Tag 1218 – Happy, happy!

Nun. Schon wieder ist es total spät, aber ich habe es aufgegeben, früh ins Bett zu gehen. Ich bin einfach nicht müde, so what. Wenn ich wirklich früh aufstehen muss, wird es schon gehen. Solange ich nicht muss, gebe ich mein Bestes, es trotzdem zu tun, und wenn’s nicht klappt, dann klappt es eben nicht, ist ja grad noch egal. Dafür habe ich abends all die Energie, die mir morgens abgeht und dann ist es doch schön, wenn ich noch friedlich zwei Stunden Nähen kann, während die Kinder schlafen.

Überhaupt, die Kinder. Ich hab die sehr lieb. Sage ich vielleicht nicht häufig genug, also zu ihnen schon, aber nicht „über“ sie, zu anderen. Michel zum Beispiel, der große kleine Zwerg, wenn der morgens vom Parkplatz zur Schule stapft und so kleingroß ist, wie es halt nur Erstklässler sein können, da geht mir das Herz auf. Und wenn ich dann sehe, dass die Opis, die Schülerlotsenmäßig den Schulweg bewachen, schon ihre Posten verlassen, weil es ja schon zum ersten Mal geklingelt hat (15 Minuten vor Schulbeginn), dann fahre ich auch ein bisschen Helikopternd einmal um den Block und wieder an der Schule vorbei, wo ich den knallgelben Trondheimer Kommunenrucksack grad noch auf den Schulhof einbiegen sehe. Nach der Schule dann erzählte er mir, dass ihn ein Kind geschubst hat und ein anderes hat ihm einen Schneeball (mit Steinen drin! Und mit Absicht!) voll ins Gesicht geworfen. Meine Reflexe sind dann ja direkt auf WAAAAAS??? ICH RUF DIREKT DIE ELTERN AN WAS SIND DENN DAS FÜR ARSCHLÖCHER?, aber ich fragte erstmal nach, was Michel dann gemacht hätte, und ob das wer vom Hort gesehen hätte (nein), und Michel sagte, er sei dann einfach weggegangen und er habe auch eh keine Lust, mit den entsprechenden Kindern zu spielen. Er scheint es also ganz klug zu lösen und solange das klappt ist ja alles in Butter. (Ich finde das extra gut, dass er das so macht und nicht, wie ich als Kind und zum Teil noch echt lange, ausgerechnet mit denen, die mich am meisten ablehnten, best buddies sein will.) Fruchtet das viele Erklären, was Freunde tun und was nicht, ja vielleicht doch, ich wünsche es mir für ihn. Und ich wünsche ihm Freunde, die auch „blöde Wollsachen“ anhaben und deren Eltern Schießspielzeug konfiszieren. Bei denen er „uncool“ und phantasievoll und lieb und aktiv, aber nicht wild sein kann, wie er halt so ist. Hachz. Pippi ist natürlich auch prima, ganz anders, klar, sie ist auch noch jünger, aber die wird vermutlich eher die Bandenchefin werden, in der neuen KiTa-Gruppe setzt sie sich jedenfalls schon sehr gut durch. Und weil sie in ihrer Gruppe nun fast die älteste ist, statt wie sonst immer die jüngste und kleinste, zählt der „Ich bin so süüüüß“-Faktor nicht mehr. Trotzdem hat sie in der Gruppe ziemlich oft das Sagen, wenn sie da ist, wie sie zu Hause ist, kann ich mir ungefähr vorstellen, wieso. Bestimmerin by nature. Hoffentlich bleibt sie so.

Was war sonst so? Etwas genäht, Schuhe gekauft, Herr Rabe ist nicht da. Genäht habe ich das Oberteil vom Bettbezug-Kleid. Es scheint ein gutes Verfahren für mich zu sein, immer eine Größe kleiner zu nehmen, als die Größentabelle für mich vorsieht. Ich verstehe das ja nicht. Da nähe ich ein Kleid, das aus (festem) Jersey sein soll, aus gewebtem, gar nicht elastischem Stoff (dann eben mit Reißverschluss) und Größe 38 passt und sitzt super, wo die Größentabelle meint, zwischen 40 (Hüfte) und 42 (Taille) müsste es schon sein. 42 („wenn Sie zwischen 2 Größen liegen, nehmen Sie die kleinere“) säße da wie ein Sack. Und auch dieses Mal habe ich übrigens weniger Stoff gebraucht. Auch so’n Ding. Ist mir bei nem Bettbezug egal, aber bei richtig teuren Stoffen will ich nicht hinterher 25 cm übrig haben.

