlich) schlafen.

Tag 1748 – Für die Tonne.

Da heute keine Müllabfuhr kam, kommt sie wohl morgen.

Morgen kommt auch eine Warmkompost-Tonne.

Ansonsten war der Tag reichlich bescheiden, bis abends Twitterkneipe war, das war sehr schön (wie immer). Das klingt albern, aber das ist schon ein Teil meiner neuen Normalität geworden und ich hoffe, dass sich etwas davon wirklich nach der Pandemie bewahren lässt. Ich mag die alle da sehr gern.

Jetzt Familienbett, Pippi ist seit einer Dreiviertel Stunde wach, kann nicht wieder einschlafen und liegt jetzt bei uns im Bett. Pippi ist ja gar kein Baby mehr, fällt mir dabei auf, die ist ja gar nicht mehr winzig klein. Na sowas aber auch.

Tag 1632 – Erfolglos.

Michel wünscht sich seit Monaten Minecraft. Ich will jetzt hier keine Diskussion lostreten über Computerspiele für Grundschüler, mir ist das komplett egal ob er nun Pokémon im Fernsehen guckt oder Minecraft spielt, sein Gehirn wird sich schon nicht sofort auflösen. Jedenfalls hat Michel da jetzt schon eine Weile drauf gespart, damit er sich Minecraft kaufen kann. Für Mac, weil man nur auf dem Computer die Pokémon-Extension laden kann. Für Mac gibt es das aber nur zum Laden, ein Datenträger ist da gar nicht mehr vorgesehen und im Grunde genommen begrüße ich das auch, aber.

Michel ist sieben. Er hat physisches Geld gespart und will sich davon etwas kaufen. Ich finde (und das ist ganz allein Bauchgefühl, ich kann das nicht belegen oder untermauern), es ist zu früh, um ihm das Taschengeld elektronisch zu bezahlen, damit er sich dafür im Internet Dinge kaufen kann. Ich glaube (s.o.), dass es erst mal verankert sein muss, dass man Geld auf einen Tresen legt und dann etwas (plus Restgeld) über den Tresen gereicht bekommt, bevor man das dann auf das virtuelle Level übertragen kann.

Jedenfalls habe ich das heute mit Herrn Rabe per SMS geklärt und die Devise war: Michel kann sich für die PlayStation den Datenträger kaufen, wir laden die Version für den Mac. Also bestellte ich das per Click and Collect bei Elkjøp, natürlich nicht zentral in Oslo, weil es da nicht vorrätig war, sondern in Storo (im, hihi, Vitaminveien). Und dann fuhr ich mit den Kindern mit dem Zug nach Oslo. Mit zwei aufgekratzten Kindern allein in der Großstadt. Erst Zug, dann laufen, dann T-Bane, dann wieder laufen, im Einkaufszentrum den Elkjøp suchen. Da war ich eigentlich schon gar, ehrlich gesagt, es stresst mich enorm, mit den Kindern, die herumwuseln und weglaufen und ihre Finger in den Spalt bei Fahrstuhltüren stecken unter vielen Leuten zu sein.

Dann sah Pippi Lollies und wollte einen haben. Gleichzeitig verschwand Michel zwischen den DVDs (deren Cover ja schon allein nicht durchgehend FSK 7 sind) und ich stand an der Click und Collect-Kasse an. Ein junger Typ kam, fragte nach meiner Telefonnummer und sagte dann „das muss ich kurz holen“ und verschwand. Er brauchte ewig. Pippi heulte wegen Lolli, Michel trippelte herum, mir war schrecklich warm und drei weitere Kunden durften „mal kurz“ bezahlen, während der Typ Minecraft holte.

Oder auch nicht holte, denn nach ungelogen etwa 10 Minuten kam er mit leeren Händen zurück und meinte „Sorry, haben wir doch nicht.“

„Das können Sie dann ja dem Siebenjährigen erklären!“ meinte ich und meinte das auch überhaupt gar nicht witzig. „Du kannst das im PlayStation-Shop runterladen.“ sagte der Typ zu Michel und wandte sich dem nächsten Kunden zu.

Einigermaßen fassungslos und mit schreulender Pippi (die Lollies!) und großäugigem Michel an der Hand musste ich mich vor dem Laden erst mal auf den Boden setzen. Was für ein Reinfall. Über eine Stunde dahin gegurkt, für nix.

