Tag 972 – Easy Peasy.

Heute morgen fiel mir mein halbvolles Kaffeeglas runter und zerschellte auf dem Boden. Ich stand also in einer Kaffeepfütze voller Scherben. Hinter mir die neugierigen Kinder. Alle auf Socken, natürlich. Das gab ein paar ordentliche Flüche am frühen Morgen.

Aber, Überraschung: nach einem wütenden Workout sah alles schon viel besser aus. Ich setzte mich also frisch geduscht und mit frischem Kaffee an den Tisch und arbeitete systematisch die ersten zwei Kapitel des einen Buches durch. Marschierte dann im Stechschritt zum Kindergarten, Elterngespräch. Marschierte zurück. Lernte. Fuhr zum Staples und kaufte ratzfatz zwei Ordner, einen Gelroller* und eine Rolle Paketklebeband, auf dass wir Pakete nicht mehr mit Gaffatape zukleben müssen. Fuhr zurück, holte die Kinder ab. Ließ mich von Michel breitschlagen, H. zu kontaktieren, ob er zu uns kommen mag**. Machte zu Hause schnellschnell was ungesundes zu Essen (Pommes mit „Fiskekake“ also so ner Art Fischfrikadellen), das sich die Kinder aber begeistert und in Massen reinschaufelten. H. kam und die Kinder spielten sehr schön und leider ohne Pippi, die mir dementsprechend am Bein hing. Michel und H. wollten unbedingt Mario Kart spielen, ich machte Aufräumen zur Bedingung und so schnell war noch nie aufgeräumt. Dann brach ich mir tierisch einen beim Einrichten der Controller ab, kriegte es aber doch irgendwie hin. Pippi bekam den Controller der Play-Station (war ja aus) und war sehr glücklich damit. Dann spielten die Jungs Mario Kart um die letzten Plätze, während H.s Mutter (inzwischen zum Abholen eingetroffen) und ich kaum an uns halten konnten, denen nicht die Controller aus der Hand zu reißen und zu zeigen, wie das richtig geht.

Dann zwei Kinder ins Bett bugsiert. Michel überzeugt, in seinem Bett eingemummelt zu warten, bis Pippi eingeschlafen ist, dann käme ich zu ihm. Schon bevor Pippi schlief, hörte ich ihn schnarchen. Pippi schlief auch fix ein und ich ging wieder an die Lernsachen. Ich weiß jetzt grob, wie die Agentur, bei der ich mich beworben hab, organisiert ist, welche Organe an welche delegieren, welche Befugnisse die überhaupt haben und wer das echte Sagen hat (die Europäische Kommission). Puh.

Jetztist der Kopf voll und Zeit fürs Bett.

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Auto-Lobhudelei: trotz schlechten Start nen guten Tag und viel Spaß beim Lernen gehabt.

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*Skandal: mein ~ 10 Jahre alter Eppendorf-Pipettenkuli schreibt nur noch so mittelgut und ich muss ziemlich doll aufdrücken, das bescherte mir schon nach 30 Minuten Schmerzen. Mein guter Kuli! Schnüff.

**Irgendwie dachte ich, dienstags hätte der eh Taek-Won-Do und die Anfrage somit ungefährlich. Tjanun, so kann man sich täuschen.

Tag 971 – Endlich wieder.

Mein Gehirn funktioniert wieder. Wie sehr das in Mitleidenschaft gezogen war, ob jetzt durch den Stress oder die Schilddrüsensache oder beides, merke ich jetzt erst so richtig. Jetzt kann ich mir nämlich wieder Sachen merken. Normalerweise bin ich wie ein Schwamm, sauge Wissen, vor allem triviales (Öhömm), im Vorbeigehen auf. „Das war mal bei der Maus, das geht so…“ ist so ein typischer Satz von mir. Eigentlich. In den letzten sechs Monaten ging das nicht. Als wäre der Kopf vernagelt konnte ich mir die simpelsten Sachen nicht mehr merken. Trägt übrigens nicht grad zur Stärkung des eh immens pre-doc-geschädigten Selbstwertgefühls bei, wenn man zwei Minuten nach dem Meeting schon jede Info, die man nicht notiert hat, vergessen hat. Aber jetzt ist das weg, endlich, und statt wie früher(TM) aus Spaß auswendig zu lernen, welche berühmten Molekularbiolog*Innen wann welche Nobelpreise verliehen bekommen haben, füttere ich mein Schwamm-Hirn zur Abwechslung mal mit Basiswissen zur EU und dann werde ich mir diese zwei klitzekleinen Büchlein vorknöpfen*. 3 Wochen noch.

(Ich muss vielleicht doch morgen zu staples und mir zwei A5-Ordner kaufen.)

