Sie müssen heute mit diesem Piep und einem Bild von Trondheim aus 10 km Höhe vorlieb nehmen. Ich bin nämlich seit ca. 1000 Stunden wach und kippe gleich aus den Latschen.
Monat: März 2017
Tag 577 – 32
Ja, ich sitze auf dem Badezimmerfußboden.
Zum Geburtstag bekam ich Geschwisterplüsch von Michel und Pippi, einen neuen Koffergutschein und ein Album das es noch nicht gibt von Herrn Rabe und sechshunderttausend Tonnen Konferenzreisenadrenalin von mir.
32 sein find ich gut, mich find ich ok, mein Leben ist im großen und ganzen ein prima-es und wenn ich morgen Abend lebend in L.A. ankomme, werde ich sehr froh sein. Nach dem Flug wird jedes Poster-präsentieren ein Kinderspiel.
Tag 576 – Wheeeeee und oh.
Heute hier was unterhaltsames und was trauriges. Das Traurige zuerst.
Letzte Woche bekamen wir eine Mail vom Kindergarten, in der für heute ein „außerordentlicher Elternabend“ anberaumt wurde. Es solle um den Mietvertrag und die nächsten Schritte gehen. Tja und leider klingt das fast so bescheiden wie es ist: der Mietvertrag des Kindergartens läuft am 1.7.2018 aus und wird nicht verlängert werden. Die Schule braucht nämlich wegen der vielen neuen Wohnungsbauprojekte in unserer Gegend die drei verwinkelten Räumchen selbst. Angeblich. Die Kommune möchte aber auch die Form des Kindergartens (eine altersübergreifende Gruppe) aus ökonomischen Gründen nicht weiter unterstützen und ist deshalb keine Hilfe bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Dass das alles total hirnrissig ist, in einem schnell wachsenden Stadtteil mit vielen Familien KiTas nicht nur nicht auszubauen sondern sogar noch zu schließen, scheint auch weder bei der Kommune noch bei den Bauträgern irgendwem aufzufallen. Damit bleibt dem Kindergarten die (aussichtslos erscheinende) Suche nach neuen Räumlichkeiten in der Nähe, oder vielleicht auch nicht ganz so in der Nähe, oder am anderen Ende der Stadt. Oder sie lassen sich von einem größeren Träger übernehmen, müssten dann aber vermutlich das Konzept aufgeben. Und obwohl das uns nicht mehr betreffen wird (Michel eh nicht, der kommt im August 2018 in die Schule), weil wir höchstwahrscheinlich dann nicht mehr hier wohnen werden, war die ganze Situation so traurig, dass ich am Ende mindestens so viel Pipi in den Augen hatte, wie die Leiterin der KiTa. Die hatte schon den Redepart dem „Busfahrer“ (der arbeitet Teilzeit da als Pädagoge mit Busführerschein und fährt eben den KiTa-Bus wenn die Kinder Ausflüge machen: mindestens Mittwochs, manchmal auch Montags und/oder Freitags) überlassen und saß die meiste Zeit nur wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl. Am Ende rang sie sich zu einem „das ordnet sich bestimmt“ durch, aber, ach. Ich glaube, sie weiß ziemlich genau, dass das mindestens schwer wird oder Lottogewinn-Level Glück braucht. Sehr traurig eben, das ganze. Es ist ein toller Kindergarten. So.
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Zur Aufmunterung: ich war am Dienstag Abend Ski fahren. Ja, wirklich. Ich. Ski. Das kam so:
Ich fragte am Montag meine Kollegin L., deren jüngere Tochter etwas älter ist als Michel, ob sie zufällig Ski in Michels Größe hätten, weil der Kindergarten am Mittwoch einen Skiausflug machen wollte. Hatte sie und brachte sie am Dienstag mit. Wir plauderten ein bisschen darüber* und sie fragte mich, wieso wir denn Michel nicht selbst Skifahren beigebracht hätten. Ich sagte, dass wir nicht Skifahren können. Zumindest ich nicht, Herr Rabe fast nicht, aber ich, so erzählte ich auch ihr wahrheitsgemäß, habe mich bei meinem bisher einzigen Versuch mit Langlaufskiern so dermaßen an einem vereisten Hügel auf die Fresse (leider wörtlich, ich bin aufs Gesicht gefallen und wegen der lächerlich langen Stöcker konnte ich mich leider auch fast gar nicht abfangen) gelegt, dass mir die Luft wegblieb und ich kurz dachte, ich hätte mir mindestens alle Knochen gebrochen oder schlimmeres und daraufhin habe ich dem norwegischen Volkssport Langlauf für immer abgeschworen. Und sie, was macht sie? Fragt „Hast du Lust, heute Abend mitzukommen? Ich will eh Ski fahren, ich bin die schlechteste norwegische Skifahrerin, du kannst Ski von mir leihen, die sind ganz langsam und ich brings dir bei.“ Und ich sagte zu. Schlafmangel macht mich unzurechnungsfähig, sage ich Ihnen!
Abends machte ich mich, als alle im Bett waren, auf den Weg. Die Loipen sind hier beleuchtet, ist also egal, wann man losgeht. Ich holte L. von zu Hause ab, das war alles recht chaotisch wegen WosindnochmaldieStöckerOhichmussjaWachsmitnehmenVerdammtwoistderAutoschlüssel, aber irgendwann waren wir dann doch unterwegs zum Nissebyen. L. wachste noch grad ihre Skier (es war -8 Grad und das Wach was drauf war war -2 – 4 Grad oder so.), ich schaute den ganz leichten Polarlichtern zu und dann machten wir los.
