Nach einem Tag im Büro mit allen Aufs und Abs, die das so mit sich bringt, bin ich hundemüde und habe Kopfschmerzen. Ich gehe jetzt ins Bett und hoffe, dass das dann auch das Ende des Jetlags ist.
Die letzte session des Sportprogramms muss auch bis morgen warten, ich bin echt erschossen.
Derweil hat sich Herr Rabe heute eine Winterjacke gekauft, von so einer sehr bekannten nordischen Outdoormarke, weil eine Kollegin da Rabattcoupons hatte. Er liegt mir schon seit 1,5 Wintern damit in den Ohren, dass er mal eine neue Winterjacke braucht, weil seine einfach ziemlich fertig ist, aber irgendwas in nicht schwarz, dunkelblau, braun oder dunkelgrau zu kriegen, ist echt schwierig. Seine neue wird jetzt feuerrot und der Stoff ist so Special, dass er auf der Webseite mit einem Hans Zimmer-artigen Soundtrack untermalt wird. Man könnte von der Marke auch Jacken für Expeditionen in die Arktis kaufen, aber da hab ich dann doch ein Veto eingelegt, das fand ich dann fürs Pendeln zwischen Eidsvoll und Oslo sowohl optisch als auch preislich etwas überkandidelt.
Die Kinder haben Ferien. Das heißt, es ist auch kein Korps, kein Musikunterricht, kein Ballett. Das entzerrt hier zu Hause so einiges. Das ist schön.
Pippi hatte sich gestern gewünscht, mit zu meiner Arbeit kommen zu können. In den Sommerferien war sie ja mal bei Herr Rabes Arbeit, gestern also bei mir. Ich hatte sie gewarnt, dass das furchtbar langweilig sein würde, aber sie fand es ganz gut. Ein bisschen Langeweile ist ja auch mal ganz gesund. Und ich hab jetzt einen viel schöneren Büroplatz.
Unsere Kantine konnte mal so gar nicht punkten (das ist wirklich nicht überraschend), aber unsere Kaffeemaschine, in der man Kakao holen kann, dafür umso mehr.
Nach der Arbeit machte ich Pippi noch glücklicher, indem wir Schuhe kaufen gingen. Ihre herbsttauglichen Schuhe befanden sich in einem unverantwortbaren Zustand der Auflösung. Es sind günstige Wanderschuhe aus der Damenabteilung geworden und Pippi ist überaus zufrieden. So Kindersachen sind nicht mehr ganz so populär. Hach ja.
Michel fuhr heute nicht mit mir zur Arbeit, sondern nachmittags ganz allein nach Oslo. Dort traf ich ihn am Bahnhof. Es hat wirklich gut geklappt, wir haben zwischendurch ein paar mal telefoniert, weil er aufgeregt war, aber er war rechtzeitig (zwanzig Minuten zu früh) am Bahnhof, hat sein Fahrrad ordentlich angeschlossen, saß im richtigen Zug und ist an der richtigen Haltestelle ausgestiegen. Meine Kinder sind jetzt beide so groß, dass man die alleine (mit Hilfestellung per Telefonsupport) auf den ÖPNV loslassen kann! Pippi ist jetzt nämlich auch schon ein paar mal alleine zum Tanzen gefahren – mit dem ÖPNV dauert das, weil wir in einem Kaff wohnen, eine Stunde. Sie hat das super gemacht und ist sicher einen Meter dabei gewachsen. Und heute eben Michel, der ganz allein mit dem großen Zug fährt. Meine Babies…
In Oslo trafen wir uns, weil Michel zum Friseur gehen wollte, die Frisur nachschneiden. Jetzt sieht er wieder sehr fresh aus. Und weil auch dieses Kind Bedarf an Kleidung hatte, waren wir ebenfalls in dem selben Laden wie gestern und kauften eine Jacke für den Herbst und je nachdem wie der so wird vielleicht noch einen guten Teil Winter. Ich möchte es nicht Übergangsjacke nennen, das klingt so nach rausgeschmissenem Geld. Ich suchte Michel zwei wasserfeste, gefütterte, schwarze Jacken raus, er suchte eine aus. Ich fragte, ob er zufrieden sei, oder ob er lieber was anderes hätte, nicht schwarz zum Beispiel, er sagte, „Ja, orange!“, dann lachten wir beide und bezahlten die schwarze Jacke. Michel hat den Tag auch sehr gut gemeistert. Aber es ist schon auch interessant, an welchen Punkten meine Kinder Hilfe brauchen und wo nicht, und wie unterschiedlich das zwischen den beiden ist.