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Auto-Lobhudelei: alles geschafft. Alle Fitbit-Tagesziele zum Teil doppelt erledigt, Workout gemacht (ok, die zwei Punkte sind ein bisschen redundant), das Lernpensum abgesteckt und die Materialien beschafft, für Michels Freundin in Windeseile ein Stirnband genäht, Kinder abgeholt, Stirnband eingepackt, Michels Wunsch-Klamotten finden geholfen, ihm die Haare schick gemacht, mit Pippi gestritten und trotzdem nur 3 Minuten zu spät (Michel war schon ganz panisch) Michel beim Kindergeburtstag abgeliefert.

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*Hahaha, lustig, wie ich das so schreibe, als hätte ich keinen exakten Plan, wann ich was machen werde, ne? In Wirklichkeit ist der Plan so: Eine (volle) Woche für Drug Development, eine volle Woche für das Eudra-Book (da aber mit dem Internet nebendran, ich will nur wissen, wie generell Prozesse ablaufen und wer für was zuständig ist). In Woche drei dann und auch nebenher schon mal immer mal wieder statt Twitter Wikipedia lesen über „Die EU“. Allein heute habe ich echt viel Zeug gelernt, zum Beispiel, dass die EU drei Präsidenten hat**. Nämlich einen des Rats, einen des Parlaments und einen der Kommission. (Und grad sind alle drei Männer. Überhaupt waren das seit 2009*** ausschließlich Männer.)

**Das wussten Sie natürlich schon alle. Ich nicht. Und Sie wissen natürlich auch, weshalb

***2009 ein wichtiges Jahr für die EU war und was am 9. Mai ist.

Tag 970 – Plantschen!

Wir haben heute ganz mutig Michel von seiner Freundin abgeholt, aber auch die Freundin mitgenommen und sind ins Schwimmbad gegangen. So ein richtiger Familiensonntag im Spaßbad, juchheh. Aber tatsächlich war alles halb so schlimm wie ich befürchtet hatte und hat sogar bis auf drei Adrenalinpumpende Stresssituationen richtig Spaß gemacht.

Stresssituation 1: Michel und die Freundin können beide noch nicht schwimmen, aber gut Luft anhalten und unter Wasser strampeln und nach Ringen tauchen und so. Ich hatte der Freundin auch kurzerhand erlaubt, die Schwimmflügel wegzulassen, Michel hat ja auch keine und mein Plan war eigentlich, nicht in tieferes Wasser zu gehen, als dass Michel noch stehen kann. Die Freundin ist einen kompletten Kopf größer als er, weshalb sie dann auch etwas enttäuscht war, als Michel im einen Becken abzusaufen drohte, in dem sie gerade noch stehen konnte. Aber dann fanden wir das ganz neue Schulschwimmbecken, das überall 90 cm tief ist. Perfekte Tiefe (lässt auch erahnen, dass Schwimmen gehen mit größeren Kindern, die sicher schwimmen können, wirklich entspannend werden kann) und voller Plantsch-Gedöns. Hurra! Aber dann wollten die zwei in ein wärmeres Becken, da gibt es auch eins und mit Bienchen versehen waren sie da auch erst sehr glücklich, aber dann wollten sie in so einem halbrunden Dings immer von einer Seite zur anderen „schwimmen“ und nahmen die Bienchen dafür ab. Das ging auch echt gut, sie hopsten an einer Seite los und tauchten dann zur anderen, wo sie sich hochzogen. Gerade aber, als die Freundin sich bei mir (auf der einen Halbrundseite) beklagte, wie ungerecht das sei, dass Michel (auf der anderen Halbrundseite) das besser könne als sie, rutschte Michel ab und… ging unter. Er strampelte sich wieder hoch und war sicher nicht mehr als eine Sekunde unter Wasser gewesen, aber den total panischen Blick in seinen Augen werde ich wohl nie mehr vergessen.

Stresssituation 2: im Wellenbad. Während der Welle. Völlig überfüllt. Viel zu viele Spielgeräte im Wasser. Auch große, auch harte, gefühlt keine Eltern, die ihren kleinen Styropor-Haifisch reitenden Rowdies mal ne Ansage machen, dass es nicht ok ist mit den Dingern einfach in Gruppen von Leuten reinzufahren und dann alle umzumähen. Und dann geht ein Kind für meinen Geschmack zu tief rein, das andere zur Seite, ich sage dem Kind, dass so tief jetzt tief genug ist, drehe mich um und das andere Kind ist weg… und wieder da. Weiter hinten. Aber kurz hat mein Herz ausgesetzt, ich schwöre. Wäre mein Fitbit wasserdicht, es hätte die Beweise. Und dann gab es von mir ne Ansage an beide, dass sie so nah bei mir bleiben sollen, dass ich im Zweifel an beide rankomme.

