Mich einfach abseilen und ins Bett gehen, wenn Besuch da ist. Auch wenn mir die Augen schon zufallen.
Monat: August 2018
Tag 1094 – Ach.
Jetzt ist es auch schon sehr spät irgendwie, ich hab einen im Tee, das kryptische Genöl über den neuen Job* ist ja auch kaum auszuhalten, ich belasse es einfach bei dem kleinen Piep hier, ja?
Ach ja, vielleicht interessiert es ja jemanden: direkt an ihrem 1. Freitag im neuen Kindergarten durfte Pippi baden. Das fand sie natürlich super. Und überhaupt geht sie da sehr gern hin.
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* https://twitter.com/rabensalat/status/1027933094232420353?s=21
Tag 1093 – Prööt.
Heute ist der Rabensalat schon drei ganze Jahre alt. Und grade heute geht es mir nicht gut und ich möchte Süßigkeiten futternd ein paar meiner Lebensentscheidungen bedauern und dabei Schminkvideos schauen. Bitte entschuldigen Sie mich und das.
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Auto-Lobhudelei: Nicht geheult.
Tag 1092 – Ging so.
Heute war der Tag gar nicht so schlimm wie die letzten beiden. Ich mag den Chipsmann wirklich. Ob ich ihm mit den Algen weiter helfen kann, muss sich trotzdem noch zeigen. Ich versuche es jedenfalls. Aber ich hab auch heute eine neue Bewerbung geschrieben, die Chipsalgensache ist einfach sehr heikel, das kam heute bei dem sehr sehr langen Meeting heraus, auch wenn es keiner so direkt sagte. Durch die Blume aber eben schon und der Chipsmann war dann im Auto auf der ungeplant langen* Rückfahrt schonungslos ehrlich zu mir, was mich rührt, aber, naja, ich hab dann eben doch lieber noch kurz vor Einsendeschluss eine Bewerbung geschrieben. Sorry wegen der Kryptik, es ist alles kompliziert und ich bin da auch mit Gedanken sortieren selbst noch gar nicht fertig.
Erfreulich ist jedenfalls, dass die Kinder sich in ihren jeweiligen Betreuungseinrichtungen sehr wohl fühlen und Herr Rabe auch einen guten ersten Tag beim anderen Office seines weiterhin Arbeitgebers hatte. Das ist alles wirklich wunderbar. Und der Rest ordnet sich auch, so oder so**.
Jetzt aber sehr müde, Aufstehen um halb sechs, elf Stunden außer Haus, und dann nochmal zwei Stunden abends am Rechner – das schlaucht.
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Auto-Lobhudelei: Ich gebe mein Bestes und mein Bestes ist schon echt gut.
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*Stau. Wir haben fast zwei Stunden von Oslo nach Årnes gebraucht und das war definitiv das letzte Mal, dass ich zum Arbeiten mit dem Auto nach Oslo (mit-)gefahren bin. Ich kam dann auch ganze 3 Minuten vor Torschluss in den Kindergarten gerannt, wo Pippi ja schon seit viertel vor Acht war und ich müsste das nicht, aber ich fühle mich trotzdem deshalb schlecht.
**Hilfe, Norwegen hat mich gehirngewaschen.
Tag 1091 – Bloß nicht zu viel Routine.
Heute den ganzen Tag Projektplanung betrieben. Naja, da hatte ich ja drum gebeten, mehr am Rechner und weniger im Labor zu sitzen, nicht wahr? Und immerhin habe ich einen eigenen Arbeitslaptop, zum ersten Mal überhaupt. Sonst haben wir nix da in der Chipsfabrik, aber einen Rechner und der ist jetzt meiner. Ha! Um das zu feiern und weil ich vorhin damit nicht fertig geworden bin, bis die Familie mich abholen kam, hab ich den Laptop gleich mal mitgenommen und halt das schlafunwillige kleine Kind in den Schlaf gearbeitet. Jetzt muss ich nur noch den Drucker suchen, auspacken, installieren, mein schickes Chart, für das ich den ganzen Tag gebraucht habe (erstes Mal und so, jetzt kann ich’s aber und Hurra für Chrome, sag ich mal), fünfmal ausdrucken und es morgen dann in einem ganztägigen Meeting an alle verteilen. Das Meeting ist in Oslo, das kleine Kind muss aber trotzdem nach Årnes in den Kindergarten, es ist alles ein neues Level an logistischem Aufwand aber da kann ich mich gleich mal dran gewöhnen, denn wenn ich den Projektplan mit dem Budget für Bemannung der Chipsfabrik abgleiche, werde ich da entweder sehr sehr viel sein oder frühzeitig (lies: morgen) anmerken müssen, dass das nie im Leben hinhauen kann. Voll schön so am dritten Tag. Aber ich wollte ja gern mehr zu sagen haben, nicht wahr?