Insgesamt zwei schöne Tage mit den beiden wertvollsten Schätzen.
Ich habe keine Lust mehr, irgendwelche Möbel aufzubauen. So, jetzt ist es raus. Ich mag keine Komplement-Schubladen mehr sehen, egal wie einfach die zu montieren sind. Schon mal gar nicht will ich irgendwelche ausziehbaren Schuhregale anschrauben. Ich möchte auch, das ist ganz wichtig, keine Kisten mehr sehen müssen. Ich habe schon angefangen, Kistenfreie Ecken zu schaffen, einfach weil ich sonst in meinem eigenen Zuhause bekloppt werde, wenn in jeder Ecke was steht, das da nicht hin gehört. Eigentlich wäre ich mal reif für einen Abend vorm Fernseher, aber, haha, der Fernseher ist seit sechs Wochen in seinem Karton.
Außer Möbel schrauben habe ich heute mit Pippi einen Ausflug nach Jessheim gemacht, ein (bereits montiertes!) Sideboard abholen und dann ihr einen neuen Rucksack für die Schule besorgen. Jetzt hat sie einen in jugendlichem Dunkelblau und der alte kann eine Runde geschrubbt werden und dann zum Flohmarkt nächste Woche. Da jugendliches Dunkelblau hier etwas ungünstig ist, haben wir direkt noch Reflex besorgt (nachdem ich darauf hingewiesen habe, dass ich auch Reflex an meinem dunkelblauen Rucksack habe) und dabei sind wir zufällig über diverse Dinge fürs Haus gestolpert (so Drahtkörbe für die Dusche zum Aufhängen zum Beispiel) und schwupps, schon wieder ganz viel Geld ausgegeben.
Danach noch den Kühlschrank und den Vorratsschrank gefüllt, Johannisbeersaft filtriert (morgen mache ich Gele) und jetzt ist es aber wirklich Zeit fürs Bett. Sowas von. Ich hoffe, ich träume nicht von Schuhregalen.
Jesus. Was für ein Tag. Er begann für mich mit unerklärlichen Unterleibsschmerzen, natürlich sehr passend, wenn der Tag sehr voll ist. Immerhin löste Ibuprofen das Problem. Ich tippe auf Mittelschmerz, aber in einer neuen Größenordnung. Einer, auf die ich hatte verzichten können.
Tapfer (haha) fuhr ich trotzdem den Transporter abholen. Ein Van von Toyota, ein Diesel, glücklicherweise immerhin Automatik. Aber groß, schwer und eben ein Diesel. Spritzig wie eine Dampflok war der. Ich hatte das Bedürfnis, beim Anfahren zu ächzen, es fühlte sich an, als würde das Auto das wollen.
Auf dem Weg gabelte ich Pippi und Herrn Rabe auf und dann waren wir geschmeidige sechs Stunden beim Möbelschweden. Ok, die erste halbe haben wir die obligatorischen Blumenbällchen gegessen und unsere Liste auswendig gelernt. Aber dann ging es los. Und es war schlimm. So viele Entscheidungen. So viel Geld. So viel anzugucken. Ahhh. Bei den Lampen war es dann zu viel und weil es keine okaye Klemmleuchte als Leselicht gab, brach ich in Tränen aus. Zwei mal. (Zu meiner Verteidigung: die hatten ihre üblichen 50 Lampen ausgestellt, aber bis auf 5 war einfach alles ausverkauft. Und die 5 waren natürlich die hässlichsten.)