Stresssituation 3: Klassiker. Die großen Kinder wollen oben nochmal in das Schulbecken, Pippi will unten im Kinderbecken plantschen, alle rennen gleichzeitig los, zwei die Treppe hoch, eins nach rechts Richtung Wasser. Nach einem Slapstickmäßigen Eiertanz, bei dem sich mein Unterbewusstsein zu entscheiden versuchte, welche Kinderleben wichtiger seien, sah ich glücklicherweise Herrn Rabe, der auf dem Weg zu Pippi war. Puh.

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Auto-Lobhudelei: dabei tatsächlich insgesamt sehr entspannt.

Tag 969 – Hachseufz.

Michel übernachtet bei seiner Freundin M. und Pippi ist außer Rand und Band. Die ist so ein Clown, wenn Michel nicht da ist. Redet pausenlos und singt und macht Quatsch. Überhaupt ist die auch schon so groß! Ich finde das ja hauptsächlich super, dass man eben nicht mehr gefühlte hundert mal pro Nacht wach wird, weil da ein Baby trinken will, pupsen muss, herumbrüllen will, getragen werden will, eine wilde Party mit seinen Füßen feiern will oder ganz dringendes Mitteilungsbedürfnis hat. Das vermisse ich gar nicht. Null. Minus 100%. Und ich möchte das auch nicht mehr haben. Aber irgendwie waren das heute doch ein bisschen gemischte Gefühle, als ein Teil der Baby-Klamotten (nämlich die ganz besonders niedlichen!) die Reise antrat, zu einer Freundin, die das bald gebrauchen können wird. Hachseufz. Tschüssi! Bald wird ein anderes Baby in euch zum Auffressen niedlich aussehen!

(Die restlichen fünftausend Tonnen zwergikleine Bodys und mikroskopische Söckchen und Schlafanzugstrampler werde ich versuchen, Paketweise loszuwerden. Und wenn’s nicht klappt, tjanun, wird’s halt gespendet. Ich will ja keinen Reibach damit machen, sondern das Zeug hauptsächlich loswerden. Einen Body und einen Strampler werde ich aber behalten, aus rein kitschig-sentimentalen Gründen.)

Tag 968 – Aufregend!

Ein bisschen in eine Tüte atmen ist da wohl erlaubt: ich bin mit meiner Bewerbung bei einer EU-Behörde eine Runde weiter gekommen. Huiuiuiuiui! An 2.5. werde ich da einen schriftlichen Test machen müssen. Die Themengebiete habe ich auch schon bekommen und sie sind alle vage bis total vage („EU-Test“) formuliert. Ich werde also die nächsten vier Wochen ziemlich viel lernen.

Auch heute: erfahren, dass der Chef* wegen der Kröte angerufen wurde und die sehr beeindruckt von mir waren (ach.). Weiter aber nix von der Kröte gehört.

Ebenfalls heute: 11672 Schritte laut Fitbit, 8338 laut Telefon. Ich hab mir ja schon länger gedacht, dass das lügt. Auch putzig: das Fitbit erkennt „Zu Fuß nach Hause gehen“ als moderates Training. Öhömm. Meine Herzgesundheit ist aber bei 38-42 (Kartoffeln, das Fitbit-Äquivalent zu Frau Brüllens Stress-Bratwürschtl). Und ach ja: falls Sie auf der Suche nach einem Schlafphasen-Weckdings sind: *das* können die Fitbits nicht, fragen Sie mich nicht, warum nicht, die Community bemängelt das seit Jahren. Ich ärgere mich tatsächlich, dass ich das nicht wusste. (Das können aber auch nur ganz wenige Activity tracker und vermutlich ist es deshalb doch gar nicht so einfach zu implementieren, wie die wütende „ICH KAUF NIE WIEDER SO EINEN SCHEISS!“-Community so zu wissen meint.)

Auch: die Fahrrad-Ersatzteile einfach komplett selbst im Internet bestellt und mir einen Stinkefinger in Richtung lokaler Einzelhandel gedacht.

Ach ja und Michel heute früh: „Mama, weißt du was? Wenn ich dann den Zahn verliere, dann tun wir den in ein Glas mit Wasser und dann KOMMT DIE ZAHNFEE UND DANN KRIEGE ICH EIN GELDSTÜCK!!!1elf!!“. Ich finde die Zahnfee ja blöd, aber ich fürchte, das bringe ich nicht übers Herz, die Zahnfee für ihn sterben zu lassen.

Jetzt Kopfschmerzen, war wohl alles ein bisschen viel heute.

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Auto-Lobhudelei: mich nicht wie der letzte Honk angestellt beim Mario Odyssey** spielen. (Aber die Steuerung ist für Generation GameBoy trotzdem erstmal ne Herausforderung.). Und drei Liter Wasser getrunken (dafür schon vom Fitbit ordentlich gefeiert worden).

