Tag 36

2015-09-15 20.53.18
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Das Baby hat seinen Gesundheitscheck heile überstanden. Die Mama auch. Nächste Woche folgt die Impfung gegen Rotaviren. Ich bin gespannt. Rotaviren verursachen Magen-Darm-Infekte. Magen-Darm ist die Pest, niemand braucht Magen-Darm, also immer her damit. Und wenn das Kind jemals trotzdem Magen-Darm bekommt, schreie ich ganz laut, dass Impfungen nicht wirken.

Spaß.

Der Aufregendere Teil des Tages war ja ohnehin der Besuch der Kollegin C. Wir hatten einen netten frühen Nachmittag, ich glaube, sie war genauso aufgeregt wie ich, wir tranken Tee und sie hatte offensichtlich Redebedarf was die Geburt ihres Kindes angeht, also ließ ich sie erzählen. Wenig überraschend: auch hier fangen die Schuldgefühle von wegen „nicht geschafft“ schon bei der PDA an. Dabei hatte sie wohl stundenlang schon Presswehen bei noch nicht vollständiger Öffnung und sehr kurze und nicht schmerzfreie Pausen zwischen den Wehen über lange Zeit. Versteh ich nicht, dass frau dann denkt, sie hätte es „nicht ganz geschafft“. Das Kinder gebären ist doch kein Wettbewerb, in dem Doping verpönt ist. Ich meine, wo fängt man dann an bei der Schmerzlinderung und wo hört man auf? Sagen dann unsere Kinder irgendwann „Ich habs ja leider nicht ohne Hypnobirthing geschafft, ich hätte den Schmerz gerne so ganz unmittelbar erlebt, aber naja, Hauptsache gesund…“? Natürlich ist es doof, dass man mit der PDA nicht mehr die freie Wahl hat, was Geburtsposition und so angeht (ich kenne zumindest niemanden, bei dem das mit der „walking“ PDA einwandfrei funktioniert hätte, irgendwie wurde bei allen mindestens ein Bein taub oder der Kreislauf war nicht mehr auf der Höhe oder was weiß ich. Oder es gab gar nicht erst ne Wirkung.) und ich war auch bei der ersten Geburt traurig, dass ich nicht mehr ins Wasser durfte mit dem Schlauch im Rücken. Aber das sind eben Nebenwirkungen einer sehr potenten Schmerzbehandlung, im Idealfall wird man darüber frühzeitig aufgeklärt und kann dann eine informierte Entscheidung treffen, ob man das in Kauf nehmen will. Aber bald müssen sie wohl in den Informationsbogen einen Satz aufnehmen: „Eine häufige Nebenwirkung sind verstärkte Schuldgefühle wegen des vermeintlichen Nicht-Schaffens einer natürlichen™ Geburt“.

Nun ja, soviel zu dem Treffen. Vielleicht eine Muttifreundin. Wir werden sehen.

Eine andere (schon etwas engere) Muttifreundin treffen wir am Sonntag wieder, des Kindes Fahrradfahrkumpel E. wird nämlich drei. Wohoo. Ich hasse ja Kindergeburtstage und sehne den Tag herbei, wo man das Kind da einfach abliefert und Schnaps Kaffee trinken geht. Aber wir können uns hoffentlich Inspiration einholen, was das Feiern von dritten Geburtstagen angeht, weil das Kind ja auch bald Geburtstag hat. Also, falls wir das Kind nicht bis dahin verkauft haben. Es muss grad wieder so ne Phase oder ein Schub oder sonst was los sein (Gebiss ist vollständig, das kanns nicht sein), jedenfalls ist das Kind ziemlich, ähhh, nervtötend die meiste Zeit. Aber dann stopft es im nächsten Moment die Babydecke fest, damit die „nicht wegfliegt und das Baby traurig wird“ und dann wird mir doch wieder ganz warm ums Herz.

Tag 35

Morgen muss ich früh aufstehen. Also so um sieben. Ich weiß, für viele Eltern ist das Ausschlafen, für uns nach wie vor nicht. Dafür haben wir abends Mühe, das Kind vor acht neun ins Bett zu bekommen. Wenn das Kind es sich aussuchen kann, schläft es von 22:00 bis 10:00 Uhr. Da ist es ganz die Mama und der Papa. Leider geht das natürlich nicht mit unseren Arbeitszeiten, also müssen wir das ja wirklich noch kleine Kind zu seinem Rhythmus nicht entsprechenden Zeiten ins Bett und aus dem Bett wieder raus bekommen. Das tut mir oft sehr leid und ich hoffe für das Kind, dass es, wenn es mal groß ist, in der Gesellschaft eine größere Akzeptanz für verschiedene Tagesrhythmen geben wird. Sonst muss es eben DJ werden, oder Koch oder so.