Irgendwann hatte ich dann wieder meinen shit together, auch weil Herr Rabe sinnvolle Vorschläge gemacht hat, wie wir das Leselicht-Problem ohne weiteres Geld ausgeben lösen können, mit Zeug, das wir haben. Und dann gucken wir erst mal. Vielleicht lassen wir es dann so, oder ändern es irgendwann. Aber ich musste wenigstens kein Geld für eine hässliche Lampe ausgeben.
Ganz viel anderes gab es auch nicht, weil mir nichts gefiel. Ich werde also noch ne Weile auf Finn rumhängen und Kleinanzeigen durchforsten.
Dann ging es in die Möbelabteilung und an das Zusammensuchen von Zeug anhand von vier verschiedenen Listen. Zwei Möbelwagen (die am Ende kaum noch manövrierbar waren) und ein Proppvoller Einkaufswagen waren das dann.
85.6 cm Kassenbon
Im Auto sah das dann so aus: (ca., ein paar Kleinigkeiten waren da schon raus)
Als das Auto voll war, war leider die vegetarische Wurst schon ausverkauft für den Tag.
Dann fuhren wir nach… Dal, eine TV-Bank abholen (liegt auf dem Bild ganz oben drauf), die ich bei Finn gefunden hatte, und die unter Gregs Terrarium soll. Ich, ähm, sag es mal so: Ich bezahle nicht noch mal im Voraus. Also es wird schon gehen, aber zu dem durchschnittlichen Preis hatte ich einen durchschnittlicheren Zustand erwartet.
Zu Hause alles ausgeladen, schnell ein Brötchen gegessen und weiter mit dem großen Auto ins Lager. Da haben wir nun endlich den allerletzten Rest abgeholt. ALLES was wir besitzen, ist jetzt hier, im neuen Haus.
Dann wieder das Auto zurück bringen.
Und feststellen, dass a) diese Miewagenfirma ihren Rückgabepunkt wirklich in der allerhintersten Ecke vom Parkhaus hat und b) um 22:54 offenbar kein Zug in Oslo fährt. Herr Rabe hat mich dann abgeholt, weil er der Beste ist. Aber was soll denn das, es fährt immer ein Zug um :54, außer abends spät??? Rotze.
Pippi ist ja jetzt 10 und ich glaube, 10 ist ein schwieriges Alter. Natürlich freuen wir uns alle schon ganz doll auf tatsächliche Pubertät, aber die Präpubertäre Phase ist auch schon nicht ohne und birgt einiges Konfliktpotential. Und generelles Meltdownpotential. Am meisten betrifft das natürlich Pippi, das ist ja auch nicht schön, wenn man ein Mal am Tag bei den Eltern zu Kreuze kriechen und sich für rotzgöriges Verhalten entschuldigen muss. Weil man ja eigentlich dann doch gar nicht ausziehen will und eigentlich doch die Eltern auch ganz okaye Menschen sind, selbst wenn deren Geduld für rotzgöriges Verhalten endlich ist.
Heute war so ein Tag, da war es extra schwierig und ein Einkaufstrip mit allen wurde vorzeitig beendet, obwohl Pippi ihr Geburtstags-Shopping versprochen worden war. Das führte komischerweise nicht zu Deeskalation. Aber nach einem Stück Baguette und einem halben Croissant und ein paar ruhigen Worten im Ferienhaus ging es bei Pippi wieder. Bei Herrn Rabe eher nicht so, der war noch sehr sauer und fand das auch falsch, aber ich hatte den Eindruck, dass Pippi vor allem ein *exklusives* Shoppingerlebnis möchte, mit 1:1-Zeit mit einem Erwachsenen (zum Bezahlen und Klamotten tragen). Also fuhren wir noch mal los. Wir sprachen auch im Auto darüber, was da vorher falsch gelaufen war. Aber es war dann wirklich sehr nett mit Pippi und sie hat sich auch an die vorher gesetzten Regeln gehalten (nur so und so viele Teile und maximal so und so viele Euro). Sie hat auch Sachen wieder weg gehängt, um andere Sachen kaufen zu können, und hoffentlich dabei was über Priorisierung gelernt.
