Soziales Dingens bei der Arbeit, eigentlich schön, waren auch nicht viele Leute, bin trotzdem komplett im Eimer. Morgen soziales Dingens mit gestresstem Kind am frühen Morgen, awesome. (Mittagsschlaf könnte morgen eine Möglichkeit sein.)
Monat: März 2022
Tag 2330 – Ende 30.
Die Welt geht vor die Hunde, Baby, aber Leute haben trotzdem Geburtstag, sogar so signifikante Geburtstage wie der 37. passieren täglich überall auf der Welt.
Ich finde älter werden weiterhin im Großen und Ganzen gut. Die Haare werden grau, das Gesucht wird ein bisschen faltig, der Bauch, der Po und die Arme werden weicher (gut, das würde mehr Training vermutlich richten, ähäm). All das ist gut. Wehwehchen, hier mal Rücken, da mal Knie, werden schleichend mehr, das ist nicht so schön. Was aber eigentlich am Besten ist, ist, dass mir, ebenfalls schleichend, eine innere Scheißegalhaltung gegenüber äußeren Erwartungen wächst. Man kann’s eh nicht allen recht machen und der Versuch ist voll anstrengend, warum sollte ich das also tun? Bester Effekt des Älterwerdens. Wer weiß, vielleicht schaffe ich es sogar noch bis zum 20. Abijubiläum, die so weit auszubauen, dass ich da hin gehe und nicht, wie beim 10. den Organisatoren mit „eher schieße ich mir in den Fuß“ antworte.
Geburtstag war so weit allerdings unspektakulär. Ich habe mich sehr über viele Glückwünsche gefreut und mein bestes Geschenk ist ein sehr kleiner Kaktus/Sukkulent in Herzform von Michel, sowie dass sich die Kinder damit angefreundet haben, Essen zu gehen, und sich dort sogar benommen haben. Pippi hat der Bedienung im indischen Restaurant ein deutsches Buch vorgelesen, das war schon ziemlich niedlich. Der Kuchen ist lecker, wenn auch die Glasur nicht gut temperiert war und nicht knackig wurde. Herr Rabe hat sich um alle Kaffees des Tages gekümmert und war mit Michel beim Zahnarzt. Ich habe in Frieden gearbeitet und habe im Flow auch noch ein Meeting vergessen.
(Derweil behauptet der Kriegsverbrecher, er hätte von dem Krankenhaus gar nichts gewusst und überhaupt würde man keine Zivilisten angreifen. Ich habe keine Worte mehr für diese Abscheulichkeit.)
Tag 2329 – Ein bisschen Vorfreude.
Realitätsflucht Kuchen backen, weil ich Geburtstag habe. Morgen.
Derweil bombardiert der Kriegsverbrecher Kinderkrankenhäuser*.
Draußen kamen heute fast schon Frühlingsgefühle auf. Was eine signifikante Anzahl Tageslichtstunden so ausmacht, ist doch immer wieder verwunderlich. Es ist ja weiterhin alles mit einer dicken Schicht Eis bedeckt.
Sprich: im Kleinen alles prima, im Großen alles furchtbar.
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*nicht von unabhängigen Quellen verifizierte Information
Tag 2328 – Von allem maximal angenervt.
Ich hab grad ziemlich Laune aus vielen Gründen und schreibe lieber nichts als mich auszukotzen.
Was aber ja immer geht, und am Frauenkampftag besonders gut: Patriarchat anzünden. Einfach weg damit und in den Flammen tanzen.
Tag 2327 – Lachs.
Neue Sitzplatzordnung (aka „feste Base, freie Platzwahl“) ausprobiert. War so geht so. Technische Schwierigkeiten, ich will meinen Stuhl wirklich WIRKLICH gerne behalten, und permanentes Umstellen des PC von lautlos (im Großraumbüro) auf Ton (in Gesprächen über Teams) nervt und wird dauernd vergessen. Wir werden sehen, was das für eine neue Routine wird.
Dafür aber gut: kein Gemecker wegen normalen Gesprächen zwischen Kolleg*Innen. Ich hege die leise (no pun intended) Hoffnung, dass Atmen und gelegentliches Frustschnauben über die Technik auf unserer neuen Etage erlaubt sein wird. Auch gut, dass ich den ganzen Tag über produktiv war, unter den Augen der Kolleg*Innen.
Die Lieblingskollegin hat Covid und es geht ihr schlecht. Wir haben nächste Woche Inspektion zusammen geplant, da weiß ich jetzt auch nicht so ganz, was ich machen soll. Die Lieblingskollegin hat es außerdem entweder aus dem Büro oder vom Weg ins Büro, weil sie sonst niemanden trifft. Das ist natürlich extra bitter. Immerhin war es nicht ich, weil ich ja letzte Woche aus Trotz gar nicht im Büro war.
Zu Hause erwartete mich mein neuer Pass. In einer Farbe, die ich irgendwie nicht erwartet hatte. Aber man kann wohl kaum den Pass (und alles damit zusammenhängende) zurückgeben, weil einer die Farbe nicht gefällt?