Da wandern wieder Punkte aufs Erwachsenenkonto, das läuft wirklich bald über.
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Auto-Lobhudelei: nur einmal laut „Jesus!“ gesagt, als ich eine Schublade öffnete. Meine Kollegen haben’s nicht so mit Ordnung. Liebe Kollegen: so geht das nicht. Kussi – die neue Lab-Managerin slash Prozessingenieurin slash Einkäuferin slash Leitfähigkeitselektrodenbeauftragte.
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Tag 1090 – Mein erster Tag in der Chipsfabrik.
Vermutlich ist es an der Zeit, Ihnen die Sache mit der Chipsfabrik mal zu erklären, wenigstens etwas. Ich arbeite nämlich ja seit heute neben der Chipsfabrik. Da werden Kartoffelchips gemacht, leider nicht von meiner Lieblingssorte, dafür the one and only Potetgull, was übersetzt Kartoffelgold heißt und Entschuldigung, aber wie witzig sind die Norweger manchmal*? Aber wie gesagt, ich arbeite daneben, nicht darin, bzw. halt auf dem Gelände und eigentlich habe wir mit der Chipsfabrik selbst gar nix zu tun, wir mieten da eben eine große Halle. Und langfristig möchten wir das Chipsfabrikabwasser anzapfen, denn da drin ist ziemlich viel Dünger und Stärke und den Dünger und zum Teil** auch die Stärke brauchen Mikroalgen zum Wachsen. Mikroalgen, umgangssprachlich je nach Stamm auch Braun- oder Blaualgen genannt, kann man für alles mögliche nutzen, zum Beispiel kann man damit direkt Muscheln oder Garnelen (in Zuchten) füttern, man kann die aber auch in ihre Bestandteile zerlegen und die einzelnen Produkte als Tierfutter benutzen (auch wieder Fisch, aber auch Geflügel zum Beispiel). Man kann diese Einzelbestandteile auch, sofern man sie sauber genug bekommt, als Nahrungsergänzungsmittel an Menschen verscherbeln oder sich die auf die Haut schmieren oder oder oder. Der Möglichkeiten sind da viele. Was genau wir da machen werden verrate ich mal noch nicht, aber Mikroalgen sind es. Ich werde also jetzt sehr viel neues Zeug über Mikroalgen lernen und mein Wissen über Aufreinigung von Zeug aus Zellen einbringen und…
Ich weiß es doch auch nicht.
Ich bin jetzt mal ganz ehrlich: Ich habe überhaupt keine Ahnung von Mikroalgen***. Möglicherweise war das die beknackteste Idee überhaupt.
Ich hoffe mal dass nicht, aber grad geht mir der Arsch ein wenig auf Grundeis.
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Auto-Lobhudelei: Weder geweint noch in hysterisches Gelächter ausgebrochen. Äußerlich voll souverän geblieben. Bombig ausgesehen.
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*Ich bin sehr müde, entschuldigen Sie bitte.
**Halt Zucker, als Kohlenstoffquelle. Aber nicht in der Masse.
***Nun ja, es kann einfach wirklich nicht schwerer sein als Säugetierzellen.
Tag 1089 – WmDedgT im August ‘18.
Heute Gestern war der 5. und wie jeden Monat fragt Frau Brüllen da: Was machst Du eigentlich den ganzen Tag? Und weil das eben irgendwie schon gestern war und ich morgen früh aufstehen muss in der absoluten Zeitraffer-Version.
- Ich werde von einer Fliege geweckt und habe schwere Fliegenmordgelüste.