Am Ende hatte ich ein sehr zufriedenes Kind, mit Teilen aus drei Läden (weil sie sich das so überlegt hatte, dass das Geld möglichst breit verteilt werden muss), das im Auto auf der viertelstündigen Rückfahrt einschlief. Die Teile sind alle nicht mein Geschmack, sondern ihrer. Ich habe zum ersten Mal einen Primark betreten. Wir sind nicht in den Sephora reingegangen. Und auch nicht in diverse Modeschmuckläden. Wir hatten zu zweit eine schöne Zeit. Und bei Herrn Rabe entschuldigt hat sie sich auch.
Die kreative Auslegung von „Set bestehend aus Hose und separat verkauftem Pulli“ als „1 Teil“ war so überzeugend, dass ich ein Auge zugedrückt habe.
Hier noch das kuriose Bild des Tages: ein Laundromat direkt auf dem Parkplatz des Shopping-Centers. Shop and wash, oder so.
Gestern: wir waren alle zusammen in Oslo. Es gab einiges zu besorgen, weiße, kurzärmelige Hemden für die Kinder, geheime Geheimnisdinge für Menschen, die bald Geburtstag haben, glitzernde Stoffe und anderen Glitzerkram für mich, einen Anzug für Herrn Rabe und Pippi wollte gerne Haare schneiden. Haben wir alles gemacht, nur einen Anzug haben wir nicht bekommen. Pippis Fusselhaare sind jetzt unten begradigt und sehr viele kaputte Spitzen ab.
Außerdem war der Kauf eines BHs etwas frustig. Ich dachte, jetzt, wo ich meine BH-Größe kenne, könnte ich einfach in einen Laden gehen und einen günstigen BH in dieser Größe kaufen, aber nein. Die saßen alle s scheiße, auch in den Größen „drumrum“. Am Ende habe ich dann wieder im teuren Laden einen bestellt.
Heute hatte ich eine Geigenstunde, die war gut, wir haben ein bisschen Duett gespielt. Nur dass der Geigenlehrer mich mit Bartok-Duetten quält, ist etwas, äh, eher so mittel. Vorsichtig ausgedrückt. Das sind alles sowohl harmonisch als auch rhythmisch ungewohnte Dinge, mit random Taktartwechseln und ähnlichem. Ich möchte das nicht, ich möchte in Frieden Bach spielen, wo ich mich drauf verlassen kann, dass nicht plötzlich irgendwo ne kleine Prim als Doppelgriff auftaucht, oder munter zwischen 6/8-, 5/8- und 3/4-Takt hin und her gewechselt wird.
Den Rest des Tages habe ich erst (produktiv, zum Beispiel habe ich das Aquarium sauber gemacht und meine Sachen für morgen gepackt) prokrastiniert, und dann habe ich Intros für meinen Auftritt am 30. geschrieben, sowohl für die Show als auch für Social Media, ich habe Bilder hochgeladen und alles, urgs, ich hasse mich selbst zu promoten. Aber she’s a showgirl. Da gehört das dazu. Abgeschickt habe ich das 10 Minuten vor der Frist. Was die besten Bewerbungen sein können, die für meinen Job habe ich auch so abgeschickt.
Als ich beim Kindertanz war, vor ganz vielen Jahren, hatten wir eine Choreografie auf Cancan (das One-Hit-Wonder von Offenbach). Die war sehr lustig und wir hatten bunte Röcke und Schlüpper mit Rüschen auf dem Po.