Schuhe gekauft. Das kam so: der örtliche Schuhhändler, der mir schon wegen überaus großer Auswahl an sehr geschmackvollen Stiefeletten aufgefallen ist, hat draußen Schilder mit 40% auf alles hängen. Und ich brauchte (tatsächlich) schwarze Stiefeletten. Die habe ich jetzt. Zwei Paar. Hups. Dafür habe ich weder Wildlederstiefel noch Pumps noch so Lumberjack-Schuhe gekauft.

Herr Rabe ist in Trondheim, mal wieder, morgen ist da auch noch Weihnachtsfeier. Ich möchte auch auf eine Weihnachtsfeier, mich aufbrezeln und so. Naja, nächstes Jahr. Herr Rabe möchte vielleicht auch noch mal in den Schuhladen, könnte ich mir vorstellen.

Jetzt, endlich, werde ich müde. In diesem Sinne: gute Nacht!

Tag 1192 – Läuft so.

Kleiner Hänger im Projekt Lerche, erst um zwanzig nach sechs, obwohl ich wach war, aus dem Bett gequält. Aber diese Woche bisher alle meine per FitBit definierten Gesundheitsziele erreicht, also Schrittziel, stündliche Bewegung, 3 L Wasser, mindestens 30 Minuten Bewegung an mindestens 5 Tagen in der Woche (wobei da auch Gehen einbezogen wird und dann ist das mit dem Schrittziel irgendwie doppelt gemoppelt, aber da sehe ich mal elegant drüber hinweg). Ich gehe wieder viel und das tut gut, sehr, auch im grauen, diesigen November ist es eine gute Sache, diese gute Stunde KiTa-Wege zu laufen.

Ansonsten so: Pippi war heute deutlich besser drauf und meinte sogar um halb sieben schon, sie wolle ins Bett. Sie hat dann noch was gegessen und dann haben wir alle in der Küche getanzt, sodass sie dann doch erst um halb acht im Bett war, was gut ist, weil ich keine Lust habe, morgen auch noch um sechs aufzustehen.

Apropos Tanzen: Michel macht jetzt immer Breakdance. Es ist zu putzig, er wurschtelt mit seinen Beinen möglichst schnell auf dem Boden rum und dreht sich wild und dazu möchte er jetzt immer „Treestyler“ hören, also Freestyler von Bomfunk MC. Dann denke ich an den Pfarrer, der Herrn Rabe und mich damals kirchlich getraut hat und der ganz Pastorenmäßig andächtig als Einleitung für eine der Ansprachen sagte „Ihr mögt Bäume.“* und wie ich hörte wie meine beste Freundin hinter mir mühsam beherrscht durch die Nase prustete. Nun gut, wir hören also Treestyler und ich finde ein bisschen traurig, dass ich nach nur 20 Jahren alles aus den HipHop-Breakdance-Kursen vergessen habe. Vielleicht muss ich das mal heimlich üben um Michel zu beeindrucken.

Wobei! Das ging heute voll in die Hose. Michel wollte nämlich Kopfstand gegen die Wand machen, das hat er in der Schule geübt, gegen eine Turnmatte. Wir haben keine Turnmatte. Er meinte, das geht nicht, weil da eben keine Matte ist. Ich machte Handstand gegen die Wand (ich kann das auch ohne Wand, zumindest kurz). Michel war sauer und meinte dann: „Wenn wir das nächste Mal umziehen, dann will ich ein Haus haben, das eine Turnmatte hat!“.