Die Loipe war extrem gut gepflegt und wegen der späten Uhrzeit auch kaum Leute unterwegs. Soviel zum positiven.
Puh. Langlauf ist sehr anstrengend, soviel vorweg. Und auch eine angeblich super schlechte Skifahrerin aus Stavanger ist erstaunlich flott unterwegs.
Den ersten Kilometer oder so ging es flach voran, ich übte also geradeaus fahren. Peinlicher Weise scheiterte ich erstmal an der Arm-Bein-Koordination. Man sollte meinen, eine Tänzerin kann das. Hahaha. Nein.
Dann kam ein Hügel. Ein langer. Relativ flach zwar, aber für mich mit meinen negativen Erfahrungen sehr angsteinflößend. L. zeigte mir, wie man bremst. Und wie man fällt, wenn man fällt. Wie man vermeidet, zu fallen. Ich tat wir mir geheißen und fiel nach etwa 30 Metern ziemlich Sackmäßig auf meinen Po. Die Knie in einem mörderisch unbequemen Winkel und völlig unfähig, aus der Position wieder aufzustehen. Aber laaaaaaaaaange nicht so schlimm wie beim ersten Mal. L. zeigte mir, wie ich über die Seite aufstehen muss (einfacher gesagt als getan mit 1,80 m langen Dingern an den Füßen) und ich hievte mich elegant wie eine Seekuh zurück in den Stand. Dann fuhr ich in Zeitlupe den restlichen Berg herunter.
Leider kam nach dem Bergab direkt ein Bergauf. L. zeigte mir also, wie man den Berg heraufklettert. Das sieht im Fernsehen immer so einfach aus und auch L. schien sich nicht allzu sehr anstrengen zu müssen. Ich, naja, ich wahr, als ich endlich oben war, komplett durchgeschwitzt, aus der Puste und meine Knie taten weh vom Kippen der Skier. Und schon ging es wieder bergab. Diesmal fiel ich schon viel eleganter auf die Seite. Beim dritten Mal fiel ich gar nicht mehr. Beim vierten Hügel aufwärts hatte ich den Dreh mit der Gewichtsverlagerung raus und kam nicht mehr total fertig oben an. Geradeaus war zwar mit den stumpfen Skiern wirklich anstrengend, ging aber irgendwann auch. Und am Ende schaffte ich den steilen Hügel bergab mit Linkskurve ohne Hinfallen und hatte fast sowas wie Spaß. Fast.
Gestern ging es mir übrigens überraschend gut. Nur im Po und im Nackenbereich hatte ich Muskelkater. Heute hingegen möchte ich am liebsten sterben. Po, der ganze Rücken, die Oberschenkel, die Trizepse (halleluja, die Trizepse!), alles ist Muskelverkatert. Aua.
Aber insgesamt war’s schön. Mit L. etwas unternehmen, hat Spaß gemacht und das Meisterungsgefühl war am Ende einfach gigantisch. Vielleicht machen wir das ja nochmal…
Tag 575 – Kann man so stehen lassen.
Tag 574 – Bekymring: Fredag 08-16
Liebes Tagebuch,
Ich war gerade bei der DoktorandInnen-Beratung der Uni. Wegen meinem Fertig-sein und Fertig-werden, die sich leider gegenseitig blockieren. Ich schreibe die Ergebnisse des Gespräches jetzt sofort auf, bevor ich alles wieder vergesse. Du weißt ja, ich kann mich grade manchmal nicht so gut konzentrieren.
Also erstmal: in Trondheim gibt es wirklich wenige Jobs. Die Cecilie weiß das, die hat nämlich selbst einen Dr. in Molekularer Medizin und arbeitet jetzt als Studienberaterin. So kanns gehen… Aber insofern gut, dass wir noch örtlich flexibel sind. Die meisten Firmen sind um Oslo rum, wie vermutet. Soviel zum rein praktischen.
Cecilie schlug vor – und ich halte das für eine gute Idee – einen Plan B zu haben. Einen realistischen, nicht „Ich mache eine Kneipe auf.“. Ein realistischer Plan B wäre dann doch ein Postdoc, den man dann gut dazu nutzen könnte, sich weiter zu orientieren, während man Erfahrung mit der eher wirtschaftlichen Seite der akademischen Welt sammelt. Macht sich im Zweifel auch gut im CV. IST ABER NUR PLAN B! Auf der Konferenz kann man da aber bestimmt schon mal herumschnuppern, wer eventuell als Kooperationspartner in Frage käme und – vor allem – soll ich da mein Gesicht zeigen. Fragen stellen. Vorbereitet sein. Gut, das hatte ich ja eh vor.
Plan A bleibt weiterhin das Suchen eines „normalen“ Jobs. Dafür hatte sie die üblichen Tipps: einfach mal anrufen und fragen, was geht. Vielleicht eine Karte anlegen, wo welche Firmen sind und welche davon interessant sein könnten. Und, wichtig: Nicht davon ausgehen, dass man sofort den perfekten Job findet. Eher davon ausgehen, dass man anfangs ein paar mal wechseln muss und auf den perfekten Job hinarbeitet. Aber Fuß in der Tür ist wichtig. (Ok, das letzte wusste ich, den Rest eigentlich auch, aber irgendwie war mir der Rest in letzter Zeit etwas abhanden gekommen.) Wegen der Wechsel-Option macht es eben Sinn, nach Clustern von Firmen zu suchen, damit nicht die Kinder jedesmal wieder die KiTa oder später Schule wechseln müssen.
