Tag 942 – Lessons learned.

Der Tag hat nie genug Stunden. Ich panike ein bisschen vor mich hin, der zweite Vortrag, das Kleid, das alles, uiuiui und eigentlich nur noch ne Woche Zeit.

Aber von vorn. Ich habe gelernt: Bewerbungen auf den letzten Drücker machinist nicht gut. Zwei wichtige stehen aber an. Wirklich so so so wichtige, dass das nicht bis nach der Defense warten kann. Die wollte ich heute schreiben, aber das… wurde nichts. Egal. Ich mache die eine morgen früh als erstes und die zweite, hmm, irgendwann morgen. Zumindest kann ich meinen CV da schon mal hochladen. Frist dafür ist Mittwoch 24:00 Uhr.

Was ich auch gelernt habe: Vortrag muss oft durchgegangen werden. Zweiter Vortrag sollte deshalb nächste Woche Montag stehen, dann habe ich Dienstag zum üben und Mittwoch zum Panik schieben.

Und das dritte: Nicht einfach drauflosnähen. Heften und Abstecken rules. Das ist zwar gefühlt sinnlose Arbeit, weil man das ja alles eh wieder rausmacht, aber im Endeffekt spart man sich so viel Frust, das ist es allemal wert. In das Kleid für die Party käme ich vermutlich gar nicht rein, wenn ich das einfach genäht hätte, wie das Schnittmuster sagt. Nachdem ja die Bluse in 10 viel zu groß war, ist das Kleid nämlich in 12 am Hintern echt eng*. Echt richtig eng. Möglicherweise wird sitzen schwierig, so eng. Und dabei habe ich jetzt schon alles rausgelassen, was ging. Nun. So ist es eben. Immerhin war ich diesmal nicht quasi schon fertig und hatte alles mit für immer haltenden drölfzigfach-Stichen genäht, sondern halt nur geheftet.

Noch was, nicht gelernt, eher festgestellt: immer wenn ich denke, ich hätte mich vielleicht endlich an dieses Zyklus-Ding gewöhnt, mit PMS aus der Hölle und Mittelschmerz und Stimmungs- und Libidoschwankungen wie aus dem Lehrbuch „Die hysterische Frau“ von 1920, kommt irgendwas neues. Diesen Monat neu im Programm: furchtbar schmerzhaft geschwollene Brüste. Sorry für das TMI, aber hui, mir geht das so auf die Nerven. Ich möchte nicht mehr hormongesteuert sein.

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Ich muss mich bei Ihnen allen für zwei Dinge bedanken: die Glückwünsche und den Zuspruch. Es kommt alles an und ich freue mich sehr und werde mit Herrn Rabe nochmal einen Plan B erarbeiten, wenn sich bei mir nicht zeitnah was tut.

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Auto-Lobhudelei: mich nur wenig geärgert.

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*und im Schulter- und Brustbereich trotzdem zu weit. Vielleicht bin ich einfach sehr unförmig?

Tag 941 – 33.

So, nun bin ich also am Ende von Anfang 30. Es war ein rundum schöner Tag, ich durfte ausschlafen, habe Geschenke bekommen (Michel hat mir Geld geschenkt, nämlich Münzen aus seinem „Schatz“, ich bin jetzt also um 2,05€, 0,02£, 11 Kronen und eine selbst gepresste Gedenkmünze aus dem Ringve-Museum reicher, und das ganze hat er mir, ungelogen, mit dem Hinweis „aber nicht alles auf einmal ausgeben“ übergeben), hatte von allen Familienmitgliedern Sportbegleitung (und habe Michel dabei versehentlich einmal volle Möhre in die Eier getreten, aber er sagte, es tue nicht so weh und danach hampelte er wenigstens nicht mehr direkt hinter mir rum), bekam köstlichen Kuchen, wurde von Pippi ganz entzückend angeschnarcht, bekam unzählige super liebe Glückwünsche, war sehr lecker essen und trinke jetzt noch Wein. Von allen Projekten hatte ich heute selbst verordnete Pause und das ist ja auch mal ganz schön.

In diesem Sinne: Prost!

Kaffee und glückliches, kugelrund gefuttertes Kleinkind, das obendrein noch spontan anfing, Happy Birthday zu singen. Hachz!

Tag 940 – Pleiten, Pech und Pannen.

