Tag 2350 – Hellschooling.

Heute dauerte es 30 Minuten Homeschooling, bis ich beide Kinder und eine Lehrerin gerne zum Mond geschossen hätte. Gerne zusammen. Ich tauge dafür nicht und die Kombi aus mir und Michel ist eine höchst explosive. Wenn Michel explodiert tut er das aber auch gleich richtig und ausdauernd und danach sind gerne Sachen kaputt und wir heulen beide. Kurz und gut: funktioniert nicht. Einfach nein. Singen und Klatschen geht vielleicht noch, aber die Lehrerin unterbindet jeden Kommunikationsversuch der Kinder untereinander, da macht auch Singen und Klatschen nicht so viel Spaß. Michel hatte aber nicht nur Singen und Klatschen auf, sondern auch Mathe und Norwegisch und an Mathe zerbrach die eh schon fragile weihnachtliche Harmonie sehr gründlich. Bei Pippi muss man sehr drauf achten, dass sie nicht mit ihrem iPad abhaut und statt Aufgaben darauf zu machen, Kinderfernsehen schaut (habe ich erwähnt, dass die Kinder im Browser absolut jede Webseite der Welt aufrufen können? Und dass wir Eltern das nicht begrenzen können? Und dass die Schule, die das begrenzen könnte, dazu sagt, wir Eltern müssten den Kindern eben Medienkompetenz beibringen? Das ist alles sehr schön und überhaupt gar kein wunder Punkt, wooooozaaaaaaa…). Morgen um zwölf endet der Schultag offiziell, ab dann machen die iPads auch Ferien. Und ich dreiundneunzig Kreuze.

Unsere Reise ist weiterhin ein unschöner Nervenkitzel. Heute wurde unsere Rückreise storniert – zu einem Zeitpunkt, zu dem die Hotline, die man zum Umbuchen kontaktieren muss, schon nicht mehr besetzt war. Deutlicher kann man den Kund*Innen den Mittelfinger auch nicht zeigen.

Keinen Bock mehr auf Corona. Das ist doch alles scheiße hoch zehn.

Tag 2349 – Die Robbe.

Die Kinder kamen neulich aus dem Hort und wollten, dass wir auch mal machen, was sie dort gegessen hatten: ein traditionelles, norwegisches Weihnachtsessen namens Ribbe. In Norwegen ist das so: an Heiligabend isst man Ribbe oder Pinnekjøtt, und der Graben zwischen den zwei Gruppen ist tief. Eine kleine Gruppe mit sehr absonderlichem Geschmack isst noch Lutefisk. Niemand mag die Lutefisk-Fraktion, da ist man sich einig, man bekriegt lieber mit aller Kraft die jeweilige Gegenseite des Pinnekjøtt-Ribbe-Konflikts. Darüber kann man Familienfehden vom Zaun brechen, an deren Ende sich Teenager vergiften würden, wären wir noch im 16. Jahrhundert. Im 21. Jahrhundert versuchen dann gerne Frauen um die 40, sowohl ihren eigenen Vater als auch ihren eigenen Ehemann zufrieden zu stellen, indem sie beide Gerichte zubereiten. Wie ungeheuer fortschrittlich wir hier doch sind.

Jedenfalls stellte mich der Wunsch der Kinder vor eine Herausforderung, ich mag nämlich gar nicht so gerne Ribbe. Eigentlich gar nicht. Ribbe ist Rippe vom Schwein, also Knochen, eine recht dünne Schicht ziemlich stark mit Fett durchwachsenem Fleisch, eine dicke Schicht Fett und dann die Schwarte. Die Schwarte wird, wenn sie gut gemacht ist, wie beim Krustenbraten aufgebläht und knusprig. Oft ist sie aber gummiartig und labberig. Das galt es zu vermeiden, also bat ich eine vertrauenswürdige Quelle um ein Rezept und bekam es.