Die zwei wichtigsten Tipps die Cecilie hatte, waren aber die folgenden: erstens muss ich mir wieder mehr klar machen, was ich kann. Worin ich gut bin. Was ich geschafft hab. Nicht die wissenschaftlichen Ergebnisse, die sind auch gut, aber letztlich für die Industrie eher so semi interessant. Was ich geschafft habe, wäre eher so die Kategorie: Erkennen, dass das Ursprungsprojekt ein halbtotes Pferd ist, um ein Ersatzprojekt bitten, mich da reinhängen, eine relevante Konferenz suchen und komplett alles dafür zu organisieren, statt einfach mit ihm auf die vom Chef vorgeschlagene Konferenz zu fahren und ihn machen zu lassen. Sowas. Eigenverantwortung und Eigeninitiative. Organisation. Was sie auch gelobt hat, war das Erkennen, dass es mir gerade schlecht geht und das Einleiten diverser Schritte (Krankmeldung, Klarkommen, Homeoffice) um es aus dem Loch raus zu schaffen. Naja. Ich versuche mich dann mal auch dafür zu loben. Der zweite Tipp war: aufhören zu denken. Es bringt nix, sich immerimmerimmer die gleichen Gedanken und Sorgen zu machen. Hab ich ja auch verstanden. Stattdessen soll ich mir lieber einen festen Termin setzen (wo ich doch so ein durchstrukturierter Mensch bin), sie schlug eine Woche nach den Experimenten vor, in der ich mir gehörig Sorgen machen kann. Aber nicht vorher. (Meine anvisierte Woche ist vom 08.-12. Mai, KW 19) Immer wenn ich mir Sorgen machen will, werde ich versuchen, mich selbst auf KW 19 zu verweisen. Wenn ich anfange, mich statt vor dem Ende des PhDs vor KW 19 zu gruseln, soll ich mir einen kurzfristigeren Termin zum Sorgen machen suchen: „Bekymring: Fredag 08-16.“ nannte sie das. Und eben wieder krankschreiben lassen, wenn es nicht anders geht.
(Ein interessanter Tipp, für dessen Befolgen ich aber erst über meinen deutschen Schatten springen muss, ist auch: warum nicht einfach einen Tag pro Woche zu Hause bleiben, soviel „Homeoffice“ (sie machte echt Luftkommata!) machen, wie ohne Druck geht, wenn ich dafür die anderen vier Tage effektiv arbeiten kann sei das doch besser, als fünf Tage pro Woche planlos und unkonzentriert zu sein. HmmHmm. Mal sehen.)
Also, so war es bei Cecilie. Ich mache mir dann in KW 19 weiter Sorgen. Vorher nicht.
Tag 573 – Zucker macht Spaß.
Ich las, malte und schrieb.
Frau Brüllens Artikel über Zucker regte mich zu diesem hier an. Bei Frau Brüllen haben wir gelernt, dass Bananen, Feigen und co. nicht zuckerfrei sind, und der Kuchen, den ich mit Bananen statt Haushaltszucker backe dementsprechend auch nicht. Warum es trotzdem für den Körper einen Unterschied macht, ob ich einen Apfel, einen Schokoriegel oder eine Scheibe Vollkornbrot esse, versuche ich mal hier zu erklären.
Die drei wichtigsten Einfachzucker

Sieht kompliziert aus? Finde ich auch. Ist auch grade völlig wurscht, deshalb habe ich da mal was vorbereitet (ein Hoch auf Pixabay!).
Et voilà!

Ja, ich bin sehr stolz auf die Milchstraße als Einfall für ein Bild für die Galactose. Und Äpfel haben übrigens nicht nur viel Gesamtzucker, sondern auch ein Fructose/Glucose-Verhältnis von ca. 2:1. Doch dazu später. Wichtig ist, dass wir uns jetzt schon mal merken, dass nur Einfachzucker (und ein wenig Maltose) ins Blut aufgenommen werden können. Unverdaute Mehrfachzucker kommen einfach wieder raus.
Aus diesen Einfachzuckern (Monosacchariden) (und einigen mehr und von denen gibt es auch wieder Unterformen und Stereoisomere und weiß nicht was noch alles, aber das soll uns jetzt mal alles ganz egal sein) sind die wichtigsten Zwei- und Mehrfachzucker, die wir so essenderweise zu uns nehmen, aufgebaut. Ich fange mal mit den Zweifachzuckern (Disacchariden) an.
Die drei wichtigsten Zweifachzucker

Dabei ist es jeweils wichtig, dass die Verbindung zwischen den Einfachzuckern an den richtigen „Ecken“ und in der richtigen Ausrichtung passiert. Grundsätzlich kann man da sagen, dass einige Ecken (die OH-Gruppen im ersten Bild) begünstigter sind, Verbindungen mit anderen Zuckern einzugehen, als andere, bei denen beispielsweise Gruppen „im Weg“ sind. Netterweise sind die Zucker aber auch etwas flexibel und außerdem helfen in der Natur bestimmte Enzyme dabei, die Zucker „zusammenzubauen“. Genauso wie es bestimmte Enzyme gibt, die die Di- und Polysaccharide (dazu auch später) wieder abbauen.