- Aufstehen und Frühstück machen. Mit Pippi, die frühstückt schon mal Banane. Michel kommt an und ist stolz, dass er die ganze Nacht in seinem Bett geschlafen hat. Beide bewundern den neuen Tisch. Unser „Eierkochtopf“ ist leider nicht Induktionsherd-geeignet und wird zum Campingtopf degradiert.
- Frühstück mit (gekauften TK-)Brötchen und Eiern und danach Maus. Fast normal, sieht man vom Chaos ab, das um uns rum herrscht.
- Kisten auspacken. Überall Kisten. So viele Kisten.
- Disput: Ich will einen der Kleiderschränke aus dem Kinderzimmer ins Erwachsenenschlafzimmer stellen. Michel ist der Meinung, das sei SEIN SCHRANK UND ER BESTIMMT WAS WIR DAMIT MACHEN. Michel und ich schreien, Herr Rabe versucht zu vermitteln.
- Michel und ich malen eine mögliche Lösung auf, wie sich Michel und Pippi doch einen Kleiderschrank teilen können und dann dürfen wir auch den Schrank entfernen. Das machen wir. Der Schrank ist sehr schwer.
- Unsere toll ausgedachte Lösung funktioniert aus Gründen nicht. Michel trägt es mit Fassung.
- Ich bastele gefühlte drei Tonnen Kinderkleidung in den Kleiderschrank. Das dauert überraschend lange und der Schrank ist jetzt voll.
- Pippi schläft einfach im Bett beim Spielen ein.
- Ich brauche eigentlich dringend Kaffee, bin aber irgendwie im Flow und behelfe mir mit Cola.
- Badezimmer einräumen. Wir haben jetzt ja 2 Badezimmer, mein Schminkkram wird aber eben nicht im Familienbad sein, sondern unten. So stehen wir uns hoffentlich morgens. nicht ganz so auf den Füßen.
- Herr Rabe hat das Gästebett aufgebaut und geht nun mit den Kindern raus.
- Zuerst räume ich alle Pappe auf die Terrasse. Herr Rabe hat gestern ein ganzes Auto voll Pappe weggebracht und es ist schon wieder so ein riesiger Haufen.
- Ich rödele im Lagerraum herum. Alle Kisten raus, Regale rein, ein Regal zusammenbauen, manche Kisten komplett wieder rein, manche Kisteninhalte wieder rein.
- Die Kinder sind wieder da und haben Hunger. Ich mache Pfannkuchen und rödele nebenbei in der Küche herum. Herr Rabe baut das Mülltrennsystem unter die Spüle.
- Wir essen Apfelpfannkuchen. Lecker. Herr Rabe fragt, wer den jetzt das Regal abholen fährt? Oh, ja, das hatte ich vergessen, ich wollte ja ein geschenktes Badregal abholen.
- Vorher duschen ist nötig. Ich mache mir noch einen Espresso.
- Die Kinder haben ihr liebevoll eingerichtetes Zimmer verwüstet, indem sie die einzige noch nicht ausgepackte Kiste ausgepackt und deren Inhalt – Puzzleteile und Spiele – überall verteilt haben. Nach einer sehr deutlichen Ansage von mir gehen sie wenigstens ins Kinderzimmer um Herrn Rabe beim Aufräumen zu helfen. Ich kühle meinen Kopf unter der Dusche.
- Lilashampoo und Beine rasieren. Meine Beine sind jetzt stoppelfrei, aber übersäht mit Kratzern und blauen Flecken. Tjanun.
- Ich ziehe mich wieder an und fahre das Regal holen.
- Auf dem Hinweg sind die ganzen Korn- und Stoppelfelder in goldenes Licht getaucht, das Romerike präsentiert sich von einer sehr hübschen Seite, ich hachze so vor mich hin.
- Regal abholen. Wir haben dann jetzt das gleiche Regal in der inzwischen 3. Farbe.
- Auf dem Rückweg fahre ich der untergehenden Sonne entgegen. Der Sonnenuntergang ist so schön, dass mir die Tränen kommen. Ich muss mehrmals anhalten und Bilder machen (die natürlich nur halb so schön sind, wie sie sein könnten, würde man eine richtige Kamera nehmen und kein Handy).