Heute war der Tag der Tage. Gestern hatte ich schon (mit Autokorrekturfail) mit Michel das übertrieben große, kleinste bestellbare Stück Fleisch gewürzt.

Die weitere Vorgehensweise war ähnlich wie beim Krustenbraten, außer, dass man hier noch aus Alufolie einen Keil bastelt, auf dem man das Fleisch dann so drappiert, dass das Fett aus der Kruste ablaufen kann. Es ist halt ein wirklich großes Stück Fleisch, und im Unterschied zu einem Krustenbraten auch nicht (grob) zylindrisch, sondern flach.

Ich schreibe das Rezept hier jetzt nicht hin, weil das Ergebnis zwar gut aussah, aber ich beim nächsten mal definitiv lieber wieder einen stinknormalen Krustenbraten mache.

As good as it can be.

Die Kruste ist richtig toll geworden, aber der Rest ist mir einfach viel zu fettig, selbst wenn man die dicke Fettschicht zwischen Kruste und Fleisch wegschneidet. Ich bin echt nicht zimperlich bei Fett, aber das hätte auch Robbe sein können, das wäre in meiner Vorstellung nicht wesentlich fettiger. (Mein Kollege, besagter mit dem Rezept, sagt, er habe mal Robbenfleisch angeboten bekommen, aber das gehöre zu den wenigen Dingen, die er ohne zu probieren abgelehnt habe, weil er die Farbe eklig fand. Aber das nur am Rande.) Die Kinder mochten es dann auch nicht soooo gerne. Der einzige, der nicht völlig underwhelmed war, war Herr Rabe. Was gut ist, denn wir haben noch 2/3 des Stückes übrig, für die nächsten Tage.

Ich bleibe Team Pinnekjøtt. Die Kinder bleiben Team Dasmagichnicht. Und Heiligabend gibt es wegen Virusvariantentralala und Reisegehampel aller Voraussicht nach Würstchen und Kartoffelsalat.

Tag 2348 – Vergeudeter Tag.

Den Großteil des Tages lag ich mit Migräne komplett flach, den Rest hatte ich die normalen Nebenwirkungen der Migränetabletten. Insofern habe ich heute kaum was zu erzählen.

Immerhin was gelernt heute: die Harry Potter-Verfilmung wurde ab dem vierten Teil nicht mehr Norwegisch synchronisiert. Aber Michels Englisch reicht dafür aus. (Fun fact: als der Film rauskam, war ich 20 Jahre alt, es war nicht ganz so einfach, ein Kino zu finden, in dem der im englischsprachigen Original lief und ich verstand manche Schauspieler*Innen auch nicht besonders gut, wegen ihrer Dialekte. Michel ist neun.)

UK ist jetzt Virusvariantengebiet. Norwegen ist Hochrisikogebiet, was im Grunde bedeutet, dass Ungeimpfte nach Einreise in Quarantäne müssen. Virusvariantengebiet heißt, dass alle Einreisenden in Quarantäne müssen, für 14 Tage, was logischerweise bedeutet, dass man auch nicht mehr ausreisen darf in der Zeit, es sei denn man schnallt das Haus auf Räder und reist mit dem Haus um sich rum, wie ein Einsiedlerkrebs. Wenn Norwegen diesen Sprung noch macht, gibt’s keine Reise für uns. Man munkelt, dass Dänemark bald Virusvariantengebiet sein könnte, dann müsste es Norwegen eigentlich auch werden. Andererseits sind wir so elendig langsam mit dem Sequenzieren, dass wir vielleicht einfach wegen der Verzögerung noch nicht so eingestuft werden, wie wir müssten.

In spätestens drei Wochen ist der Kram eh hinfällig, denn dann ist Omicron keine in Deutschland nicht verbreitete Variante mehr.

Ich möchte das alles wirklich gar nicht mehr.

Tag 2347 – Spitzenideen, die 258.