Enzyme: dein Freund und Helfer
Enzyme sind (Ausflug in den Bio-Grundkurs) Proteine, die irgendwas umsetzen. Dabei funktionieren sie wie Katalysatoren, das heißt, das Enzym selbst wird nicht verbraucht. Manche Enyzme brauchen Co-Faktoren um zu funktionieren und die meisten sind hochgradig substratspezifisch, das heißt, sie können nur eine einzige Reaktion an einem einzigen Stoff katalysieren. Das Beste an Enzymen ist aber, dass die katalysierte Reaktion so im Normalfall weniger Energie benötigt oder überhaupt erst in der Zelle möglich gemacht wird. Bleiben wir bei unseren Zuckern: Um die Zwei- oder Mehrfachzucker in ihre Einzelteile zu zerlegen, könnte man die „einfach“ in wässriger Lösung kochen. Dass das im Körper nicht geht, liegt auf der Hand. Deshalb haben wir im Speichel, im Magen und im Darm jede Menge Enzyme, die diese Spaltung der Zucker für uns erledigen. Hier mal dargestellt am Beispiel von Maltase, dem Maltose-abbauenden Enzym:

Für jeden Zweifachzucker, den ich da oben genannt habe, haben die meisten Menschen ein Enzym, das ihn in seine Einzelteile spaltet, also
- Maltose durch Maltase zu zwei Glucosemolekülen
- Sucrose durch Sucrase (oder Isomaltase) zu Glucose und Fructose
- Lactose durch Lactase zu Galactose und Glucose
Es gibt zu jeder dieser Reaktionen eine Krankheit, die auftritt, wenn das entsprechende Enzym nicht (ausreichend) gebildet wird (wie die Lactase bei der „berühmten“ Lactose-Intoleranz) oder nicht funktioniert (manche Sucrose-Intoleranz-Arten)*. Außerdem erwähnte ich ja bereits die Substratspezifität: Die Verbindung muss genau passen, sonst kann das Enzym nicht wirken.
Wenn wir also Obst essen (Sucrose), oder Bier (Maltose) oder Milch trinken (Lactose), werden die Zweifachzucker zu Einfachzuckern gespalten und dann ins Blut aufgenommen. Mehr Zucker (und vor allem solchen, bei dem wir erstmal gar nicht an Zucker denken) nehmen wir aber in Form noch längerer Zuckerketten (Polysacchariden) auf.
Mehrfachzucker und Ballaststoffe
Stärke ist, so Wikipedia, das wichtigste Kohlenhydrat in unserer Nahrung. Stärke ist eine laaaaange Kette aus Glucose-Molekülen, oder, anders gesagt, eine lange Kette aud Maltose (Glucose-Dimeren). Auch für Stärke (Amylose) haben wir abbauende Enzyme (Amylasen), auch und gerade im Speichel, weshalb man sein Essen wirklich gut kauen sollte: dann hat der Magen weniger zu tun mit dem Abbau der langkettigen Kohlenhydrate. Kartoffeln zum Beispiel bestehen fast nur aus Stärke und Wasser, Getreide und Hülsenfrüchte enthalten auch viel davon. Also alle „Sattmacher“ (warum die satt machen, dazu später). Außerdem kann man aber am Beispiel der Stärke schön die Ballaststoffe erklären. „Ballaststoffe“ sind für den Menschen unverdauliche Kohlenhydrate, Cellulose ist das Wichtigste davon. Obwohl die Cellulose auch, wie die Stärke, aus verketteten (und verzweigten, die Darstellung hier ist zugegebener Maßen sehr vereinfacht) Glucosemonomeren besteht, können wir sie nicht verdauen, weil wir (im Unterschied zu grasfressenden Tieren zum Beispiel) keine Enzyme haben, die die andere Verknüpfung auflösen können:


Und da sind wir endlich (ENDLICH!) beim Thema: Warum es eben doch einen Unterschied macht, ob ich ein Vollkornbrot oder einen Schokoriegel esse. Selbst bei der gleichen Zuckermenge.
Was passiert mit den Kohlehydraten beim Essen?
Nehmen wir als Beispiel wirklich mal eine Scheibe Vollkornbrot, beschmiert mit, hmmmmm, Agavendicksaft. Das Vollkornbrot besteht zu ca. 80 % aus Kohlehydraten, davon ist aber ca. 1/8 Zellulose und andere Ballaststoffe (im Typenmehl ist der Ballaststoffanteil ca. 1/20 der Gesamt-Kohlehydratmenge). Ansonsten sind im Vollkorn noch ein paar Fettsäuren und Mineralien und ein paar Proteine (letztere sind aber auch im gesiebten Mehl, Gluten ist das häufigste). Der Agavendicksaft besteht zu 70% aus Zucker, und zwar zu ca. 50% aus Fructose und zu 20% aus Glucose. Wegen des hohen Fructose-Anteils ist er süßer als Haushaltszucker und flüssig (Fructose ist sehr viel süßer als Glucose, hat einen niedrigeren Schmelzpunkt und nimmt schneller Wasser auf). Die Einfachzucker werden beim Agavendicksaft übrigens durch Erhitzen gewonnen, dabei wird das Polysaccharid Inulin in seine Fructose- und Glucose-Bestandteile zerlegt und der Saft außerdem haltbar gemacht. Esse ich jetzt das Brot passieren zunächst folgende Dinge:
- Beim Kauen wird alles mechanisch zerkleinert. Außerdem fangen die ersten Amylasen an, die Stärke im Brot zu kürzeren Ketten zu verarbeiten. Wenn ich lange genug auf dem Brot rumkaue (was ich nie tue, aber Sie ja vielleicht) fängt es sogar ohne den Agavendicksaft an, süßlich zu schmecken, weil genug kurzkettige Glucose-Verbindungen entstanden sind, auf die die Geschmacksnerven reagieren können.