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*Bei der standesamtlichen Trauung brachte die Standesbeamtin ein Nietzsche-Zitat, an das ich mich ums verrecken nicht erinnere, da konnte die beste Freundin auch schon kaum an sich halten. Wir haben scheinbar ein Talent, komische Sätze mit uns in Verbindung zu bringen. Und meine beste Freundin hat kein Pokerface.

Tag 1191 – Schnipsel.

Schon spät (hahaha, aber ist ja egal, ich muss trotzdem ins Bett), deshalb heute ein bisschen gemischte Platte.

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Tag 4 von Projekt Lerche. Bin alles etwas geruhsamer angegangen heute (nicht das Aufstehen), das hat gut getan. Hab wegen eines Mittagsschlafs hin und her überlegt, es dann aber nicht gemacht. Ich bin da wie so ein Kleinkind: schlafe ich tagsüber, schlafe ich abends noch später ein. Und ich schaffe es nie, nach den magischen 20 Minuten aufzustehen, schlafe dann anderthalb Stunden und bin danach noch mehr im Eimer als vorher.

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Zweite Sitzung, bzw eigentlich Gründungssitzung des Räumvereins. Wie lange man über „aber wenns dann doch wieder so viel schneit wie letztes Jahr!“* diskutieren kann. Faszinierend.

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Finanzen gemacht. Ich hasse das. Aber es ist halt nötig. Dass mir die Chipsfabrik noch einen riesigen Haufen Geld schuldet, lässt mich derbe mit den Zähnen knirschen. Dass es am Ende wohl der norwegische Staat übernehmen wird, die (finanzielle) Chipsfabriksuppe auszulöffeln, macht mich innerlich rasend und ich woozaa-e so vor mich hin.

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Pippi hatte heute schon beim Abholen eine Laune wie sie nur Dreijährige haben können. Nach absolut ätzendem Gehampel und Geklecker und mit-dem-Essen-Gespiele beim Abendessen steckte ich sie unter infernalischem Geschrei ins Bett, wo sie dann auch nach fünf Minuten an mich gekuschelt einschlief. Solche Abende verlangen mir alle meine Nerven ab und das Kind kann wirklich froh sein, dass es nicht mehr in die Babyklappe passt. Wieso sieht sie denn nicht ein, dass sie müde ist? Herrje.

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Wollte noch über die katholische Kirche im Radio rannten, aber nun heult Pippi schon wieder. Ich muss hoch.

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*Dann zahlt man halt noch mal 250 Kronen pro Haus nach, meine Güte!

Tag 1190 – Müde.

Tag 3. Ich bin hundemüde. Eben beim Kinderfernsehen bin ich eingedöst, so müde bin ich. Ist auch kein Wunder, gestern klappte das Einschlafen trotz Müdigkeit nicht und ich las bis viertel vor zwölf. Dazu das stramme Sport- und Zu-Fuß-Geh-Programm… vielleicht ist es ein bisschen sehr stramm. Auch wenn ich ein klarer Verfechter der Holzhammer-Kalter-Entzug-Methode bin, mein Körper sagt recht deutlich nein, zumindest heute.

Neue Regeln deshalb: morgens nur kurz und seicht sporteln, wirklich nur den Kreislauf ankurbeln und ab vier keinen Kaffee mehr.

Ansonsten so:

  • ich habe heute vorgewaschenen Gardinenstoff gebügelt. Meter um Meter. Das war unglaublich langweilig.
  • Ich knüpfe langsam Sozialkontakte mit meinen Peers (also… mittelalten Muttis). Die Nachbarinnen werden Samstag Wein trinken und ich darf kommen und in Michels Klasse ist eine Mutter Autorin für Nähbücher, mag Lippenstift und ist Vegetarierin. Und ihr kleineres Kind geht in Pippis Kindergartengruppe.
  • Eine Bewerbung geschrieben. Wenn ich mich auf das beschränke, was wirklich in Frage kommt, weil es interessant ist, meiner Qualifikation entspricht und nicht unterirdisch bezahlt ist*, gibt’s nicht soooo schrecklich viele Stellenausschreibungen.
  • Morgen wieder sechs Uhr. Jetzt mit Herrn Rabe Regale diskutieren.
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  • Auto-Lobhudelei: genetzwerkt, die Bewerbung geschrieben, immerhin fast pünktlich aus dem Bett gequält (ich war wach, aber das Bett war so schön warm…)
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  • *Ich muss nicht reich werden. Aber mehr als das Arbeitslosengeld, was ich jetzt bekomme, das muss drin sein. Ich war neulich einmal aufrichtig schockiert, dass eine Vollzeitstelle bei einer Behörde sich etwa in dem Bereich meines Arbeitslosengeldes bewegte. Puh! Aber dafür wäre ich eh nicht passend qualifiziert gewesen.
  • Tag 1189 – Dugnad.