Eigentlich hab ich jetzt Urlaub, uneigentlich haben die Kinder aber ab Montag Schule zu Hause, ich deshalb meinen Urlaub Montag und Dienstag zurückgegeben und wenn ich das eh schon hab, und aus Gründen auch eh erreichbar sein muss (ja, muss, aus Gründen) kann ich auch nachmittags ein bisschen arbeiten und fertig machen, was heute leider nicht mehr in einer sehr freien Interpretation von normaler Arbeitszeit erledigt werden konnte.

Weil ich aber ja eigentlich jetzt Urlaub hab und außerdem heute ein Mammutprojekt teil-abgeschlossen habe, habe ich mir abends ein Glas Rotwein gegönnt, während sich im Fernseher immer noch verschuldete Koreaner in Kinderspielen umbringen. Folgerichtig habe ich jetzt bereits Kopfschmerzen.

Körper einzutauschen gegen einen, der mich nicht für jede ruhige Minute postwendend mit Kopfschmerzen bestraft.

(Homeschooling ist ja auch so eine Sache. Ich bin sehr dafür, dass die letzten zwei Tage vor den Weihnachtsferien nicht mehr in Präsenz verbracht werden müssen. Auf dem Plan stand sowieso für beide Kinder nur noch singen und klatschen und Kekse essen. Aber es muss ja unbedingt digitaler Unterricht sein, also werden elterliche Kapazitäten gebunden und dafür verballere ich definitiv nicht meine Urlaubstage. Urlaub ist das nicht. Arbeit ist es aber auch nicht, fühlt sich jedenfalls nicht so an, wenn man pro Kind drei Lieder singen und fünf Kekse essen als „Aufgabe“ bekommt. Ich übertreibe hier, wir haben die Aufgaben noch nicht, aber die werden ja sicher nicht den Eltern auftragen, am Montag und Dienstag noch schnell Kurvendiskussion mit den Viertklässlern durchzugehen. Wir hatten den Plan für normale Schule bereits und da ist singen, klatschen und Kekse essen keine Übertreibung. Muss auch meiner Meinung nach nicht mehr sein an den letzten zwei Tagen vor den Weihnachtsferien! Aber kann man dann nicht einfach sagen, es gibt eben früher Ferien? Nein, man muss die Illusion der hart arbeitendenden, protestantischen Gesellschaft dringend aufrecht erhalten, auch schon in der Grundschule.)

Der Rotwein spricht aus mir. Gute Nacht.

Tag 2346 – K(r)ampf.

Bei der Arbeit gegen die Technik gekämpft. Wie unnötig das ist. Technik, die einfach funktioniert, könnte so schön sein. Stattdessen führen ein, zwei falsche Klicks seit einem Update unseres Archives direkt in eine unlösbare Situation, bei der nur noch bleibt, das Archiv-Team mit „Hilfe, ich kann gar nichts mehr machen“ zu kontaktieren. Einzig der Cache-Speicher war mir wohlgesonnen und hob für mich die Datei auf, an der ich eigentlich arbeitete und deren Original im Archiv gelöscht werden musste, da unerklärlich und unwiederbringlich kaputt.

Dieses sogenannte Update wird als Verschlimmbesserung des Jahrzehnts in die Annalen des Werkes eingehen.*

Reise weiter unsicher.

Die Kommune hat eine 180 Grad-Wendung vollzogen und ist jetzt nicht mehr auf dem „Alles unter Kontrolle, bitte gehen Sie weiter [zur Schule], hier gibt es nichts zu sehen!“-Trip, sondern macht ab Montag Ferien digitalen Unterricht. Ich bin SEHR gespannt, ob sich da seit Anfang Mai 2020 überhaupt was, und wenn ja, wie viel, getan hat. Ich gehe davon aus, dass wir so für 5 Minuten Aufgaben bekommen und den Rest des Tages gehen die Kinder die Wände hoch.

Da gingen sie hin, meine zwei freien Tage ohne Arbeit und ohne Kinder zu Hause. (Soll nicht heißen, dass ich die Maßnahme nicht sinnvoll und richtig finde, ne?)