- Im Magen angekommen, wird vor allem die Stärke weiter abgebaut. (Und die Proteine, aber die interessieren uns jetzt grade mal nicht.)
- Die Ballaststoffe machen erstmal gar nichts, außer durch die Magenbewegungen mit bewegt zu werden, dadurch ein bisschen zur Durchmischung des Mageninhalts beizutragen und den Magen physisch zu füllen, sodass bestimmte Nervenzellen in der Magenwand das Ausschütten bestimmter Hormone anordnen, die wir als „Sättigungsgefühl“ umschreiben können.
- Die kurzen Polysaccharide erreichen irgendwann den Dünndarm, wo sie weiter zu Monosacchariden verdaut (s.o. Maltase, Lactase, Sucrase) und resorbiert werden:
- Die Glucose und die Fructose aus dem Agavensicksaft werden direkt über Membrantransporter (also tunnelförmige Proteine, die die Zucker erkennen und durch die Zellwand des Magens schleusen) ins Blut befördert. Dasselbe passiert mit den Glucosemonomeren aus der abgebauten Stärke und eventueller Fructose und Glucose aus Sucrose-Abbau.
- Die Glucose im Blut führt zur Ausschüttung von Insulin. Dieses wiederum bewirkt eine erhöhte Aufnahme von Glucose in Muskel-, Leber- und Fettzellen, wo es umgebaut und gespeichert (als Fett oder als Glycogen) wird, bis zur weiteren Verwendung als hauptsächlicher Brennstoff für so ziemlich alle Prozesse im Körper. Vor allem das Gehirn ist auf eine konstante Zufuhr von Glucose angewiesen, weshalb die Leber auch in der Lage ist, in Hungerphasen (bei hohem Glucagon- und niedrigem Insulin-Spiegel) wieder Glucose aus Glycogen herzustellen, damit der Blutzucker nie unter einen kritischen Wert fällt.
- Gleichzeitig wird durch die Glucose im Blut die Ausschüttung von Glucagon zurückgefahren. Hohe Insulin- und niedrige Glucagonspiegel tragen außerdem zum Sättigungsgefühl bei.
- Die Fructose hingegen führt nicht zur Ausschüttung von Insulin oder Hemmung der Glucagon-Ausschüttung. Überhaupt kann der Körper wenig mit Fructose anfangen, das meiste landet in der Leber. Da wird ein Teil (max. 50%) zu Glucose umgebaut, ein Teil (ca. 25%) zu Lactat (das könnte theoretisch das Gehirn verwenden, aber nur, wenn es direkt im Gehirn aus Glucose gewonnen wird (1)), ein Teil (15%-18%) zu Glycogen, < 1% zu Triglyceriden und aus dem Rest wird vermutlich Fett (2). Lange dachte man wegen der fehlenden Insulin-Antwort, dass Fructose die ideale Alternative zu Glucose oder Sucrose sei, weil sie dann ja quasi nicht dick machen könne, das Insulin ist schließlich nötig um Zucker in Fett umzubauen. Inzwischen gibt es aber sehr viele Hinweise darauf, dass das so nicht stimmt. Fructose wurde in den letzten Jahren mit so ziemlich allen Zivilisationskrankheiten (Typ II Diabetes, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Krankheiten, …) assoziiert, genauso wie Glucose eben auch. Und Sucrose eh. Möglicherweise liegt es daran, dass Fructose eben fast immer gepaart mit Glucose daherkommt und die durch Glucose angestoßenen Stoffwechselprozesse quasi als Trittbrettfahrer noch verstärkt, aber das weiß man alles noch nicht so genau. „More studies are necessary…“
- Alles was nicht im Dünndarm aus der Nahrung herausgefiltert wird, landet im Dickdarm. Da wird alles weiter kräftig verdaut, es wird Wasser entzogen und die Darmflora ergötzt sich an den Ballaststoffen, kaut hier mal ein Glucosemolekül ab und da… Überhaupt schlägt im Dickdarm die große Stunde der Ballaststoffe: sie bilden quasi die Grundmasse des Stuhls und sorgen für eine gesunde Konsistenz des Ganzen. Zuviel Fructose ist übrigens auch hier wieder nicht gut: weil sie so viel Wasser bindet kann sie den Stuhl zu weich machen und außerdem mögen ein paar der Darmbakterien sehr gerne Fructose, machen daraus aber Ethanol und Gas. Das Gas muss irgendwie raus, damit macht sich Mensch dann unter Umständen nicht so viele Freunde. Derselbe Effekt tritt bei Menschen mit Lactoseintoleranz auf, wenn zu viel Lactose für die hungrigen Bakterien zur Verfügung steht.
- Wie Michel sagen würde: „Ich muss immer immer immer aufs Klo! Orrrrr!!!“
Fazit? Nö.