Heute habe ich wieder Cancan getanzt, aber ohne Rüschen auf dem Po. Die wiederum wurden als Burlesque-Kostüm vorgeschlagen. Aber heute war Ballett, ganz seriös also, und sehr wenig Showgirly (schade, aber da sind ja hauptsächlich Kinder, nicht das Moulin-Rouge-Publikum). Es hat sehr viel Spaß gemacht, obwohl das wirklich ein saumäßig anstrengender Tanz ist. Und ein bisschen Showgirl kann man ja trotzdem machen, zum Beispiel mit dem Gesicht. Wir hatten durchgesetzt, dass wir mehr Make-Up tragen durften als sonst so und man sieht zwar (im Gegensatz zum Burlesque) das Publikum nicht, aber das macht ja nichts, man kann ja trotzdem in das schwarze Loch reingucken und ein bisschen breiter lachen als sonst so. Wenn man tatsächlich Spaß hat, ist das auch ganz leicht. Ich weiß nicht, was da passiert ist, aber ich fand heute auf der Bühne stehen gar nicht gruselig schlimm, sondern sehr empowernd. Verrückt.
Allerdings ist mein linkes Bein jetzt echt Matsche und mein Rücken freut sich auch drauf, dass ich das mit dem Radschlagen erst mal wieder lasse.
Übrigens auch total verrückt: ich bin in der Balletttruppe die größte. Ich bin ja gar nicht groß, genau genommen bin ich exakt durchschnittlich groß, in Norwegen einen oder zwei cm unter dem Durchschnitt sogar. Es ist jedenfalls extrem ungewöhnlich, dass ich irgendwo die größte bin. Auch wenn ich die Erfahrung gemacht habe, dass Leute, die mich nur von Bildern kennen, denken, ich sei sehr groß irgendwie. Bin ich nicht. (Ich bin eine Sitzriesin, mein Oberkörper ist im Verhältnis zu den Beinen sehr lang, aber das ist eine andere Geschichte.)
Apropos groß: nach dieser aufregenden Sache war ich dann noch mit Michel Marschschuhe kaufen. Nachdem Pippi neulich ja schon Größe 37 brauchte, hat Michel jetzt Größe 39. Also meine Schuhgröße. Die wachsen echt wie Unkraut, diese Kinder. Und auch für Michel kommen die Schuhe jetzt aus der Damenabteilung, weil es Kinderschuhe bis maximal Größe 37 gibt (meist nicht mal das), Herrenschuhe aber erst ab 41. Keine Ahnung, was männliche Jugendliche machen sollen. Oder generell Männer mit kleinen Füßen. Gut, dass Füße sich nicht an den als für Frauen(TM) deklarierten Schuhen stören können.
Gestern hatte ich große Mühe, in Gang zu kommen, Tjanun. Dafür hat man ja auch Ferien, nicht wahr. Bestimmt.