Noch ein Tag Arbeit, dann Ferien. Die To-Do-Liste für morgen ist lang wie eine Klopapierrolle, aber nächstes Jahr ist ja auch noch ein Jahr.

Michel hatte heute Abend im Bett einen Krampf im Fuß. Ich habe mal gehört**, dass (kleinere) Kinder keine Krämpfe bekommen (und auch keine muskulären Ermüdungserscheinungen haben, wie „dicke Arme“ beim Klettern). Das würde zumindest erklären, weshalb Michel das sehr erschreckt hat, dass sein Fuß plötzlich weh tat, sich nicht bewegen ließ und in komischem Winkel „abstand“. Der erste Krampf, ein Meilenstein! Und ich durfte dabei sein.

Meine Augen haben eine starke Ermüdungserscheinung genau jetzt. Deshalb gute Nacht!

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*Immerhin hat es dazu geführt, dass mehr und mehr meiner Kolleg*Innen die Vorzüge von gifs entdecken. Nichts drückt die Genervtheit über das Schneckentempo des Programms so schön aus, wie ein „waiting“ gif.

**Reine Anekdote, weiß noch nicht mal mehr, wo ich das gehört habe oder von wem.

Tag 2345 – Total sinnvoll und logisch.

Wir haben eine Entscheidung getroffen, basiert auf Annahmen und dem, was wir über die geltenden Reisebedingungen rausfinden konnten. Wir rechnen erstmal damit, dass wir fahren. Wir können theoretisch bis 5 Minuten vor Abreise noch umbuchen. Falls Norwegen auf die Liste der Hochrisikogebiete oder der Virusvariantengebiete gesetzt wird, reisen wir nicht. (Ich sage jetzt mal nicht, was ich darüber denke, dass Norwegen auf keiner dieser Listen steht, aber der ironisch zu lesende Titel gibt gewisse Hinweise.) Wenn Norwegen, während wir in Deutschland sind, zum Virusvariantengebiet erklärt wird, haben wir einen Tag, um auszureisen. Natürlich machen wir alle nötigen Tests, wobei scheinbar zur Zeit gar keine (???) nötig sind, wenn man von hier aus nach Deutschland reist. Wie gesagt, ich sage nicht, was ich davon halte.

Das wird ein riskantes Unterfangen, aber alles abblasen ist auch kacke. Man kann es nur falsch machen.

P.S. Bürokratendeutsch amüsiert mich immer mehr. Hier wird viel Wert auf verständliche Sprache gelegt, gerade in Behördenkommunikation. Wir kriegen Kurse in sowas. Norwegische Gesetzestexte halte ich für interessierte Laien für (im Großen und Ganzen – nicht mal Gesetzestexte sind immer eindeutige oder auch nur fehlerfrei, das weiß ich… zufällig) verständlich. Es ist ja ein wesentlicher Teil meines Jobs, sowas zu lesen. Gelegentlich stöhne ich über EU-Regelwerk, weil das schon so viel ätzender zu lesen ist (vor allem überaus ermüdend). Und dann lese ich Bandwurmsätze auf deutschen Webseiten, versuche, aus der Coronaschutzverordnung des Landes NRW schlau zu werden oder auch nur rauszufinden, was und wo denn diese Virusvariantengebiete sind und wundere mich doch sehr. Offenbar möchte in deutschen Behörden und Instituten (looking at you, RKI) niemand verstanden werden.

Nicht, dass ich selber nicht Fan von langen und verworrenen Sätzen wäre, aber auf meiner Webseite versucht ja auch hoffentlich keine*r, irgendwelche wichtigen Informationen nachzuschlagen. Falls doch: sorry, das Lektorat ist 2015 Zigaretten holen gegangen.

Tag 2344 – Allem so müde.