Michel schien das alles gut wegzustecken, aber kaum zu Hause brach er heulend zusammen. Er hatte sich so darauf gefreut, heute Minecraft zu kaufen und wie sollen wir denn nur das Geld in den Fernseher tun und wääähähähä. Ich saß also mit dem Siebenjährigen auf dem Schoß da und tröstete und streichelte seinen Kopf und erklärte und verfluchte innerlich den blöden Typen und den ganzen Laden. Danke für nichts, Elkjøp.

Morgen laden wir dann wie geplant die Computer-Version runter. Ab acht dürfen mich die Kinder dafür wecken. Wie acht Uhr aussieht, musste ich erklären (und dabei kam heraus, dass Michels Armbanduhr wohl kaputt ist, aber das Fass hab ich dann lieber zugelassen).

Und jetzt gehe ich dann gleich ins Bett, weil garantiert um Punkt acht Michel mit meinem Rechner im Zimmer steht.

Tag 1079 – Ferientag 15. Vom Streit.

Heute war ein echt blöder Tag, die Kinder haben sich benommen wie die Äxte im Wald, ich kam zu nix so richtig und motzte und schimpfte nur rum und Michel hat mit Edding aufs Regal gemalt und den Lattenrost aus dem Bett gehoben und dann, als Herr Rabe wie so ein Samariter die Stimmung durch Seebesuch gedreht hatte, legte Michel noch einen 1a Wutanfall nach dem Essen hin. Wenigstens weiß ich jetzt, dass er genauso unter seiner eigenen Wut leidet wie seine Umgebung und dass er Angst hat, er könne nur Polizist werden, weil die auch immer wütend sind*. Ich habe ihm versprochen, dass wir morgen, wenn alle etwas ausgeschlafener sind, mal zusammen überlegen, wie er mit seiner Wut besser umgehen kann, weil ihm das hinterher dann immer sehr leid tut, wenn er zum Beispiel Sachen wirft oder uns wehtut, aber in dem Moment einfach sehr, ja, wütend halt ist. Nach dem Abendabschluss musste ich dann natürlich extra doll mit ihm kuscheln und weil Pippi eigentlich auch von mir ins Bett gebracht werden wollte, musste ich auch noch Schlaflieder summen und dabei hab ich mich dann selbst auch gleich in den Schlaf gesummt. Schmierig von Sonnencreme und mit Brille auf, die ich mir in meine Nase gedrückt habe. Tjanun.

Heute keine Auto-Lobhudelei, es war echt ein Kacktag.

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*Ich hab ihm nicht gesagt, dass gerade Polizisten und co ihr Temperament gut unter Kontrolle haben müssen. Wohl aber, dass Polizisten nicht sauer sind, sondern eher streng, wenn sie müssen. Und meistens nett, weil sie eben gar nicht streng sein müssen.

Tag 885: 12/2 von 12.

Es ist der 12. Januar und das bedeutet: Caro von Draußen nur Kännchen sammelt unsere 12 Bilder!

Hier gab es heute nur 6, weil der Tag müde und bescheiden war und ich dann am Ende auf dem Sofa einschlief. Aber fangen wir von vorne an.

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Der Wecker klingelt, ich liege mit Pippi in Michels Bett, Pippi hat in 2-Stunden-Intervallen wie am Spieß gebrüllt. Ich schalte offenbar im Tran alle meine Wecker aus und schlafe wieder ein.

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Pippi seufzt und drückt – sie pullert. Mich an, denn die Windel läuft aus. Ich bin dann wach (um 08:15 auch allerhöchste Zeit) aber huiii, meine Laune.

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Ich bin richtig fies zu den Kindern, die sich beim Anziehen und Frühstücken wie immer viel Zeit lassen. Pippi schmaddert sich außerdem so gründlich mit Joghurt zu, dass ich sie komplett umziehen muss. Es bewahrheitet sich auch ein mal wieder: selbst, wenn ich mich nur anziehe und Zähne putze, nicht meine Haare wasche oder mein Gesicht irgendwie auch nur anfasse, brauchen wir ne Stunde bis aus dem Haus. Was sich auch bewahrheitet: in der Stunde ist dann keine Zeit für Kaffee und dann bin ich gar kein Zombie, sondern ein tollwütiger Terrier.

Nach einer Nacht mit permanent brüllendem und um sich tretendem Kleinkind werden das heute vielleicht 12 Shades of Aggro. Dies ist außerdem mein 1. Kaffee. #1von12 von #12von12

[ohneBild]

Wütend und frierend sitze ich auf dem Sofa und sabotiere mich selbst im Bewerbung schreiben.