    Ich bin sicher, ich hab das schon mal geschrieben, aber es ist vermutlich schon ganz lange her. Die Norweger stehen ja total auf Dugnad. Dugnad ist eine Gemeinschaftsarbeit und betrifft meist so Sachen wie „Alle Eltern des Kindergartens treffen sich an einem Sonntag und graben den KiTa-Garten komplett um“ oder gemeinsames Streusplit-Wegfegen im Frühjahr. Auch Flohmärkte von Schulen sind meist Dugnad, auf dem Dorffest Waffeln verkaufen und damit ein neues Klettergerüst finanzieren… dugnad. Im Labor hatten wir auch zwei mal im Jahr Dugnad, da machten wir alles sauber, also wirklich alles, und jedes Mal tauten wir die selben Gefrierschränke wieder ab, die in einem halben Jahr so viel Eis sammelten, dass die Schubladen nicht mehr aufgingen, aber das ist ein ganz anderes Thema. Jedenfalls ist Dugnad meist was, was man

    • zusammen macht
    • Allen was bringt (zum Beispiel ne Splitfreie Straße)
    • Spaß macht (und sei es nur, weil man das zusammen macht)
  • Oder so dachte ich.
  • Bis ich heute mit Michel beim Skitraining auflief und wir vom Parkplatz reingeschickt wurden, mit den Worten „heute ist kein Training, heute machen wir eine kleine Dugnad.“
  • Also ging ich mit Michel rein und da standen wir ratlos herum, weil so richtig Dugnad-mäßig sah das alles nicht aus, wo waren die Gartengeräte oder Besen oder Waffeleisen? Auf einem großen Tisch lagen unzählige Stadtplanausschnitte, eine Dame hakte Leute auf einer Mitgliederliste ab und zwei weitere hatten stapelweise but bedrucktes Papier im Arm. Das alles mutete seltsam an, aber die Norweger schienen alle zu wissen, was man machen sollte, ich stand also noch ein wenig ratloser herum und überwand mich dann, eine der Papier-Damen anzusprechen. „Du musst eine Karte nehmen!“ sagte sie. „Eine Karte?“ „Ja, mit deinem Gebiet!“. Ach so. Dachte ich und machte ich wohl auch, jedenfalls folgen Michel und mir sämtliche Elternaugen auf der Suche nach unserem Wohngebiet. Ich stellte aber schnell fest, dass alle Karten nur Gegenden um Råholt und Eidsvoll Verk zeigten, aber nicht unsere. Ich fragte also nochmal, dieses Mal eine andere Dame „Gibt es nichts im Sundet?“ „Hmmm, nee, ich glaube das Gebiet hat ein anderer Verein, dann habe ich leider keine Adventskalender für euch.“ und so war ich raus aus dem Schneider, aber ich verstand gleichzeitig, worauf ich mich da fast eingelassen hätte. Die Dugnad besteht darin, in einem festgelegten Gebiet von Tür zu Tür zu gehen und zu versuchen, hässliche* Adventskalender zu verkaufen. Die größeren Kinder sollen das selbst machen, aber, meine Güte, Michel ist sechs, der kann, wenn jemand das nicht passend hat, noch nicht mal Wechselgeld ausrechnen. Also hätte ich mit gemusst.
  • Von Tür zu Tür.
  • Geld sammeln.
  • Als ich das verstand, klappte mir die Kinnlade runter. Mein gesamtes Gesicht entgleiste und ich bin froh, dass ich mich beherrschen konnte, nicht What the Fuck??? auszurufen. Denn wenig später hörte ich von meiner Einwanderer-Bubble, dass das ganz normal sei. Man verkauft Klopapier oder Adventskalender oder Kekse und sammelt damit für den Skiverein, den Damenchor oder die Klassenfahrt.
  • WHAT THE FUCK???**
  • Liebe Kinder, ich habe euch echt lieb, aber so einen Scheiß müsst ihr alleine machen. Ich krieg schon bei dem Gedanken an solche Aktionen Pickel, Migräne und Magen-Darm GLEICHZEITIG. Eure Mama ist die, die dann 500 Kronen in die Klassenfahrtskasse wirft und behauptet, sie hätte das von den Nachbarn eingesammelt, und die damit sich und den Nachbarn das Klinken putzen erspart. Was sind das für seltsame Sitten, die Nachbarn mit Adventskalendern zu nerven? Ich würde gerne das Doppelte an Mitgliedsbeitrag bezahlen, wenn Dugnad dafür wieder Waffeln verkaufen und ein anschließender Glögg mit der lustigen Waffelverkaufstruppe ist. Ganz sicher aber verkaufe ich niemandem Klopapier an der Haustür. (Alle irre!)
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  • Zweiter Tag des Projektes Lerche. Ich stand wieder um sechs Uhr auf, machte wieder Sport und so, hatte aber ein krasses Tief zwischen halb zehn und halb zwölf. Putzte dann die komplette Bude, bewegte mich im Prinzip den ganzen Tag, um nicht einzuschlafen. Jetzt falle ich gleich einfach um, aber das darf ich ja auch bald. Mein Tages-Hoch ist weiterhin spät, ab zwölf geht’s bergauf und zwischen zwei und vier könnte ich auch intellektuell Bäume ausreißen. Hoffentlich gibt sich das noch. Aber Hauptsache erstmal wach, an wach und konzentriert arbeiten wir dann später.
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  • *das ist ja Geschmackssache, aber ich fand sie ausnehmend hässlich
  • **Grund Nummer 269 weshalb ich hier nie einbürgern werde
  • Tag 1188 – #12von12 im November ’18.