Niemand hier hat Lust zu entscheiden, ob wir nächste Woche nach Deutschland fahren oder nicht. Allerdings kriegen einige von uns (ok, eigentlich fast alle) auch schon nervöse Zuckungen bei dem Gedanken daran, dass das nicht entschieden ist. Grad sieht es mehr nach Absage aus, einfach weil es so riskant ist, mit Kindern in irgendeiner doofen Situation (Fähre, Hotel…) in spontaner Quarantäne zu landen. Keine Ahnung, ob all unsere schicken Zertifikate angesichts von Omicron noch lange gelten. Nach Deutschland fahren und sich dann da im Haus des Schwiegervaters einbunkern und niemanden sonst sehen ist auch Käse, aber man soll ja nicht so viele Leute treffen und das aus gutem Grund. Mir ist schon klar, dass in Deutschland die Regeln anders sind, aber ich gehe stark davon aus, dass da in ein paar Tagen ganz plötzlich die Panik ausbricht, weil man feststellt, dass Omicron schon überall ist und sich genau wie überall sonst rasend schnell verbreitet und rund um diese Tage herum möchte ich echt lieber nicht in Deutschland sein. Mir reicht das jetzt hier ein mal.

Eine Umfrage will wissen, wie ich mich so fühle, insgesamt. Müde bin ich. Müde, gereizt, kraftlos. Ausgepumpt von den letzten zwei Jahren und hoffnungslos, dass es irgendwann mal wieder wirklich dauerhaft besser wird. Wie vorher wird es für uns als Familie eh nicht, denn vorher war Michel in der zweiten Klasse und Pippi im Kindergarten. In dem diffusen „danach“ können wir wohl vergessen, dass Michel wieder oder weiter zum Hort geht, außerdem ist er dann fast oder ganz fertig mit der „Småskolen“, also den ersten vier Jahren der Grundschule. Es steht dann zwar kein Schulwechsel an, aber schon ein Übergang, unter anderem mit neuen und mehr verschiedenen Lehrpersonen. Pippi ist schon lange nicht mehr vier Jahre alt, sondern auf dem besten Weg, genauso ein schlacksiges, eigentlich nur aus Beinen bestehendes Kind zu werden, wie Michel. Sie singt, tanzt, bastelt und erzählt den ganzen Tag. Den ganzen Tag. Noch ein bisschen und Corona ist 1/3 ihres Lebens.

Da streift mich ein Gedanke: vielleicht hat man in Deutschland so große Angst davor, doch wieder Freiheiten einschränken zu müssen, dass die entscheidenden Personen grad die Finger in den Ohren haben und lalala machen, während sie sich (vermutlich mit den Zehen, die Finger sind ja in den Ohren) die Augen zuhalten? Weil sie wissen, dass eine Reaktion wie bei mir, nämlich in das mutlose Loch zu plumpsen, gar nicht so ungewöhnlich ist und man das eigentlich keinem mehr zumuten will und sich als Gesellschaft auch kaum noch leisten kann? (Spoiler: dann mutet man halt Omicron zu und leistet sich noch mehr Tote. Es ist nur eine Illusion, dass man die Wahl hat zwischen Einschränkungen und nichts passiert.)

Aber vielleicht wird ja auch alles gut.

Tag 2343 – Mal wieder tiltak.

Alles ist schlimm. Schlimmschlimmschlimm. Infektionszahlen schlimm, 958 Omicronfälle schlimm (Julebord-Update: 140 Infizierte, alle Omicron), Krankenhausbelegungen schlimm, Kinderwelle schlimm. Krankenhauspersonal in Quarantäne oder Isolation, Lehrpersonal in Quarantäne oder Isolation, stellenweise kaum Leute bei der Arbeit – schlimm. Folgerichtig gab es heute eine recht spontane Pressekonferenz und unfassbar sinnvolle Maßnahmen ab… wann eigentlich? Nochmal nachschauen. Ah, Nacht auf Mittwoch. (Geil, dann kann ich morgen noch zum Ballett gehen. Spässken.*)

