Tag 2563 – Kunst.

Morgen hat Pippi Geburtstag und deshalb sind wahrscheinlich alle Kinder um sechs Uhr wach, deshalb nur kurz:

Wie Sie bei Frau Wunnibar nachlesen können, waren wir heute in einem Museum für moderne Kunst und genau wie Frau Wunnibar habe ich gewisse… Probleme damit, in einer Marmor-Wurst namens „Relief“ die Kunst zu erkennen. Genau genommen denke ich, dass moderne Kunst zum Teil halt auch seine eigene Parodie ist. Weitere zweifelhafte Highlights: eine graue Steinfläche an der Wand (wohl Marmor-Bruch? Sah aber eher aus wie Rohputz), ein Po-Abdruck in Gips, eine Lichtinstallation aus sage und schreibe vier Leuchtstoffröhren und ein Merkur mit Tennissocken. Kann man machen, verstehe ich nur nicht. Einmal ne Runde als Banausin fühlen. Demnächst dann wieder Tanz mit Schreien und Menstruationsblut und Musik ohne Tonart, Rhythmus und vorgeschriebenes Tempo. HURZ!

Die Kunst darin ist wohl, es als Kunst anerkannt zu bekommen.

(Zum Teil. Zum Teil war es auch wirklich toll und das Gebäude ist auch wunderschön. Der Draußenbereich mit Skulpturenpark (der Bienenstockkopfmann, HURZ!) und Springbrunnen war wirklich schön, man konnte da sehr gut sitzen, ordentlichen Kaffee trinken und die Kinder, die die Kunst auch eher so naja fanden, herumdölmern lassen. Da kommt Banausinnen wie mir die Augenbraue auch wieder runter.)

Vielleicht eine gute Faustregel fürs nächste mal: wenn die*r Künstler*In Bücher zur Ausstellung liefert, in denen die Kunst erklärt ist, ist es nichts für mich.

Tag 2097 – Kunst.

In Oslo gibt es eine Galerie. Diese Galerie bietet Gemälde und Fotografien verschiedener Künstler*Innen an. Die Werke eines dieser Künstler kosten dort zwischen 10 und 40 tausend Kronen (große, bunte, abstrakte Gemälde. Ich finde so was ja schön, aber 10.000 Kronen aufwärts? Äh, naja.) und offenbar finden genug Leute diese Bilder schön genug, als dass sie das dafür hinblättern. Seit 25 Jahren.

Natürlich hat die Galerie auch Hintergrundinfo zu dem Künstler, er lebt in Berlin und war auf irgendwelchen berühmten Kunstschulen und so weiter, als wär das irgendwie ausschlaggebend dafür, ob man sich was an die Wand hängen will oder nicht, aber vielleicht bin ich da auch seltsam denn…

… diesen Künstler, der in Berlin lebt, den gibt es nicht. Die Bilder malt der osloer Galerist selbst, unter Pseudonym, und der CV des Künstlers ist frei erfunden. Er malt auch noch unter einem anderen Pseudonym in einem anderen Stil und fotografiert unter einem dritten Pseudonym.

Und das hat die Polizei jetzt rausbekommen und es werden jetzt ganz viele Gemälde vernichtet und der Galerist/Künstler wird wegen Betruges angeklagt. Weil er kein in Berlin lebender Künstler ist, sondern ein in Oslo lebender Künstler.

Als wären die Bilder dadurch irgendwie weniger schön anzusehen.

Bevor die verbrannt werden, würde ich sie mir zum Teil schon hinhängen, ob ich mich da irgendwo melden kann? (Wie kann man Kunst vernichten???)

Manche Dinge werde ich wohl nie verstehen.

(Nachzusehen auf Norwegisch ist die Geschichte unter folgendem Link, und wäre der 1. April, hätte ich „haha“ gedacht. https://www.nrk.no/video/c98e5d9d-a676-4b93-9d98-2e34391c6162)

Tag 1299 – Schnee…matsch.

Nach einer zu kurzen Nacht zu Neuschnee aufgewacht. Und zu Waffeln und gekochten Eiern und Kaffee. Wir müssen Little B. samt Midimonsieur und RB wohl leider hier behalten, die sind nämlich allesamt super Baristas. Jedenfalls, der neue Schnee musste genutzt werden, auch bei 2 Grad Plus. Michel hatte keine Lust und blieb mit Herrn Rabe zu Hause, während die restlichen fünf auf der Suche nach einem anständigen Rodelhügel bis zur Schule liefen und, naja, scheiterten wäre zu viel, aber so richtig geglückt ist es uns auch nicht. Es war aber zu goldig, wie der Midimonsieur Pippi auf dem Schlitten zog und beide im Garten von Leuten* jauchzend im nassen Schnee rodelten.

Auf dem Schulhof wurden dann noch diverse „Enten“ gebaut.

Ich hab’s auch nicht gleich erkannt. Eigentlich gar nicht.

Gesammelte Werke.

Schneerabe.

Leider war es nach zwei Stunden wirklich sehr matschig und nicht mehr schön, weder zu rodeln noch zu ziehen, noch um was draus zu bauen oder auch nur draußen zu sein. Also gingen wir zurück. Wo Pippi an Little B. gekuschelt auf dem Sofa einschlief und die Jungs sich am Tablet gaga spielten, beides ohne Bilder. Abends gab es noch mal leckeres Essen und überdrehte Kinder allerorten, die aber immerhin nun zu zwei Dritteln schlafen.