- Zu Hause. Meine Mutter ruft an. Während wir telefonieren mache ich schnell Pflegelack auf meine doch arg geschundenen Fingernägel und bügele mein Kleid für morgen und suche diverse Dinge in diversen Kisten.
- Zähneputzen, Bloggen, ab ins Bett.
Tag 1088 – Wieder kein toller Eintrag.
Tjanun. Ich hab ne halbe Flasche Sekt intus und wir haben jetzt einen Fernseher und auch den Küchentisch, den es in Oslo nicht gab und ja, Hamar ist tausend mal besser als Oslo, was Möbelschwedenhäuser angeht. (Btw, wenn Sie noch Elvarli Schuhregale in 80er Breite rumliegen haben und nicht wissen, was Sie damit machen sollen: es scheint grad einen handfesten Lieferengpass zu geben und es gibt sicher auch in Ihrer Nähe so Leute wie mich, die die Dinger in Gold aufwiegen würden.) Mehr kann ich leider heute nicht schreiben, meine Autokorrektur hat wegen des Sekts schon alle virtuellen Hände voll zu tun. 
Tag 1087 – Nix mit ausschlafen.
Mit dem Schlafen klappt es bei mir grad eh wieder nicht so super, aber heute mussten wir tatsächlich auch noch beide Kinder wecken, um nämlich deren neue Schule bzw. Kindergarten anzuschauen. Michels neue Schule ist recht nah und 2/3 des Wegs liegen mit Herrn Rabes Weg zum Zug zusammen. Noch ist ja keine Schule sondern Ferienbetreuung, aber wenigstens haben wir schon mal ein paar Kinder gesehen und in Erfahrung gebracht, welche Art Brotdose Michel am Montag braucht. Frühstück nämlich wenn er sehr früh kommt, sonst eigentlich nichts. Ansonsten gibt es über die Ferienbetreuung nicht viel zu sagen. Angenehm finde ich, dass hier alle auf Pendler*Innen eingestellt sind und recht lange Betreuungszeiten anbieten. Das erleichtert uns vieles. Michel freut sich ein bisschen und ein bisschen geht ihm auch die Düse, das ist also auch alles ganz ok.
Pippis neuer Kindergarten hingegen ist halt echt weit weg. Mit einem kleinen Umweg liegt er auf meinem Arbeitsweg, anders würde es echt nicht gehen. Aber dafür ist das mal der krasseste Kindergarten, den ich bisher gesehen habe. Er wurde erst im Februar eröffnet, es ist also alles ganz neu. Ganz ganz neu. Es gibt gefühlte 30 Gruppen mit jeweils 20 Kindern, Pippi ist jetzt in der Türkisen Gruppe. Zwei der Betreuerinnen sind eher im Oma-Alter, das finde ich ja recht sympathisch. Und ganz anders als vor zwei Jahren bei der Eingewöhnung aus der Hölle fing Pippi direkt an mit den anderen Kindern, den Spielsachen und den Betreuerinnen zu spielen. Yeah! Als wir den Rest des Kindergartens anschauen wollten, blieb sie sogar auf eigenen Wunsch hin in der Gruppe und verpasste so eigentlich das beste. Nach Mal- und Bastelraum, Bibliothek, Turnraum und Küche wurde uns nämlich der „Wasserspielraum“ gezeigt. Ein Kindergartenspa. Eine große, aber flache Wanne, in der jeweils zwei bis drei Kinder planschen können. Pippi wird AUS-RAS-TEN! Ein Kindergarten mit Badebecken.
Auch draußen ließ der Kindergarten absolut keine Wünsche offen (außer grünes Gras vielleicht, aber was willste machen bei totalem Bewässerungsverbot) und wenn das so gut weiterläuft, wie es sich angedeutet hat, haben wir da wirklich Glück im Unglück gehabt, dass alle Kindergärten in der Nähe von unserem neuen Wohnort voll waren.
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Auto-Lobhudelei: nach 4 Schubladen die restlichen 4 in Rekordzeit zusammengebaut. Und endlich Klamotten ausgepackt.