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*Ich nenne den einfach weiter so.

**Macht schon sehr viel Spaß. Doch. Am meisten die Ausflüge in die 2D-Welt.

Tag 967 – #WmDedgT im April ‘18

Heute ist wieder der 5. und da machen wir doch mal alle bei Frau Brüllens berühmter Blogparade* Tagebuchblogaktion „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“ mit.

Mein Tag hätte irgendwann zwischen viertel nach sechs und sieben anfangen sollen. Ich habe mir vor ein paar Tagen so eine App heruntergeladen (Sleep Cycle) die per Mikrofon die Schlafbewegungen überwacht und einen dann anhand in einer leichten Schlafphase weckt. Diese App funktioniert angeblich auch mit mehreren Personen im Bett. Haha. Also beim Schlaf stimmt das ja eventuell noch, aber die App erkennt halt auch ganz toll, wenn Herr Rabes Wecker klingelt und meint dann, ich sei offenbar eh wach und dudelt los. Und dann mache ich die aus und schlafe einfach weiter. Sehr sinnvoll, das Ganze. Jedenfalls wachte ich dann wieder gegen halb acht auf und tatsächlich aufstehen tat ich gegen acht, nach Kuscheln mit Michel und Kaffee trinken im Bett. Etwas grumpy war ich auch, das ist am Morgen nicht ganz ungewöhnlich, aber die Intensität der Grumpyness und die Kürze der Zündschnur ließen mich schon PMS vermuten. Die Zyklus-App sagte „Kann sein“, war also auch nicht so ganz hilfreich. Nun ja. Ich stand also auf, zog mich an, überredete Michel dazu, sich anzuziehen und kassierte einen ordentlichen Anschiss von ihm, weil ich gestern seine Anziehsachen einfach in seine Box gestopft hatte und sie nicht zusammengelegt hatte. SO geht das ja nicht. Michel will seine Sachen gefaltet haben, er faltet die auch selbst, wenn er sie in die Box legt oder im Kindergarten ins Regal, aber wenn er sie halt einfach auf den Boden schmeißt… Jedenfalls meinte Michel, das sei „alles kaputt“ und wir mussten erstmal die Klamotten zusammenlegen, bevor er genau die gleichen Klamotten anziehen konnte. Aber hey – es gab keinen Streit, weil keine blauen Socken sauber waren und die schwarzen ja nicht perfekt zum ansonsten perfekt monochrom blauen Outfit passen**.

Pippi war zwar schon angezogen, aber frühstückte noch. In Zeitlupe. Sicher 20 Minuten saß ich einfach neben ihr am Tisch, während sie einfach nicht fertig wurde. Meine Geduldschallenge am Morgen. Als sie endlich fertig war, putzte ich Michel und ihr die Zähne und zog ihr Fleecesachen über. Michel zog sich weiterhin selbst an, halleluja. Pippi nörgelte und motzte und wollte keine Schuhe anziehen, aber das Argument „M. und J. sind bestimmt schon im Kindergarten und warten auf dich!“ zog schlussendlich.

Im Kindergarten lief es dann recht entspannt ab, M. und J. waren tatsächlich da und feierten Pippis Ankunft auch ordentlich, sodass sie nur ganz kurz weinte, als ich ihr das mitgeschmuggelte Fernglas abnahm. Zwanzig Minuten nach Aufbruch von zu Hause war ich also schon wieder da. Und überlegte, was ich jetzt wohl tun sollte. Um beim HNO oder dem E-bike-Händler ums Eck anzurufen, war es noch zu früh. Sport mit nur Kaffee intus ist auch nicht so der Bringer. Haushalt? Meeehhhh… Erstmal einen Smoothie aus einer übrig gelassenen halben Banane und anderem Zeug gemixt, damit sowas wie Frühstück im Magen ist. Wäsche angestellt, Spülmaschine angestellt, zack, war es dann doch 10 und ich konnte den HNO anrufen. Da ging nur der Anrufbeantworter dran und sagte mir, das Telefon habe Donnerstags von 10-12 Uhr geöffnet. Hmmhmm. Ich suchte erstmal die Nummer vom Fahrradladen raus. Mein Fahrrad hat ja immer noch keine Batterie, weil ich es zugegebenermaßen einfach im JanuarFebruar nicht sooo wichtig fand und dann im März hatte ich keine Zeit, aber ich rechnete wirklich nicht mit dem, was dann passierte: Laden eins sagte, sie reparieren keine Räder, die nicht da gekauft wurden. Ich solle Laden 2 anrufen. Laden 2 sagte, mit so Elektronikgedöns hätten sie’s nicht so, ich solle Laden 3 anrufen. Laden 3 (auf dessen Homepage fett „wir sind Bosch-zertifiziert!“ steht) sagte, sie reparieren keine Räder, die nicht da gekauft wurden. Ich solle Laden 1 oder Laden 4 anrufen. Ich rief Laden 4 an, inzwischen ziemlich angepisst. Laden 4 wollte auch schon zu „das ist nicht bei uns gekauft“ ausholen, aber ich war schneller und sagte ziemlich unwirsch „nein, das ist NICHT bei Ihnen gekauft, sondern in Deutschland, soll ich das jetzt nach Deutschland fahren zur Reparatur oder wie? Die Läden 1-3 haben mich auch schon abgewimmelt, bestellen Sie mir doch einfach die Teile und dann baue ich das selbst ein!“. Ich war wirklich, richtig sauer. Diese Batterie kostet 7000 NOK, der Fahrradcomputer 1700, das Schloss sicher auch nochmal 1000 und so ganz Laienhaft möchte ich schätzen, dass der Einbau in ner erfahrenen Werkstatt 20 Minuten dauert, für die sie mir sicher nochmal 2000 Kronen berechnen würden. Aber, ernsthaft, wer kein Geld verdienen will, ne? PECH GEHABT. Ich werde morgen, wenn es vielleicht nicht mehr so schneit wie heute den ganzen Tag, zu Laden 2 fahren und über die die Teile bestellen lassen, wenn das geht, und dann mit meinen Wimpern klimpern, ob sie sich nicht doch am Einbau versuchen wollen, das ist auch mit fast gar keiner Elektronik (bestimmt).