Heute Probevortrag vor Kollegen und Chef gehalten und wie soll ich sagen? Es war schrecklich.

Ich war eigentlich gut vorbereitet und 15 Minuten vor der Zeit da, um die Hardware zu checken. Meine Kollegin meinte, an den lokalen Rechnern ginge der Presenter Mode nicht, ich meinte aber, das besser zu wissen und war dementsprechend überrascht, als es tatsächlich einfach nicht ging. Obwohl ich, wie ich dachte, alles „richtig“ angeklickt hatte, sah ich auf meinem Bildschirm genau das gleiche wie auf der Leinwand: die Folie. Sonst nichts. Meine tollen Notizen – nix da. Und so frickelte ich bis drei Minuten vor der Zeit herum und schloss dann doch meinen Mac an. Das ging immerhin.

Dann kamen Leute, aber der Chef nicht.

Meine Kollegin nutzte die Zeit um mich mit unbedachten Kommentaren a la „but in neurons are a lot of [some weird lesion] and this has an impact on [some brain disease] and there you also have deregulation of [some pathway], DIDN’T YOU KNOW THAT?!?“ ordentlich tief ins Impostor-Loch zu stoßen. Dann kam der Chef und ich startete die Präsentation aber auf der vierten Folie, der ersten mit mehr als „wir befinden uns jetzt hier im Talk“ drauf, gingen plötzlich Dinge schief, die Animationen spielten sich selbst ab und ich fand nicht schnell genug, woran es lag, da war der Chef schon rausgerannt, seinen Laserpointer holen. Weil mit LaserpointerSlashSteuerungsdingsi, da passiert sowas nicht. Schon klar. In der Zwischenzeit fand ich ein Kästchen „Nächste Folie“ das aus irgendeinem Grund auf 40,27 Sekunden eingestellt war und offensichtlich spielt das dann die Animationen entsprechend schnell ab, um dann nach 40,27 Sekunden die Folie zu wechseln. Das stellte ich also stattdessen „beim Klicken“ ein und dann nach Ausprobieren fand ich auch noch das Häkchen „für alle Folien übernehmen“ und gut wars.

Dann kam der Chef mit seinem Laserpointer zurück und schloss den an und es ging wieder der Presenter Mode nicht. Arrrg. Jetzt konnte ich zwar die Präsentation auf meinem Laptop steuern, die Leinwand juckte das aber nicht mehr. Inzwischen waren aber noch zwei Kollegen gekommen, die mit einem abfälligen „Ugh, Mac.“ Unbedingt nochmal den stationären Rechner ausprobieren mussten. Sie taten, was ich vorher auch schon getan hatte, zeigten mir den „Split Screen“ Mode und ich noch so „ja, aber das tut nicht was es soll!“ aber das fanden sie dann auch schnell selbst noch raus. Und erklärten mir dann, das sei eben falsch eingerichtet, das würde beides durchs gleiche Kabel laufen und deshalb geht das halt nicht, aber Mac? Ugh, so kompliziert! Tja.

Ich startete also alles wieder vom Mac von vorne und inzwischen war auch eine halbe Stunde rum.

Dann schaffte ich es, vor den 8 Leuten aus meiner Arbeitsgruppe, die ich ja explizit dazu aufgefordert hatte, mir Feedback zu geben, so nervös zu werden, dass ich stotternd und rot werdend Pause machen und ein halbes Glas Wasser exen musste. Meine Fresse, Körper, so geht das nicht, wenn du sowas machst, werfe ich mir am Defensetag die doppelte Dosis Betablocker schon morgens ein. Insgesamt trank ich übrigens einen Liter Wasser während der folgenden eineinviertel Stunde, in denen ich immer so ein bis zwei Folien vortrug und dann diskutierte, was besser sein könnte. Das Feedback war eigentlich nicht zerschmetternd, aber in der Masse dann doch… Ahhhhh! Insgesamt: Folien zu voll, zu viel, zu klein. Ja, agree, aber was rauswerfen? Ich erklärte, weshalb ich das eine paper so präsentierte, wie ichs tat: Ich habe das Gefühl, wenigstens was im Titel steht sollte ich angerissen haben. Aber da steht alles. Das paper hat fast 100 Einzelabbildungen, ich hatte vielleicht 20 oder so, naja, jetzt sind es eben nur noch 15. Kollegin wusste auf meine Erklärung übrigens auch nichts mehr zu sagen. Dann, richtig peinlich, ist ein Typo im Titel des einen Papers und der ist jetzt auch in allen 80 gedruckten Ausgaben verewigt, und den Namen meiner Polnischen Kollegin habe ich auch falsch geschrieben. Auch verewigt. Damn. Die eine Kollegin (die weiß alles, also, sie weiß tatsächlich viel, und tut das auch sehr gern kund (s.o.) und auch die, die die Opponentin hasst) wollte dann noch vom einen Paper runter „weil sie da ja nichts gemacht hat“. Geiles Gefühl. Doch, echt.