„Sinnvolle“ Maßnahmen:

  • Kein Alkoholausschank mehr, gar keiner, auch nicht zum Essen, einfach nein, sauft zuhause
  • ÖPNV ist wieder pfui
  • Kinder über 15 müssen einen Meter Abstand in der Freizeit halten
  • „Gelbes Niveau“ in Schulen und Kindergärten. In unserer Schule war das zumindest vor den Sommerferien „Grünes Niveau mit Händewaschen und nicht mit den Kindern aus den anderen Klassen spielen (außer im Hort, da ist das ok)“

Tatsächlich sinnvolle Maßnahmen:

  • Weitere starke Beschränkungen bei indoor-Veranstaltungen (20 Personen wenn keine festen Sitzplätze sowie Übersicht, wer wo sitzt, 50 Personen wenn feste Sitzplätze)
  • Wer Homeoffice haben kann, soll Homeoffice machen und der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass das ermöglicht und eingehalten wird
  • Mundbindenpflicht. Allerdings nicht überall und immer, sondern nur, wenn man indoor den norwegischen, unantastbaren Meter nicht einhalten kann
  • Die Quarantäneregeln werden verschärft und vereinheitlicht, weil man davon ausgehen kann, dass Omicron binnen quasi keiner Zeit dominiert

Meter, Schmeter.

Bezeichnend finde ich: man wollte wohl wieder die Kinder von Maßnahmen verschonen, aber das Gesundheitsdirektorat geht jetzt schon davon aus, dass die Maßnahmen, insbesondere die geringen Einschränkungen der Kontakte unter Kindern, nicht ausreichen werden, um Omicron ausreichend abzubremsen. YOLO, sag ich da nur, hoch die Tassen, alles brennt. Prognose sagt, wir könnten in drei Wochen 90.000 – 300.000 Fälle TÄGLICH haben. Das sind doch mal Aussichten. Da muss man dringend die Kinder davor bewahren, mehr Einschränkungen als häufigeres Händewaschen zu erfahren!

Was war sonst so: Sorgen wegen des einen Kindes, das dann aber abends so niedlich im Schlaf ist, dass ich es auffressen könnte. Warum können die nicht immer klein bleiben und kleine Probleme haben?

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*Die „was erlaubt ist wird gemacht“-Einstellung macht mich fertig, unter anderem der Schulelternrat ist ganz extrem so drauf. Ich habe mich auch heute wieder sehr unbeliebt gemacht, aber ich verstehe wirklich nicht, warum man nicht bereit ist, sich selbst auch nur den Hauch eines Gedankens zu machen, ob das, was erlaubt ist, auch klug ist.

Tag 2342 – Jahresendspurt.

Noch eine Woche arbeiten, uff uff.

Heute war ein motivationsloser Tag. Immerhin verkaufsoffen, also nutzten wir ihn zu einem schnellen Ausflug nach Jessheim, kurz vor Ladenschluss, um die nahezu leergefegten Läden zum Kauf diverser notwendiger Dinge für Groß und Klein zu nutzen (sexy Zeug wie Tackerklammern und Winterschuhe). Außerdem ließ ich mich scheren und fühle mich jetzt wieder ordentlicher obenrum. Ich stellte aber wieder fest, dass man die FFP2-Masken nach einem Friseurbesuch nur noch wegwerfen kann, weil sich die ganzen abgeschnittenen kleinen Haare überall reinsetzen und dann pieken. In Zukunft also eine alte Maske dafür nehmen, die man eh nicht noch mal verwenden wollte.

Es nähert sich Weihnachten, mit großen Schritten, ohne dass sich Weihnachtsstimmung einstellen will. Pippi findet, das dauere alles noch viel zu lange, während ich langsam Panik schiebe, weil nichts noch viel zu wenig organisiert ist. Aber wie denn auch, wir wissen ja noch nicht mal, ob wir wirklich nach Deutschland fahren können. Ursprünglich wollten wir alle Geschenke direkt da hin bestellen, das erscheint jetzt etwas riskant.