Danach rief ich kochend den HNO an. Wir haben ja vor drei Wochen für Pippi eine Überweisung bekommen, aber noch keine Nachricht vom HNO. „Normalerweise haben wir eine Warteliste von vier Monaten.“ sagte die Helferin und ich rechnete schon aus, wie oft Pippi bis dahin noch Fieberanfälle gehabt haben würde, da sagte sie „Ich hab hier was am 26.4., passt das?“ Öhm ja, passt (aber warum dann diese Aussage mit den vier Monaten? Hätte ich nicht angerufen, wärs in vier Monaten gewesen oder wie? So viele Fragen!).

Weil ich immernoch sehr, sehr aufgewühlt war und merkte, dass ich mit meinem Kiefer presse, machte ich danach erstmal das heutige Workout und ich sage es mal so: es war schlimm. Hilfreich gegen die Wut, aber… Au. Aufhören. AUUUUU! Uff. Ächz. Stoooooop! Etwa so.

Danach hatte ich einen Bärenhunger und futterte den kompletten Rest Couscous mit Gemüse und Tomatentofu von gestern innerhalb von zwei Minuten auf. Als ich damit fertig war, schwitzte ich auch nicht mehr wie ein Schwein und ging duschen.

Nach dem Duschen war ich soweit heruntergekommen, dass ich mich entspannt schminken konnte, das war schön. Ich mag mich ja wirklich auch ohne Make-up, aber ich gucke trotzdem manchmal nach dem Schminken mein fertiges Werk an und denke „Bämm. Yes, Girl!“***, heute war so ein Tag. Weg die Müdigkeit, die Blässe, sogar den monströsen Pickel an meiner Schläfe habe ich nahezu spurenlos verschwinden lassen. Eine gesunde und fröhliche (und überaus gutaussehende) Frau schaute mir da heute entgegen. Bereit, das Skype-Vorstellungsgespräch zu rocken.

Ich machte mir noch einen Kaffee und setzte mich dann an den Rechner, weil Skype (oder andere Videotelefonie) übers iPad macht halt immer, dass ich an der Person, mit der ich rede, sehr stark vorbei gucke. Mein Mac meinte dann aber, er hätte nur eine ganz alte Version von Skype und die würde nicht gehen und überhaupt, vielleicht sollte ich das alles mal neu aufsetzen und Herr Rabe schickte mir SMS und ich wurde etwas hektisch, aber letztlich ging es dann mit Skype neu runterladen und einmal Passwort zurücksetzen ganz fix und ich hatte noch eine gute halbe Stunde um mich ein bisschen mehr in die fachliche Materie**** einzulesen und ein bisschen was über die Menschen im Management-Board der Firma herauszufinden. Dann rief die Recruiterin an, aus dem Homeoffice und mit Katze auf dem Schoß und wir hatten eine wirklich angenehme Unterhaltung über die Stelle, mich, die Firma, mich, meine Vorstellungen, mich und die Produkte, die sie da haben. Ich passe sehr gut in deren Profil, erfülle sogar das Kriterium, das so abseitig ist, dass sie es vermutlich nicht mal zu wünschen gewagt hätten: ich kann fließend Deutsch. Überraschung, die Firma hat nämlich einige Vertragspartner in Deutschland, mit denen ich viel auf allen möglichen Wegen kommunizieren müsste. Tadaa! Ginge natürlich auf Englisch auch genauso gut und da ich doch***** Kollegen hätte, müsste das meiste eh Englisch sein, aber halt. Schadet nicht, wenn man wen hat, der auch die Arbeits- und Kommunikationsweise in Deutschland kennt. Vorstellungsgespräch lief dementsprechend echt gut, ich erzählte, was ich alles schon gemacht hab (viel) und was ich kann (auch viel) und die Sprache kam auch auf Kinder und ich hatte nicht den Eindruck, dass das irgendwie ein Problem wäre, im Gegenteil, die Recruiterin verstand gut, dass wir nicht im Schuljahr umziehen möchten sondern eher vorher. Morgen wird sie dann mit der CTO der Firma reden, ob sie mich auch persönlich einladen wollen (ich möchte behaupten, meine Chancen dafür stehen sehr gut) und dann würde ich eventuell nächste Woche schon nach Oslo fahren. (Es handelt sich übrigens um diese Stelle und ja, das ist alles einigermaßen verrückt.)