Update: alle schlafen. Hurra.

Ein sehr schöner Tag. Morgen fährt der Besuch schon wieder nach Hause, das prangere ich an, das geht so nicht. Meh.

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Recap gestern: wir haben den Zug nach Oslo genommen. Netterweise waren Schienenarbeiten und der Zug nahm den „langen“ Weg nach Oslo, so waren wir 50 statt 35 Minuten unterwegs. Gnah, aber halt nicht zu ändern. Nach kurzer Diesigkeit kam in Oslo die Sonne raus und dann spazierten wir erst vom Schloss zum Theater zum Stortinget zum Bahnhof zur Oper, dann auf der Oper herum, wo Pippi keinen Bock drauf hatte und Herr Rabe mit ihr den Bock unten aussaß, dann fuhren wir noch zum Vigelandsparken und spazierten da herum und ich war wirklich beeindruckt von den Skulpturen dort, so schöne Motive und sehr lebendig dargestellt, aber nicht übermäßig detailreich. Einfach schön, fand ich. Bis zum Tor zum Monolithen, das eine ziemliche ’36-Olympia-Ästhetik hatte, und nach Googlen stellte sich auch heraus, dass Vigeland nicht nur permanent neue Affären und Beziehungen zu 17-Jährigen Frauen hatte, nein, er fand die Nazis auch eigentlich ganz dufte. Daran am blödesten fand ich eigentlich, dass letzteres weder der deutsche noch der norwegische Wikipediaartikel erwähnenswert fanden, lediglich der englische. Auseinandersetzung mit Geschichte und Einordnung von Kunst in historischen Kontext sieht anders aus. Die Skulpturen finde ich trotzdem schön, vor allem die, die nicht nur stramme junge Männer abbilden.

Danach waren die Kinder platt, verständlich, ich eigentlich auch, aber zu Hause wollte gekocht werden und dann die Kinder ins Bett gesteckt und dann stand der Erwachsenen-Spaß-Teil des Tages an, nämlich ein privates Gin-Tasting von meinem ganz frisch auserkorenen Lieblings-Schnaps-Händler. Wenn Sie mal nach Offenbach kommen und eine gute Spirituose von jemandem mit Ahnung erwerben möchten, dann hätte ich da einen heißen Tipp. Jedenfalls, zurück zum Gin-Tasting. Ich dachte ja, bis ich bei Little B. war, ich möge gar keinen Gin. Es stellte sich da schon raus, dass das nicht ganz stimmte. Seit gestern weiß ich: ich mag nicht jeden Gin gleich gern, und vor allem mag ich wirklich überhaupt gar kein Tonic Water. Auch nicht 1:1 mit einem wirklich leckeren Gin gemischt. Ich wäre, wenn die Legende stimmt, die englischen Soldaten in Indien hätten damals Gin ins Tonic gekippt, was sie als Malariaprophylaxe nehmen sollten, weil das Tonic sonst nicht trinkbar war, halt leider an Malaria gestorben.

Ich lernte jedenfalls echt viel über Gin und auch meinen eigenen Geschmack noch mal besser kennen. Mein Favorit aus dem Bild war übrigens der Gin Ger (halt schon speziell), danach der h2b, der sich in der schwarzen Flasche mit dem blauen Deckel verbirgt, den es bisher nur in der Bretagne und auch nur in großen Flaschen gibt und der deshalb getarnt ist. Wie bei Whiskey weiß ich jetzt auch, dass ein leckerer Gin durchaus gut bei Raumtemperatur ohne alles trinkbar ist und ich habe auch festgestellt, dass ich nach fünfeinhalb (Einhalb wegen des abgebrochenen Tonic-Water-Misch-Versuchs) plus einem für den Genuss Probiergins ordentlich beduselt bin und am nächsten Morgen super früh nicht mehr schlafen kann, aber immerhin keine Kopfschmerzen kriege. Es war jedenfalls insgesamt ein wunderbarer Tag und Abend und ich danke dem RB und Little B. für alles und überhaupt hach, viel Liebe, ich habe sehr gerne Besuch.

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*Wissen wir nur, weil der Gartenbesitzer zufällig vorbei kam. War auch kein Problem, sie wollen nur nicht 10 rodelnde Kinder im Garten. Und naja, ist halt auch doof irgendwie, schon generell, nen steilen Hang als Garten zu haben und dann ist es noch der einzige rodelbare Hügel der Neubausiedlung…

Tag 225 – Michel Angelo

Heute viel Einkauferei, laaaangweilig! Aber vorher hat Michel Kunst gemacht und dem Blog einen frischen Header beschert (leicht verzerrt vom Zuschneiden, aber naja…) und mir neue Profilbilder überall und so.

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Familie Rabe (von rechts nach links): Frau Rabe, Michel, Pippi und Herr Rabe.

Ich war ehrlich gesagt so gerührt und begeistert (ECHTE KOPFFÜßLER!!!1Elf!), dass ich ein paar Tränchen herunterschlucken musste. Mein großes kleines Kind.