Heute war besser, erstens war die Putzhilfe da und deshalb mussten wir zumindest schon mal aufstehen und uns anziehen und das zu einer normalen Uhrzeit. Danach war das Haus auch sauber. Außerdem wollte Michel dann bittedanke gerne zu seinem Kumpel gebracht werden, um da zu übernachten. Und seitdem bin ich hier ganz allein in einem sauberen Haus. Das ist sehr ungewohnt. Ich habe dann, um nicht nur rumzugammeln, wie ungefähr ganz Øvre Romerike den Gartenabfall zur Entsorgungsstation gefahren (da war es gerammelt voll, und alle kippten massenweise Gartenabfälle auf den Mount Kompost, der da schon auf wirklich imposante Größe angewachsen ist) und dann war ich ausgiebig im Second-Hand-Laden bummeln. Ich habe brutal hohe Stöckelschuhe gefunden (in denen ich mit ein bisschen Übung aber erstaunlich gut laufen kann. Halt so für 5 Minuten, dann schlafen meine Zeigezehen ein, da wird wohl was eingeklemmt. Aber mehr braucht es ja auch nicht für eine Burlesque-Nummer) und ein paar alberne Kleider, sowie eine „Biker“-Jacke aus Paillettenstoff, ein Traum der gender-nonkonformität. Der Second-Hand-Laden ist neu und wirklich sehr schön gemacht. Das Konzept ist eher Flohmarkt-ähnlich, man kann da „Stände“, eher so Regalmeter, mieten und dann sein Zeug da anbieten. Nur Kleidung, Schuhe und Assessoires. Für die Kund*innen ist es wie ein leicht unaufgeräumter Klamottenladen, wobei die Stände beschriftet sind mit wenigstens Größen und einige Kleidungsstücke hängen auch thematisch zusammen in Ecken, zum Beispiel Abendkleider oder Winterjacken. Es gibt ein großes Schuhregal und vernünftige Umkleidekabinen. Wie in nem Laden hängt man nach dem Anprobieren alles was man nicht haben will auf einen Ständer und die Angestellten räumen das anhand der Strichkodes wieder zurück an die richtigen Stände. Ich bin wirklich angetan von dem Konzept. Woran sie arbeiten könnten, ist, dass es offenbar Leute gibt, die sowas als Geschäftsmodell haben. Da hängt dann drei mal das gleiche Stück, mit dem Händler-Etikett noch dran, also komplett neu. Aber vielleicht bin ich da auch nur empfindlich, weil das meiner Vorstellung von Second Hand nicht entspricht. Anyway, ein schöner Ausflug.
Dann habe ich die Küche leergeräumt, die Rollläden runtergelassen und dann zunehmend verzweifelt versucht, mir eine Choreografie auszudenken, von der ich bis dahin überzeugt war, dass sie eigentlich schon fertig in meinem Kopf ist. Stellt sich raus: nein. Einfach nein, einfach gar nicht. Ich bin jetzt so halb fertig, ich musste nämlich auch noch einkaufen und das wurde alles knapp plötzlich. Hmmhmmhmm, mal gucken, was ich mit diesen Plänen so mache. Vielleicht muss ich auch ein paar Darlings killen, wie man so schön sagt, aber das fällt mir immer sehr schwer, egal bei was.
Jetzt liege ich im Bett und habe mir, da unsere Bettdecke in der Waschmaschine ist, Michels Gewichtsdecke ausgeliehen. Wenn ich jetzt nicht schlafe wie ein Stein weiß ich auch nicht.
Herr Rabe und ich sind heute nach Oslo gefahren, zum Haare schneiden und weil ich was zurückgeben wollte. Dann hat mich Herr Rabe noch in den tollen Handschuhladen geschickt, um Lederpflege zu kaufen, und dann hab ich irgendwie auch Handschuhe gekauft, tolle, blaue Lederhandschuhe mit Wollfutter. Ich bin jetzt groß und muss gar nicht mehr die allerbilligsten Strick-Handschuhe im Dreierpack an der Kasse bei Lindex kaufen. Nämlich.
Als ich Herrn Rabe wieder traf waren seine Haare zwar nicht kurz, aber doch deutlich kürzer als vorher. Meine allerdings auch. Nur waren die vorher kurz und sind jetzt wieder richtig kurz. Jetzt friere ich am Kopf ohne Mütze wieder.
Apropos frieren: der Winter ist jetzt wieder zum Abgewöhnen. Es sind 2-3 Plusgrade und dabei nieselt es die ganze Zeit. Es ist alles grau und alles ist vereist, bis auf da, wo es matschig ist. Die feuchte Kälte kriecht überall rein und man friert mehr als bei trockenen -10 Grad. Eklig. Kann bald Frühling sein?
… Ferienende für alle. Michel und Pippi müssen morgen wieder zur Schule. Die Sommerferien sind so richtig komplett vorbei. Heute haben wir das einigermaßen eingeläutet mit Stundenpläne ausdrucken und Rucksäcke packen, was keins der Kinder sonderlich begeisterte. Pippi war außerdem sehr müde, nachdem sie gestern bei ihrer Freundin übernachtet hat, die immer sehr früh wach ist. Pippi, wie wir alle, ist ja eher eine Eule. Noch nicht so ausgeprägt wie Michel und ich, aber das kann ja noch werden, sie ist ja erst neun.