Danach hatte ich noch kurz Zeit, einigermaßen Euphorisches auf Twitter zu schreiben und dann holte ich die Kinder ab. Im Auto bekam ich aber noch die Nachricht, dass ich nur ein Kind abholen bräuchte, weil Michel mit zu seinem Freund H. gehen würde. Also blieb nur Pippi abzuholen, die ich geschickt mit einer Banane aus dem Kindergarten lockte. Zufrieden aß sie die Banane, ließ sich anziehen, brüllte nicht rum, ging zum Auto… alles gar kein Problem. Nachdem die Banane aufgegessen war und wir etwa 300 Meter mit dem Auto gefahren waren, schlief sie ein. Wir holten Herrn Rabe bei der Arbeit ab und fuhren zum Einkaufen. Als erstes holte Herr Rabe aber mein neues Spielzeug vom Elektromarkt ab: ich habe seit… eben ein Fitbit Charge 2. Hehe. Leider wurde Pippi im Auto vom Geräusch des Abziehens des Klebefilms von der Packung wach und ich konnte es deshalb nicht sofort ausprobieren, dafür gingen wir dann halt mit Herrn Rabe einkaufen. Zu Hause probierte ich es dann doch an und aus und ich glaube, das kann was werden mit uns (und die komische App brauche ich dann auch nicht mehr). Erstmal habe ich alle möglichen Ziele definiert, für Schlaf, Schritte, Trinken, Bewegung******. Es war dann aber wichtiger, die Einkäufe zu verräumen und Pippi wollte unbedingt ins Bett. Ich gab ihr also noch einen Joghurt und steckte sie dann direkt in den Schlafanzug. Sie brauchte dann zwar trotzdem noch 20 Minuten zum Einschlafen, aber war um halb sieben so im Bett. So kann’s von mir aus gern öfter laufen.

Herr Rabe holte Michel ab, ich kochte das Risotto fertig, lud das Fitbit auf und mir die App runter, dann aßen wir zusammen und Herr Rabe brachte anschließend Michel ins Bett. Weil mir heute bei irgendwas ein Daumennagel eingerissen war, wollte ich gern meine Fingernägel schneiden******* und feilen, im Endeffekt brachte ich dann fast mehr zeit damit zu, eine passende, seichte Unterhaltungssendung bei Netflix zu finden, als die Nägel zu machen. Zu „Bill Nye saves the World“******** polierte ich also gründlich an meinen Fingern herum und seit ich damit fertig bin, blogge ich den Tag runter.

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*Denkt außer mir beim Wort Blogparade noch jemand an eine lustige Polonäse mit Partyhüten und Punsch?

**Definiere: liebenswerte, gelegentlich nervige Macken.

***Ich gucke eindeutig zu viel Hatice Schmidt.

****Wär gar nicht nötig gewesen, die Recruiterin hat da eh keinen Plan von und wegen Industriespionage und so weiter steht eh nur kryptisches Sciency Blabla auf der Homepage.

*****Ich hatte ja die Befürchtung, die Firma wäre noch viel kleiner und ich da allein mit dem Management-Board.

******Ich mag diese Selbstoptimiererei eigentlich gar nicht, ich finde das alles unglaublich creepy. Mal sehen, zu was es bei mir führt. Mehr Schlaf wär schon schön.

*******Jajaja, nur feilen und nur mit Glas… Ganz ehrlich: ich hab da noch gar keinen Unterschied feststellen können. Einen Unterschied macht (bei mir) die Jahreszeit wegen Heizungsluft und kalt und so und viel, viel mehr die Häufigkeit der Nagellacknutzung. Nagellack und Nagellackentferner machen die Nägel echt richtig spröde, da hilft kein Öl und keine Creme und auch keine Glasfeile.