    Es ist der zwölfte! Das heißt, halb Bloggerhausen macht 12 Fotos vom Tag und Caro von Draußen nur Kännchen sammelt diese Bildergeschichten.

    Der Wecker klingelt um kurz vor sechs. Ich habe ja einen Schlafphasenwecker, der misst per Mikrofon Bewegung im Bett und macht daran fest, in welcher Schlafphase ich grade bin. Das funktioniert genau so toll, wie es klingt, nämlich eigentlich gar nicht. Mein Wecker klingelt also um sechs und ich drücke nicht auf Snooze (wo ist mein Orden?) sondern stehe tatsächlich auf. Gefühlt knatscht mein ganzer Körper.

    Ich bin wach! Ich bin… uff. #BekloppteIdeen #ProjektLerche #1von12 von #12von12

    Ich torkle ins Bad, ziehe Sportsachen an und torkle vor die Tagesslichtlampe.

    Das Workout ist, warum auch immer, mörderisch. Eigentlich besteht es aus zwei Teilen – HIIT und im Anschluss daran Pilates – aber nach den 17 Minuten HIIT schenke ich mir den Pilates-Teil fürs erste und mache ein Cool-down. Ich habe geschwitzt wie ein Schwein und gehe duschen. Um viertel vor sieben stehe ich gesportelt, geduscht und angezogen im Bad und bin nach wie vor sehr müde. Läuft ja prima. Ich gehe Kaffee machen, als der fertig ist ist auch der Rest der Familie endlich aufgestanden.

    Badezimmerstillleben. Ohne Stille, aber das sieht man ja nicht. #2von12 von #12von12

    Der Kaffee reißt einiges raus, launemäßig. Die Kinder frühstücken. Ich bringe, das hat sich so eingebürgert, die ganze Familie weg, Herr Rabe steigt mit Michel aus dem Auto, bringt ihn vom Supermarkt-parkplatz zur Schule und geht dann zum Zug, ich fahre weiter und liefere Pippi ab. Das geht heute ganz problemlos. Ich lasse das Auto wieder am Kindergarten stehen und laufe nach Hause, vorher gehe ich im Kindergarten aber noch mal aufs Klo. Das Klo hat Kindergartenkindgröße, das ist schon etwas merkwürdig, da drauf zu hocken.

