Huch, es ist schon der 5. im JULI! Wo ist denn das letzte halbe Jahr hin, bitte?
Aber egal, wie an jedem 5. will Frau Brüllen wissen, was wir eigentlich den ganzen Tag so machen. Dann wollen wir mal, nicht wahr?
Erstmal: irgendwie halb verschlafen, aber doch nicht so richtig und, ach, es gibt irgendwie bessere Starts in den Tag. Ist gibt auch bestimmt bald wieder Nächte, in denen ich nicht davon träume, dass ich in Proteinseen ertrinke während all die Leute, deren Arbeiten ich zitiert habe, lachend am Rand stehen und mich mit Stöckern immer weiter reinschubsen. Für manche Träume braucht man auch einfach keinen Deuter.
Nach dem Aufstehen Haare waschen, Gesicht waschen, anziehen. Jeans, es ist kalt. Michel zieht sich eine lange Wollunterhose an. Den Gürtel schließe ich auf dem letzten Loch und, naja, ich überlege kurz, ob ich nicht doch noch ein neues Loch reinstanzen soll. Aber nein. Ich mache Brotdosen für die Kinder fertig, Herr Rabe macht die Kinder selbst fertig, muss dann aber los. Ich putze Michel die Zähne und überrede ihn zu einer Windhose und -Jacke, quatsche Pippi in die Schuhe und eine Jacke, versuche ihr mehrmals den Kamm abzuluchsen, den sie aber nicht hergibt und dann wird es aber echt mal Zeit, dass wir loskommen.
Pippi will auch gar keinen Fall im Anhänger sitzen und macht Mordstheater, obwohl wir ihr „Fahrrad“ sogar dabei haben. Im Kindergarten angekommen, will sie dann erst den Helm nicht absetzen und dann den Kamm nicht hergeben. Ich nehme ihn ihr weg und ernte Geschrei. Halte Geschrei aus, bekomme irgendwann ein schnoddrigen Kuss und kann gehen. Sage noch Bescheid, dass die Kinder nicht mit Sonnencreme eingecremt sind und sie aber zumindest Michel bitte eincremen sollen, wenn sie rausgehen und es so sonnig bleibt.
Dann fahre ich mit dem Rad zur Arbeit, obwohl ich viel lieber zu Fuß gehen würde. Aber ich hab ja keine Zeit. Nachdem das Fahrrad abgeschlossen ist, schreibe ich der Lieblingskollegin, ob sie einen Kaffee möchte, ja, möchte sie. Ich warte auf sie und beantworte dabei Urlaubsplanungs-Nachrichten. Nachdem mir heute morgen schon die Wettervorhersage zugespielt wurde, freue ich mich noch mehr als eh schon auf den Urlaub. Wir holen Kaffee und trinken ihn auf dem (gemütlichen) Weg zurück ins Büro. Da lade ich meinen Kram ab und …
… gehe ins Labor. „Das letzte“ Experiment. Das bestimmt genauso wenig das letzte sein wird, wie das letzte letzte das letzte war. Ich suche Kram zusammen und hole meine Proben, überlege und inkubiere und dann erzeuge ich (hoffentlich) kovalente Verbindungen zwischen RNA und Proteinen mit UV-Licht. Ich wasche meine Proben und bereite sie für den Proteinverdau vor. Dabei habe ich zwei mal eine halbe Stunde Inkubationszeit, eine nutze ich dazu, für die Masterstudentin haarklein aufzuschreiben, was ich mache und wo sie die Reagenzien findet, die andere für eine frühe Mittagspause. Nach der Mittagspause noch schnell den Enzymcocktail zur Verdauung von RNA und Proteinen dazu und ab dafür in den Thermoblock bis morgen. Noch ein schneller Kaffee und dann:
Schreibschreibschreib. Die Zeit rennt. Zwei Stunden später habe ich etwas über eine Seite geschrieben und es ist irgendwie schon halb vier. Aber so rein vom Schreibfluss auch ein guter Zeitpunkt für eine Unterbrechung, mir fehlt nämlich nur noch ein Unterkapitel. Außerdem kriege ich Hunger, das Mittagessen war eher spärlich. Ich füge noch ein paar Referenzen ein und…
… frage Mr. I-Trust-you wies denn mit meinen Zellen so gelaufen ist. Schlecht, sagt er, der Mikroskopmann ist nicht aufgetaucht. Ob ich denn nach den Zellen geschaut hätte, wenn die zu dicht werden, müsste er eben den Mikroskopmann anrufen. Nee, bisher nicht, ich gehe also ins Labor und sehe nach den Zellen, die sind aber noch nicht zu dicht. Dann verquatsche ich mich noch kurz mit unserem Computerinder (Selbstbezeichnung von ihm!), der mir dieses lustige und dieses nützliche tool zeigt und dann gehts endlich ab nach Hause.