Aber egal, ich schweife ja total ab hier. Morgen muss ich mit dem Baby zum Baby-TÜV, um 08:30. Und danach muss ich hier aufräumen, um 12 kommt nämlich eine  Kollegin vorbei, ihr Baby ist nicht ganz ne Woche älter als meins und sie hat sich gewissermaßen selbst eingeladen. Jetzt bin ich offen gestanden recht aufgeregt, erstens ist es für Norweger*Innen überaus unüblich, von sich aus Kontakt zu suchen, geschweige denn sich irgendwohin einzuladen, zweitens ist das hier ja meine comfort zone („mein Tanzbereich…“) und als solche heimelig-chaotisch* und drittens bin ich so enge zwischenmenschliche Interaktion nach zwei Jahren Norwegen gar nicht mehr gewohnt und befürchte, nur Quatsch zu faseln oder mich mit Kaffee zu übergießen oder gar die Kollegin. Andererseits kann man ihre Kontaktaufnahme vielleicht auch so deuten, dass sie dringend ein paar Mommy-friends sucht. Ich hoffe es. Aufräumen werde ich natürlich trotzdem. Aber der Winter wird kommen und er wird lang sein und grau und da macht es zu mehreren einfach mehr Spaß, mit dem Kinderwagen seine Runden zu drehen. Deshalb habe ich mir überlegt, dass ich mich einfach mal drauf einlasse. Yeah. Jetzt müsste ich nur noch weniger nervös sein…

*lies: überall liegt Kram und es ist grenzwertig dreckig

Tag 4

Nach fünf Stunden Schlaf (nicht am Stück) in der letzten Nacht heute ein eher kurzer Eintrag.

Das Baby und ich waren heute „aus“, das war ein wenig aufregend weil das erste mal. Wir haben uns mit einer lieben Kollegin zum Mittagessen getroffen. Das Baby bekam ein weiteres putziges Geschenk und ich Gelegenheit, ein normales Gespräch zu führen. Da ich und die Kollegin in DEM Bistro im Krankenhaus (wo ich normalerweise arbeite) saßen, kamen zufällig noch ca. 10 andere Kollegen nach und nach vorbei um sich was zu essen zu holen. Entsprechend hab ich heute ca. 11 mal erzählt, dass es uns gut geht, dass das Kind total lieb ist und das Baby wenig weint und viel trinkt und gut zunimmt.

Danach war ich von sozialen Kontakten so geflasht dass ich Pflaumenmarmelade kochen musste um runterzukommen. Ja, Marmelade und nicht Mus, weil es hier keine Zwetschgen gibt und die hiesigen Pflaumen sind zwar lecker aber sehr viel zu saftig als dass man ein Mus machen könnte. Und deshalb muss auch jeder, der zu Besuch kommt, ein Glas Aachener Pflümli mitbringen.

Zum Abschluss des Tages war dann das Kind sehr müde und das Baby hat mich zu oft sagen hören, dass es wenig schreie, jedenfalls brüllte es erst mit dem Kind um die Wette und dann als das Kind im Bett war noch eine ganze Weile weiter. Da wir nicht rausfinden konnten, was es hat, beschlossen wir dass es einfach nen langen Tag hatte (aber es hat doch geschlafen die ganze Zeit? Check ich nicht. Egal.) und den erstmal verdauen muss. Da ich wenig Motivation hatte, den halben Abend mit dem Kind auf dem Arm schuckelnd herumzulaufen und mir ins Ohr schreien zu lassen, schnürte ich das Kind in seinen Pucksack und 5 Minuten später schlief es selig. Das tut es noch. Wie schön.

Morgen wird wieder ein langer Tag, zum Frühstück kommt eine Freundin, danach skypen wir mit M. und A., und dann geht es endlich Schafe guckääääään!

Ach ja: und es ist Sommer! Endlich! Morgen werden 28 Grad, ich kann es kaum fassen. Leider lohnt es sich nicht so wirklich, für den einen Tag die Sommerklamotten vom Schrank zu holen. Außerdem könnte ich mich nicht entscheiden was ich anziehen soll. Zuviele Outfits für zu wenig Sommer :/