    Wenn man vor acht den ersten Liter Wasser schon intus hat… #3von12 von #12von12

    Zu Hause angekommen gibt es Kaffee Nummer 2 und Frühstück. Bisher hatte ich noch keinen richtigen Hunger (ich glaube ich habe morgens einfach keinen Stoffwechsel).

    Mehr Kaffee. Und Frühstück. #4von12 von #12von12

    Dann mache ich mich an die „Arbeit“, die heute hauptsächlich darin besteht, meine ganzen Profile auf diversen Jobbsuche-Websites zu aktualisieren. Außerdem muss ich eine etwas unangenehme Mail schreiben und dann alles brav beim NAV eintragen. (Seit ich weiß, dass die Sachbearbeiter da monatlich an irgendwelchen „Erfolgen“ gemessen werden, gebe ich mir wirklich Mühe damit, alles da reinzuschreiben.)

    Sachbearbeiterin glücklich machen. #5von12 von #12von12

    Die nächsten Stunden verdödele ich erfolgreich im Internet, auf der Suche nach einer hübschen Regallösung mit Beleuchtung fürs Wohnzimmer. Ich möchte jetzt eine Flachdübelfräse haben, das erscheint mir sinnvoll, wenn man Regale selbst bauen will. Irgendwann raffe ich mich auf und räume drülfzig leere Originalverpackungen auf den Dachboden.

    Wacklige Treppen hochkraxeln und allein zu Hause sein finde ich ja nur so mittel. Aber es hilft ja nix. #6von12 von #12von12

    Jetzt ist dieses „Loftzimmer“ schon deutlich leerer und aufgeräumter.

    Letzte Kistenecken. Das sind, bis auf die leeren Plastikkisten, Bücher. Für die brauchen wir aber eh noch ein Regal und langsam können wir Kallax nicht mehr sehen. Und es kommen ja noch mehr und überhaupt. #7von12 von #12von12

    Im Anschluss räume ich noch ein wenig im Arbeitszimmer herum, das nimmt kein Ende da und wir haben Immernoch nicht genug Regale. Ächz. Dann gehe ich die Kinder holen, erfreue mich an meinen neuen Schuhen und zwei Rehen, die ungerührt die Beeren von den Hecken in der Nachbarschaft fressen.

    Ok, die hier behalte ich auf jeden Fall. Blümchen gegen das Wintergrau. #8von12 von #12von12

    Ganz entspannt spazieren sie von dannen. Vielleicht wohnen wir doch ländlicher, als ich wahrhaben will. #9von12 von #12von12

    Die Kinderholrunde läuft im Prinzip wie immer, inklusive dass Pippi schon auf dem drei Minuten langen Weg zur Schule einschläft. Michel hat keine Lust auf Hausaufgaben, er möchte lieber trainieren. Wir machen zusammen das Pilates-Programm, Michel clownt herum und es macht wirklich viel Spaß.

    Das Kind will trainieren 😂😍🤸🏼‍♂️ #10von12 von #12von12

    Dann machen wir Essen (Sandwiches zum selbst belegen) und Herr Rabe kommt, Pippi wird wach und will Banane, es ist zwar spät, aber Michel macht noch seine Hausaufgaben und ich platze kurz fast vor Stolz, weil er jetzt richtige Sätze buchstabierend und stockend und holperig, aber lesen kann. Mein Baby!

    Es ist dann aber dringend Bettzeit und ich lese noch aus einem Bibliotheksbuch vor. Ein Kinderkrimi.

    Vorlesen fürs große Kind. #11von12 von #12von12

    Ich blogge tatsächlich schon mal beim Ins-Bett-Bringen, Hurra. Ein Bild fehlt aber noch, das mache ich nachdem ich – sehr krakelig – die heute gesammelten Regal-Ideen aufgemalt habe.