Obwohl, nein, ich muss noch einkaufen. Wir haben kein Brot mehr und zum Abendessen soll es Fisch geben, den wir auch noch nicht haben. Es gibt frische, norwegische Erdbeeren (dass ich mal von norwegischen Erdbeeren schwärmen würde, hätte ich auch nie gedacht, aber: norwegische Erdbeeren sind die Besten!), Ørret von der Frischetheke und leckeres Brot, aber keine, äh, Dinge nach denen ich auch noch gucken wollte.
Zu Hause angekommen bin ich unterzuckert und bekomme Kopfschmerzen. Dieses dauernde Wettergewechsle, gepaart mit dem nicht so ganz unerheblichen Stresslevel, das bekommt meinem Kopf gar nicht. Herr Rabe ist auch gestresst. Die Kinder gucken DinoTrux und ich setze mich für die letzten zehn Minuten dazu. Herr Rabe auch – und schläft direkt ein. Als DinoTrux vorbei ist, ist Michel sauer, weil es nur eine Folge gibt. Herr Rabe ist sauer, weil ich ihn wecke. Pippi leert Puzzles aus. Ich frage Herrn Rabe, ob ich einkaufen gehen soll. Ja, bitte. Ok. Michel will mit. Ich seufze. Ok. Ich erkläre, dass wir für ihn nichts kaufen. Er will trotzdem mit und wir fahren los. Auf dem Weg raus nehme ich mir noch einen Brotknust mit, um den Unterzucker zu bekämpfen. (Wundert dann auch keinen mehr, dass ich abnehme.)
Erst kaufen wir einen Trunki für Pippi. Michel sucht ein Kuh-Muster aus. Mir ist alles recht, ich bin von den Preisen paralysiert und nur froh, dass die Kinder so großzügige Großeltern haben. Wir gucken in dem Laden auch noch nach Dingen, die gibt es auch, aber Michel ist dagegen. Also ab in den Nachbarladen, für Pippi Kopfhörer kaufen. Und hier finden wir dann auch endlich Dinge und andere Dinge und dann will Michel Crocs haben (sind im Angebot) und die sind zwar noch zu groß, aber er will unbedingt und setzt den Dackelblick auf und naja. Wir kaufen also Dinge, Dinge, Kopfhörer und Crocs. Dann hat Michel Hunger. Ich habe auch schon wieder Hunger. Noch schnell in den Supermarkt, denke ich, fahre ins Parkhaus, es ist voll, Michel labert mich voll, jemand hat einen Einkaufswagen so blöd stehen gelassen, dass ich beim Einparken Probleme habe, ich hätte rückwärts einparken sollen, denke ich noch, das kann ich besser, jemand wedelt hektisch und es macht „Popp“ während mein linker Außenspiegel den linken Außenspiegel den nebenstehenden Autos umklappt.
