Tag 1468 – Schwimmbadtest 2.

Wir waren heute im Schwimmbad, diesmal in Hamar. (Hamar ist so ein bisschen wie Bielefeld. Von uns aus genauso weit entfernt wie Oslo, das Angebot zum Einkaufen fast genauso gut, vieles ist da eigentlich sogar besser als in Oslo, aber trotzdem fahren wir selten hin. Für den Rest von Norwegen ist Hamar halt der Ort(TM) zwischen Lillehammer und Oslo.) Gestern hatten wir nämlich gefragt, was B., der Freund von Michel, heute so macht und die wollten eben nach Hamar ins Schwimmbad, also fuhren wir mit. Das hat sich auch wirklich gelohnt, das Schwimmbad da ist recht neu, deutlich größer als das in Årnes, auch nicht (oder sehr sehr wenig) gechlort und hat 2 Rutschen. Michel war zwar nicht so ganz frustrationsresistent und eskalierte direkt zu Anfang weil wir seine Schwimmflügel vergessen haben und das nicht-Baby-Spaßbecken 1,20 m tief ist und er gerade so nicht da stehen kann. Es stellte sich aber, nachdem ich irgendwann recht resolut sagte „Gut, dann komm, ich bringe dir jetzt Schwimmen bei!“, heraus, dass er eigentlich erstens sehr wohl ein paar Züge schwimmen kann (aber noch nicht so, dass ich ihn auch nur drei Sekunden aus den Augen lassen würde, vor allem weil er irgendwann immer anfängt, panisch und unwirksam herumzuzappeln und dann erst recht absäuft) und vor allem da eben doch gerade so stehen kann – auf Zehenspitzen und den Kopf ganz in den Nacken guckt das Gesicht oben noch raus. Sieht halt lustig aus, beruhigte ihn aber soweit, dass er dann doch mit B. eine gute Zeit hatte. Ich fror derweil im Babybecken gut durch und warf eine Million mal einen Ring ins 40 cm tiefe Wasser, zu dem Pippi dann auf diversen Styropor-Badedingsen hinpaddelte und ihn – stets darauf bedacht, mit dem Kopf nicht unterzutauchen – wieder hoch holte. Irgendwann reichte es mir aber wirklich damit, da hatte Pippi auch schon zwei mal andere Leute mit dem Ring abgeworfen und ich hatte eigentlich Lust auf Schwimmbadpommes, aber dann wurde ich irgendwie von I. zum Bahnen schwimmen überredet und so schwamm ich 12 Bahnen im 50-Meter-Becken. Meine Form ist da nicht der Hammer, aber ich stelle immer wieder überrascht fest, dass viele Erwachsene halt auch bloß grad so über Wasser bleiben können, wie Kinder, aber deren Stil ist nicht effektiv, sieht furchtbar anstrengend aus und die kommen auch nicht voran. Ich komme hingegen beim Schwimmen tatsächlich in so einen Flow, von dem ja viele beim Laufen berichten und nach den ersten fünf Bahnen hätte ich auch noch deutlich mehr einfach in meinem Tempo weiter schwimmen können*, hätte nicht Herr Rabe plötzlich mit heulender Pippi am Rand gestanden. Die war hingefallen, hatte sich den kleinen Zeh aufgeschlitzt und auf dem nassen Boden für ein bisschen Splatterkulisse gesorgt. Wir bekamen vom Bademeister ein erschreckend schlecht sortiertes Pflasterkästchen zum selbst versorgen in die Hand gedrückt, er selbst verschwand dann das Blut aufwischen, und danach beendeten wir das Baden relativ zügig unter Protestgeheul von allen drei Kindern, aber zugunsten von Pommes und Pølse nach dem Duschen. Doch, das war wirklich schön. Morgen werd ich eventuell an Muskelkater sterben und es weckte lang vergessene Begehrlichkeiten in mir (unter anderem liebäugelte ich direkt mit einigen Sport-Badeanzügen, im schicken Bikini schwimmt es sich nämlich recht bescheiden), das wär ja schon schön so regelmäßig… aber egal. Das war’s allemal wert.

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Kleine Anmerkung, wenn Sie mal in einem norwegischen Schwimmbad sind: hier wird eben total wenig gechlort. Das ist super, zum Beispiel kriege ich hier kaum Kopfschmerzen vom Schwimmen (in Deutschland jedes einzelne Mal) und man kann auch nach 600 Metern Brustschwimmen mit Untertauchen bei jedem Zug ohne Schwimmbrille (!) den Rest des Tages noch was sehen. Es setzt aber ein bisschen Mitwirken voraus. Hier wird nämlich vorher gründlich geduscht, mit Haare waschen und Einseifen und vor allem nackt. In Hamar hängen große Schilder in der Dusche, dass man nackt und mit Seife duschen soll, bevor man sein Badezeug anzieht und für Norweger ist das auch normal, das zu machen. Ich fand es anfangs seltsam, aber inzwischen überzeugt mich das Konzept, eben weil man weniger aggressive Chemie braucht, um den menschlichen Schlonz im Wasser zu töten, wenn alle schon sauber ins Wasser gehen und der Schlonz in der Dusche im Ausguss gelandet ist. Nach dem Schwimmen dusche ich dann noch mal mit ein wenig Duschgel, aus Gewohnheit, viele waschen auch noch mal die Haare mit Spülung oder Kur, das ist ja jeder selbst überlassen.