Tja. Ich hab dann nochmal den ganzen Nachmittag damit verbracht. Während ich zu Hause auf die STromzähleraustauschmenschen gewartet habe, die schon längst dagewesen waren, ohne dass ich das gemerkt hatte.

Doch, richtig super der Tag.

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Auto-Lobhudelei: Der Simplicity-Rock hat endlich einen Reißverschluss und fast einen Saum, also, er ist abgesteckt aber selbst ich lerne aus Fehlern und nähe sowas nicht noch nach einem Glas Wein. Aber ich hatte ihn an und er ist wunderschön.

Tag 939 – Durchwachsen.

Mein Tag war heute… puh. Im Prinzip gut. Trotzdem habe ich eine halbe Stunde alleine in einem Gruppenraum gesessen und geheult, weil gefühlt niemand versteht, dass meine Situation grad echt scheiße ist. Ich kann das „der Traumjob kommt bestimmt“ nicht mehr hören, denn: was, wenn nicht? Nach über 40 erfolglosen Bewerbungen finde ich, diese Frage ist doch durchaus berechtigt. Sollen wir dann trotzdem hier in Trondheim bleiben? Und bei dem Gedanken kamen mir die Tränen.

Ansonsten war heute alles super gut. Weshalb ich mal wieder Hormone vermute, die machen, dass ich alles schwarz sehe. Das Thema für die Probevorlesung ist gut. Die Druckfahne der Diss kam an und ist gut. Der Vortrag ist jetzt nur noch 27 Minuten lang – gut! Lippenstift gut, Frauentag… ok, Sport gemacht, alles gut. Trotzdem möchte ich hier einfach weg und habe schlichtweg Panik davor, dass ich, sollte ich wirklich eine auf 1 Jahr befristete Vertretungsstelle bekommen, es mir und vor allem den Familienmitgliedern allzu häuslich einrichte. Weil ich nicht will, dass die hier Wurzeln schlagen. Fertig aus. Ich hasse diese Stadt und wäre besser nie hergekommen. So.

Aber wenn man eh schon schlechte Laune hat, kann man auch unliebsame Dinge tun.

Mehr Foto gibt’s (noch) nicht. Ich muss an allen Ecken und Enden nochmal von Hand ran. Aber immerhin, vermutlich muss ich doch nicht nackt disputieren.

Tag 938 – Hamamblabla.

Mein Tag war etwa so:

  • Alleine in der leeren Wohnung hocken und der Wand meinen Vortrag erzählen. Lief bescheiden. War viel zu lang. Ich kürzte.
  • Irgendwann losgeeist und etwas zu spät aufgebrochen zum Hamam. Natürlich hinter einem auf 45 km/h gedrosselten Hutzelauto festgeklemmt, das grad mal 40 fuhr. Mörderisch gestresst beim Hamam angekommen. Das hatte mir Herr Rabe übrigens zu Weihnachten geschenkt und ich hatte es bisher nicht geschafft, den Gutschein einzulösen. Achtsamkeit und so. Jaja.
  • Hamam. Geiler scheiß. Ich wurde von vorne bis hinten gepampert, gewaschen, gepeelt*, massiert, meine Haare wurden gewaschen und mein Gesicht bekam eine Maske, ich kriegte dauernd Obat und Wasser gereicht… Hach. Wirklich wunderbar.
  • Dann fuhr ich zurück und machte mich wieder an den Vortrag. Dieses Mal schreibe ich alles aus. Alles. Sogar „Hallo“.
  • Die Kinder kommen mit Herrn Rabe und sind unzufrieden und müde und ich muss arbeiten und Herr Rabe kocht, alles eskaliert und schon ist meine tiefenentspanntheit hin:
  • Viele, viele Bügelperlen wieder einsammeln.
  • Essen, Michel ins Bett bringen**, wieder Vortrag.
  • Jetzt. Müde. Aber mit dem Vortrag fertig, fast rechtzeitig, bevor ich morgen um 08:15 das Thema für die Probevorlesung bekomme.