Von der Farbe abgesehen: wie effizient ist bitte die norwegische Passproduktion? Von Antrag bis ID-Karte im Briefkasten waren es 4 Werktage, bis zum Pass 6 Werktage. Man muss halt erst mal nen Termin kriegen, aber da ist es ja fast echt eine Option, in irgendeine Distriktskommune zu gurken, statt mehrere Monate auf einen Termin in Oslo zu warten. Das soll jetzt nicht heißen, dass Hamar ein Kaff ist! Von uns aus gesehen ist Hamar eine große Stadt. Hat immerhin mit seinen 31500 Einwohnenden fast 1/5 mehr als wir und es hat eine Uni! Quasi eine Metropole.
Tag 2326 – Wochenendausklang.
Muss echt schon wieder fast Montag sein? Uff.
Gestern waren Pippi und ich übrigens auf einem Kindergeburtstag, das war, wo ich übertrieben habe. Pippis Freundin, die auf die französische Schule in Oslo geht, hatte Geburtstag, und es waren gefühlt 300 (in echt so 5?) andere Kinder dieser Schule da, sowie die zwei Eltern, die sie gefahren hatten. Die französischsprachigen Kinder sind, gemessen an norwegischen Kindern, laut und wild und die Eltern tiefenentspannt und lassen sie halt ölen. Kein Entertainmentprogramm, dafür mehr Zeit und hinterher sah es halt aus, als hätten 7 Kinder wild gefeiert, während die Eltern Kaffee tranken. Ich blieb mit Pippi dort, weil die anderen Eltern nett und interessant schienen und Pippi bis auf ihre Freundin keine anderen Kinder kannte. Die anderen Eltern waren tatsächlich nett und interessant. Es passiert nicht so oft, dass ich geballt auf mehrere (ebenfalls) sehr gebildete, intelligente und herumgekommene Erwachsene treffe, die auch noch alle einen unterschiedlichen Hintergrund haben. Menschen schicken ihre Kinder auch aus völlig unterschiedlichen Gründen auf eine französische Schule, weiß ich jetzt. Pippis Freundin ist dort, weil ihre Familie Französisch spricht und ihr Vater selbst auf einer französischen Schule war. Ihre Mutter hat in Paris studiert. Beide Eltern haben aber andere (und unterschiedliche) Muttersprachen. Ein weiteres Kind, das da war, ist Tochter eines Botschafters aus einem französischsprachigen Land. Die Kinder einer Mutter, die gefahren war, sind auf der Schule, weil der Vater der Kinder auch auf einer französischen Schule gewesen war, der dort war, weil wiederum dessen kommunistischer Vater eine säkulare Schule wünschte, was in Francos Spanien nicht so ohne Weiteres möglich war. Die Kinder eines Vaters, der gefahren war, sind hauptsächlich dort, weil sie die nächstgelegene Schule ist. Der Vater hat den größten Teil seiner Schulzeit in Kanada gelebt, kann also auch Französisch, aber sie wohnen halt neben der Schule.
Dementsprechend gemischt ist auch das Norwegisch der Kinder und in Gegensatz zu uns Erwachsenen können die sich ja nicht problemlos auf Englisch unterhalten, aber es klappte tatsächlich ganz gut, Pippi zu integrieren. Ich integriere mich bei sowas ja wundersamer Weise immer problemlos, muss mich aber hinterher hinlegen. Aber es war wirklich nett und auch gut, mal erwachsene Gespräche zu führen mit anderen, die nicht ausschließlich den norwegischen Blickwinkel mitbringen. Gerade jetzt. Heute verdaue ich aber immer noch daran herum und morgen muss ich ins Büro und schon wieder Leute treffen, mimimi.
Was mir bei mimimi einfällt: ich habe gar nicht erzählt, wie es mit dem Schweinchen und seinem Gnubbel am Po weiterging. Nachdem der Chirurg sich von einer Covid-Infektion erholt hatte, wurde der Gnubbel Mittwoch entfernt. Sie wollen nicht wissen, was das gekostet hat, ich sage mal so: das Pflaster, das danach auf dem Schweinepo klebte, hätte eigentlich auch aus reinem Gold sein können bei dem Preis. Haustiere haben ist ne schlechte Idee bei strammem Budget. Mittwoch nachmittag holte ich ein leicht desorientiertes, aber sonst fittes, Meerschwein ohne Gnubbel vom Tierarzt ab, das auf seinem rasierten Po ein fettes Pflaster kleben hatte (why???). Erwartungsgemäß hielt das Pflaster nicht lange, aber ich hab ja liebe Schweinchen, die nicht an ihre Wunden gehen. Und jetzt habe ich ein beleidigtes Schwein ohne Gnubbel, das nicht lustig fand, täglich aus dem Käfig gefischt zu werden, um Schmerzmittel zu bekommen. Mit einer fetten Narbe, die aber gut zu heilen scheint und einer einseitig rasierten Pobacke. Es ist erstaunlich, wie viel Fell diese Klöpse haben, wenn man es dann mal stellenweise entfernt. Aber es ist ja auch Winter, wer weiß, vielleicht schneit es plötzlich im Wohnzimmer. Jetzt hoffen wir auf ein paar Gnubbelfreie Jahre, das wäre schön. Es soll ja auch eigentlich gerne wieder ein drittes einziehen, aber ich finde immer nur Jungtiere aus unseriösen Quellen und mich da jetzt groß in der norwegischen Meerschweinwelt vernetzen, uff, nee. (Sind eh hauptsächlich Züchter*Innen.)