Ich bin keine Ernährungsberaterin. Diesen Artikel schrieb ich mit einer großen Portion Studienwissen und der unschätzbaren Hilfe von Wikipedia. Ich mag Nutella und Honig und Rübenkraut und Weißmehl. Ich kaufe Vollkornnudeln und Vollkornknäckebrot und Vollkornbrot, wenn ich mal Brot kaufe. Wir essen viel Gemüse, Michel nicht so, aber tjanun. Ich mag auch Smoothies. Und Trockenobst! Und Schokolade. Mein Fazit wäre vielleicht am ehesten: glauben sie nix, was ihnen irgendwer als allein selig machend verkaufen will. Der Körper ist komplex. Manches weiß man, manches sagt einem der gesunde Menschenverstand, manches würde die Evolution vielleicht in ein paar hundert Jahren einfach ausbügeln, vieles weiß man nicht. Wenn Sie den Teelöffel Zucker im Tee durch Agavendicksaft ersetzen, wissen Sie jetzt, dass das wenig Sinn macht. Wenn Sie die Limo zum Abendbrot ab jetzt durch einen Apfel ersetzen, hat der vielleicht nominell genauso viel Zucker, aber eben noch tausendundeinen anderen Bestandteil, den die Limo nicht hat – gute und schlechte.
Und seien Sie nett zu ihrer Darmflora.
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- Überhaupt wollen Sie gar nicht wissen, wie komplex und vor allem fehleranfällig schon eine einzelne Zelle ist. Ich wüsste das auch am liebsten nicht.
Quellen (außer Wikipedia):
(1) L.H. Bergersen, „Is lactate food for neurons? Comparison of monocarboxylate transporter subtypes in brain and muscle“, Neuroscience 145, 2007
(2) L. Tappy, K.A. Lê, „Metabolic Effects of Fructose and the Worldwide Increase in Obesity“,
Tag 572 – WmDedgT im März ’17
Es ist spät, aber ich will noch schnell aufschreiben, was ich heute den ganzen Tag gemacht habe, schließlich möchte Frau Brüllen das heute wissen. Wegen der Uhrzeit und der anderen Uhrzeit auf dem Wecker gibt es aber nur Stichpunkte.
- Ich war dran mit „Ausschlafen“, das heißt, als Herr Rabe um halb acht mit der greinenden Pippi aufstand, durfte ich noch eine Stunde dösen. In dieser Stunde hatte ich merkwürdige Stress-Träume, in denen ich in einem Kloster versuchte, ein WG-Zimmer zu finden und dafür allerlei Prüfungen machen musste.
- Frühstück war lecker, ich habe am Freitag Abend endlich mal wieder Brötchen gebacken, die gab es.
- Nach dem Frühstück versuchten wir, Maus zu gucken, das ging aber nicht. Michel war immer noch sehr fordernd-nörgelig und wir Erwachsenen davon abgenervt ohne Ende, also durfte er zwei Folgen Dinotrux gucken. Ich wünsche mir die Dinozug-Phase zurück. Während Dinotrux lief las ich meinen Feedreader leer und rekapitulierte dann aus Gründen etwas Wissen über die enzymatische Spaltung verschiedener Mehrfachzucker in ihre Einfachzuckerbestandteile. Dazu gibt es hier zeitnah was.
- Herr Rabe ging von da nahtlos zum Räumen über, ich kam nicht so recht aus dem Quark und dödelte mit den Kindern und Twitter herum. Pippi schlief ein und ich legte sie ins Bett, dann malte ich ein bisschen mit Michel. Herr Rabe war schon auf dem Dachboden. Michel überraschte mich sehr (sehr sehr sehr und außerdem wäre ich fast vor Stolz geplatzt) als er seinen Namen auf das Blatt Papier schrieb. Krakelig, die Buchstaben unterschiedlich groß, das M hat einen Zacken zu viel, aber es ist alles erkennbar und er hat das einfach so gelernt, im Kindergarten, nehme ich an. Mit Vormalen durch mich schrieb er dann auch noch den Namen der Babysitterin und Pippis (richtigen) Namen. Wir zeigten das Ergebnis stolz dem ebenfalls sehr stolzen Herrn Rabe und dann kam auch schon die Babysitterin.
- Pippi wollte partout nicht bei der Babysitterin bleiben, also schnallte ich mir sie auf den Rücken in die Manduca (wo sie wieder einschlief) und gesellte mich zu Herrn Rabe auf den Dachboden. Es musste heute nämlich wegen der anstehenden Bauarbeiten alles aus unserem Kabuff in ein etwas größeres Kabuff, das wir aber vorerst mit der Nachbarin von oben teilen. Außerdem mussten da auch die Möbel hin, mit denen die Wohnung hier vermietet wurde, die wir aber nicht nutzen (das Bett zum Beispiel). Im Zusammenhang mit der Räumerei wurde ein Beschluss gefasst, allen sperrigen Babykram (Klamotten erstmal nicht, weil zu viel Arbeit und lohnt sich weder finanziell noch platzmäßig) zu verschenken oder zu verkaufen, je nachdem. Das führte bei mir zu heftigem Schlucken, aber Vernunft und Gefühl sagen, dass mindestens ein paar Jahre ins Land gehen werden, bis ich mir überhaupt vorstellen kann, noch ein Baby zu bekommen und vielleicht wird das auch nie passieren. Was aber passieren wird, sind Umzüge und so und da Zeug mitschleppen, das man dann am nächsten Ort nur in das nächste Kabuff stellt „für den Fall der Fälle“, wäre totaler Quatsch. Ich fotografierte also weiterhin heftig schluckend und wehmütig seufzend und aber auch irgendwie befreit diverse Babydinge und werde sie in den nächsten Tagen ins Internet stellen. Schluck.