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Auto-Lobhudelei: Fertig mit Ausschreiben.

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*Hier wahlweise „abrasives Peeling“-Geschimpfe oder „waaaas, da kriegt man irgendwelche Hautpflege einfach draufgeklatscht?!?“ vorstellen und dann verkneifen. Ich hab vermutlich 1 kg Haut dagelassen, das Peeling schien also bitter nötig gewesen zu sein.

** Der will momentan immer, dass ich ihm sein „Speziallied“ vorsinge, dass ich mir ausgedacht habe, als er ein Baby war, ich singe das aber nicht vor, wenn Herr Rabe in Hörweite ist, das ist mir irgendwie peinlich. Heute Abend ging das aber, weil Pippi noch länger zum Essen brauchte.

Tag 937 – No pressure.

Ich habe heute den Druck meiner Dissertation in Auftrag gegeben. Weil es dazu einige Missverständnisse gab, hier mal eine kleine Erklärung, wie das hier (also an der Medizinischen Fakultät der NTNU) so läuft.

Man hat ja seine Diss zur Begutachtung sowohl elektronisch als auch ausgedruckt abgegeben. Das geht dann an die Opponenten und die begutachten den das Ganze und schreiben mehr oder weniger hilfreiche Kommentare zurück. Meine waren sehr hilfreich und umfassten zum Beispiel auch „bei Paper 2 sind die Abbildungen sehr klein“. Ich habe daraufhin nachgefragt, ob ich die Änderung „größere Abbildungen in Paper 2“ beantragen muss, denn Änderungen am Manuskript müssen eigentlich vor dem Druck von der Fakultät genehmigt werden und dann in einer Errata-Liste in der Thesis festgehalten werden. Meinen Fall betrifft das aber nicht. Gut!

Was im Gegensatz zum Manuskript noch mal geändert werden musste (auch ohne Erratum), ist das Entfernen der Titelseite. Die wird nämlich von der Druckerei erstellt und sieht für alle gleich aus. Genau wie der Umschlag. Und nein, eine andere Druckerei als die zwei von der Uni genehmigten darf ich nicht nehmen, aus genau dem Grund nämlich, dass das alles standardisiert ist.

Jo, hübsch hässlich.

Dann muss man noch eine Zusammenfassung auf Norwegisch schreiben, die direkt hinter die erste Seite kommt und unter der auch nochmal steht, wer man ist, wer’s betreut hat, wer’s finanziert hat und dass die Arbeit als verteidigungswürdig eingestuft wurde. Plus Datum, Ort und Uhrzeit der Disputation. An die Fakultät muss man dann nochmal diese Zusammenfassung auf Norwegisch und, wie ich heute feststellen durfte, auch auf Englisch schicken. Das packen die dann in ihre Alumnews und so, deshalb muss das auch ganz einfach geschrieben sein. An so Populärwissenschaftlichem Tralala habe ich aber ja großen Spaß, das war also nicht das Problem. Zumindest auf Englisch nicht.