Tag 1086 – Eine Shoppingtour für die Tonne.
Wir waren heute beim Möbelschweden und dass es den Tisch, den wir gerne als Zweitesstisch für die Küche gehabt hätten, nicht gab war im Endeffekt irgendwie fast noch am Besten. Aber fangen wir vorne an, bzw. zu Hause. Da machten Herr Rabe und ich eine lange, laaaaaange Liste mit Dingen, die wir noch brauchen. Da stand dann von Klobürsten bis Sofa alles drauf. Wir maßen nochmal die Sofaecke aus und die Garderobe auch, da muss ja auch irgendwas hin. Wir schauten nochmal online und im Papierkatalog nach Garderobenlösungen und einigten uns schlussendlich auf eine Elvarli-Lösung. Die wir dann auch komplett per Elvarli-Planer durchplanten und Codes generierten, die man, laut Internet, einfach am Infodesk aufruft und sich die Liste mit Regalen ausdruckt, in denen die Teile liegen. So fanden wir uns recht gut vorbereitet. Und fuhren los, nach Oslo. Wir wohnen ja jetzt quasi zwischen 2 Möbelschweden, aber wir dachten, Oslo wäre eine gute Idee.
Tja, wäre es eventuell auch gewesen, wären wir früher losgekommen. So waren wir um halb fünf da, zusammen mit halb Oslo. Schon allein die Parkplatzsuche war… unspaßig. Und so schmale Parkplätze. Meh. Als wir die Kinder aus dem Auto holten, fiel auf, dass wir für keines Schuhe dabei hatten. Hupsi. Aber egal, die sollten ja eh ins Småland. Hahaha. Das war natürlich voll, außerdem ist das da eh nur ein Spielraum, mit 1 Stunde (EINER!) Zeitbegrenzung. Ähhhh, ok. Also erstmal Kaffee und Kuchen. Im ultra vollen Restaurant, in dem grad alle Familien zu Abend aßen. Wir standen so lange an, dass nicht viel gefehlt hätte, dass ich Leute gebissen hätte, aus Hangryness und schierem Hunger. Dann suchten wir einen Tisch, was auch nicht einfach war und als wir an einem schon angestanden (!) hatten, quetschte sich blitzschnell ein Mädel, nennen wir sie aus Gründen einfach Cakey McCakeface, auf die Bank und glotzte mich blöd an, als ich überlaut zu den Kindern sagte „Oh, da war jetzt wer schneller, da müssen wir wohl weitersuchen“. Ich weiß dass sowas unfair ist, aber in 10 Jahren steht sie da mit 2 hungrigen Kindern und sucht nen Sitzplatz und dann werd ich da sitzen mit meinem Mittvierzigerarsch und ohne cakey Makeup und dann kommt meine Rache, wenn ich mir in Zeitlupe den Daimkuchen… aber ich schweife ab. Jedenfalls sagten wir etwa 2000 mal „Nimm die dreckigen Füße von der Bank!“ und dann waren wir auch fertig mit Essen. Wir teilten uns auf: ich und die Kinder warteten auf Plätze im Spielraum, Herr Rabe versuchte sich für die Leihwagen zu registrieren. Beides dauerte ca. ewig, war aber schlussendlich erfolgreich.
Dann: Sofa. Ich versuchte probesitzend, mich am Handy für eine Bezahlkarte zu registrieren, was voll easy ging, bis zu dem Punkt „Wenn Sie die Karte heute schon benutzen wollen, müssen Sie am Desk ihren Ausweis vorzeigen.“. Den hatte ich nicht dabei. Also versuchte Herr Rabe, der immer seinen Ausweis dabei hat, sein Glück. Herr Rabe aber scheiterte an der Signatur per BankID, die App streikte. Naja, dachte ich, vielleicht können wir aus zwei halben Registrierungen eine machen, das müsste ja vielleicht… NEIN! Natürlich nicht. Und ich sag mal so: das kann man mit weniger Überlegenheit kommunizieren, liebe Verkäuferin, und überhaupt ist deine eine Wimper schief.