    Betthupferl und Ideensammlung. #12von12 von #12von12

    Und nun geht es ins Bett. Ich bin echt platt.

    Tag 1187 – Projekt Lerche.

    Ich möchte ein Morgenmensch werden. Wirklich, wirklich gerne. Eine Eule sein ist, wenn man nicht-selbständig arbeiten möchte und/oder Kinder hat, die Betreuungseinrichtungen mit „Normalen“ Öffnungszeiten besuchen, einfach kacke. Ich habe deshalb recherchiert, wie man sich von der Eule zur Lerche umpolt*. Das Fazit war leider: das ist quasi nicht möglich, weil das zum Großteil genetisch bedingt ist. Die gute Nachricht ist aber: extreme Chronotypen sind selten und der Rest kann sich zumindest anpassen. Vielleicht gehöre ich ja zum Rest. Hoffen wir’s. An Willenskraft mangelt es mir ja eigentlich nicht, allerdings sieht das morgens um halb sechs oder sechs ganz anders aus, da zanken sich Geist und Fleisch um den ersten Platz im Unwilligkeitskontest. Deshalb schreibe ich das jetzt hier laut und deutlich in dieses Internet, auf das es sozialen Druck auf mich ausübe, der mich hoffentlich morgens aus dem Bett kickt.

    Mein Plan ist folgender: Ich habe ja jetzt grad Zeit, ich kann das alles geruhsam angehen. Jetzt Experimente starten, die mich eventuell tagsüber zum Hulk werden lassen, weil ich nicht genug geschlafen habe, ist eine viel bessere Idee, als in zweidreivier Monaten plötzlich doch nen Job zu haben und die ersten Wochen unausstehlich zu sein. Ich fange also jetzt damit an. Ohne Druck. Außer von Ihnen. Und mir. Ab morgen werde ich also

    • Um sechs aufstehen…
    • … und direkt Sport machen. Wenigstens irgendwie bewegen. Hirn kann dabei ja ausgeschaltet bleiben, aber den Körper schnell hochfahren erscheint mir als der einzig gangbare Weg, sonst schlurfe ich nämlich morgens nur zwei statt eine Stunde planlos umher.
    • um genug Schlaf zu kriegen, werde ich auch um spätestens zehn im Bett liegen. Japp, das hat heute schon ganz toll geklappt. Ähäm.
    • Bildschirme ab zehn auch aus. (S.o., klappt super.)
    • Damit wiederum das klappt, muss ich früher bloggen. Eigentlich bietet sich das Ins-Bett-bringen dafür an, denn da liege ich eh rum und versuche, mich vom Einschlafen abzuhalten. Man könnte die Zeit also produktiv nutzen, anstatt sie bei Twitter zu verdödeln. Vorteil wäre auch, dass ich danach Zeit für Quatsch hätte, Netflix, Nähen, whatever. Ich werde mich bemühen.

    Wenn ich das so aufschreibe, klingt der Plan für mich einleuchtend einfach, aber aaaaahahahahahaha, das wird un-glaub-lich** hart. Ich tippe auf: etwa so hart wie mit dem Rauchen aufhören. Aber was tut man nicht alles, um sich wie ein vollwertiges, produktives Mitglied der Gesellschaft zu fühlen, ne?

    Ich hole mal noch die Tageslichtlampe und stelle sie da hin, wo ich morgen früh dann Sport machen will und dann gehe ich aber wirklich ins Bett!

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    *Bitte kommen Sie mir jetzt nicht mit „aber wenn du immer um sechs aufstehst, dann wachst du automatisch um die Zeit auf!“. Ich hatte acht Jahre lang Schulbeginn fast immer um 07:50, bei einem Schulweg von 50 Minuten. Ich stand jeden Morgen unter Qualen um 05:50 auf und schlief am Wochenende trotzdem bis 11.

    **Habe ich erwähnt, dass Michel endlich verstanden hat, was Silben sind und wie sie sich von Buchstaben unterscheiden? Ich bin so froh, das hat mich schon ganz kirre gemacht, wenn er meinte, Zug habe ja drei Silben.