So, und jetzt hat man also kein Titelblatt mehr, dafür die Zusammenfassung drin, dann kann man das jetzt bei der Druckerei hochladen. Vorher muss man sich noch eine ISBN-Nummer generieren, das geht aber ganz einfach über einen Link auf der Druckereiwebseite. Dann trägt man alles mögliche im Formular bei der Druckerei ein, Name, Institut, Englisch/Bokmål/Nynorsk… sowas eben. Dann wird das Titelblatt generiert und der Umschlag und man kann nochmal kurz über das Layout seufzen. Und dann, endlich, lädt man sein PDF hoch. Man sollte wirklich, WIRKLICH nur ein PDF haben (und nicht acht, wie eine gewisse Person), weil man nämlich jetzt erstens die Gesamtzahl der Seiten und zweitens die farbigen Seiten angeben muss. Und das wird eine elendige Rechnerei bei mehreren Dokumenten und wenn man dann noch Kontroletti-Neigungen hat, tippert man im Kommentarfeld nochmal ganz genau ein, welche Seiten von welchem Dokument genau denn nun farbig sein sollen. Es gibt dann auf der finalen Hochlade-Seite noch ein Feld, nämlich „Wieviele Ausgaben werden von wem bezahlt?“. Nun, die Antwort auf diese Frage ist im Prinzip einfach: die Fakultät will 80 Ausgaben und die sollen aus Projektmitteln bezahlt werden. Bei ~350 NOK pro Ausgabe wird das dann ne Stange Geld, ja. Man kann natürlich noch selbst für 350 NOK das Stück eine für die Oma/Nachbarin/Altpapiertonne drucken lassen, aber erfahrungsgemäß bleiben eh reichlich Exemplare übrig. Bei der Disputation liegen nämlich die gedruckten Ausgaben aus und jede*r, der*die da ist, nimmt sich eine. Eine landet beim Chef im Büro, eine in der Bibliothek, die restlichen 20-40 landen im Kopierraum und fristen da ein trauriges Dasein, bis in 3 Jahren mal ein Masterstudent eine aus der Kiste holt. Aber theoretisch könnten ja auch 75 Leute zur Disputation kommen. (Oder 85, in den Hörsaal passen 90 Leute.) Deshalb 80.

In die zwei Felder trägt man also ein: Kandidat 0, Institut 80, darunter noch die Projektnummer, fertig. Und in ein paar Tagen kommt dann die Druckfahne.

Shit’s getting real.

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Auto-Lobhudelei: vernünftig gewesen und Räume gebucht, um die Präsentationen zu üben.

Tag 936 – #WmDedgT im März ‘18.

Heute ist der 5. und das heißt, Sie können bei Frau Brüllen nachlesen, was Bloggerhausen so den ganzen Tag lang gemacht hat. So auch hier.

Der Wecker klingelt um sechs, aber ich snooze noch ein bisschen herum und dann lese ich kurz, was das Internet am Wochenende getrieben hat und schwups, ist es viertel vor sieben. Ich stehe auf, wasche Haare und Gesicht, mache Hautpflegegedöns wie immer, ziehe mich an, koche Kaffee, Herr Rabe steht auf und geht duschen, Ich wecke Pippi. Die Rübennase schläft gern *unter* ihrer Bettdecke, also komplett mit dem Kopf drunter und ich kriege je.des.Mal. fast einen Herzinfarkt, wenn ich das sehe. Da sie aber sofort losmotzt, als ich die Rollos hochmache, gibt sich das schnell. Sie steht dann doch auf und will direkt Banane. Soll sie kriegen. Ich gehe mit meinem Kaffee wieder ins Bad und schminke mich. Ich habe mir eine neue Foundation gekauft (Farbe im Link passt nicht, ich habe 102 „Fair Ivory“), die zwar nur Low Coverage ist, aber mich trotzdem allein wegen des Preis-Leistungs-Verhältnisses sehr glücklich macht und die benutze ich heute auch. Das beste ist aber, dass mir Herr Rabe einen neuen Concealer aus dem Duty-Free-Shop mitgebracht hat, den ich ausprobiere und jetzt bin ich schockverliebt. Was eine Coverage. Und null Gekrieche in die Fältchen. Und hell ist der, richtig, richtig hell. Hachz. Ich mache vor lauter Verliebtheit in den Concealer um die Augen rum nur Sparprogramm und finde mein Gesamtwerk kurz total schön, dann fällt mir ein, dass wir noch kein Geld für die Putzhilfe geholt haben. Hoppla. Ich stopfe mein Mittagessen – Quiche von gestern, gestern schon eingetuppert und im Kühlschrank – in meinen Rucksack und laufe quasi aus der Tür. Ich werfe mich ins Auto und düse zur Tankstelle, springe raus, hebe 2 x 800 NOK ab (weil man sonst immer nur 500 NOK-Scheine bekommt, die ich dann wechseln muss und, ach, so gehts ja auch), das reicht dann für den Rest des Monats, springe wieder ins Auto und düse zurück, renne die Treppe hoch, beglückwünsche mich zum täglichen Workout, lege das Geld für heute raus, packe den Rest weg, renne wieder aus der Tür und zum Bus und erwische diesen gerade noch so.

Im Bus überweise ich den Monatsbetrag für den Kindergarten und meinen Handyvertrag, was ich wegen der blöden e-faktura-Regelung schon wieder vergessen habe.