Beim hunderttausendsten Versuch ging es dann endlich, außerdem mussten wir das Sofa bestellen. Also zurück zur Wimpernfrau, wieder Nummer ziehen, jaaaa, wollen Sie das denn jetzt mitnehmen oder liefern lassen, aber das dauert zwei Wochen, schauen Sie doch mal ob Sie einen Leihwagen kriegen. Ich dachte ja, Herr Rabe hätte das schon gemacht, aber nein, das ging auch nicht per Handy, weil die App… ok. Und da bin ich dann wütend abgerauscht Richtung TV-Möbel. Mit noch 20 Minuten der Kinderfreizeit auf dem Tacho. Ohne irgendwas überhaupt bisher vollbracht zu haben.
10 Minuten später war Herr Rabe dann bei mir und fand alles blöd was ich gut fand, aber er hatte ein Auto für 19:30 gebucht. Bis dahin waren es noch eineinhalb Stunden, das sollte ja machbar sein. Aber erstmal Kinder abholen, weil Stunde abgelaufen. Die Kinder hatten die Stunde vor der Glotze verbracht.
Zurück in der TV-Möbel-Abteilung. Michel will, dass wir ihm Zahlen malen, Herr Rabe und ich versuchen uns auf irgendwas zu einigen, Pippi sitzt auf dem Boden und malt in ihr Aktivitätsheft. Ich zeige Herrn Rabe den Unterschied zwischen Blau und Türkis, Michel nölt und Pippi… ist weg. Hinterm Regal? Nein. Hinter dem Regal? Nein. PIPPI! Brülle ich in meiner besten Mama-Stimme, der ganze Stock hat’s gehört, da bin ich sicher. Aber sie kommt nicht. Sie ist weg. Herr Rabe sucht zwischen sämtlichen TV-Möbeln aber PIPPI IST WEG! Panik steigt in mir auf. Kalte, ekelhafte Angst. Mama, mal mir eine 2. JETZT NICHT MICHEL, PIPPI IST WEG! Wir müssen sie suchen. Aber was soll ich dann machen? DU KOMMST MIT! Am Kragen mein eines verbliebenes Kind packend suche ich das zweite, beim vierten Mal rufen schnappt meine Stimme über und hinter der dritten Ecke fange ich haltlos und panisch an zu schluchzen. Ich kann auch kein Norwegisch mehr und stammele herum und merke, dass mein Atem aus dem Takt gerät und ich hyperventilire. Irgendwer holt einen Mitarbeiter, ich weiß nicht mehr was dann war, plötzlich sagen Leute, da hinten ist das Kind und ich renne da hin (Michel schleifend) und Pippi kommt aus der nächsten Abteilung und guckt ganz verdattert, dass Mama so hysterisch ist. Vor lauter Schreck weint sie dann auch und ich kann kaum mein Handy halten um Herrn Rabe anzurufen, dass sie da ist.
Zehn Minuten später bestellen wir bei dem Mitarbeiter, der geholt wurde, ein TV-Möbel und das Sofa (zu der Wimpernfrau gehe ich nicht mehr zurück).
Die Kinder drehen frei und wir versuchen so gut es geht Zeug auszusuchen. Tisch, Stühle, Kinderschreibtisch, Gästebett, dies, das. Unser toller Elvarli-Code funktioniert natürlich nicht, es gibt auch keinen Planer und generell scheint niemand daran interessiert, dieses System zu verkaufen. DANN NICHT. Wir haben ja keine Zeit. Es ist immernoch sehr sehr voll und ich habe schon lange keine Lust mehr. Wir gehen im Stechschritt durch die Markthalle und sammeln Kleinkram. Die Mülleimer haben wir in der Küchenabteilung wohl verpasst. Ebenso die Kellerregale. DANN NICHT. Um sieben sind wir im Lager. Besser gesagt: in Lager Nummer eins, denn dieses Möbelhaus hat drei! Lager. Das am Ausstellungshaus selbst, eins über die Straße (in dem man gesondert bezahlen muss) und die Warenausgabe in fünf Minuten Autofahrtentfernung. Suuuuper.
Um zehn nach acht haben wir alles aus Lager 1 zusammengesammelt, der erste Wagen ist schon mal voll, es soll sich ja lohnen mit dem Mietwagen.