Tag 2325 – eigentlich…
… ein schöner Tag, aber zu viel, Socialising übertrieben und jetzt fallen die Augen zu.
Tag 2324 – Super müde, muss ins Bett.
Piep und so, aber ich muss jetzt schlafen, morgen ist für Wochenende ungewöhnlich viel Action.
Tag 2323 – Behauptung.
Nix los gewesen, was berichtenswert wäre, deshalb behaupte ich einfach mal wieder was über meine Geigen-Fortschritte. Ich möchte bitte noch mal mit meinem 15-Jährigen Ich reden und sagen: die anderen (vor allem der eine, dessen Namen du vergessen hast, der wahrscheinlich Jan-Phillip hieß, oder Lennart oder Stefan, wie alle Jungs zu der Zeit) sind gar nicht so viel talentierter als du. Manche haben früher angefangen und der Stefan-Lennart übt halt. Einziges Geheimnis. Üben, üben, üben, und sinnvoll üben, also Fehler auch korrigieren, hinhören, nochmal genau die eine scheiß-Stelle, und nochmal und dann noch mal langsam.
Aber mein 15-Jähriges Ich war sehr besserwisserisch und beratungsresistent und meinte, sich selbst und generell die Welt genau gecheckt zu haben und hätte wahrscheinlich einfach hart mit den Augen gerollt und gemeint, 20 Minuten an guten Tagen und am Wochenende vor dem Weihnachts- oder Sommerkonzert 3 Stunden pro Tag, bei denen die schnellen/blöden/unsauberen/schwierigen Stellen aber einfach weggehudelt werden, das muss reichen. Und dann würde sie 20 Jahre lang den mangelnden Fortschritt auf das mangelnde Talent schieben. Ist ja auch praktisch, Talent ist so schön ungreifbar und vermutlich angeboren, machste nix!
(Nicht falsch verstehen. Ich wäre nie ein Wunderkind geworden oder gewesen, aber auch ein Wunderkind muss üben.)
Jedenfalls, ich übe immer noch mit Spaß und es wird in meinen Ohren auch immer okayer. Nach drei „leichten“ Doppelgriffetüden (agree to disagree on the „leicht“), bei denen ich mir anfangs wirklich einen abgebrochen habe, habe ich die vierte beim 3. Durchgang heute einfach so runtergespielt, und es kamen weder 20 Katzen, um mit mir zu jaulen, noch zogen Mann, Kinder oder Meerschweinchen mit Rucksäcken und Schlafsäcken an mir vorbei, um dem Lärm für immer zu entfliehen. Selbst ich war zufrieden. Ha. Übung.
Tag 2322 – Kultur.
Heute Abend war ich relativ spontan in der Osloer Philharmonie, nämlich da: Beethoven Violinkonzert mit Veronika Eberle als Solistin. Dazu kam es, weil ich ein Facebook-Werbeopfer bin und alle meine Apps (obwohl ich Tracking immer ablehne) wissen, wofür ich mich auf anderen Kanälen interessiere und mir deshalb Montag eine Werbung für Tickets zum halben Preis für eben dieses Konzert angezeigt wurden. Aber kann man ja dann tatsächlich mal machen und ich bereue nichts, das war sehr schön, sowohl mal aus dem Haus zu kommen, um was schönes nur für mich zu machen, als auch das Konzert an sich. Sogar die Kadenzen haben mir gefallen, auch wenn ich ja keine spezielle Anhängerin von moderner Kunst bin und auch sagen muss, die hätten auch mit einem Tacken weniger Gedön gewirkt. Man muss ja nicht zwingend sämtliche alternativen Techniken* (inklusive Stampfen beim Spielen) einbauen, bloß weil man‘s kann. Schreien fehlte noch, das ist ja sonst auch sehr beliebt. Jedenfalls, moderne Kadenzen in Beethoven… kann man erstaunlicher Weise machen. Gibt dem Ganzen tatsächlich noch mal eine spezielle Note, die man aber mögen muss. Wie Koriandereis.
Hach ja. Das war wirklich schön.
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*was ich mich ja frage: so jemand benutzt ja zur Stradivari nicht nen 150€-Bogen. Da wird sicher auch der Bogen den Wert eines Kleinwagens haben. Aber spielt man mit so einem Bogen dann col legno (also mit dem Holz)? Da geht doch der Bogen von kaputt! Andererseits spielt man ja auch nicht 99% des Konzerts mit dem guten Bogen, um dann für die drei, vier mal col legno fix auf den 150€-Bogen zu wechseln. Naja whatever. Vielleicht hat sie ja auch einen Carbon-Bogen.