Bei der Arbeit steige ich aus dem Bus, hole Kaffee, gehe in mein Büro und mein Rechner nölt erstmal rum, dass er Updates machen will. Ok, denke ich, ich hab ja eh gleich meeting. Also starte ich die Updates und trinke vier Minuten lang entspannt Kaffee. Gehe ins Meeting und trinke 30 Minuten lang nicht ganz so entspannt Kaffee, während eine frische Doktorandin einen auswendig gelernten Vortrag mit der übertriebenen Intonation eines Hörbuchs und der Spontaneität einer Stewardess beim Ansagen der Sicherheitshinweise vorträgt. Es geht um Typisierung von Brustkrebs und die gar nicht mal so tolle Prognose von einem Sub-Sub-Sub-Typ und, ach, Montagmorgens ist sowas ja auch eher schwer verdaulich.

Nach dem Meeting gehe ich an meinen Rechner zurück und schaffe es irgendwie, die Zeit bis halb elf zu vertrödeln, bis ich endlich in den Quark komme (mir fällt grad wieder ein, was ich gemacht habe: die Excelliste für das Defense-Dinner gepflegt und per What’s App noch bei ein paar Leuten nachgehakt. Und der Administrationsdame eine mail geschrieben, wann und wo denn die Disputation genau sein wird, diese Info brauche ich nämlich für die Druckerei.). Um halb zwölf mache ich Mittagspause, dann wieder Rechner, um fünf vor zwei laufe ich wie angestochen los zur Kantine, nach deren Joghurt ich ein bisschen süchtig bin, dort bin ich um exakt 14:00 Uhr (die schließen um zwei), auf dem Rückweg nehme ich einen weiteren Kaffee mit, den trinke ich mit meinen Bioinformatik-Kolleginnen. In der Klasse des Sohnes (8) der einen Kollegin ist ein Kind, das sehr viele Pornos schaut. Ja, Pornos. Eine Achtjährige. Und als ich sage, dass das ja leider vermutlich keine Qualitätspornos seien und meine andere Kollegin meint „es gibt Qualitätspornos?!?“ wird mir wieder klar, dass meine Feminist*innenblase auch hauptsächlich online stattfindet.

Nun, ich gehe auch nach dieser aufschlussreichen Pause wieder an meinen Rechner und zimmere relativ zügig den Vortrag fertig. Der ist jetzt ziemlich lang, ich muss den dringend mal probehalten, um zu wissen, was ich noch kürzen muss. Grad geht das aber nicht, also mache ich mich daran, die „norwegische, populärwissenschaftliche Zusammenfassung“ der Thesis zu schreiben, die die Fakultät auch unbedingt haben will. Ich stelle mal wieder fest, dass meine produktivste Zeit am Nachmittag ist, wenn ich meistens zu Hause hocke und Kinder davon abhalte, die Bude auseinanderzunehmen. Nach knapp eineinhalb Stunden ist die Zusammenfassung fertig und ich schicke sie dem Chef mit Bitte um Korrektur. Ich schaue kurz in die Bus-App und sehe, dass der nächste Bus in sieben und der nächste danach erst in 47 Minuten geht. Da es fast sechs ist, beschließe ich den ersten Bus zu nehmen, speichere hastig die Präsentation auf dem Server und einem USB-Stick, werfe mich in Jacke und Co und laufe los. (Meine arme Kollegin, die die Abgabe ihrer Dissertation für kurz nach Ostern plant, sitzt da noch.) Ich erwische den Bus mit den letzten Batterieprozenten meines Handys und fahre nach Hause. Das allerletzte Prozent geht für ein Foto drauf.

Zu Hause angekommen muss ich sehr dringend mein Handy laden aufs Klo, das hab ich in den sieben Minuten nicht mehr geschafft. Dann Abend-Gedöns, Michel ist mit seinem besten Freund im Indoorspielplatz, Pippi verwüstet die Wohnung aber auch im Alleingang. Ich püriere die Möhrensuppe, die Herr Rabe am vorbereiten ist, Michel kommt und erzählt und fordert und Michel und Pippi schlagen sich ein bisschen und naja, Familiendinge eben. Wir essen, Pippi isst ein bisschen Suppe, Michel isst nichts aber dann später trocken Brot. Pippi ist hundemüde und ich mache sie unter Kämpfen bettfertig. Bringe sie ins Bett und lege mich danach noch zu Michel, der noch viel zu erzählen hat, sich dann aber nach der dritten Ermahnung doch umdreht und nach zwei Minuten tief und fest schläft.