Um viertel vor acht (!!!) hat es Herr Rabe durch die Kasse geschafft. Er geht direkt zum Servicedesk, das Auto „verlängern“. Wenigstens geht das problemlos, allerdings müssen wir natürlich wieder anstehen.
Wir holen das Mietauto, es hat eine Macke. Telefonieren. Warten. Um viertel nach acht sind wir an Lager 2. Pippi plumpst vom Wagen und hat eine Beule. Beide Kinder sind inzwischen so drauf, dass ich sie aussetzen möchte (ja, zwei Stunden nach der Pippi-Weg-Panik), sie hauen sich, stehen im Weg, machen nicht mit.
Der Tisch ist ausverkauft. DANN NICHT! Um viertel vor neun sind wir endlich aus Lager 2 raus, mit einem weiteren komplett vollen Wagen mit großen Paketen.
Noch zur Warenausgabe, das Sofa abholen. Den Zettel brauche ich dafür, die Quittung kannst du ja schon mal einstecken. Das Sofa soll 2,5 Kubikmeter Platz brauchen. Ich baue auf Herrn Rabes Tetriskünste. Bei der Warenausgabe steht schon vorne, dass es heute längere Wartezeiten gibt. Unser Sofa, vor 45 Minuten bezahlt, ist noch nicht mal in Bearbeitung.
Nach 20 Minuten Warterei springt es auf Abholbereit. Und wieder zurück zu in Bearbeitung. WTF?
Nach weiteren 10 Minuten Warterei (3 Pakete, sorry, wie lang kann das dauern, wenn es schon in Bearbeitung ist?) gebe ich auf. Ich fahre mit den Kindern schon mal los nach Hause. Es ist zwanzig vor zehn und die Kinder kippen sonst bald aus den Latschen oder zünden aus Quatschigkeit die Bude an.
Zehn Minuten später. Mein Telefon klingelt. Die brauchen die Quittung. Du musst zurückkommen.
Es kommt keine Ausfahrt. Reicht es, wenn ich dir ein Bild schicke? Nein, die müssen die stempeln. SERIOUSLY DANN TACKERT DIE DRECKSBESCHISSENE QUITTUNG AN DEN VERKACKTEN LIEFERSCHEIN IHR KACKWÜRSTE!
Herr Rabe wartet vor der Warenausgabe auf mich. Ich glaube, er hat Angst, dass ich sonst wem ernstlich Gewalt antue. Immerhin sind beide Kinder eingeschlafen, aber in komischen Positionen, das geht so nicht, mal anders… hups, Michel wieder wach.
Ich werde die ganze Rückfahrt zugeschwallt. Zwischendurch bekomme ich eine Nachricht, dass Herr Rabe das ganze Auto umpacken musste, jetzt aber unterwegs ist.
Um viertel vor elf bin ich mit den Kindern zu Hause. Pippi wird wach und muss aufs Klo, ich ziehe ihr auch direkt den Schlafanzug an und lege sie dann in ihr Bett. Michel hat Hunger und ich auch und deshalb mache ich uns ein Spiegelei, für mich mit Brot und Käse und Ketchup, für Michel auf seinen Wunsch hin einfach so.
Herr Rabe kommt. Ich mache ihm auch noch ein Spiegelei auf Brot, er trägt rein was er kann. Also das meiste. Ich gebe ihm sein Ei und es fällt ihm runter, auf die Dotterseite natürlich. Ich putze Dotter von der Türschwelle.
Wir tragen das Sofa rein. Es ist wirklich schwer und unhandlich. Dann holen wir Pippi aus dem Bett, ich hole Michel das iPad, damit er mal Ruhe gibt, ich spüle noch einen ganz plötzlich dahingefallenen Nasenbluten-Fleck vom Pflaster und dann geht es wieder los: das Auto zurückbringen.
Der iPad-Akkuist leer.
Als der Akku voll genug ist, bin ich froh drum, erwachsenenmusik hören zu können.
Halb eins. Ich sammle Herrn Rabe ein. Er möchte fahren, soll mir recht sein, ich bin sooooo müde.
Viertel nach eins. Endlich zu Hause. Beide Kinder wach. Aber jetzt schlafen alle.