Der hektische Wedler war der Fahrer des anderen Wagens gewesen. Maximal 20 Jahre alt und garantiert mit Papis (oder Mamis) recht neuem, schicken, sauberen Auto unterwegs. Während ich noch das Auto gerade hinstelle, rubbelt er schon an der feinen roten Linie herum, die mein Auto an dem weißen Außenspiegel hinterlassen hat. Nichts passiert, die Linie ist hartnäckig. Ich steige aus und entschuldige mich und kratze Dreiviertel der Linie mit meinem Fingernagel weg, Michel klopft von innen an die Autotür, der junge Typ rubbelt, ich lasse Michel raus und fluche und rubble und fluche noch mehr, weil ich keine Feuchttücher dabei habe, mit Feuchttüchern geht bekanntermaßen alles weg. Michel labert, der Typ leuchtet mit dem gnadenlosen Handylicht die Linie aus, da ist kein Kratzer, aber ich krieg es so auch nicht weg. Mir fällt das Mikrofasertuch ein, das zur Kondenswasserentfernung im Auto liegt und damit (und Spucke, jaja, so eine bin ich, wenn ich keine Feuchttücher hab) kriege ich nochmal ein bisschen Linie entfernt. Michel hampelt rum und stresst mich und den Typen, der meint, er könne das sicher wegpolieren (bloß weg von der hektischen Mutti). Ich gebe ihm meine Telefonnummer, falls das nicht hinhauen sollte, er fährt. Ich besehe mir meinen eigenen Außenspiegel, der hat auch drölfzig Macken, die sind aber nicht von ihm, einer sieht eher aus wie… Wand? Naja. Vorm Auto verkaufen linken Außenspiegel polieren und Lack ausbessern. Gut, dass die Dinger nicht mehr aus Metall sind, wie früher.
Michel und ich gehen in den Supermarkt und kaufen ein bisschen Lebensmittel ein, ich kaufe Michel ein Brötchen und irgendwann sind wir wieder im Auto und Michel nervt mit Forderungen im Sekundentakt und, als ich dem nicht nachkomme, Genöle. „HmmmmmmHmmmmmmHmmmmm“ macht er und ich werde langsam wahnsinnig. Der Supermarkt ist mit dem Auto fünf Minuten von zu Hause weg und er treibt mich auf die Palme. Zu Hause ist Michel dann zu müde um die Treppe hochzugehen und zu schwach, um seine Jacke zu tragen. Ich ertrage alles stoisch mit der Aussicht auf Essen. Das ist fertig, aber die Stimmung ist… also. Äh. Ich weiß nicht, was Pippi gemacht hat, aber Herr Rabe ist total abgenervt und ranzt Michel an, der müde ist und fordertfordertfordert und dann heult Michel weil er angeranzt wird und Herr Rabe knallt ihm das gewünschte Schälchen auf den Tisch und Michel heult noch mehr und an der Stelle bin ich alleine im Schlafzimmer essen gegangen, weil *das* ertrage ich heute nicht auch noch. Die Kopfschmerzen werden auch immer fieser.
Ich höre die Kinder ins Bad gehen und Herrn Rabe Orren und mache die Kinder mit Bettfertig. Ich bringe Michel ins Bett, dann blogge ich schon mal ein bisschen, döse aber dabei dauernd ein. Pippi will nicht schlafen und Herr Rabe lässt sie herumölen. Dann kommen Pippi und Herr Rabe und Herr Rabe versucht, Pippi zum Schlafen zu überreden, aber irgendwann sitzt sie oben im Bett und ich liege eingepfercht zwischen zwei Kindern, von denen eins schläft und eins herumhampelt und mich kneift und an meinem Fingernagel schnippt in einem 90 cm Bett. Irgendwann schläft Pippi doch tatsächlich ein und ich flüchte aus dem Kinderzimmer. Herr Rabe versucht, Pippi in ihr eigenes Bett zu verfrachten, sie wird wach und schreit aber das ist jetzt nicht mehr mein Problem, einmal EInschlafbegleitung reicht dann auch pro Tag.
Bloggen im Bett, ich müsste eigentlich noch schreiben, das eine Unterkapitel, aber, ach, die Kopfschmerzen, die Müdigkeit, morgen ist auch noch ein Tag.
Aber ne Maschine Wäsche, die muss ich noch anwerfen, sonst habe ich zu wenig saubere Unterwäsche für knapp zwei Wochen Urlaub.
Urlaub. Das wird schön.