Ich schleiche aus dem Kinderzimmer und ziehe meine Sportklamotten an. Hopse 32 Minuten lang vor dem Fernseher herum und bin danach völlig erledigt, der Foundation gibt das jetzt auch den Rest, aber danach muss ich ja eh nur noch duschen. Das mache ich auch, mit Lila-Shampoo und Ganzkörperpeeling ist das nahezu Wellness. Herr Rabe kommt nach Hause und ich entscheide mich dazu, jetzt doch nicht mehr zum Restaurant und zur Post zu gehen, weil ich eigentlich gar keine Lust habe, mich nochmal anzuziehen und morgen reicht das beides auch noch. Ich gehe also nach Hautpflegegedöns ins Bett, esse da noch einen Joghurt mit Walnüssen und Honig und verblogge den Tag. Jetzt werde ich dann auch keinen Probevortrag mehr für Herrn Rabe halten und gleich einfach schlafen. Hurra!

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Auto-Lobhudelei: Ich tue grad viel und rege mich wenig auf.

Tag 935 – Bluse – Ich: 1:0.

Heute Nachmittag war es soweit. Bis auf die Knopfleiste hatte ich die Bluse fertig und ich zog sie voller Vorfreude an.

Sie saß wie ein Sack. Ein Sack mit Überbreite in den Schultern und obendrein noch Puffärmeln. Trutscherl ist gar kein Ausdruck für mich in dem Ding.

Und nein, ich muss nicht zwingend figurbetont gekleidet sein (auch wenn ich das eigentlich sehr mag), aber wenn ich mir schon selbst was nähe, sollte das wirklich, WIRKLICH nicht aussehen, wie zwei Nummern zu groß. Ich nehme an, dass es schlicht und einfach zwei Nummern zu groß *ist*. Ich habe aber grad nochmal nachgesehen: laut Brustweite müsste 10 genau passen, laut Taille auch. Ich habe auch wirklich die 1,5 cm Nahtzugabe verbraucht. Es gibt keine Erklärung für „hoppla, die Ärmelnähte hängen mir drei cm zu tief“, oder mein Maßband geht wirklich falsch. Jedenfalls, hier was ich alles geändert habe, nachdem ich dachte, ich sei – bis auf die Knöpfe – fertig:

  • Die Ärmel etwa vier cm nach oben versetzt, auf die „einfache“ Art, also ohne vorher auftrennen. Es ergab sich dadurch auch, dass die Ärmel jetzt nicht mehr viel zu lang sind, die Rüschen sind verschwunden und die Schulterpartie schon mal etwas schmaler.
  • Dann habe ich hinten zwei Rückenabnäher reingemacht, die direkt unter dem Schulterblatt ansetzen. So habe ich in Taillenhöhe noch mal sicher 8 cm der Weite herausgenommen.
  • Weil das immer noch nicht reichte, hab ich auch vorne noch mal zwei senkrechte Abnäher reingemacht. Noch mal 4 cm weg. Yeah! Man kann jetzt erkennen, dass ich Brüste habe.
  • Problem jetzt: unterm Arm und in der Schulterbreite ist am Rücken noch viel zu viel Stoff, der da lustige Wellen wirft, nachdem der Rest jetzt ganz gut sitzt. Da muss die Schulterpartie bis unter die Brust noch mal bis zu 6 cm schmaler werden, aber nur hinten, nicht am Ärmel!

Das Beseitigen dieser Wellen hat mich den letzten Nerv gekostet, ich habe zwischendurch viel geflucht und am Ende geheult und das Ding an die Wand geworfen und Michel hat mich gefragt, wieso ich so gestresst bin. Ich überlege, ob ich meinen Glitzerbikini aus Samba-Zeiten rauskrame und mit Rock und ohne Bluse gehe. Alternativ vielleicht die Gelegenheit, so Burlesque-Troddeln für die Nippel anzuschaffen. Jedenfalls, diese Bluse… Hass. With a cherry on top.

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Auto-Lobhudelei: aus dem Sack eine Bluse mit Wellen an den Schulterblättern gemacht, nichts angezündet.

Tag 934 – Samstagsdinge.