(Aber dafür gehen ganz viele Norweger*Innen mit Badezeug an in die Sauna. Das finde ich dann wieder unhygienisch.)

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*mir fiel dann wieder ein, dass wir damals, als ich noch im DLRG war, also wirklich vor mehr als 20 Jahren, einmal (?) im Jahr ein 24-Stunden-Schwimmen hatten. Ich bin ein mal über 7 km geschwommen. Da war ich 9 oder 10 ca. Ich hörte einfach nicht auf zu Schwimmen. Bahn um Bahn. Die Urkunde hab ich bestimmt noch irgendwo.

Tag 1461 – Åpen Gård.

Heute war Åpen Gård, wie auch schon letztes Jahr um diese Zeit. Letztes Jahr waren wir da mit dem Italiener und es stellte sich im Nachhinein raus, dass es der Hof der Eltern von Michels Klassenkamerad B. ist, mit denen wir inzwischen befreundet sind. Verrückt, was in einem Jahr alles passieren kann. Ich finde leider den Beitrag nicht, das kommt davon, wenn man nicht ordentlich taggt.

Jedenfalls, dieses Åpen Gård-Ding ist wirklich schön, selbst im Regen. Und dieses Jahr habe ich mich auch an die Pommes vom Restaurant Zum Goldenen Bogen gewöhnt. Es sind halt alles Kartoffelbauern hier, die – unter anderem – diese Fast Food-Kette beliefern. Und solange die Frauen vom Bäuerinnenverein daneben noch ihre Sveler und Rømmegrøt verkaufen (und loswerden) – Ja mei. Pommes sind halt auch lecker.

Wir haben nun reichlich Gemüse (Häschtäck Kaufrausch) und die Kinder haben – frisch vom Schaf – einen riesen Beutel Wolle eingesammelt. Was mache ich denn nun damit? Ich finde es dezent eklig, um ehrlich zu sein, zumindest ein wenig waschen muss ich die, bevor ich, wie Michel wünscht, ein Kuscheltier damit fülle. Tipps, wie wirklich ganz frische Wolle zu reinigen ist, bitte gern.

Oh und nun habe ich durch eine Verkettung lustiger Umstände – Babysitterfamilie urlaubte auf Korfu, ich war ein Wochenende am Bodensee, von beiden Gläsern wusste die einkaufende Person zum Zeitpunkt eines Einkaufes nichts und Pippi bekam heute einen Löffel Honig zum probieren angeboten – hier vier ganz verschiedene Sorten Honig und kann demnächst einen eigenen Honigblog starten. Wär doch mal was anderes!

Tag 977 – Bauernhoftag.

Heute morgen fragte Herr Rabe nach meinen Plänen für den restlichen Tag und ich hatte keine. Gut, meinte er, er hätte bei Facebook so eine Veranstaltung vorgeschlagen bekommen, Åpen Gård (offener Hof) irgendwo. Also, woanders als bei Voll Gård, wo wir schon öfter waren und was heute, bei 14 Grad und Sonnenschein, aber vermutlich so überlaufen gewesen wäre, dass man sämtliche Tiere nur von 15 Metern hinterm Zaun durch die Menschenmenge hindurch hätte erahnen können. Ich googelte das also und fand heraus, wo das ist (in Børsa, also deutlich außerhalb von Trondheim) und dass das gnädigerweise erst um 12 Uhr anfangen sollte und bis 17 Uhr ginge, wir konnten also noch Sendung mit der Maus gucken. Dann (hahaha, „dann“ also nachdem alle angezogen, mit Sonnencreme versehen und motiviert waren) brachen wir auf. Und waren erst um halb sechs wieder zu Hause, weil es da so nett und entspannt war.

(Man konnte so einen Rätselpfad gehen, da wurden ganz viele Fragen zu Kaninchen gestellt und am Ende musste man aus den Lösungen ein Lösungswort zusammenpuzzeln. Herr Rabe und ich haben heute also gelernt, dass „Hermelin“ nicht nur diese Frettchen-Viecher sind, aus deren Fell die Königsmäntel gemacht werden, sondern auch eine weiße Zwergkaninchenrasse. Man lernt ja nie aus, ne?)

Putzig 1: Michel, der im Kaninchenraum auf die ängstliche Frage eines Mädchens, ob das „echtes Heu“ sei, sie sei nämlich allergisch, direkt allen im Raum erzählte „Duu? Weißt du, wogegen ich allergisch bin? Katzen! Dann werde ich krank. Ich mag keine Katzen.“ Also das Kind hat jedenfalls keine Scheu, vor Leuten zu reden und dann steht da dieser Lockenköpfige, Sommersprossige Zwerg und ist so goldig in seiner Begeisterung beim Erzählen, da geht mir das Herz auf.

Putzig 2: Pippi wollte nicht alleine ins Heu springen (das war auch recht hoch und ich deshalb darüber gar nicht undankbar) und deshalb musste ich immer erst vorspringen und sie dann von unten auffangen (und dann sanft ins Heu werfen, was sie super gut fand und meine muskelverkaterten Bi- und Tricepse nur so mittel). Immer, wenn ich gehopst war, rief Pippi von oben begeistert „Jaaaaa! Mama hat gewonnen!“ und applaudierte und ja, also das waren natürlich besonders elegante Heusprünge, aber von so exquisitem Publikum so gefeiert werden ist ja schon auch schön.

Ach ja. Das war ein schöner Tag und sehr entspannt und entspannend.

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Auto-Lobhudelei: entspannt!