Gestern haben Herr Rabe und ich genossen, dass die Kinder schon so groß sind, dass sie ein paar Stunden alleine zu Hause bleiben können und sind zum Shoppen nach Oslo gefahren. Ich brauchte was für mein neues Hobby und das gibt es in einem Spezialgeschäft, das nichts mit dem Hobby zu tun hat. Alternativ hätte es das in billig und entsprechender Qualität gegeben, so in der Größenordnung, dass Leute begeisterte Rezensionen ins Netz schreiben „Hat den ganzen Abend über gehalten!“. Ja, nee, danke, dann gebe ich lieber etwas mehr Geld aus und hab was, das hält und auch passt.
Der Laden sah im Internet aus, wie einer, in den ich nicht zwingend optimal reinpasse, so vom Grad der Fancyness her. Alles sehr sehr qualitativ hochwertige Waren, zu Preisen, wo einer wie mir kurz ein „Puh!“ entfleucht, wenn sie auf das Preisschild guckt. (For the record: das was ich gekauft habe, war nicht so teuer!) In echt war der Laden sehr sehr klein, mit offenbar speziell angefertigtem Mobiliar (Schaukästen-ähnlich) bis unter die Altbau-Decke. Und voll mit Waren, ebenfalls bis unter die Decke. Dabei nicht unübersichtlich. Die Verkäuferin sah auch nicht aus, wie ich mir eine Verkäuferin dort vorgestellt hätte (Mitte bis Ende 50, gekleidet in der Art, die meine Oma als „adrett“ bezeichnet hätte, mit seidenem Halstuch und ordentlich gelegter und geföhnter Frisur), sondern war ein relativ typisches Osloer Hipstermädchen Mitte 20, mit Piercing, Tätowierungen und Pride-Bändchen. Die Verkäuferin war aber ausgesprochen gut in dem Job, wusste exakt über das Sortiment Bescheid, war höflich und zuvorkommend aber vollständig unaufdringlich und am Ende hatte der Laden an Herrn Rabe und mich deshalb auch sehr viel mehr Dinge verkauft, als wir eigentlich zu kaufen vorhatten. Unter anderem besitzen wir jetzt jeder einen eigenen Knirps, ich sogar einen mit UV-Schutz (mein koreanischer Sonnenschirm ist leider kaputt), und in dem Fall steht Knirps auch nicht für zusammenklappbare Regenschirme generell, sondern wir haben tatsächlich Markenware gekauft. Wir werden das jetzt mal ausprobieren, ob Qualität sich tatsächlich so sehr lohnt, aber da wir billige Regenschirme sonst leider sehr schnell verschleißen, nehme ich ganz stark an, dass sich die fünf Jahre Garantie doch irgendwann rechnen.
Ich betrachte das im Übrigen immer noch als sehr großen Luxus, einfach in so einen fancy Laden spazieren zu können, und spontan mehrere Regenschirme für (für Regenschirme) echt viel Geld mitzunehmen, weil wir billige Regenschirme satt haben. Ich bin mir sehr bewusst, wie privilegiert das ist, bei uns, speziell auch bei mir als ich Kind war, war das lange anders, da musste der 3€-Regenschirm es halt einfach tun. Ok, ich habe als Kind sämtliche Regenschirme einfach verklüngelt. Da hätte ich mir auch keinen teuren Regenschirm gegeben… anyway, es ist ein großer Luxus*, sich so Eskapaden leisten zu können.
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*ebenfalls großer Luxus: sich seiner eigenen Kompensationsstrategien so sicher sein, dass man darauf vertrauen kann, dass man diese Schirme nicht verklüngeln wird. Ein Hoch aufs Erwachsensein.