  • Mit den Kindern um viertel vor acht aufgestanden. Jajaja, Ihre waren/sind immer schon um fünf wach, für mich ist vor acht am Wochenende unangenehm früh.
  • Brötchen gebacken.
  • Gesportelt.
  • Geduscht.
  • Sonnencreme ausprobiert. Und endlich mal nicht das Gefühl gehabt, mit ein bisschen Gewürzsalz könnte man auch ein sehr bleiches Brathähnchen aus mir machen, vong Fettigkeit in Gesicht her.
  • Herrn Rabe vom Flughafen abgeholt mit sehr hibbeligem Michel, der mich auf der ganzen Fahrt „Mama weißt du was? BlablablablablaraketenblablaweltraumblablavulkanblablablablabladinosaurierausgestorbenblablablaPippiisteingeschlafenblablablablabla…“ zuschwafelte.
  • Michel zu seinem Kumpel gebracht.
  • Wäsche, Küche, diesdas.
  • Bolognesesauße und keine Spaghetti gemacht, weil nicht mehr genug Spaghetti da waren (wie konnte das passieren?!?). Dafür Fussilinudeln.
  • Gegessen.
  • Wocheneinkauf.
  • Michel abgeholt.
  • Stoff an Stoff gesteckt.
  • Mit Herrn Rabe geschnackt.
  • Jetzt nochmal Pippi einschlafbegleitet.
  • Auch jetzt: sehr müde.

Tag 933 – Gnääähhhhh!

Geplant war, dass ich hier jetzt schon geraume Zeit im Bett liege und der Mann demnächst nach Hause kommt.

Jetzt liege ich hier seit grad und der Mann kommt vielleicht irgendwann morgen, denn, tadaa, einer seiner Flüge wurde abgesagt und jetzt befindet er sich auf einer „Hauptstädte Skandinaviens“-Odyssee, inklusive Schnee und Passagieren, von denen sich nur das eingecheckte Gepäck im Flugzeug befindet. Neben mir liegt Pippi, die vor eineinhalb Stunden während ich vor mich hinsportelte einmal kurz und dann als ich grad in die Dusche steigen wollte in infernalisches Gebrüll ausbrach. Ich versuchte wirklich alles, aber sie brüllte und schluchzte nur. Zwischendurch verstand ich irgendwas wie „Jalla“ oder „Allah“ oder „Aua“ oder vielleicht war es auch „Mama“, in der Lautstärke hört sich alles Kindergebrüll für mich gleich an. Auch bei meinen eigenen Kindern*. Ich ermittelte empirisch, dass meine Anwesenheit als Boxsack durchaus gewünscht war, alles andere aber nicht. Nach dreißig Minuten (in denen ich ja nackt in Pippis Bett lag, getreten und angebrüllt wurde, mich aber nicht zudecken durfte, weil wasweißichdenn) gab ich auf, schleppte das inzwischen heisere Brüllbündel ins Bad und ließ sie auf meinem Handy Mausclips gucken, während ich sehr schnell duschte, sehr schnell Vorteig für Brötchen ansetzte und sehr schnell Wäsche aufhängte. Jetzt gibt sie mir mein Handy nicht zurück.

News von der Vortragsfront: Ich werde entweder deutlich kürzen oder sehr schnell sprechen müssen. Das ist nicht so richtig cool, weil ich gefühlt schon alles bis zur Grenze der Verständlichkeit eingedampft habe. Naja, ich hab mir jedenfalls die Daten mit nach Hause genommen und kann vielleicht am Wochenende irgendwann noch mal ran. Falls Herr Rabe irgendwann wiederkommt.

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Auto-Lobhudelei: Eigentlich viel geschafft, trotz leicht widriger Umstände in Form widerborstiger Kinder.

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* Michel hatte heute morgen einen totalen Wutanfall, weil wir sein rotes T-Shirt mit dem Steinbock drauf noch nicht gewaschen haben. Das andere rote T-Shirt war völlig inakzeptabel, weil da Zahlen drauf sind. Unzumutbar. Er wollte dann zu Hause bleiben. Alleine. Wegen des T-Shirts. Nach vier Scheiben Brot zum Frühstück war das alles gar nicht mehr so schlimm und dann auch die rote Jacke ok, aber ich habe mal wieder gemerkt: wenn der so drauf ist, hilft nichts außer Aussitzen. Hirn out of order.