- Ich rief meine Omi an. Nachdem ich ihren 85. Geburtstag total verdrabbelt habe (das war, als ich krank geschrieben war) wollten wir jetzt wenigstens unsere Urlaubspläne mitteilen. Wenig überraschend ist meine Cousine (die mit der Hochzeit in Portugal) schwanger, mein Opi verwirrt, meine Mutter meldet sich nie und es ist warm in Bielefeld. Überraschend ist auch meine Omi zunehmend verwirrt und außerdem hat sie ein Buch von Walter Moers gelesen (wir mögen Walter Moers beide sehr, haben ihr aber mehrfach gesagt, dass wir nicht glauben, dass ihr das gefallen würde), was ihr, wieder wenig überraschend, überhaupt nicht gefiel.
- Dann machten wir einen Spaziergang. Erst diskutierten wir mit Michel erfolglos die Wahl der Draußenbekleidung. Er weigerte sich standhaft, seinen Winteranzug anzuziehen. Also ließen wir ihn mit Fleecejacke und Jogginghose raus. Ca. 25 Meter vor der Haustür sagte er „Mir ist kalt.“, was aber auf Nachfragen zu „Mir ist Wald.“ erklärt wurde. Schon klar. Naja, wir wollten ja nur bis zum Bakklandet, tranken dann da halt drinnen einen Kaffee und auf dem Rückweg rannte er dann den Großteil des Weges um nicht zu frieren. Ich fror auf dem Rückweg auch nicht, weil ich Pippi nach Hause trug, die nicht im Wagen sitzen wollte, aber beim Laufen wegen dem kalten Wind im Gesicht auch sehr fror. Dazu sang ich ihr „Der lustige Astronaut“ vor, beim „Laaaaalalalalaaaalaaaalaaaala“ machte sie nach dem dritten mal auch mit, das ist schon sehr niedlich, wenn sie singt. Alles in allem war es ein schöner Ausflug und vor allem eine willkommene Abwechslung vom Aufräumen. Und das beste: Rexto Plexto hat derweil die Bude gesaugt.
- Sendung mit der Maus und paralleles Brokkoli-schnippeln. Wir mögen alle gerne rohen Brokkoli, deshalb kam nicht ganz die anvisierte Menge in der Suppe an.
- Brokkolisuppe zum Abendbrot, dazu Brot und einen Klecks saurer Sahne. Michel brachte uns alle zum Lachen mit dem Spruch „Ich will auch Rømme, aber erst muss ich aufs Klo. Bis später dann!“ Dann servierte uns Michel noch Nachtisch: Weintrauben für Pippi (die sehr dankbar war) und Minipaprika und „Gurke“ für sich. Die Gurke war aber eine Zucchini, was er auf Nachfrage mit „Ja. Für Papa.“ erklärte. Dann holte er aber noch richtige Gurke, steckte Gurkenstücke und Paprika auf einen Spieß und aß es wie Schaschlik. Manchmal könnte ich den einfach auffressen, weil der so toll ist.
- Rund ums Essenzubereiten haben wir schon mal angefangen, aufzuräumen. Morgen kommt ja Liv.
- Nach dem Essen satt die satten Kinder ins Bett gebracht. Beide Erwachsenen schliefen kurz bei den jeweiligen Kindern ein. Nachdem Karen das in einem Kommentar hier vorschlug, habe ich beschlossen, nicht mehr dagegen anzukämpfen, sondern mich darauf einzulassen und zu hoffen, dass ich recht schnell wieder aufwache. Und es hat, zumindest heute, funktioniert. Erstens schläft Pippi schneller ein, wenn ich mich auch entspanne (sie will nicht mehr in die Manduca zum Einschlafen, sondern einfach im Bett liegen und kuscheln, es muss aber dunkel sein und Handy ist nicht) und ich döse eben eine halbe Stunde. Danach stehe ich wieder auf (so der Plan, und wie gesagt, heute hat’s geklappt) und mache mit dem Abendprogramm weiter.
- Abendprogramm: Wohnung Liv-fertig machen, Pizzateig ansetzen, Gemüse für Pizza grillen, Brotdosen machen, eine Maschine Wäsche waschen, aufhängen, eine weitere Maschine Wäsche anwerfen, Spülmaschine laufen lassen, Schnecken füttern und sprühen, Müll runterbringen, eine email schreiben. Zähneputzenabinsbett.
- Den Tag am Computer aufschreiben, damit’s schneller geht.
Und jetzt: ganz schnell schlafen!
Tag 572 – Zufrieden.
Es war ein blöder Tag. Wirklich blöd. Alles lief schief, Michel war unheimlich fordernd und nervtötend, Pippi fiel zwei mal vom Stuhl und beide male auf den Hinterkopf (nix passiert, nur Beulen und Geschrei straight outta hell), Michel hatte einen Unfall im Einkaufszentrum (und besitzt jetzt spontan neue Schlüpper), ich habe für die USA-Reise nix zum Anziehen und auch heute außer neuer Schlüpper (braucht man ja manchmal, ich kaufe dann immer drei Dreierpacks und sortiere die gleiche Anzahl aus. Mit Socken mache ich das genauso, seit ich von zu Hause auszog und ca. 400 Paar Socken und 200 Schlüpper mitnahm, weil immer neu gekauft und nie aussortiert) nix gefunden. Aber auch nur halbherzig geguckt, die diesjährige Mode ist ja mal echt so gar nicht mein Ding. Bodys zum unten zuknöpfen? Mich schauderts. Aber egal, ich schweife ab.