********Fand ich blöd. Zu viel Show, zu wenig sachlich.

Tag 966 – Motzi.

Die gute Nachricht: Pippi ist soweit wieder gesund, dass sie in den Kindergarten gehen kann.

Die schlechte Nachricht: Pippi steckt bis zu den entzückenden Haarspitzen in der, ja, ich lege mich da jetzt schon fest, allerschlimmsten aller Entwicklungsphasen: der Autonomiephase.

Es ist furchtbar. Ihr Lieblingswort ist Nein. Ein geschrienes, wütendes Giftzwerg-Nein. Ziehst du dich bitte an? Nein. Kann ich dir die Zähne putzen? Nein! Gibst du das Michel bitte zurück? NEIHEIN! Aussagen statt Fragen formulieren hilft auch mal so gar nicht. Lass den Becher stehen. Nein. Jetzt ist gut mit Hände waschen. Nein! Ich ziehe dir jetzt die Windel an. NEIHEIN!

Ist das alles? Nein. Denn dazu kommt, dass sie ein Sturkopf sondergleichen ist und wenn sie nicht bekommt, was sie will, folgt halt ein Wutanfall. Heute hatten wir derlei drei:

  • Auf dem Weg zum Kindergarten, weil sie Laufrad fahren wollte, dann doch nicht mehr, dann aber nicht im Kinderwagen sitzen wollte, sondern den selbst schieben und wir nach dem Laufradgehampel und diversen Neins am Morgen da keine Zeit für hatten. Ergo: brüllendes Kleinkind auf dem Bürgersteig, mitten zwischen den angetauten Hundehaufen und den sechs Tonnen Split die da noch liegen.
  • Beim Abholen aus dem Kindergarten, weil sie ihre Hausschuhe da lassen musste. Das ging so weit, dass ich sie einfach so, wie sie war, ohne Mütze, Schuhe oder Anzug aus dem Kindergarten schleppte und im Kinderwagen festschnallte. Da tobte sie dann noch weiter vor sich hin und verweigerte den ganzen Nachhauseweg standhaft jedes Angebot, ihr was anzuziehen. NEIHEIHEIHEIN! Bei 5 Grad ist das sicher nicht schön gewesen.
  • Beim Aufwachen aus dem Schläfchen, was sie spontan auf dem Sofa hielt, nachdem sie vor lauter Wut im Kinderwagen eingeschlafen war (ca. 5 Sekunden nach dem Foto). Für dieses Schläfchen war ich sogar ganz dankbar, weil ich auch nicht so sehr gerne in jeder freien Minute von meinem Kind angeschrien werde. Dieser letzte Wutanfall geschah augenscheinlich grundlos, bestand aus infernalischem Gebrüll und um sich schlagen und treten und alles vollschnoddern vor lauter Geheul und dauerte eine geschlagene Stunde. In der Stunde war ich ihr Boxsack, weggehen durfte ich nicht, sie anfassen aber auch nicht, mit ihr reden nicht. Als Michel ankam und ihr ein Schokoei anbot, pfefferte sie ihm das ins Gesicht. NEIHEIN!!! (Nahm Michel nicht übel, er aß es dann halt einfach.) Gerade als ich soweit war, mich im Bad zu verbarrikadieren, um dieses Gebrüll mal kurz nicht ganz so laut hören zu müssen, schluchzte sie laut „Maahaamaaa! Maaaamaaaa!“ und reckte ihre Arme in die Luft (nicht in meine Richtung, eher so irgendwohin halt) und auf meine Frage „Soll ich dich jetzt trösten?“ kam ein kaum hörbares „ja.“ zurück.

Ich weiß ja, es geht vorbei. Man kann nichts machen außer aushalten und das brüllende Bündel im Zweifel ganz schnell aus Supermärkten, KiTas und Arztpraxen entfernen (umstritten, ob man das wirklich sollte, aber erstens würde ich nicht wollen, dass mich jemand einfach Rotz und Wasser heulend in der Öffentlichkeit sitzen lässt, wenn es auch anders geht, auch wenn „Kinder halt dazu gehören“ und, zweitens, ja, da oute ich mich gern, aber fremde Kinder in der A-Phase kann ich, wenn ich ohne Kinder irgendwo bin, noch schlechter aushalten als mein eigenes. Wenn deshalb die Möglichkeit besteht, dass das Kind irgendwo anders brüllt, sorge ich als Mutter dafür, dass es das auch tut und schätze es auch, wenn andere Eltern das tun.). Diese Phase ist total wichtig für die Entwicklung des Kindes und blablablablabla, weiß ich alles.

Schön isses trotzdem nicht.

(Steigst du jetzt aus? NEIN!)

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Auto-Lobhudelei: Adoptionspapiere noch nicht ausgedruckt.

Tag 965 – Leuchtende Augen.