Mittagessen. Ok, Frühstück. #2von12 von #12von12

Ich backe dann auch noch Brötchen, nach diesem Rezept, den Poolish hatte ich gestern Abend angesetzt, dann muss der halt weg.

Brötchen in the making. Symbolbild. #3von12 von #12von12

Ich tue dann auch noch so als würde ich arbeiten:

Esstisch-Office. #4von12 von #12von12

Aber in echt mache ich nichts produktives, dödele herum, twittere und Backe zwischendurch. Ich telefoniere mit einer HR-Frau und kriege schlechte Nachrichten von der Fakultät: möglicherweise wird meine Defense erst Ende Mai oder im Juni sein. Das wäre… schlecht für meine Nerven. Ich darf aber auch nichts selbst unternehmen, weil ich die Opponenten nicht kontaktieren darf. Wie man weiß, kann ich mit so Ohnmachts-Situationen voll gut umgehen.

Brötchen! #5von12 von #12von12

Da sind sie fertig. Ich gehe duschen, in der Hoffnung, dass ich mich danach besser motivieren kann und nicht mehr sehnsüchtig zum Bett schiele.

Selbst wenn ich gar nicht aus dem Haus gehe: mit den beiden hier fühle ich mich doch mehr wie ich selbst. #6von12 von #12von12

Tja, und dann war ich grade fertig und top-motiviert (najaaa…) da rief Herr Rabe an, ob ich die Kinder abholen kann. Seufz. Na klar.

[ohne Bilder]:

Kinder abholen, Milchreis kochen, Dinozug anmachen, essen, Wutausbrüchen heute mal wegen echt dünner Nerven* aus dem Weg gehen, statt auszuhalten und dann kam Michel an, als er sich abgeregt hatte und kuschelte sich an und dann sind wir beide eingeschlafen.

Ein irgendwie käsiger Tag.

Und weil Fristen ablaufen, muss ich am Wochenende wenigstens eine Bewerbung schreiben.

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*Als ich dreizehn war, hatte meine Mutter schon seit langer Zeit einen Freund. Zum Essen gaben wir uns immer die Hand und sagten alle einen Spruch auf, in dem wir uns einen guten Appetit wünschten. An dem Tag wollte ich nicht, also nicht ihm die Hand geben. Es gab Milchreis mit Kirschen und ich war halt pubertär motzig und wollte mal wieder klar machen, dass dieser Typ mir nichts zu sagen hätte. Ich weiß nicht mehr, was ich sagte, aber danach stand er hinter mir und knallte mir links, recht, links, rechts eine, auf die Ohren (zum ersten und einzigen Mal, meine Mutter hat ihn danach vor die Tür gesetzt). Dann nahm er wutschnaubend seinen Teller um ihn mit nach oben in sein Zimmer zu nehmen, überlegte es sich im Flur aber anders und warf den Teller mit voller Wucht gegen die Wand. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft, wie meine Mutter versuchte, die Kirschflecken vom pfirsichfarbenen Strukturputz zu waschen. Am Ende haben wir die Stellen übergestrichen. Und Milchreis mit Kirschen ist bis heute ein echt schwieriges Essen für mich. Obwohl ich das sehr gern mag.

Tag 107 – Krankes Kind (2)

Das Kind ist immernoch krank. Herr Rabe hat sich heute mal einfach drüber hinweggesetzt, dass das Kind sagte, es wolle nicht Fieber gemessen bekommen: 40,3 Grad. Ja Hmm. Das erklärt einiges. Zum Beispiel dass es den ganzen Tag weint. Ehrlich. Regression zum Baby hier. Und wer meint, mit Baby sei man fremdbestimmt, ist herzlich eingeladen mal vorbeizukommen. Das Kind und das Baby definieren grade gemeinsam Fremdbestimmung völlig neu. Und ich hasse es sehr doll. Das Kind will, dass ich mit ihm auf dem Sofa kuschel und keinen Meter weggehe. Das Baby will herumgetragen werden. Beide weinen sehr laut und ausdauernd, wenn ich ihren Wünschen nicht nachkomme. Zähneputzen? Nicht für Mama. Essen? Nicht für Mama. Aufs Klo? Nicht für Mama. Aaarrrrrrggggg!

Und. Ich. Muss. Für. Diese. Scheiß. Statistikklausur. Lernen. Wiesollichdasdennbittemachenverdammtnochmal??? 

Orrrrr. Echt. 

Morgen gehen wir zum Arzt, soll der mich auslachen aber is mir egal, so geht’s nicht weiter.