Corona soll jetzt endlich weggehen.

Tag 2341 – Besinnlich.

Faules Wochende, Advents-Version.

Michel hat weiterhin YouTube-Entzug (und Minecraft, und Roblox und überhaupt alles, was Spaß macht) und nörgelt darüber nach Kräften, auch laut und auch mit körperlichem Protest, aber aus lauter Langeweile hat er heute unter anderem mit Pippi Schach gespielt.

Mittags rannte er aufgeregt aus dem Haus und kam direkt wieder rein „ES IST KRAMSNØ!!!“. Hier gibt es ja viele Begriffe für Schnee, mein Lieblingsschnee ist Knirkesnø, Knirscheschnee, den gibt es erst so ab -10 Grad. Mit Knirkesnø kann man aber, im Gegensatz zu Kramsnø, nichts bauen, der ist nicht pappig genug. Es ist aber jetzt nur noch -1 Grad und da kann man Schneemänner und Iglus bauen und kommt nass aber glücklich wieder rein, während die Eltern noch Schnee schippen, damit sich keine Eisplatte auf den Pflastersteinen bildet, wenn es jetzt taut und dann wieder friert.

In unserem Fall schippte Herr Rabe, weshalb mich die Kinder überfallartig zum Kekse backen zwangen (schrecklich, dieser Bildschirmentzug). Wohl denen, die eine Packung Pepperkaketeig im Kühlschrank haben! Die Kinder waren Feuer und Flamme und es war das erste mal überhaupt, dass es weder Sauerei noch nach 5 Minuten langweilig war. Wir haben jetzt allerlei weihnachtliche Kekse, wie Igel, Hummer, Schnecken, Eulen und Lokomotiven. Dazu ein Haufen sehr kleiner Sterne, die alle Michel ausgestochen hat, weil er die gut findet. Derweil erzählte er jede Menge, zum Beispiel dass er kleine Kekse besser findet als große, dicke besser als dünne und selbstgemachte besser als gekaufte. Wir hörten sogar Weihnachtslieder beim backen, norwegische Weihnachtslieder, die Pippi alle und Michel zum Teil mitsingen kann, während ich mich auf Melodie summen* beschränken muss. Wirklich schrecklich, dieser Bildschirmentzug.

Abends machten wir Popcorn für Harry Potter 3. Pippi guckt seit dem zweiten Teil auf eigenen Wunsch nicht mehr mit und wurde von Herrn Rabe ins Bett gebracht, während Michel und ich uns am Popcorn versuchten, was grad noch so gut ging.

Merke: 3/4 volles kleines Glas Popcornmais ist in diesem Topf etwas zu viel.

Film schauen war gut, auch wenn Herr Rabe eeeeetwas genervt davon ist, dass Michel sehr aktiv mitgeht, wenn es spannend wird, und klatscht, johlt oder mit dem Fernseher spricht. Mir ging wieder auf, dass ich gar nicht das dritte Buch nicht gut finde, sondern den dritten Film. Michel reagiert darauf wie ich, nämlich mit „DAS IST ABER IM BUCH ALLES ANDERS!“ und „ICH MAG NICHT DASS DIE ALLES AUSLASSEN!“, nur sage ich das halt nicht (mehr?) während des Films laut in den Raum.

Geradezu üdüllüsch heute.

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*Herr Rabe hat sich ein Weihnachtsliederbuch fürs Klavier gekauft, ich kann schon fast drei Lieder und lerne langsam Bassschlüssel lesen und vielleicht hab ich echt nen mächtigen Dachschaden, das jetzt auch noch anzufangen. Aber es macht Spaß, so ein bisschen rumzuklimpern und nebenbei grabe ich sehr alte Kenntnisse über Musiktheorie wieder aus meinen Hirnwindungen aus.