Am Samstag waren wir Einkaufen. Hier ist ja über Ostern immer superlanges Wochenende, der Mittwoch ist schon nur noch Larifari-Arbeitstag, Gründonnerstag ist Feiertag, Karfreitag eh, Samstag ist dann halber Feiertag mit eingeschränkten Öffnungszeiten und dann eben Sonntag und Montag wieder Feiertag. Aber da sämtliche Norweger ihre Osterferien auf der Hütte* verbringen und Ski fahren, ging es eigentlich sogar mit dem Samstagseinkauf, bis auf eine Aubergine habe ich alles bekommen. Für die Aubergine wollte ich dann aber nochmal in den Meny, wir kaufen ja sonst alles beim Rema, der ist ein bisschen wie Aldi, der Meny eben eher so Edeka. Viel mehr Auswahl, aber halt auch alles teurer und bei 5 Litern Milch pro Woche merkt man das eben schon irgendwann, ob die 19,80 oder 20,90 kostet und hey – hier ist eh alles pseudo-monopolisiert, man kriegt zu 90% im Meny halt die gleichen Produkte wie im Rema. Für die anderen 10% fahren wir dann doch hin. Und wie das dann so ist, kauft man noch dies und das und bleibt nochmal an der Fisch- oder Käsetheke stehen. Die gibt’s im Rema nämlich nicht. Und wie ich da so stehe, am Karsamstag eine Stunde vor Ladenschluss, und in die Käsetheke starre, spricht mich ein sicher 2 Meter großer und recht beleibter Herr an, wonach ich denn suchen würde. Erst erschrecke ich mich fast zu Tode, denn Norweger sprechen eine nicht einfach so an der Käsetheke an. Aber der Herr arbeitet da. Trotzdem sage ich nur „ach, ich suche nur mal was, was ein bisschen besonders ist…“ und will schon zum Brie** greifen, da sagt der Herr „Haben Sie den hier schon mal probiert?“ und reicht mir Chambre. Sieht lecker aus. Und da fährt der Herr auch schon fort: „Wissen Sie, was Sie damit machen können? Wir hatten mal welche davon, die waren kurz vorm Ablaufen. Und dann haben wir die einfach in den Ofen getan! Das ist ganz toll, geht ganz einfach und schmeckt herrlich, einfach Cräcker reindippen und mhhhhh! Wunderbar!“ und dabei hat er ganz leuchtende Augen, ganz niedlich ist der 2-Meter-150-kg-Mann, dass ich es weder übers Herz bringe ihm zu sagen, dass das Konzept Ofenkäse in Deutschland jetzt nicht grad neu ist, noch den Käse nicht zu kaufen.

Heute gab’s deshalb Ofenkäse.

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Michel fummelte sich beim Abendessen dauernd im Mund rum und beschwerte sich, dass der Zahn wehtue. Ich besah mir das also und sah ordentlich abgenutzte Milchzähne, Michel knirscht ja auch nachts mit den Zähnen (jetzt nicht mehr so stark wie auch schon mal, aber immernoch manchmal), ich sah auch hinter den Milchzähnen unten gerötete und geschwollene Kauleisten, da warten wohl die bleibenden Backenzähne auf ihren Durchbruch, und dann konnte ich nach ein bisschen Gefühle meinerseits endlich die heiß ersehnte Nachricht überbringen: „Der eine Schneidezahn unten, der sitzt nicht mehr ganz fest.“. Michel hat quasi komplett geleuchtet vor Stolz. Hachz.

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Auto-Lobhudelei: auf einigermaßen merkwürdige Mails einigermaßen sachlich geantwortet.

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*Anekdote: am Sonntag fragte die S. die M., ob der Sohn (H.) denn beim Papa auf dem Bauernhof sei. Ja, sagte die M., obwohl es erst geheißen hatte, „sie wollen auf die Hütte, aber da muss man 30 Minuten Ski laufen und das macht H. nicht mit“. Und da musste ich echt sehr lachen, das ist so klischeemäßig, Ylvis haben ein Lied darüber gemacht.

**Traurig, wie man hier gemainstreamed wird, aber Brie, Camembert, alter Gouda, echter Feta oder echter Parmesan sind für mich schon besondere Käsesorten geworden.

Tag 964 – Ferienende.

Ach, irgendwie bin ich wehmütig. Morgen geht Herr Rabe wieder arbeiten, Michel in den Kindergarten, ich passe auf Pippi auf (immernoch periodisches Fieber, jaja, die drei Wochen sind schon wieder rum). Hmm. Und vermutlich müssen auch bald wieder Bewerbungen geschrieben werden und diese Ferienblase gefiel mir eigentlich doch ganz gut.

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Auto-Lobhudelei: trotz wirklich kräftigem Muskelkater von gestern Workout gemacht, gut gekocht.