Trotz der blöden Dinge bin ich nämlich im Grunde heute recht zufrieden.
Das hat ja auch mal was.
Tag 571 – Gemischtes
Die Kinder. Die lieben Kinderchen. Ach ja.
Gestern fiel Pippi irgendwie blöd die Treppe vorm Kindergarten runter und schrammte sich die rechte Nase, Wange und Stirn ziemlich übel auf. Jedes mal, wenn sie im Schlag irgendwie da dran kam, heulte sie vor Schmerz auf. Entsprechend bescheiden lief unsere Nacht. Und als reichte das noch nicht, fing sie an zu Husten und hat jetzt auch eine Rotznase, die wir aber nicht putzen dürfen, weil ihr das wegen der Schrammen ziemlich weh tut. Entsprechend unleidlich war sie im Kindergarten. Und was macht der Kindergarten? Fieber messen, Fieber (vorsichtshalber ungenannter Höhe) feststellen und die Eltern informieren. Die brav andackeln und das Kind, das zappelt und schreit, weil es gar nicht nach Hause will, abholen. Zu Hause hatte Pippi dann in erster Linie Hunger und danach recht fix Wickelbedarf. Und eine Temperatur von, Trommelwirbel, 37,7 Grad. Ich kann mich da schon kaum noch drüber aufregen. Es nervt mich einfach unendlich, und ja, ich werde das am Montag auch nochmal ansprechen, dass wir mitnichten zu Hause sitzen und darauf warten, ein diffus missgestimmtes Kind mit minimal erhöhter Temperatur aus der KiTa abholen zu dürfen. Dass unsere Kindkrank-Tage nach 1/6 des Jahres schon zu 3/4 aufgebraucht sind. Dass mir jeder Arzt, dem ich das Kind heute gezeigt hätte um eine Krankschreibung zu bekommen (wenn die Kindkrank-Tage aufgebraucht sind, müssen wir für jeden Extra-Tag zum Arzt), was gehustet hätte. Sowas halt. Seufz.
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Michel lernt Lügen. Schritt 1: Ausreden.
„Mama, guck mal, das Klopapier ist ganz abgerollt! Aber ich war das nicht, das war ein Roboter. Ein unsichtbarer. Sowas passiert eben manchmal.“
Ich weiß, es ist normal, auch sowas müssen Kinder ja lernen. Ich weiß nur nicht so ganz, wie ich damit umgehen soll. Heute sagte ich „Ich glaube nicht, dass das ein Roboter war, ich glaube du hast dir das grade ausgedacht, weil du dachtest, ich schimpfe. Komm, wir legen das Papier zur Seite, das kann man ja noch benutzen.“. Ich glaube, wegen des Lügens schimpfen bringt nichts, außer dass er das nächste mal besser lügt („Das war Pippi!“ wäre zumindest sehr viel wahrscheinlicher). Aber glauben heißt ja auch nicht wissen.
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Ich bin so aufgeregt wegen der USA-Reise! Noch eine Woche!
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Heute war eine Dame da, die unsere neue Putzhilfe sein möchte. Die, die letztens einmal da war, war leider nur einmal da. Heute war also Liv da. Bei Liv habe ich ein besseres Gefühl. Liv ist frühpensioniert, hat einen Putzfimmel (oder wie soll man das nennen, wenn wer nach eigener Aussage nie ohne Putzhandschuhe im Gepäck verreist?) und langweilt sich. Außerdem hat sie sehr genaue Vorstellungen davon, unter welchen Bedingungen sie hier arbeiten möchte, was ich sehr gut finde. Unter anderem möchte sie gerne andere Produkte* benutzen, als wir haben, soll mir recht sein, sie geht das jetzt am Wochenende einkaufen und gibt mir die Rechnung dann am Montag, wenn sie hier anfängt. Sie sei sehr gründlich, sagt sie. Und ich schäme mich ein bisschen, dass jetzt jemand anderes als Herr Rabe all meine runden Ecken finden wird.
*“So größere Mikrofasertücher, die sind grün, die gibt es nächste Woche im Angebot bei Nille. Da gibt es auch so einen großen Schwamm mit Griff, der kostet 100 Kronen, aber der hält jahrelang. Ich hab meinen schon vier Jahre und der ist immer noch in Ordnung. Und bei Obs gibt es diese Woche 4 Flaschen Jif Badezimmerspray für 100 Kronen! Das besorge ich dann auch, ich sprühe aber nicht damit, das mache ich nicht mehr, das geht zu sehr auf die Lunge, ich habe da so eine Dose, da tauche ich dann den Schwamm mit dem Griff rein und dann reicht das auch viel länger, da habt ihr mit den 4 Flaschen genug für’s restliche Jahr…“
Tag 570 – Grrrrrrrrr…
Bei Pippi im Bett einschlafen ist blöd. Entweder ich gehe ungeduscht, ohne die Zähne geputzt zu haben und ohne noch irgendwas von meinen Plänen für den Abend zu schaffen ins Bett und hasse alles am nächsten Morgen. Oder ich stehe halt noch mal auf und setze Brötchenteig an und dusche und hasse alles. So oder so hasse ich alles. Jetzt gerade.

